Der Bürgerkrieg in den USA

Was mich persönlich noch interessieren würde und vielleicht ist es für Florians Arbeit auch noch interessant:

Mit wem sympatisierten eigentlich die verschiedenen europäischen Staaten während des Bürgerkrieges? Großbritannien stand wohl auf Seiten des Nordens. Frankreich, offiziell neutral, aber doch insgeheim südlich orientiert?? Bitte sofort berichtigen, wenn ich Blödsinn schreibe.
Wie verhielt sich Preußen? Äußerte sich das gerade vereinte Italien zu dem Krieg? Auf welcher Seite stand Österreich und hatte das Zarenreich auch eine Meinung zu den Vorgängen?
Vielleicht könnt ihr hierzu auch noch etwas schreiben. Würde mich freuen.
Danke im voraus.
 
Europa und Civil war

Also alles gemäß den üblichen Quellen: Die Nordstaaten haben jedem Land gedroht, falls es dem Süden helfen wollte. Und es ging es hauptsächlich um Frankreich und England, auf deren Anerkennung die Südstaaten hofften. Wäre die erfolgt, hätten die anderen Großmächte gemäß Erfahrung schnell nachgezogen. Waffen haben´s wohl alle verkauft - an beide Seiten ;-)

England und Frankreich sympatisierten beide (! eigentlich seltsam) mit dem Süden, wollten sich´s allerdings nicht verscherzen, falls der Norden gewinnt. Englische Attaches und Kaufleute (die Blockadebrecher) liefen in Richmond gemäß den üblichen Quellen immer herum. Die "neutralen" Franzosen hatten u.a. bei einigen CSA-Armeen immer Militärbeobachter mit dabei - vor allem bei General Lee, der mit den Offensiven gegen den Norden zeigen wollte, das der Süden sich behaupten kann, was Lee eig. 3 x nicht schaffte.

Aus England kamen viele Blockadebrecher und die CSA kaufte dort Schiffe. z.B. die "Alabama" (CSA-Piratenschiff) - das sorgte für einen "Beinahe-Kriegsausbruch" zwischen Nordstaaten und England. Die wurde übrigens dann in Frankreich versenkt wurde, wobei Engländer die Besatzung retteten und in den Süden zurück brachte. Das sagt eh alles :)

Österreich-Ungarn wurde von den USA damals als "Völkergefängnis" bezeichnet (= wenig Sympathie - trotz Kaiser in Mexico). Deutschland und Italien - sorry, weiß ich nicht (kann mir aber in beiden Fällen nicht vorstellen, das die wirklich für die Sezession waren, weil beide ja gerade im bzw. kurz nach dem Einigungsprozeß waren).

Ganz Europa hatte jedoch wirtschaftlich die Welt total dominiert und nach dem Bürgerkrieg bis zum Weltkrieg 1 ständig an Einfluß verloren. Diese wirtschaftliche Entwicklung haben Politiker und Banker sowie andere kluge Köpfe auch voraus gesehen. Denke, allen waren daher zwei US-Staaten lieber. Bismark hat dazu mal was gesagt (glaube, ein etwas judenfeindliches Zitat, hm...na, wenn ich´s finde, poste ich´s.
 
Ein Einwand zwischendurch: CSA = Confederate States of America (nicht Confederate South Army).

Zu England und Frankreich: Man sympathisierte mit dem Süden und es war ein Grund für Lincoln nach Antietam die Befreiung der Sklaven (auch nicht aller, Emancipation Proclamation dazu mal genau lesen) als Kriegsziel auszugeben, um es den Regierungen in England und Frankreich schwerer zu machen, sich auf der Seite des Südens zu engagieren.

Bisher kämpfte der Süden ja offiziell um die Unabhängigkeit, der Norden offiziell für den Erhalt der Union - da gab es in England und Frankreich durchaus Sympathien für den Süden (und: Der Süden hatte zunächst mit Baumwollen einen Exportartikel, den man prima verkaufen konnte und mit dem sich auch Druck erzeugen ließ).

Bitte bedenken: England war eine parlamentarische Monarchie, also das Volk redete in der Politik durchaus mit - und sobald Sklaverei mit in's Spiel kam war die öffentliche Meinung gegen den Süden und eher für den Norden.

Dass bei Antietam auch ein weiterer Vorstoss Lees in den Norden abgewehrt wurde und sich damit abzuzeichnen begann, dass der Süden vielleicht nicht gewinnen würde, hat sicher auch eine Rolle gespielt, bei der Überlegung, auf welches Pferd man setzt.
Durch Gettysburg ein Jahr später wurde das ja auch bestätigt.

