Das Öl, die Royal Navy und der Erste Weltkrieg

Wenn der Schwefel auf der einen Seite bessere Schmiereigenschaften mit sich bringt, läuft es mal wieder auf einen Kompromiss hinaus. Haltbarkeit der Treibstoffpumpen gegen Haltbarkeit der Düsen, Kessel und Abgassysteme.

Apvar

OT:
Das ganze Leben ist ein Kompromiss;)
Und die Komponenten in den Treibstoffen sowieso. Die Düsen gehören zu den Teilen, die den Schwefel "lieben".


Zurück zum Thema:
Die ersten, die mit Öl als Treibstoff für Kriegsschiffe experimentierten, waren die Italiener schon in den 1890er Jahren.
Weder Kohle noch Öl im Land, da fällt die Entscheidung für das technisch Vielversprechendste.

In den anderen Marinen bespritzte man an ab ca. 1900 die Kohle mit Öl zur Leistungssteigerung.
 
In einer TV Doku wird gerade berichtet, daß eine US-amerikanische Ölgesellschaft (? Standard Oil - Rockefeller) und eine niederländisch-britische (? Shell) sein Öl während des gesamten 1.Weltkrieges an beide Seiten verkaufte.

Und während des Krieges planten die Franzosen und Briten nach dem Sieg über Deutschland den Nahen Osten aufzuteilen bzw. die Ölfelder. Dies missviel Rockefeller so sehr, daß er Entente Öllieferungen verweigern wollte, die aber für den Krieg dringend benötigt wurden.

Was gibt es nähres zu dieser überdimensionalen kapitalistischen oder monopolistischen Handlungsweise gerade der US-amerikanischen Ölgesellschaft zu sagen?

In Europa verbluten die Soldaten in dem Schützgräben und US-amerikanische Geschäftsleute reiben sich die Hände oder erpressen sogar die Kriegsparteien!?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das past doch voll ins Bild. Fast der gesamte Nahe Osten war Teil des Osmanischen Reiches, welches ja mit Deutschland verbündet war. Als dann klar wurde das das Osmanische Reich in argen Problemen ist werden die Konzerne versucht haben ihre Claims abzustecken.
Und bis zum 1. WK war die die Politik der USA ja eigentlich eher auf sich selbst bezogen. Erst nach dem Kriegseintritt 1917 konnten daher die amerikanischen Unternehmer hoffen, einen Fuss in Tür zu den Ölfeldern in Arabien zu bekommen.

Apvar
 
Und während des Krieges planten die Franzosen und Briten nach dem Sieg über Deutschland den Nahen Osten aufzuteilen bzw. die Ölfelder. Dies missviel Rockefeller so sehr, daß er Entente Öllieferungen verweigern wollte, die aber für den Krieg dringend benötigt wurden.

Öl wurde zunehmend zum Schmierstoff für den Krieg, und dass die Aufteilungsambitionen gerade der britischen Seite mit den Ölvorkommen zu tun hatten, wurde oben mehrfach angesprochen. Die Briten bezogen die Masse des Ölbedarfs gegen Kriegsende aus den USA, und ihre Bezugsquellen aus Südostasien, insbesondere Burma, reichten da schon nicht mehr aus.

Bei der Nachkriegsordnung hat man das natürlich mit im Blick gehabt, und eigentlich ist nur die Bedeutung weiter gesteigen, die sich 1912/13 abzeichnete.

Das Ganze bekommt noch eine Spitze: die russische Revolution, die Ölkrise 1918/19 durch den Ausfall der kaukasischen Ölfelder und 1918 der weite Vormarsch der Osmanischen Armee in den Kaukasus hinein (in das zerfallende Reich).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Ganze bekommt noch eine Spitze: die russische Revolution, die Ölkrise 1918/19 durch den Ausfall der kaukasischen Ölfelder und 1918 der weite Vormarsch der Osmanischen Armee in den Kaukasus hinein (in das zerfallende Reich).

Der Ausfall der kaukasischen Ölfelder? Und dadurch eine Ölkrise? 1918/19?
Sorry, aber steht mir da einer auf der Leitung?

Baku usw. war zeitweilig der größte Ölförderer überhaupt. Aber wie wäre dieses Öl 1914-1917 auf den Weltmarkt gekommen?

Öl wurde zunehmend zum Schmierstoff für den Krieg, und dass die Aufteilungsambitionen gerade der britischen Seite mit den Ölvorkommen zu tun hatten, wurde oben mehrfach angesprochen. Die Briten bezogen die Masse des Ölbedarfs gegen Kriegsende aus den USA, und ihre Bezugsquellen aus Südostasien, insbesondere Burma, reichten da schon nicht mehr aus.

