Der beste historische Film

Das ist schwierig, schwierig in mehrfacher Hinsicht:
man könnte "historischer Film" auch wörtlich nehmen, also historische Filmaufnahmen:
hier finde die vorliegenden Filmmaterialien, auf denen Rachmaninov, Richard Strauss, Strawinski, Picasso, Thomas Mann zu sehen sind, ganz besonders berührend.
Ich weiß, es gibt auch viel Filmmaterial von kaiserzeitlichen Paraden, vom Gröfaz und seinen Spießgesellen, auch von Stalin - hier aber kann und will ich nicht von besten historischen Aufnahmen sprechen, sondern kann diese nur als erschreckend und bestürzend bezeichnen.
 
Für mich ist es "Der Untergang". Der Film ist zwar in einigen Punkten politisch umstritten. Insgesamt ist er für mich aber er eines der besten Beispiele dafür, wie man historische Authentizität und dramaturgische Kniffe miteinander auf eine Weise vereinbaren kann, dass der Film unterhaltend bleibt, ohne unsinnige Verfälschungen und Erfindungen hinzuzufügen. Die wenigen völlig fiktionalen Charaktere stehen nicht im Vordergrund und stören auch nicht allzusehr. Dazu kommt ein hervorragendes Schauspielerensemble, allen voran natürlich Bruno Ganz.
 
Wie ist die Frage eigentlich zu verstehen?
Einen guten Film macht doch im Grunde genommen aus, dass er eine Geschichte so erzählt, dass man in der ersten Minute von ihr gefangen und bis zur letzte nicht losgelassen wird, also der keine langweiligen Durchhänger hat (wohl aber Verschnaufpausen - Verschnaufpausen für den Filmhelden in einem Action- oder Horrorfilm sind ja auch Verschnaufpausen für den Zuschauer). Ein guter Film ist also ein Film, bei dem die Dramaturgie bis ins letzte Detail stimmt.
Dementsprechend wäre der Film Waterloo sicher kein guter Film, er hat Längen und verfolgt über Stunden ein weitgehend anonymes Schlachtgeschehen, sicher historisch sehr akkurat, aber eben totlangweilig.
Was aber die Kostümierung angeht, soll er ziemlich gelungen sein. Und in genau dieser Hinsicht verstehe ich die Ausgangsfrage, also nicht so sehr in Hinsicht der Dramaturgie als vielmehr des Szenenbildes und der Requisite.
 
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Dementsprechend wäre der Film Waterloo sicher kein guter Film, er hat Längen und verfolgt über Stunden ein weitgehend anonymes Schlachtgeschehen, sicher historisch sehr akkurat, aber eben totlangweilig.
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Was aber die Kostümierung angeht, soll er ziemlich gelungen sein. Und in genau dieser Hinsicht verstehe ich die Ausgangsfrage, also nicht so sehr in Hinsicht der Dramaturgie als vielmehr des Szenenbildes und der Requisite.
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Das ist aber auch enorm Geschmackssache. Manch einer, der auch keine Ahnung von der Zeit hat, hat mir schon erzählt wie ihn die schauspielerischen Leistungen von Rod Steiger, Orson Welles und Christopher Plummer gefesselt haben.
Außerdem dauert der Film ja insgesamt "nur" 134 Minuten. Davon spielt ein guter Teil auch vor der Schlacht.
Das sähe schon ganz anders bei "Gettysburg" aus.

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Naja, in Relation zu dem damals üblichen vielleicht. :pfeif:

Was ist denn nun Dein "bester Film"? Kann doch total subjektiv sein. :)

Wobei ich glaube, dass es so nen Thread schon gibt. Aber Filme sind halt immer super zum Palavern und mit jedem neuen, kann sich die Einschätzung ändern.
 
Wobei ich glaube, dass es so nen Thread schon gibt.

Genau das war auch der Grund meiner doch eher theoretischen Überlegungen:

http://www.geschichtsforum.de/f6/historische-lieblingsfilme-1764/

Denn bester Film nach möglichst objektiven Gesichtspunkten und Lieblingsfilm, was eine rein subjektive Sache ist, sind zwei Paar Schuh.


Was ist denn nun Dein "bester Film"? Kann doch total subjektiv sein. :)
Tja, gelten Romanverfilmungen, also gilt historische Fiktion? Dann finde ich La lengua de las mariposas sehr genial.
 
Wobei es für die objektiven Gesichtspunkte auch keine einheitliche Linie geben dürfte, nach den bisherigen Beiträgen hier zu schließen.

Abgesehen davon, stellt sich für mich noch die Frage, was einen historischen / Historischen Film eigentlich ausmacht?

Nehmen wir einige Beispiele:
Was ist mit Theaterstückverfilmungen wie z. B. "Madame de Gens", "Der Löwe im Winter", "Becket", "Cyrano de Bergerac" oder "Ein Mann zu jeder Jahreszeit"? (Der Löwe wurde bereits hier erwähnt.)

Was ist mit Romanverfilmungen, bei denen sich (wie auch bei einem Theaterstück) zudem noch die Frage stellt, inwieweit der Roman selbst als historischer / Historischer Roman überzeugt bzw. gelungen ist?

