Christentum - Stütze des Reiches oder Anfang vom Ende?

"Selbst die Heermeister vor dem entgültigen Zerfall des Reiches würde ich nicht als Christen sehen, sie waren bestenfalls Arianer, was sich aber nicht in die orthodoxe Kirche eingliedern läßt."

Stilicho, Sohn eines Vandalen und einer Roemerin, im theodosianischen Umfeld aufgewachsen, eifriger katholischer Christ und ueberzeugter Roemer. Er war Reichsfeldherr und praktisch Herr des westlichen Reiches.

Ricimer war arianischer Christ.

Aetius war meines Wissens auch katholischer Christ.
 
Ich hab jetzt nur den Anfang gelesen, aber schon bei Julian stimmt so einiges nicht! Der gute hat in keinster Weise Heiden konsequent vorgezogen. Das ist fatkisch einfach falsch. Er betraute Christen sogar mit wichtigen militärischen Kommandos oder beließ sie in ihren Verantwortungspositionen! Würde man das tun, wenn man Christen grundsätzlich so mißtrauen würde wie du es darstellst?

Nebenbei hat auch Julian "Propaganda" betrieben, da sollte man seine Worte nicht unbedingt auf die Goldwaage legen, wenn es um die Brutalität seiner Verwandten geht. Außerdem geht es da in erster Linie um die Rolle des Constantius bei der Ermordung von Julians nächsten Verwandten. Schon mal Bringmann zu Julian gelesen? Julians Einstellung zum Christentum entspringt eher seiner neuplatonischen Gesinnung. Den Werdegang Julians zum Heiden kann man schlecht auf seine Erfahrungen in Kappadokien reduzieren.

Noch abschließend etwas zum Wahrheitsanspruch der christlichen Kirche und der Annahme soetwas sei den paganen Kulten völlig fremd. Dazu empfehle ich dir nur einmal eine tieferen Blick in die Herrscherideologie der Tetrarchie, dort findet sich exakt ein solcher Wahrheitsanspruch! Und das war mehr als ein halbes Jahrhundert vor Julian.

Und verzeih mir wenn ich den Rest nicht lese bzw. darauf eingehe. Ich werfe nur kurz ein, was mir beim drüberlesen aufgefallen ist.

Gruß Marbod
 
"Inwiefern Konstantin der Begründer des Ostreichs sein soll, wüssste ich auch gerne, vllt kannst du da mal einige Argumente liefern, die dich zu dieser Annahme verleiten."

Die Herrschaft von Constantinus, den man bald Konstantin den Grossen nannte, brachte - wie die des Diocletian - einschneidende Änderungen für das Gefüge des Römischen Reiches. Das System der Tetrarchie wurde wieder zugunsten der Alleinherrschaft aufgegeben und mit ihm errang das Christentum den endgültigen Sieg über die heidnischen Religionen.

Die konstantinische Verwaltungsreform brachte mehrere neue Ämter hervor. Der magister officiorum kontrollierte die scrina (Wirtschaftsbücher) der kaiserlichen Verwaltung und der quaestor sacri palatii wurde der wichtigste Rechtsberater des Kaisers. Für die Finanzen waren zwei Staatssekretäre zuständig. Der comes rei privatae und der comes sacrarum largitionum beaufsichtigten Einnahmen- und Ausgabenverteilung; darunter die Spenden an das Volk. Die beiden gehörten dem consistorium (Kronrat) an und hatten ihre Position - insofern sie sich nichts zu Schulden kommen liessen - ein Leben lang inne.

Constantinus schuf nun einen in drei Rängen gegliederten Rat, deren Mitglieder comites (Gefährten) hiessen. Sie waren ihm besonders verpflichtet und übernahmen zahlreiche Regierungsaufgaben. Damit wurde dieses Gremium zum Vorbild und Vorläufer der mittelalterlichen Kronräte. Das von Diocletian eingeführte Hofzeremoniell wurde beibehalten und Constantinus konnte sich als sakrosankte überhöhte Person fühlen, abgehoben von allen anderen gewöhnlich Sterblichen. Um diese Position zu betonen, trug er fortan ein juwelenbesetztes Diadem. >>> Vorläufer der byzantinischen Staats- und Herrschaftsform!

Constantinus suchte sich eine neue fixe Residenzstadt. Seine Wahl fiel auf das seit dem 6.Jh.v.Chr. existierende Byzantion (Byzanz), das strategisch günstig am Bosporus lag und die Trennlinie zwischen Europa und Asien bildete. Nach nur sechs Jahren Bauzeit wurde 330 Constantinopolis (Istanbul) offiziell eingeweiht. Mit ein Grund für diese Entscheidung war das Vorhandensein eines ausgezeichneten Hafens, dem Goldenen Horn. Das Gebiet liess sich leicht sowohl von Land als auch zur See verteidigen. Die wichtigen Wirtschaftszentren Kleinasiens und Syriens sowie die bewährte Kornkammer Ägypten waren leicht erreichbar. In dieser Zeit entwickelte sich auch das Gebiet der heutigen Ukraine zu einem wichtigen Getreidelieferanten. >>> Konstantinopel war auch Hauptstadt des byzantinischen bzw. oströmischen Reiches!

Constantinus war entschlossen seiner eigenen Stadtgründung den nötigen Auftrieb zu verschaffen. Damit legte er den Grundstein für das spätere Byzantinische Reich, das nochmals gut 1000 Jahre das Weströmische Reich überdauern sollte. Durch diesen Wechsel änderte sich auch die sprachliche Ausrichtung. Rom stand für Latein, Konstantinopel für Griechisch. Augustus’ Wunsch, das Lateinische für alle Zeiten zur herausragenden Sprache zu machen, wurde damit nicht erfüllt.