Alle europäischen Staaten schickten Kriegsbeobachter in die USA - auf beide Seiten - und die Berufssoldaten haben gehörig über die "Amateure" sowohl in der Unions- als auch in der Konföderationsarmee gelästert. Allerdings haben sie anscheinend verpasst, ihre Lehren aus diesem "modernen" Krieg zu ziehen, denn in den folgenden europäischen Kriegen - bis in den Ersten Weltkrieg hinein - beging man die gleichen Fehler, die im Bürgerkrieg von Nord und Süd begangen wurden (Angriffe in dichten Reihen über offenes Feld auf schwerbefestigte Stellungen gegen moderne, schnellfeuernde Waffen).

Zur Überlegen-/Unterlegenheit mal nur die Zahlen bzgl. einiger wichtiger Schlachten (und der übliche Hinweis, dass man in verschiedenen Publikationen verschiedene Zahlen findet, aber vielleicht wird eine Tendenz deutlich) ... sind die Zahlen der Truppen, die der jeweiligen Seite insgesamt zur Verfügung standen, also auch Verstärkungen, die während der Schlacht eintrafen:

Shilo: Union: 51 000 Mann (allerdings geteilt durch den Tennessee River, dh. viele kamen erst in der zweiten Hälfte der Schlacht zum Einsatz)
Konföderation 40 000

Seven Days (Lee wehrt den Feldzug McClellans gegen Richmond ab - unter dem Begriff sind mehrere Schlachten wie z.B. Malvern Hill zusammengefasst):
Union: 105 445
Konföderation: 90 000

Zweite Schlacht von Manassas:
Konföderation: 54 000
Union: 63 000

Antietam:
Union: 87 000
Konföderation: 45 000 (!)

Chancellorsville:
Union: 130 000
Konföderation: 60 000 (!)

Gettysburg:
Union: 93 500
Konföderation: 77 500

Chickamauga:
Union: 57 000
Konföderation: zur Abwechslung mal in der Überzahl: 66 000

etc...
 
Nachtrag: ein einheitliches Deutschland gab es ja noch nicht und Preußen und Österreich waren wohl auch zu sehr damit beschäftigt, wer im angestrebten deutschen Reich der Boss sein sollte/im schon existierenden Dt. Bund war bzw., ob Österreich überhaupt dabei sein sollte (Deutsch-Dänischer Krieg und dann Preußisch-Österreichischer Krieg 1866).
 
Nun, evtl kann ich euch weitere Infos zukommen lassen, die Deutsche Geschichte ist ein gutes Metier von mir,...
Also, wie Papa_Leo richtig sagt, gab es zu der Zeit noch kein einheitliches Deutschland, vor allem die Offiziere und Generäle im Preussischen Stab schauten mit gierigem Blick auf die Amerikanischen Staaten CSA und USA,... die preussen schauten sich viel ab, vom umgang mit modernerem Gerät, der umgang mit großen Truppenverbänden war ohnehin nach den Napolonischen Kriegen, genauer während dessen, zur genüge trainiert worden. In dieser Hinsicht hätten wohl die USA und die CSA wohl eher von dem "alten Europa", wie es einst genannt werden wird, lernen können. Mit ausnahme des Militärs nahm man im damaligen Herrschaftsbereich der Deutschen Staaten keine größere Notiz, wenn gleich, gar kein interesse daran, was in amerika geschah. Die Öffentlichkeit wusste höchstwahrscheinlich nicht einmal davon, denn anderst, als in England und Frankreich, waren die "Deutschen" damals noch zu sehr damit beschäftigt untereinander eins zu werden, und preussen wollte mehr ländereien! England und Frankreich hingegen hingen noch sehr an den ehemaligen Kolonnien, und kuschten schon damals vor einem Staat, der sich die USA bzw. CSA nannten, beide jedoch keine chance gegen England und Frankreich gehabt hätten. Frankreich hatte ohnehin genug probleme im innland, revolutionen und Thronbesteigungen, die erst nach dem Sieg der Preussen im Krieg von 1871, mit der Kapitulation Napoleon III, und der proklammierung des eutschen Reiches im Spiegelsaal von Versaille endete. England müsste während dieser Zeit viel Arbeit in seinen Kolonnien leisten, da es dort verstärkt zu unruhen kam. Mit ausnahme des Preussischen Heeres, nahm also niemand in Preussen und den Deutschen Staaten besondere Notiz davon. Ich hoffe ich konnte etwas helfen.
Achja, die Preussische Marine beäugelte besonders ein Projekt der CSA mit adleraugen, die "CSS Hunley"... was wohl zu den späteren "Wölfen", sprich dem schrecken der allierten Schiffsfahrt im 1. und 2. Weltkrieg wurde... jedoch kann ich diese These nicht mit Fakten stützen, ich weiss zwar, das das Preussische Militär auf so manches ein auge warf, jedoch kann ich nicht 100%ig sagen, dass die marine von der "CSS Hunley" inspiriert wurde.

