Der etwas andere Benjamin Franklin - Rassist und Deutschhasser

Benjamin Franklin und die Sklaverei

Was die Moral angeht, möchte ich hier keine platten Bemerkungen über Amerikaner machen - Hyokkose hat recht, das gehört hier nicht her. Trotzdem steht fest, dass Franklin sich erst sehr spät gegen die Sklaverei einsetzte und zwar zwei Wochen vor seinem Tod. Franklin besass selbst einen Leibsklaven namens Peter [Franklin erwähnt in 1760 erstmals in einem Brief an seine Frau Deborah, nachdem diese sicher nach Peter und King, dem Sklaven von Franklins Sohn Wiliam, erkundigt hatte]. Erst 1790 kommt Franklin zu dem Schluss, dass Sklaverei unmoralisch sei und man diese verbieten sollte - man hatte ihn zum Vorsitzenden einer Gesellschaft zur Bekämpfung der Sklaverei ernannt, ohne dass er sich für diese Position berufen gefühlt, geschweige denn, beworben hätte. Dies war ein "natürlicher" Vorgang, denn er wurde überall in die verschiedensten Kommisionen, Komitees oder Gesellschaften gewählt, nur weil er, wie es die Franzosen ausdrückten, Seneca, Solon und Platon in einer Person sei oder besser gesagt, der erste Mann im Universum.
Es lohnt sich etwas genauer hinzuschauen:

Bis zum Zweiten Drittel seines Lebens findet man Äußerungen von Benjamin Franklin (1706 – 1790), wonach Schwarze „von Natur aus Diebe“ und geistig minderbegabt seien. Bedenken gegen die Sklaverei hatte er nur, weil er meinte, dass die Sklaverei die Arbeitsmoral der Sklavenhalter beeinträchtige. Ethische Bedenken gegen die Sklaverei finden sich bei ihm in dieser Phase seines Lebens nicht (Jürgen Overhoff, Benjamin Franklin – Erfinder, Freigeist, Staatenlenker, 2005, S. 204).

Die Wende kam 1763. Er besuchte gelegentlich einer längeren Inspektionsreise als Postmeister der amerikanischen Kolonien zwei „Negerschulen“ in Virginia und Pennslyvannia, die von John Waring gegründet worden waren, den Franklin in London kennengelernt hatte. Über seinen Besuch schrieb Franklin am 17. Dezember 1763 an Waring nach London folgendes: „Durch das, was ich dort gesehen habe, habe ich hinsichtlich der natürlichen Fähigkeiten der Schwarzen eine höhere Meinung erlangt, als ich sie jemals zuvor gehegt habe“, denn das Gedächtnis und die Lernbereitschaft schwarzer Schüler stünden der Auffassungsgabe weißer Kinder in "nichts nach“. „Du wirst Dich vielleicht wundern, daß ich jemals [an den Fähigkeiten der Schwarzen] gezweifelt habe, und ich werde gar nicht erst anfangen, alle meine Vorurteile zu rechtfertigen oder auch nur zu erklären«. Franklins Haltung gegenüber den Schwarzen veränderte sich grundlegend. Er entließ seinen Sklaven Peter in die Freiheit und bezog in seinen Schriften fortan aus moralischen Gründen Stellung gegen die Sklaverei, auch wenn er freilich wusste, dass die Sklaverei in den Kolonien noch zu stark verankert war, um deren Abschaffung erreichen zu können (Jürgen Overhoff, a.a.O., S. 207).

In seiner letzten Lebensphase bekämpfte er die Sklaverei. 1787 liess er sich zum Präsidenten der Pennsylvania Abolition Society wählen. Auf dem Verfassungskonvent wollte er die Sklaverei und den Sklavenhandel verdammen lassen. Er wurde jedoch überredet, seinen Vorschlag zurück zu ziehen, damit die Verfassung selbst nicht gefährdet wird. Nachdem die Verfassung ratifiziert war, wiederholte er sein Plädoyer gegen die Sklaverei. Zusammen mit den Quäkern reichte er 1790 eine Petition im amerikanischen Kongress ein, die die Abschaffung der Sklaverei forderte. Dass die Petition vom Kongreß überhaupt beachtet und diskutiert wurde, lag allein daran, dass diese von Benjamin Franklin unterschrieben war.

Im Kongreß setzten sich freilich die Befürworter der Sklaverei durch, zu deren Wortführer sich der Abgeordnete James Jackson aus Georgia entwickelte. Dieser artikulierte die rassischen und rassistischen Vorurteile seiner Landsleute am klarsten und systematischsten: Die Sklaverei sei eine von Gott genehmigte Gewohnheit, selbst die Afrikaner würden Sklaven halten. Würde man die Schwarzen in die Freiheit entlassen, müssten die Sklavenhalter entschädigt werden. Doch wer sollte die Entschädigung bezahlen? Würde man die Sklaven zurück nach Afrika schicken, würden sie dort schlechter behandelt werden als in Amerika, da dort die Praxis der Sklaverei schlimmer sei als in Amerika. Würde man die Sklaven in Amerika in die Freiheit entlassen, würden sie sich mit den Söhnen und Töchter der Weißen vermischen und die Amerikaner würden ein Mulattenvolk werden.

Diesem geschlossenen Argumentationssystem trat allein Benjamin Franklin entgegen. Unter dem aus dem Vorabend des amerikanischen Bürgerkrieges allseits bekannten Pseudonym „Historicus“ veröffentlichte er eine Parodie auf Jacksons Rede. „Historicus“ behauptete, „ihm sei die unheimliche Ähnlichkeit zwischen Jacksons Rede zur Verteidigung der Sklaverei und einer ein Jahrhundert zuvor gehaltenen Rede aufgefallen, die ein algerischer Pirat namens Sidi Mehemet Ibrahim gehalten hatte. Gewiß waren die Ähnlichkeiten unbeabsichtigt, behauptete er, denn Jackson war offensichtlich ein tugendhafter Mann und daher nicht zu einem Plagiat fähig. Doch die Argumente und schon allein die Sprache waren identisch, außer daß Jackson das Christentum benutzte, um die Versklavung der Afrikaner zu rechtfertigen, während der Afrikaner den Islam benutzte, um die Versklavung von Christen zu rechtfertigen. «Die Lehre, wonach das Plündern und Versklaven der Christen ungerecht ist, ist bestenfalls problematisch», hatte der Algerier angeblich geschrieben, und als man ihm eine Bittschrift präsentierte, er möge aufhören, Europäer zu fangen, hatte er dem Divan von Algier gegenüber behauptet, «daß es im Interesse des Staates liege, mit dieser Praxis fortzufahren; darum mag die Bittschrift verworfen werden». All dieselben praktischen Einwände gegen die Beendigung der Sklaverei wurden ebenfalls erhoben: «Wer aber soll ihre Herren für den Verlust entschädigen? Wird der Staat das tun? Ist unsere Schatzkammer ausreichend...? Und wenn wir unsere Sklaven freilassen, was soll dann, mit ihnen geschehen... ? Unsere Leute werden sich nicht beflecken, in dem sie Ehen mit ihnen eingehen.» Franklin ließ dann den Algerier argumentieren, den versklavten Christen gehe es «besser bei uns, als wenn sie in Europa blieben, wo sie sich nur in Religionskriegen gegenseitig die Kehle durchschneiden würden».“ (Joseph J. Ellis, Sie schufen Amerika – Die Gründergeneration von John Adams bis George Washington, 2002, S. 154 f.).
 
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