Betrachtet man seine Massnahmen über die Antike hinaus, so ist deutlich zu erkennen, dass Constantinus das Römische Reich näher an das Mittelalter herangeführt hatte, als kein anderer Kaiser vor und nach ihm. Die Dominanz der Kirche, das Hofzeremoniell und die Architektur waren bereits Vorboten eines neuen Zeitalters.

Die Zwangsinnungen ebneten gedanklich den Weg für die mittelalterlichen Zünfte und die Festsetzung von Folterstrafen (nicht nur für Sklaven und Kriegsgefangene) in den Gesetzen hatten ebenfalls eine nachhaltige Wirkung auf das mittelalterliche Rechtsystem. Am schlimmsten sollte sich jedoch die überproportionale Hereinnahme von Germanen in das römische Heer und die Privilegierung ihrer Heerführer auswirken. Im Endeffekt trug die von Constantinus durchgesetzte Erneuerung des Reiches bereits den Keim für seinen Untergang in sich - sowohl im Westen als auch Jahrhunderte später im Osten.

>>Die Gründung Konstantinopels war der Grundstein für die allmähliche Überlagerung der Schwerpunkte in den Osten, der Spaltung der Reichshälften und für die Enstehung des Oströmischen Reiches!

noch ne frage?
 
es ging mir in diesem fall nicht primär um julian, die ausführungen stammen in diesem fall auch nicht direkt von mir! und das mit bringmann ist auch schon länger her, ich habe jetzt nicht alles mit der lupe verglichen und kontrolliert! mag sein dass du recht hast!
 
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es gibt noch ein argument dafür, dass das christentum letztendlich keine stütze für das kaiserreich war! man sollte seine aufmerksamkeit einfach mal auf das ende der weströmischen geschichte legen: im jahre 476, als romulus augustus von odowaker abgesetzt wurde, wurde unter anderem die begründung genannt, man brauche keinen kaiser im westen mehr! und tatsächlich: die herrschaft des westens beschränkte sich nur noch auf italien, die weltliche und militärische führung oblag schon lange den heermeistern, der geistliche herrscher war schon lange der papst! denn das geistliche oberste priesteramt (pontifex maximus), wurde bereits von Gratian abgelegt, da dieser heidnische titel in einem christianisierten reich überflüssig wurde!
"Wahrscheinlich von Damasus beeinflusst, vollzog der junge Kaiser einen Schritt, den noch kein Herrscher vor ihm gemacht hatte. Er legte den seit 12 v.Chr. ausschliesslich beim Kaiser liegenden heidnischen Titel des Pontifex maximus nieder. Praktische Erfordernisse hatte dieses Amt schon lange keine mehr bedurft und mit der Ablebung dieser Hülle war die endgültige Trennung zwischen Kaisertum und heidnischen Kulten vollzogen. Kein Kaiser sollte den Titel jemals wieder annehmen und er taucht erst bei den Renaissancepäpsten in verändertem - weil christlichem - Gewand wieder auf."
doch damit gab es auch eine immer stärker werdende tendenz zur strikten trennung zwischen weltlicher herrschaft des kaisers und geistlicher herrschaft der kirche bzw. patriarchen und päpste. jetzt gegen ende des reiches, wo christianisierte barbaren die reste des reiches und die armee bevölkerten, und wie gesagt die wahre machtbefugniss bei den barbarischen heermeistern lag, stand das RÖMISCHE kaisertum vor seinem ende! der ehemals universelle herrscher war zur marionettefigur für die römische zivilbevölkerung verkommen, doch diese stand eher im einfluss des an macht gewinnenen papstes. und die barbaren sahen zu recht keine notwendigkeit mehr, einen kaiser zu benötigen, wenn man doch den papst als geistlichen vater anerkennen konnte. die trennung sah schlicht und ergreifend folgendermaßen aus: politisch herrschten die germanen, geistlich der römische papst; wozu also einen römischen kaiser? man könnte also sagen, das christentum war mit ein totengräber der römischen heerschaft bzw. des röm. kaiserstums, aber ein transformator römischer herrschaftsform hinüber zum mittelalter, wo diese tradition dann erstmals wieder von karl den grossen mit seiner kaiserkrönung übernommen wurde! gekrönt wurde er vom römischen papst, eines christlichen überbleibsels des römischen reiches.
 
Ich habe mich jetzt mal durch alle (vornehmliche natürlich dein, caracalla) gekämpft und ich persönlich finde deine ganze Ausführung viel zu sehr auf das Christentum bezogen.
Es muss auch bedacht werden was vorher da war und was ca. 40% der römischen Bevölkerung dazu brachte den alten Göttern abzuschwören.

Außerdem hast du bisher einige wichtige Fragen nicht geklärt.
Weshalb soll nun Konstantin der Gründer des Ostreichs sein? Sicher mit seiner Hauptstadt legte er eine deutliche Tendenz nach Osten, aber schon Diokletian hat etwas ähnliches getan als er sein eigenes Betätigungsfeld nach Osten legte, denn immerhin war er so etwas wie der "Chefkaiser" in seiner Tetrachie.

Auch dein letzter Beitrag liefert keine neuen Argumente. Natürlich war der weströmische Herrscher sinnlos geworden. Vor allem wenn man bedenkt dass er ein Kind war.
Für die Herrschaft über Italien bedurfte es keines Kaisers und die Germanenreiche die sich inzwischen auf ehemals römischem Boden begründet hatten bedurften keines Kaisers in Rom. Das war aber kein Problem des Christentum, denn wie konnte sonst de Herrscher in Konstantinopel überleben, der ja ebenfalls Christ war.
 
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