@ seti
danke Fort "Wagner", nun den Film "Glory" kenne ich, meiner Meinung nach genau so heroisch verklärt, wie alle US-Filme a la "Der Patriot", ja, die amerikaner verschweigen lieber etwas, als an ihrer Ehre zu kratzen.

@ Flori
General Lee war ein verehrer Lincolns, und ein Treuer Soldat der Union,... bis zu jenem Tag, an dem Lincoln, die USA, zu den Waffen rief, und in Folge dessen noch uneinige Staaten, so auch sein Heimatstaat North Carolina, sich an der Seite der CSA stellte. General Lee fühlte sich seiner Heimat mehr verbunden, als es seine Treue gegenüber der Union zu ließen, er selbst sagte einmal: "Ich könnte es nicht ertragen, gegen meine eigenen Landsleute und Familie zu Kämpfen!", er nahm daraufhin den Abschied in den Streitkräften der USA, und schloss sich den Confederate States of America an.
Hoffe konnte helfen, berichtigt mich, wenn ich was falsches sagte!
 
Ich schon wieder ... nur eine kleine Berichtigung: Lee war aus Virginia.

Sonst stimmt alles. Er hatte zunächst sogar ein Angebot eines Kommandos für die Konföderation abgelehnt und war in der Unionsarmee geblieben, bis Virginia ebenfalls beschloss, sich von der Union los zu sagen. Dann nahm Lee seinen Abschied.

Einige Historiker gehen sogar davon aus, dass er vor hatte, Privatmann zu werden und in dem Krieg nicht zu kämpfen, aber ein genauerer Blick auf seine Korrespondenz und seine Kontakte lässt das sehr unwahrscheinlich erscheinen.
 
danke @ papa_leo

ich machte wohl den gedankenfehler, dass sich das in virginia befindliche Richmond, die Hauptstadt der CSA, würde bedeuten, dass Virgina eine der ersten war, nun, "Nobody is perfect!"
 
@ maverick,
zu den weniger bekannten dingen, nun es tut mir leid hier am ruhm eines echten helden zu kratzen, aber der berühmte General Thomas Jonathan Jackson, bekam seinen berühmten Nickname, "Stonewall" weil er in Manassas nichts tat!....
Es ereignete sich am 21. Juli 1861 um ca. 11.30 am Henry Hill, ackson lies seine leute darauf in stellung gehen, während dessen kam Bernard Bee zu jackson gelaufen: "General, sie drängen uns zurück!", Jackson entgegnete: "Wir werden ihnen die Bajonette zeigen!"... so ritt Bee zurück zu seinem 4. Alabama-Regiment, und fragte seine soldaten, ob sie bereit wären mit ihm noch einmal in den Kampf zu ziehen... bevor er sein Regiment an die Frontlinie der "Yankees" am "Young´s Branch" führte, rief Bee seinen Soldaten zu: "Jackson steht da, wie eine Wand! (er deutet auf den Henry Hill), wenn wir entschlossen sind hier zu sterben, werden wir sie besiegen! Folgt mir!" Dies wurde von vielen so interpretiert, dass Jackson, so wenig zurückwich, wie eine Mauer aus stein, jedoch hatte er bisher ja auch nicht viel getan,... viele ingegen betrachteten es als kritik an Jackson, der stocksteif herumstand, während Bee und sein regiment erneut angreiffen mussten!... wie dem auch sei, er bekam diesen namen nicht durch eine besonder Heldentat, jedoch bewährte er sich, in der folgezeit, als wahrer Held,... Sorry, dass ich ihm einen schmutzfleck auf seine "weisse Heldenweste" machen musste!
Hoffe das hilft etwas!
 