Bei der Nachkriegsordnung hat man das natürlich mit im Blick gehabt, und eigentlich ist nur die Bedeutung weiter gesteigen, die sich 1912/13 abzeichnete.

Zustimmung.

Zitat Köbis:
In einer TV Doku wird gerade berichtet, daß eine US-amerikanische Ölgesellschaft (? Standard Oil - Rockefeller) und eine niederländisch-britische (? Shell) sein Öl während des gesamten 1.Weltkrieges an beide Seiten verkaufte.

Und während des Krieges planten die Franzosen und Briten nach dem Sieg über Deutschland den Nahen Osten aufzuteilen bzw. die Ölfelder. Dies missviel Rockefeller so sehr, daß er Entente Öllieferungen verweigern wollte, die aber für den Krieg dringend benötigt wurden.

Was gibt es nähres zu dieser überdimensionalen kapitalistischen oder monopolistischen Handlungsweise gerade der US-amerikanischen Ölgesellschaft zu sagen?

In Europa verbluten die Soldaten in dem Schützgräben und US-amerikanische Geschäftsleute reiben sich die Hände oder erpressen sogar die Kriegsparteien!?

Der Rockefeller hat mit harten Bandagen gestreichelt:devil:.

Wobei es im 2. WK keinen Deut anders war.

Aber so ist halt der Mensch.
Und schon Mao .... ich weiß, ich habe es schon mal erwähnt.
 
Der Ausfall der kaukasischen Ölfelder? Und dadurch eine Ölkrise? 1918/19? Sorry, aber steht mir da einer auf der Leitung?

Es geht weniger bzw. nicht nur um Mengenbilanzen, als vielmehr um die oil-shortage-Krise mit Ende des Ersten Weltkriegs und 1919. Das ist eine Reaktion auf die wahrgenommenen Bedarfssteigerungen und die Befürchtungen über das weitere Schicksal des Kaukasus. Ein "scare", wenn man das bzgl. der seinerzeitigen Perzeption so bezeichnen mag.

Sorry für die Verkürzung. Ich hatte den Hintergrund vorausgesetzt.:winke:
 
Sorry für die Verkürzung. Ich hatte den Hintergrund vorausgesetzt.:winke:

Nö, ich habe leider keinen "Hintergrund" ich muss von dem leben, was ich so verdiene.:cool:

Selbstzitat:S
Zur Endlichkeit
1874 Dr. Wrigley vom US-Amt für Bodenforschung
Vorräte in den USA ca. 96 Millionen Barrel /Das Barrel entspricht grob 159 ltr.
Der Verbrauch 1869 bis 1874 lag bei 25 Mill. Barrel
1908 Dr. D. Day vom genannten Amt 23 Milliarden Barrel
1920 Dr. Otis-Smith schätzt lediglich noch 7 Milliarden Barrel
wobei sich von 1914-1920 die Förderung verdoppelt hatte, und die Verdoppelungsmengen fast ausschließlich aus den USA kamen. Von dem her mag die niedrige Schätzung Tagespolitik gewesen sein.

Verstehe ich Dich richtig? Hebst Du darauf ab?
 
Nein, ich habe auf den "Knick" der Baku-Groszny-Produktion abgestellt, die bis zum Weltkrieg die Hälfte der Förderung außerhalb der USA stellten, zur Ölkrise 1918/19 auf U.S. Department of Commerce/ W.A. Ottis/1924: The Petroleum Industry of Russia. Supplement to Commerce Reports, No.263. Die Fehlmengen wurden dann durch Mexiko aufgefangen. (was aber für die britische Sicht - strategisch - egal war)
 
Ich habe zwar die Publikation als PDF gefunden.
Aber den W.A. Ottis ums Verrecken nicht.

Ich meine den:


Aber ich denke mal wir reden von der selben Sache.
Die Amis befürchteten, dass bei weiter ähnlich hohen Fördermengen "ihr" Öl ruckizucki zu Ende wäre.
Siehe mein Beitrag zur "Endlichkeit".
Wobei die Fördermengen 1914 und 1920 das russ. und rumänische Öl nicht berücksichtigen, da für die West-Entente nicht erreichbar.

OT: Es gehört mMn zur Preispolitik, dass seit 150 Jahren von einer mal mehr mal weniger dramatischen "Verknappung" die Rede ist.
 
In einer TV Doku wird gerade berichtet, daß eine US-amerikanische Ölgesellschaft (? Standard Oil - Rockefeller) und eine niederländisch-britische (? Shell) sein Öl während des gesamten 1.Weltkrieges an beide Seiten verkaufte.
Das halte ich für unglaubwürdig. Wie sollen denn solche Öllieferungen durch die englische Blockade gekommen sein?