Sind also Fernsehserien wie z. B. die Wanderhuren-Trilogie, "Der Medicus", die Bruder Cadfael-Serie oder "Die Strauss-Dynastie" als historische Filme bzw. Fernsehserien noch einzustufen?

Fallen Kinofilme wie z. B. "Die Päpstin", "Vom Winde verweht" (spielt immerhin vor historischer Kulisse), "Titanic", "Spartacus" oder "Ben Hur" unter historische Filme?

Wäre ein Film wie "Die Gärtnerin von Versailles", "Angelique" oder "Die Försterchristl" als historische Filme einzustufen? (Solche Filme sind zwar inhaltlich nicht gerade authentisch, aber immerhin haben historische Figuren wie König Ludwig XIV. oder Kaiser Franz Joseph ihre Auftritte.)
Oder was wäre mit dem "Marie Antoinette"-Film mit Kirsten Dunst oder den zahlreichen Jeanne d´Arc-Filmen?

Und was ist eigentlich mit Komödienfilmen, die in vergangener Zeit spielen oder in denen es sogar um historische Geschehnisse geht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Du meinst Filme Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit oder Mel Brooks Verrückte Geschichte der Welt? ;)
 
Was Teresa hier anspricht ist ja m.E. (aus Sicht eines Technikers und Ökonom) das Problem.

In der Regel sind ja alle die Filme, die sich mit Ereignissen der Vergangenheit beschäftigen, wohl schon als historische Filme einzustufen.

Die Frage ist nur, was ist in diesen Film davon tatsächlich so abgelaufen (mit seriösen Quellen belegt) und was ist davon Phantasie des Drehbuchautors. Phantasie gleich aus welchen Gründen (z.B. Erhöhung des Unterhaltungswertes, dienend der Propaganda etc.).

Ein Historiker kann das ja meistens beurteilen. Falls es sogar noch sein Spezialgebiet ist, um vieles besser.

Ist wie bei einem Krimi :rolleyes:.
Ein Kriminalbeamter kommt sicher manches mal vor Lachen nicht in den Schlaf was er da soeben als Kriminalfilm gesehen hat.

Ein gutes Beispiel wo sich Historie mit Phantasie – in diesem Falle Propaganda – paart, ist für mich zweifelsohne der Zyklus „Befreiung“. Und solcherart Filme gibt es en masse.

Der historische Hintergrund stimmt, ist i.d.R. auch so abgelaufen, aber...
Aber en Détail sieht es manches mal so aus, diese müssen letztendlich Beiträge zum Ziel des Filmes sein. Man kann diese ja auch in den allerwenigsten Fällen nachprüfen.

Was ist denn nun mein Favorit? „Der Untergang“.
 
der beste historische Film ist für mich natürlich

Michael Collins :)

Ich habe mich intensiv mit der irischen Geschichte, vor allem vom easter rising bis zum Bürgerkrieg beschäftigt und habe im Film so gut wie keine schweren Fehler entdeckt, ja Kleinigkeiten: Harry Boland ist z.B. nicht in der Kanalisation gestorben sondern in einem Hotel.
Und de Valera war nicht in der Nähe, als Collins erschossen worden ist. Und Collins Topspion Ned Broy wurde nicht gefoltert und getötet, sondern hat noch weit bis in die 60er Jahre gelebt.

Einer der eindrucksvollsten Szenen, die ich in einem Film je gesehen habe: die Black and Tans, eine britische Söldnertruppe fährt in einem gepanzerten Fahrzeug auf den Rasen eines gerade stattfindenden Gaelic Football Spiels mit einem erschrecktstillen Publikum und beginnt anschließend wahllos in die Menge zu schießen.

Ich habe die meisten Schauplätze des Films gesehen, angefangen vom Post Office bis zum Ort des Attentats Béal na mBláth oder Kilmainham jail.

Zu den Schauspielern wäre zu sagen: Leam Neeson hat sich offensichtlich einige noch erhalten gebliebene Originalfilme von Collins angeschaut, er trifft ihn darstellerisch recht gut, ebenso Collins Corkakzent, aber absolute Klasse ist mmn Alan Rickman als Eamon de Valera.

Völlig fehlbesetzt ist Julia Roberts als Collins Verlobte Kitty Kirnan mit einem Mangel an schauspielerischen Fähigkeiten und einen schauderhaft imitierenden irischen Akzent.
 
Die sieben Samurai. Und zwar unter dem Gesichtspunkt, daß Geschichte immer Geschichte von Menschen ist, und dieser Film ein Meilenstein der Menschheitserzählung ist, unabhängig davon, ob nun jede Sandalenform exakt ist. Das ist aus meiner Sicht sowieso nie so bedeutend.
Geschichte gliedert sich immer in zwei Faktoren, nämlich einesteils des Feststellens der historischen Fakten und andernteils der Beurteilung durch den Rezipienten. Man sieht Geschichte durch seine eigenen Augen, und meines Erachtens ist das das entscheidende Kriterium eines historischen Films.
 
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