White_Wolf schrieb:
@ maverick,
zu den weniger bekannten dingen, nun es tut mir leid hier am ruhm eines echten helden zu kratzen, aber der berühmte General Thomas Jonathan Jackson, bekam seinen berühmten Nickname, "Stonewall" weil er in Manassas nichts tat!....
Es ereignete sich am 21. Juli 1861 um ca. 11.30 am Henry Hill, ackson lies seine leute darauf in stellung gehen, während dessen kam Bernard Bee zu jackson gelaufen: "General, sie drängen uns zurück!", Jackson entgegnete: "Wir werden ihnen die Bajonette zeigen!"... so ritt Bee zurück zu seinem 4. Alabama-Regiment, und fragte seine soldaten, ob sie bereit wären mit ihm noch einmal in den Kampf zu ziehen... bevor er sein Regiment an die Frontlinie der "Yankees" am "Young´s Branch" führte, rief Bee seinen Soldaten zu: "Jackson steht da, wie eine Wand! (er deutet auf den Henry Hill), wenn wir entschlossen sind hier zu sterben, werden wir sie besiegen! Folgt mir!" Dies wurde von vielen so interpretiert, dass Jackson, so wenig zurückwich, wie eine Mauer aus stein, jedoch hatte er bisher ja auch nicht viel getan,... viele ingegen betrachteten es als kritik an Jackson, der stocksteif herumstand, während Bee und sein regiment erneut angreiffen mussten!... wie dem auch sei, er bekam diesen namen nicht durch eine besonder Heldentat, jedoch bewährte er sich, in der folgezeit, als wahrer Held,... Sorry, dass ich ihm einen schmutzfleck auf seine "weisse Heldenweste" machen musste!
Hoffe das hilft etwas!

Ja, die Geschichte kenne ich auch. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine (!) Interpretation handelt, die man auch recht selten findet. Ob es tatsächlich so war, lässt sich nicht mehr sagen (Bee konnte man auch nicht fragen, wie es gemeint war, er fiel kurz darauf). Allerdings lässt Jacksons Aussage "Sir we will give them the bayonet" nicht auf Feigheit oder Unentschlossenheit schließen - auch Jacksons spätere Taten passen nicht dazu.

Sehr wahrscheinlich ist daher die gängige Interpretation von Bees Satz. Jackson und seine Männer standen wie eine Mauer und fingen den Angriff der Nordstaatler ab - und das gab Bee überhaupt erst Gelegenheit, seine Leute für einen Gegenangriff zu sammeln.
 
Hallo.Ich habe die Beiträge gelesen und möchte den Beteiligten gratulieren. Ist ja toll was da so zusammen gekommen ist.

Die politischen und militärischen Ereignisse sind nicht mein Thema, ich möchte jedoch etwas zu den Waffen und der Bezeichnung "erster moderner Krieg" beitragen.

Es wurde über die Tatsache gesprochen, dass der Süden sich vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten einen Großteil der Bewaffnung der US-Armee sicherte. Jemand relativierte dieses mit dem Hinweis es wären "veraltete Waffen".

Das stimmt zwar, ist jedoch relativ unwichtig. Der Krieg wurde bis zum Ende auf beiden Seiten hauptsächlich mit "alten" Waffen ausgefochten.

Glatte und gezogene Vorderlader mit Perkussionszündung waren Standard. Eine "veraltete" Waffe musste schon eine glatte Steinschlossmuskete sein (die jedoch zumindest relativ einfach aptiert werden konnte). Davon werden damals jedoch nicht mehr all zu viele in den Arsenalen gewesen sein.

Das modernste was es damals in den Lagern gab, waren die 1855.er gezogenen Vorderlader-Musketen die zu der "Maynard Tape Primer system" aptiert worden waren.
Dieses System bestand aus einem Mechanismus in dem ein Papierstreifen mit Zündkapseln bei jedem Spannen des Hahns vorgezogen wurde (so wie bei den Spielzeugpistolen in unserer Kindheit, bzw. der Kindheit der mehr als 40.-jährigen). Jeder Schuss musste jedoch noch von vorne mit dem Ladestock geladen werden.
Bei Kriegsbeginn wurde dieses "moderne" System jedoch verworfen und die meisten Gewehre "zurückaptiert."

Während des Krieges wurden zahlreiche (von den Modellen, nicht von den Stückzahlen her!) Hinterladerwaffen und Repetierer eingeführt.

Zahlenmäßig jedoch fielen diese jedoch kaum ins Gewicht. Vom Sharps-Gewehr (einem einschüssigen Hinterlader mit großer Reichweite und Präzision) wurden ca. 11.000 bei der Union eingeführt. Vom Henry (der Vorläufer des Winchesters, ein Repetierer mit geringer Reichweite und miserabler Genauigkeit) etwas über 1.700 Stück (und vermutlich einige hundert Private). Zum Vergleich: Von der ganz traditionellen britischen Enfield Muskete wurden 428.000 Stück importiert!

Als Faustfeurwaffen fanden viele Revolvermodelle Verwendung, vor allem bei der Kavallerie , die entgegen der europäischen Tradition kaum noch den Säbel verwendete.
Der Süden hatte weniger Revolver zur Verfügung, die bevorzugte Waffe war dort die abgesägte Schrotflinte (jeder Reiter führte 2 oder 3 davon) die mit großem Erfolg benutzt wurde. Die Südstaatenkavallerie befand sich trotz veralteter Bewaffnung lange im Vorteil, bis ihr zusehends die Pferde ausgingen.

