Der "Boluminski-Highway" (Neu-Mecklenburg)

Dann gebe ich doch auch mal meine 5 cents dazu :

Natuerlich hinterlaesst eine Kolonialherrschaft oft auch neue Errungenschaften, welche letztendlich auch der Bevoelkerung von Nutzen ist (Infrastrukturen, neue Technologien, soziale Einrichtungen).
Die Roemer haben uns z.B. das Abwaesserungssystem gebracht.
Doch wuerde ich nie so weit gehen, eine Kolonialisierung mit irgendetwas zu rechtfertigen.
Frueher oder spaeter haetten die Einwohner schon ihre Strasse gebaut. Und wenn dies erst in 200 Jahren geschehen wuerde, so waere es doch eher etwas, auf was das Volk stolz sein koennte.
Und wenn die Bevoelkerung dafuer kein Geld haette, so koennten Handelsabkommen fuer auslaendische Finanzierungen sorgen (sofern sie Kontakt zur Aussenwelt gutheissen).
Wenn sie bis heute keine Strasse haetten, so wuerden sie sie auch nicht vermissen.

Das sie heute darueber scherzen koennen mag vieleicht daran liegen, dass sie das negative der Vergangenheit entweder ueberwunden haben oder verdraengen. Die meisten Zeitzeugen sollten ja auch verstorben sein, und fuer eine Generation welche nur die Fruechte sieht, aber nicht den bezahlten Preis faellt eine persoenliche Identifikation mit dem Leid auch schwer.
 
Udai, auch dir danke für deine Meinung. Ich will mal einen Schritt weitergehen und berichten in welche Richtung ähnliche Diskussionen anderswo gegangen sind. Nicht nur nach "Kolonialismus ja oder nein" sondern etwas differenzierter...
Wie gesagt, es geht nicht darum heute Kolonien zu gründen, sondern, wie man es früher hätte "richtig" machen sollen.


Es kristallisieren sich zumeist folgende Richtungen raus, in die fast jede Meinung irgendwo reinpasst.

1) Ich nenne sie mal "Reservatstheorie"

Jeder Kontakt zu einer weniger fortschrittlichen Bevölkerung hätte unterblieben müssen. Keine Siedlung, kein Handel, keine Missionierung - nichts. Nur auf diesem Weg hätte das Volk seine eigene kulturelle Eigenart bewahren und sich nach ihrem eigenen Weg fortentwickeln können.
Wer StarTrek kennt: So eine Art "Erste Direktive".

Ob das praktisch überhaupt möglich ist und ob man sich nicht auch schuldig macht, wenn man in dortige Kriege nicht friedensstiftend eingreift oder Krankheiten heilt, ist umstritten.

2) Kontakt unter Wahrung der eigenen Hoheit

Das sagt eigentlich schon fast alles. Kontakt, Handel ja, Wissen anbieten, aber nicht erobern oder zu irgendwas zwingen.

3) Sanfter Kolonialismus

Im Prinzip, so wie es abgelaufen ist, aber auf einem Weg der Kooperation ohne Rassismus, mit Gleichberechtigung und Mitsprache. Was zum Beispiel auch ein Wahlrecht beeinhalten würde.
Wie das praktisch zu machen wäre, darüber wird heftig gestritten.

4) Kolonialismus nach dem (schon erwähnten) Prinzip des "Wir müssen sie zu ihrem Glück zwingen".

Die harte, leitende Hand, die versucht die tiefer entwickelte Bevölkerung auf den europäischen Standart zu hieven, ohne groß Rücksicht auf die frühere Kultur zu nehmen. Das wird damit gerechtfertigt, daß die Länder sich gar nicht vom Rest der Welt abkoppeln konnten. Man hätte ihnen also mit einer möglichst schnellen und rigerosen Angleichung nur geholfen.

Das mal zur Kenntnis. Wortmeldungen natürlich gern gesehen ;)
 
Arne schrieb:
Wie gesagt, es geht nicht darum heute Kolonien zu gründen, sondern, wie man es früher hätte "richtig" machen sollen.

Ich weiß nicht recht, was der Sinn einer solchen Diskussion sein soll. Für ebenso ersprießlich hielte ich es, zu diskutieren, ob Chlodwig lieber zum Buddhismus hätte übertreten sollen, anstatt sich taufen zu lassen.
 
hyokkose schrieb:
Ich weiß nicht recht, was der Sinn einer solchen Diskussion sein soll. Für ebenso ersprießlich hielte ich es, zu diskutieren, ob Chlodwig lieber zum Buddhismus hätte übertreten sollen, anstatt sich taufen zu lassen.