Was gibt es nähres zu dieser überdimensionalen kapitalistischen oder monopolistischen Handlungsweise gerade der US-amerikanischen Ölgesellschaft zu sagen?
Eigentlich nichts. Bis 1917 waren die USA neutral und konnten im Prinzip beliebig Handel treiben. Und daß Standard Oil auch nach Kriegseintritt der USA noch an Deutschland geliefert haben soll, halte ich für unglaubhaft - da müßten Belege her.
 
Das halte ich für unglaubwürdig. Wie sollen denn solche Öllieferungen durch die englische Blockade gekommen sein?


Eigentlich nichts. Bis 1917 waren die USA neutral und konnten im Prinzip beliebig Handel treiben. Und daß Standard Oil auch nach Kriegseintritt der USA noch an Deutschland geliefert haben soll, halte ich für unglaubhaft - da müßten Belege her.


Italien und Niederlande.
Wobei man nicht vergessen darf, dass die Shell zwei Wurzeln hat, Royal Dutch!
so richtig effizient funktionierte die Blockade erst ab 1916.
Wobei nicht übersehen werden darf, dass die Mengen klein waren.

Aber mit der Kriegserklärung war endgültig Sabbat, sehe ich auch so.
 
Aber ich denke mal wir reden von der selben Sache.
Die Amis befürchteten, dass bei weiter ähnlich hohen Fördermengen "ihr" Öl ruckizucki zu Ende wäre.
Siehe mein Beitrag zur "Endlichkeit".
Wobei die Fördermengen 1914 und 1920 das russ. und rumänische Öl nicht berücksichtigen, da für die West-Entente nicht erreichbar.

so ist es.
Die Ami-Gesellschaften gelüstete es sehr nach dem Nahostöl, das Geschäft wollte man gemeinsam angehen. Aber: Antitrustgesetz!
Brauchte man zuerst mal den nationalen Notstand. Das ist der Hintergrund:cool: dieser "Ölverknappung"!
Chef der Verhandlungsdelegation wurde dann Hoover, der spätere Präsident.
Man verhandelte mit Erfolg.
In der Folge brach zwischen 1921 und 1926 der Ölpreis, trotz nochmaliger Verdoppelung des Verbrauchs, zusammen. Überangebot!

Ich will mit Details außerhalb des Threadthemas nicht langweilen, aber dies war dann Anlass etlicher Abkommen, das bekannteste ist das "Red Line" die den Ölmarkt bis weit in die 50er kommod für die Multis verteilten.
 
Das halte ich für unglaubwürdig. Wie sollen denn solche Öllieferungen durch die englische Blockade gekommen sein?
[...]Bis 1917 waren die USA neutral und konnten im Prinzip beliebig Handel treiben. Und daß Standard Oil auch nach Kriegseintritt der USA noch an Deutschland geliefert haben soll, halte ich für unglaubhaft - da müßten Belege her.


Stimmt, wenn man die Lieferungen direkt nach Deutschland per Schiff betrachtet, war spätestens ab Frühjahr 1915 Schluss damit:
http://www.geschichtsforum.de/f62/die-britische-fernblockade-1914-1918-a-20564/
Wichtigste Ölgesellschaften für die deutsche Kriegswirtschaft waren die DAPG und die Rhenania, deren Muttergesellschaften in New York, Den Haag und London ansässig waren. Damit wären die Verbindungen nach USA oder den Niederlanden erklärt und als die Einfuhr per Schiff durch die britische Blockade gesperrt war, tätigte die DAPG Rohölkäufe in Galizien und Rumänien. Dort erfolgte der Aufbau eines neuen Umschlag- und Lagerplatzes für die deutsche Ölversorgung in der Stadt Orsova

Mehr dazu kann hier nachgelesen werden:
Faktor Öl: die Mineralölwirtschaft ... - Google Bücher
 
OT:
Die erste (Superlative wie erste oder letzte sind immer so ein Ding) "Ölverknappung" in den USA entdeckt man in den Publikationen 1942-43 als die deutschen U-Boote die Tankerouten entlang der Ostküste angriffen.
Was durch den sehr schnellen Bau der Ölpipeline "Big Inch" Sommer 1943 behoben war
 
Wer ist denn jetzt Mister X?

Bitte noch etwas Geduld, es fehlt Teil II. Ich wollte die dazwischen geschobene, interessante Diskussion nicht stören.

Dazu noch drei Nachfragen wegen Quellen:

- Ölpreise 1919-1926 nebst
- Bedarf nach Regionen
- Produktionsregionen und der Mexiko-Faktor.

Wie oben ausgeführt, ist die britische strategische Betrachtung eine etwas andere als die der USA, schon wegen der kriegsbedingten Abhängigkeiten, und der Suche betr. Nachkriegs-Lösungen.
 