Keine dieser "modernen" Waffen (Revolver, Hinterlader und Repetierer) wirkte irgendwo Schlachtentscheidend wie später die Winchester bei Plewna oder das Zündnadelgewehr bei Königsgratz.

Bei der Artillerie war der Stand der Technik auch noch die traditionelle Vordeladerkanone aus Bronze oder Gusseisen (seltener). Einige davon wurden nachträglich gezogen.

Das Standardgeschütz war auf beiden Seiten der "Napoleon": Eine 12-pfündige, glatte "Bombenkanone" die vom Kaiser Napoleon den III in jungen Jahren entworfen worden war (er war ein unfähiger Kaiser aber anscheinend ein recht guter Artillerieoffizier). Die Bombenkanone war ein Zwischending, halb Kanone halb Haubitze, dass sphärische Sprenggeschosse verschießen konnte (Bomben nach damaligen Sprachgebrauch).

Die einzigen moderneren Geschütze waren zu Kriegsbeginn die Rodman- und die Parrotgeschütze bei denen es sich jedoch lediglich um Verbesserungen in der Herstellung von glatten Vorderladern handelte. Präzision, Schussweite oder Wirkung waren nicht besser als bei den anderen.
Diese Verfahren erlaubten großkalibrige Geschütze leichter und billiger herzustellen. Bei Rodman wurde ein Gusseisenmantel um einen Wassergekühlten Kern gegossen, bei Parrot ein Stahlring erhitzt und gedehnt und um die Kammer eines gegossenen Geschützes gestülpt (diese Kanonen sind sehr Charakteristisch für diesen Krieg und leicht zu erkennen). Beide System waren jedoch gefährlich. Viele Parrotgeschütze platzten ohne überhaupt abgefeuert zu werden.
Modernere Geschütze tauchten erst während des Krieges in Form der britischen Armstrong und Withworth-Kanonen auf. Beides waren sehr moderne gezogene Hinterlader aus Stahl, vergleichbar mit den Krupp-Geschützen die 1870-71 schlachtentscheidend waren. Aber auch diese Waffen wurden in sehr kleinen Mengen eingesetzt.

Die vermutlich wirkungsvollsten Waffen waren die einfachen Mörser, die in großen Stückzahlen und in monströsen Größen (z.B. der "Dictator", ein 13 Zoll Mörser) vom Norden zum Knacken der Südstaatenbefestigungen und Städte verwendet wurde. Technologisch war kaum eine Fortschritt seit den Geschützen aus dem 16. Jahrhundert zu vermerken, die Anzahl und Art der Verwendung war jedoch neu.

Bei den Maschinengewehren (damals der Artillerie zugehörig) fanden nur die Ager-Coffeemill und die Billinghurst –Requa Volley Gun ihren Einsatz. Primitive und unzuverlässige Waffen die nur für den stationären Einsatz verwendbar waren. Von der Ager wurden ganze 63 Stück gekauft (zu einem damals horrenden Preis von 850 $ Stück! ein normales Geschütz kostete etwas über 200 $). Daneben gab es noch ein paar Andere die jedoch nur experimentell und in minimalen Zahlen zum Einsatz kamen.
Das Gatling Maschinengewehr kam definitiv im Bürgerkrieg NICHT zum Einsatz. Die ersten 50 Stück wurden erst 1866 bestellt.

Fortschrittlicher war es im Seekrieg. Anfanglich mit traditionellen Hölzernen Segelschiffen und Raddampfern versehen, tauchten bald auf beiden Seiten die ersten Panzerschiffe auf (im Süden die umgebaute Virginia, ex-Merrimac, im Norden der vom Schweden Ericsson entworfene Monitor, ein revolutionäres Turmschiff). Der erste Kampf zwischen Panzerschiffen fand in den Hampton Roads statt, fiel jedoch unentschieden aus. Die Artillerie war noch nicht in der Lage ein Panzerschiff zu knacken!.

In den folgenden Jahren bauten beide Seiten Zahlreiche Panzerschiffe, sie wurden jedoch hauptsächlich in Flüssen und Küstennahen Gewässern benutzt. Die industrielle Übermacht des Nordens zeigte sich bald, der Süden konnte nicht mithalten.

Das irgendwo erwähnte U-Boot (CSS Hunley) kann man kaum als mehr als eine geschichtliche Randnotiz betrachten. Es war nicht das erste im Krieg verwendete U-Boot (das war die Turtle im Unabhängigkeitskrieg). Man könnte es genau so gut als Vorläufer der japanischen Kamikaze ansehen (es versenkte sich selbst beim Angriff). Wenn die damals zwergwüchsige Preußische Marine dieses Experiment verfolgt hätte, würde es in der deutschen Marine vermutlich nie U-Boote gegeben haben.