Ja, du hast schon recht. Ich bin ja auch der Meinung, daß solche Diskussionen "Was wäre wenn" zwar ganz interessante Gedankenspiele sein können, aber im Endeffekt wenig bringen, weil man zu keinem konkreten Ergebnis kommen kann. Ich wollte euch nur noch andere Reaktionen/Meinungen/Vorstellungen vorstellen.
Meinetwegen können wir das auch damit beenden.
 
hyokkose schrieb:
Ich weiß nicht recht, was der Sinn einer solchen Diskussion sein soll. Für ebenso ersprießlich hielte ich es, zu diskutieren, ob Chlodwig lieber zum Buddhismus hätte übertreten sollen, anstatt sich taufen zu lassen.
Hierzu könnte ich unerschöpfliche noch nicht veröffentlichte geheime Quellen zitieren, um dieser Frage Nahrung zu geben.
Aber hyokkose hat Glück: diese Quellen sind auf wunderbare Weise wieder entschwunden.
 
Arne schrieb:
Wie gesagt, es geht nicht darum heute Kolonien zu gründen, sondern, wie man es früher hätte "richtig" machen sollen.
1) Ich nenne sie mal "Reservatstheorie"

Jeder Kontakt zu einer weniger fortschrittlichen Bevölkerung hätte unterblieben müssen. Keine Siedlung, kein Handel, keine Missionierung - nichts. Nur auf diesem Weg hätte das Volk seine eigene kulturelle Eigenart bewahren und sich nach ihrem eigenen Weg fortentwickeln können.
Wer StarTrek kennt: So eine Art "Erste Direktive".

Ob das praktisch überhaupt möglich ist und ob man sich nicht auch schuldig macht, wenn man in dortige Kriege nicht friedensstiftend eingreift oder Krankheiten heilt, ist umstritten.

2) Kontakt unter Wahrung der eigenen Hoheit

Das sagt eigentlich schon fast alles. Kontakt, Handel ja, Wissen anbieten, aber nicht erobern oder zu irgendwas zwingen.

Vertretbar sind wirklich nur 1 und 2. Welche von den beiden besser ist, ist natuerlich die Frage. "Heute" oder "Frueher" spielt bei dieser Frage keine Rolle wenn man nur an den Kontakt mit fremden Voelkern denkt. Wenn man Punkt 3 und 4 generell ausschliesst finde ich diesen Ansatz recht interessant.

Punkt 2 wurde schon oft angewandt und hat wohl meist (oder immer?) schlechte Auswirkungen fuer das Volk gebracht. Trotz guter Vorsaetze schleichen sich auch immer die Uebel unserer Zivilisation mit rein (z.B. Habgier und Alkohol).

Das Buch “Der Papalagi” beschreibt in sehr schoener Weise wie ein Suedseehaeuptling seine Erlebnisse von einem Besuch in unserer Zivilisation schildert. Er zeigt sein absolutes Unverstaendniss ueber unsere Art zu leben. Ein kleiner Auszug :
Die meisten Hütten sind nun von mehr Menschen bewohnt, als in einem einzigen Samoadorfe leben, man muß daher genau den Namen der Aiga wissen, zu der man auf Besuch will. Denn jede Aiga hat einen besonderen Teil der Steintruhe für sich, entweder oben, oder unten oder in der Mitte, links oder rechts oder geradevor. Und eine Aiga weiß oft von der anderen nichts, gar nichts, als ob nicht nur eine steinerne Wand, sondern Manono, Apolima und Savaii und viele Meere zwischen ihnen lägen. Sie wissen oft ihre Namen kaum, und wenn sie einander an dem Einschlupfloch begegnen, geben sie sich nur unwillig einen Gruß oder brummeln sich an wie feindliche Insekten. Wie erbost darüber, daß sie nahe beieinander leben müssen.”*


In so fern muss ich die rein theoretische “was waere am besten”-Frage beantworten mit : Ladet einen Vertreter des Volkes ein in unsere Welt und er wird darueber bestimmen ob und in wie weit sein Volk Kontakt wuenscht.


"Die Erste Direktive" schliesst aber glaube ich Kontakt nicht aus.:confused:



*Quelle und mehr : http://people.freenet.de/Bruno-Groening/papalagi.html (ich glaube das ganze Buch ist online)
Interessant ist auch, dass Erich Scheuermann die Erzaehlungen des Haeuptlings 1920 niederschrieb, als Samoa eine deutsche Kolonie war und er sie besuchte.
 
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