Vielleicht noch als Ergänzung:

Das Erdöl als strategisches Gut kann man ja als allgemein bekannt annehmen.
Für die verschiedensten Zwecke schon 14-18.

Was hier noch nicht zur Sprache kam: das Petroleum zur Beleuchtung.
Strom war noch selten, und Gaslicht gab es eh nur in den Städten.

Gab es auf dem flachen Land nur die Petroleumlampe (meine Urgroßmutter kam 1912 bei einem Brand, ausgelöst durch eine Petroleumlampe ums Leben).
Für die Petroleumlampe gab es aber, da nicht kriegswichtig, ab 1916 keinen Tropfen mehr!
Was im Ergebnis für die Landbevölkerung hieß, Kerzen und "Hindenburg-Licht" (Wachs mit Docht in einer Dose) sonst im Dunkel sitzen! Und das 3 Winter lang!
Luddendorf hat davon geschrieben, dass das eine große Belastung für den "Landmann" gewesen sei.

OT: Man muss auch solche Punkte sehen, nicht nur Kriegsschiffe, Flugzeuge und Panzer.
 
In der Folge brach zwischen 1921 und 1926 der Ölpreis, trotz nochmaliger Verdoppelung des Verbrauchs, zusammen. Überangebot!

Dazu ein Hinweis: es gab keinen globalen Marktpreis. Der Preiseinbruch war - in diesem Umfang - ein auf den US-Markt beschränktes Phänomen, indem die Spekulationsblase dort geplatzt ist.

Die übrigen Preise wiesen diese Schwankungen nicht auf, siehe Grafik unten.

globale Produktion (gesamt - USA - Mexiko - Rußland - Persien - NL-Indien):
1914: 55,9 Mio. to. - 36,4 - 3,9 - 8,9 - 0,4 - 1,6
1919: 77,5 Mio. to. - 52,2 - 13,0 - 4,3 - 1,4 - 2,2
1920: 99,1 Mio. to. - 62,1 - 24,4 - 3,8 - 1,7 - 2,4
1921: 107,5 Mio. to. - 64,7 - 29,0 - 4,0 - 2,2 - 2,4
1922: 119,7 Mio. to. - 76,4 - 27,3 - 4,5 - 2,9 - 2,4
1923: 141,8 Mio. to. - 100,4 - 22,4 - 5,4 - 3,8 - 2,8
1924: 140,8 Mio. to. - 97,9 - 20,9 - 6,1 - 4,2 - 2,9

Auf die Großhandelspreise in den USA gab es (zB Petroleum) kaum Auswirkungen. (StatJBDR 1026, S. 43*)
 

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Ergänzend noch ein Zitat der Person, um die es hier geht. Deutlicher kann man es nicht zum Ausdruck bringen:

"It is important to retain as much oil-bearing land in british hands as possible to prevent it from failling into alien, and possible hostile alien, possession. From the political point of view it is likely that the result of such a transfer [*] would be the loss of a considerable amount of useful influence in Russia.


[*] Anm: es ging hier vor dem Hintergrund der allgemeinen strategischen Aussage "nur" um den Transfer der britischen Anteile der Maikop-Ölfelder in die Moskau-Narodny-Bank, Quelle: White, Christine: British and American Commercial Relations with Soviet Russia 1918-1924, S. 68/69 - X to Petroleum Executive, 13.12.1918, FO 368/1974.
 
Dazu noch drei Nachfragen wegen Quellen:

- Ölpreise 1919-1926 nebst

- Produktionsregionen und der Mexiko-Faktor.

Ölpreise in $ pro Barrel:
1910 0,61
1915 0,64
1916 1,00
1917 1,50
1918 2,00
1919 2,00
1920 3,07
1921 2,00
1922 1,75
1923 1,75
1924 1,80
1925 2,00
1926 1,60
Blieb dann bis 1945 zwischen 1$ und 1,50$

Quelle: Deutsche BP, Das Buch vom Erdöl, Hamburg 1990

- Bedarf nach Regionen
Du meinst, was in die einzelnen Weltregionen geliefert wurde?

- Produktionsregionen

dito Fördermengen?

und der Mexiko-Faktor.
das sagt mir jetzt nichts.

Rätsel ich mal.
Die Mexikaner haben als erste auf der Welt ihre Erdölquellen kpl. verstaatlicht, in den 30ern, hat Jahrzehntelang keine Sau mehr Sombreroöl gekauft. Meinst Du dies?

Oder:
bei der berühmten Schneehuhnjagdpartie wurde als weltweit gültiger Referenzpreis "posted price" der in Texas jeweils gültige vereinbart. Außerdem sollte als Basis der Frachtberechnung unabhängig vom Herkunftsort immer der Tarif ab "Golf von Mexiko" gelten. Egal woher das Öl kam.
Meinst Du dies?
 
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