Modern waren eindeutig nicht die Waffen, sondern die Verwendung der Streitkäfte und Ressourcen hauptsächlich durch den Norden. Die konsequente Durchführung der Seeblockade, die Verwendung der Eisenbahn und Telegraphie, Ausgedehnte Feldbefestigungen auf beiden Seiten, massiver Einsatz der Artillerie zum Bombardement von Städten, Verwüstung des feindlichen Hinterlandes zur wirtschaftlichen und moralischen Zermürbung des Gegners. All diese Facetten waren Zeichen des "modernen" Krieges in der FORM der Kriegsführung nicht in der Ausrüstung.

In der Bewaffnung war der deutsch-französische Krieg weitaus fortschrittlicher (beide Seiten hatten Hinterlader, die Franzosen zahlreiche MGs, die deutschen moderne gezogene Stahlgeschütze). In der Form der Auseinandersetzung unterschied er sich jedoch kaum von den napoleonischen Kriegen.

Der erste moderne Krieg sowohl in Bewaffnung wie in Durchführung war der russisch-japanische Krieg von 1905.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bismarck´s Worte (gefunden!)

hallo! ist eine Freude, mit euch zu geschichteln ;-) ich tipselte da bisher aus der Erinnerung eines blonden Kopfes, aber lese mich wieder mal in die Materie ein.

@ Papa Leo: danke für die Korrektur (CSA = Confederate States of America) - mea culpa (peinlich). Und nicht nur in Chickamauga, auch z.B. in Nashville war CSA-Hood in der Überzahl (nutze ihm auch nichts). Ich bezogs auch nur auf eine Artillerie-Überlegenheit in einer Schlacht, die ich vergessen habe. Da die CSA schon seit 59 erste Milizen aufstellte, dürfte es stimmen, das (wie oft erwähnt) die Kampfkraft der CSA trotz Unterlegenheit phasenweise höher war.

@ White Wolf: also, ich kann euch beide nur bestätigen, was ihr da getipselt habt. Das die USA bzw. CSA alleine keine Chance gegen England und Frankreich gehabt hätten, war klar - und wirtschaftspolitisches Wunschziel von Europa. Auch Bismarck selbst kann die Sezession nicht so gerne gehabt haben, da die deutschen Staaten unter Preussen noch in Einigung waren ...(Bayern probt ja heute noch oft die Sezession ;-). Scherz beiseite (ich hab´s gefunden), der eiserne Kanzler hat den Bürgerkrieg der USA mal in Worte gefaßt, die alles sagen (mit Blick darauf, das Preussen zur Großmacht aufsteigen soll).

Der Eisen-Kanzler Bismarck:
»Es kann nicht bezweifelt werden und ist mir mit absoluter Sicherheit bekannt, daß die Aufteilung der Vereinigten Staaten in zwei gleich starke Föderationen schon lange vor dem Bürgerkrieg von den stärksten Finanzmächten Europas beschlossen worden war. Diese Bankiers fürchteten, daß die Vereinigten Staaten, sollten sie vereinigt bleiben und sich zu einer einzigen Nation entwickeln, wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit erringen könnten, und diese hätte die weltweite finanzielle Vorherrschaft Europas bis ins Mark erschüttert. Natürlich kam der Stimme der Rothschilds im inneren Kreise der Finanz beherrschendes Gewicht zu. Sie sahen eine Chance auf reichliche Beute voraus, falls es ihnen gelingen sollte, die starke, selbstbewußte, stolze und selbstversorgende Republik durch zwei schwache Demokratien zu ersetzen, die unter der Last ihrer Schulden ächzten und jüdische Finanzmagnaten um Unterstützung anflehen würden. Folglich sandten sie ihre Agenten aus, um das Thema der Sklaverei auszuschlachten und eine Kluft zwischen den beiden Teilen der Union zu schaffen. […] Der Bruch zwischen dem Norden und dem Süden wurde unvermeidlich; die Herren der europäischen Finanz setzten alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte ein, um ihn zu bewerkstelligen und zu ihren eigenen Gunsten auszunutzen.«

Fast schon verschwörerisch und tauglich für das 3. Reich, aber zu seiner Ehre sei gesagt: Preussen war ja ständig ähnlichen "Gefahren" ausgesetzt.
 
Auch ich möchte allen "Chef-Postern" gratulieren, die diesen Thread mit so viel Informationen und Fachwissen füttern. Mittlerweile habt ihr alle gemeinsam schon ein kleines "Nachschlagewerk" verfasst.

