Ist es vielleicht jemanden noch möglich, die Schlacht zwischen Chinesen und Parther (mit römischer Ausrüstung und Taktik)näher zu beschreiben/erklären/erläutern?
Die Hiung-Nu waren ein Volk oder ein Großstamm in der Nähe des Tarim-Beckens. Manche Forscher setzen sie mit den Hunnen gleich, dort scheint sich in letzter Zeit eher eine gegenteilige Überzeugung durchzusetzen.
48 v. Chr. ließ sich einer der Oberhäuptlinge der Hiung-Nu, Chi-Chi, mit seiner Horde in einem Gebiet nieder, von dem aus er Mittelasien und die dorthin führenden Routen der Seidenstraße bedrohte. 36 v. Chr. Beschlossen die Chinesen einen Angrif auf ihn. Die beiden Expeditionsarmeen aus Chinesen und verbündeten Völkern des Tarim-Beckens vereinigten sich vor der befestigten Residenz Chi-Chis zur Schlacht.
Chi-Chi hatte vom König der Parther ein Kontingent schwerbewaffneter Infanteristen als Unterstützung erhalten.
Eine Darstellung, die auch einen Bericht über diesen ersten Zusammenstoß zwischen Parthern und Chinesen enthält ist in der Biographie des Ch’ien T’ang, des chinesischen Kommandeurs, enthalten. Darüber hinaus gibt es einen Tatenbericht über ihn in Form von Bildern. Hiernach besaßen die Soldaten des parthischen Kontingents viereckige Schilde und hatten sie im Kampf in einer Form aufgestellt, die in den chinesischen berichten mit den Schuppen eines Fisches verglichen wird. Gemeint ist damit eine Aufstellung in geschlossener Formation, sodass sich die Schilde wie die Schuppen eines Fisches deckten. Weder die Form der Aufstellung noch die für sie verwendeten Schilde passen zu dem, was in China über diese Kampfesweise bekannt war. Vergleichbares findet sich nur bei den römischen Legionen.
Das Ereignis fand weniger als zwei Jahrzehnte nach der Schlacht bei Carrhae statt, die die Parther durch den Einsatz von Bogenschützen und überlegener schwerer Kavallerie gegen die römische Infanterie gewonnen hatten. Die römischen Karrees hatten aber lange standgehalten und wurden hauptsächlich durch massive taktische Fehler besiegt, in deren Folge sich die einzelnen Teile ihrer Truppen auseinanderziehen und so nacheinander besiegen ließen. Da die Hiung-Nu nur über Reiter verfügten, ist eine Verstärkung durch parthische Infanterie ebenso gut vorstellbar, wie die Übernahme römischer Infanterie-Taktik und -Ausrüstung durch die Parther im Gefolge der Schlacht von Carrhae.
Die andere Quelle der Schlacht ist der in Bildern wiedergegebene Tatenbericht über die Kämpfe, in denen Ch’ien T’ang das Oberkommando hatte. Dieser Bericht ist verloren, seine Existenz ist aber über eine chinesische Quelle bezeugt, die von dem Vorzeigen des Berichtes im kaiserlichen Harem erzählt. Außerdem ist ein Teil in Form einer Kopie erhalten, die sich als Flachrelief an der Ostwand der im ersten Jahrhundert n. Chr. errichteten Grabkammer von Hsiao t’ang-shan befindet, weniger als 100 Jahre nach den Ereignissen angefertigt. Der Künstler hat hier allerdings gleich die Soldaten, und nicht nur ihre Schilde, als Fischschuppen dargestellt.
Dies sind kurz die Abläufe, wie sie Haussig in seinem Werk schildert. Haussig ist wohl weiterhin als der profundeste Kenner der Geschichte dieses Gebietes anzusehen und seine Meinung hat großes Gewicht.
Er verweist darauf, dass sich im Tarim-Becken und in China nach dieser Schlacht vielfältig sowohl die viereckigen Schilde finden, als auch der Brauch römischer Soldaten den Mantel über der Brust zusammenzuknoten, was bis dahin dort unbekannt war.