Wenn es nichts ausmacht, habe ich aber, trotz aller Informationen, noch 2 Fragen:

1. Abraham Lincoln wurde schon ein paar Mal von euch erwähnt. Was für ein Typ war eigentlich Jefferson Davies? Ich bilde mir ein, mal gelesen zu haben, er wäre sogar einer der "gemaßigten" Südstaaten-Politiker gewesen und hätte im Prinzip wenig Einfluss auf die Ereignisse gehabt.

2. Am Anfang des Krieges fand ein ständiger Gefangenenaustausch statt. Später wurde dies von Seiten der Union gestoppt. Folgerichtig gingen den Südstaaten im Laufe der Zeit die Soldaten aus, während der Norden weiterhin aus dem "Vollen schöpfen" konnte. Die Bevölkerung im Norden war ja um ein vielfaches höher als die im Süden. Könnte dies nicht auch ein - wenn nicht sogar DER - kriegsentscheidende Grund gewesen sein?
 
ich habe die schlacht aufstellung bzw die liste der unionstruppen der 2.Schlacht von Manassas.
wer die liste sehen oder haben möchte soll es bitte sagen, den ich weiss leider die internet adresse nicht mehr, und die liste ist noch verdamt lang.

eg funker
 
@ Bdain

sehr richtig, du kennst dich gut aus, nur eine Korrektur, die "Turtle" wurde nicht von den Amerikanern im Unabhängigkeitskrieg eingesetzt, sondern von der Britischen Royal Navy, unter Admiral Horatio Nelson in der Schlacht von Trafalgar, und sollte die Französische Armada von "unterhalb" versenken.

@ all
ich habe jetzt nach etwas stöbern auch das orginal zitat von Robert E. Lee, nach dem Kriegsausbruch:

"Jetzt haben wir den Krieg, und er wird keinem anderen im geringsten nachstehen. Der ganze Süden ist in Aufruhr. Und Virgina wurde nach langem hin und her hineingezogen. Bei aller Ergebenheit gegenüber der Union und im Hinblick auf mein Loyalitäts- und Pflichtgefühl, auch als amerikanischer Bürger, habe ich mich nicht dazu entschließen können, meine Hand gegen meine Verwandten, meine Kinder, mein Zuhause zu erheben."
Robert E. Lee

ich habe im Heft "Militär und Geschichte" ausgabe 18, Dez. 2004/Jan 2005 im bericht über den US-Bürgerkrieg eine Interessante stelle gefunden, dort schreibt ein deutscher, Franz Sigel (1824-1902), ein ehemaliger Offizier der Badischen Armee, und Kriegsminister des Badischen Revolutionsheeres 1848, der nach dessen scheitern ebenfalls 1848 in die USA flüchtete, und an diesem Krieg teilnahm folgendes:

"... In der U.S. Army gab es damals keinen Generalstab. Strategisches Denken oder Planung einer operativen Kriegsführung, wie sie der ältere Moltke zu dieser Zeit als militärische Führungsgrundsätze im preußischen Generalstab zu lehren begann, waren weithin unbekannt. Ebenso hatte das aktive Offizierskorps kaum erfahrung oder übung in der Führung von Großverbänden..."

diese stelle dürfte interessant sein, da sie wiederspiegelt, weshalb keine der schlachten am anfang ein klarer erfolg, bzw.- niederlage war.

@ Festus621
natürlich, die schrumpfende "weisse" Bevölkerung im Süden war nicht vorteilhaft, aber es als DEN Grund zu posten wäre wohl falsch, es waren durchweg viele Faktoren, zum einen liesen sich die CSA truppen zu schnell aufhalten, die langwirige Zeitphasen nutzten die Unions staaten, um ihre Produktion auf Krieg umzustellen, was sie auch im 1. und 2. Weltkrieg tun werden, zudem hast du nicht unrecht, nicht nur, dass die Union über die "alten" sprich ersten Kolonien verfügten, und dazu noch über die am dichtesten bevölkerten Staaten, kam hinzu, das auch Farbige in der Union dienen durften. Somit hatte der Norden eine personelle Mehrheit, aber wir alle hier wissen, dass in der Geschichte nicht immer mehrheit Trumpf war!...

Zur beziehung England, Frankreich US- und CSA habe ich im selben Heft noch gefunden, dass sie die Kriegsanstrengungen des Südens gewährleisteten, indem sie die Hauptabnehmer der im Süden gepflücken Baumwolle waren, und Somit Geld in den Süden fliesen liesen. Und wie wir wissen ernährt nichts so gut einen Krieg, als Geld und Gold.

Über Davis fand ich nur, dass Jefferson Davis, am 3.6.1808 in Fairview in Kentucky gebohren wurde, dass er von 1853-1857 Kriegsminister, und von 1861-65 Präsident der Konföderierten Staaten von Amerika, die er in den Sezessionskrieg führte, war. von 1865- 1867 war er inhaftiert, er starb am 6.12.1889 in New Orleans in Louisiana.
 
Hihihi und das sagt ausgerechnet der Franz Sigel, der nicht ganz zu Unrecht von den Nordstaatlern für einige empfindliche Schlappen und Fehlleistungen der Unionstruppen verantwortlich gemacht wurde ....


Zu Jeb Davis später noch mehr ... aber ein Gedanke vorweg: die Südstaaten trennten sich auch deshalb von der Union, weil sie der Ansicht waren, dass die Einzelstaaten mehr Rechte, der Bund weniger zu sagen haben sollte(n). Deshalb stellten sie der Union auch eine Art Staatenbund (Konföderation) gegenüber. Davis als Präsident des Bundes hatte von daher weniger Einfluss und Macht, als z.B. Lincoln.
 
Der sieg war zwar komplett, aber unter schwersten verlusten, die eigenen Truppen waren nicht einmal im stande die verfolgung aufzunehmen, nun, das entspricht nicht unbedingt meiner Vorstellung von einem klaren sieg, aber gut, dies ist definitionssache.
 
Jep - deshalb hab ich auch in dem Moment, als Du geantwortet hast, den Satz rausgelöscht. ... Damit sich niemand wundert, ich hatte ursprünglich geschrieben, dass 1. Manassas meiner Ansicht schon ein eindeutiger Sieg für den Süden war.

Von "schwersten" eigenen Verlusten würde ich aber nicht reden (ca 380 Gefallene auf der Seite des Südens) und dass nach einer Schlacht die Truppen die Verfolgung nicht aufnehmen konnten, ist keine Seltenheit - dann hätten viele Schlachten der Geschichte "nur" unentschieden geendet.
 
nun papa_leo ich habe hier eine zahl von 2000, allerdings mit vermissten vorliegen, genauer 387 tote, nun gut ein schwerer verlust mag dies nicht sein, hinzu kommen aber noch ca. 1.582 Verwundete und einige vermisste also ca. 2000 Mann von 15000 verloren, bzw,. nicht einsatzbereit.
 
White_Wolf schrieb:
@ Bdain

sehr richtig, du kennst dich gut aus, nur eine Korrektur, die "Turtle" wurde nicht von den Amerikanern im Unabhängigkeitskrieg eingesetzt, sondern von der Britischen Royal Navy, unter Admiral Horatio Nelson in der Schlacht von Trafalgar, und sollte die Französische Armada von "unterhalb" versenken.

.......

????!!!!???

Die Turtle wurde 1776 von dem Amerikaner David Bushnell gebaut:

http://inventors.about.com/library/inventors/blsubmarine5.htm

Zitat:

"On the night of September 7, 1776, the Turtle, operated by an Army volunteer, Sergeant Ezra Lee, conducted an attack on the British ship HMS Eagle. However, the boring device that was operated from inside the oak-planked Turtle failed to penetrate the target vessel's hull."

Die Royal Navy war zur Zeit von Trafalgar die stärkste Flotte der Welt und brauchte nicht solchen Kinderkram wie U-Boote. Da war Napoleon schon eher für solche Experimente zu begeistern.
 
White_Wolf schrieb:
nun papa_leo ich habe hier eine zahl von 2000, allerdings mit vermissten vorliegen, genauer 387 tote, nun gut ein schwerer verlust mag dies nicht sein, hinzu kommen aber noch ca. 1.582 Verwundete und einige vermisste also ca. 2000 Mann von 15000 verloren, bzw,. nicht einsatzbereit.

Über Zahlen kann man ja trefflich streiten, aber es macht ja wohl einen Unterschied, ob 2000 oder 387. Mein Zahlen gehen von 387 Toten, 1582 Verwundeten und 13 Vermissten aus. Und das von insgesamt 32 500 Mann, die Beauregard zur Verfügung standen bzw. von 18 000 Mann, die an Kampfhandlungen teilnahmen.


Außerdem: Die Verluste einer Seite sagen ja wenig, ob es ein Sieg war oder nicht.

Dass der Süden den Sieg nicht nutzte oder nutzen konnte lag meiner Ansicht nach - wie schon geschrieben - AUCH an der Versorgung der Verwundeten, aber nicht nur. Die Tatsache, dass der Sieg nicht genutzt wurde, ändert in meinen Augen aber nichts daran, dass es einer war.
 
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