Der Nationalsozialismus - eine Jugendbewegung?

Ich schreibe einfach mal die Jahrgänge dieser Herren hin:

Gobbels 1897

Heydrich 1904

Speer 1905

Eichmann 1906

Mengele 1911

Himmler 1900

Frank 1900

Göring 1893

Da wage ich doch den Vergleich mit den Geburtsdaten deutscher Spitzenpolitiker anderer Parteien, die bis 1933 noch etwas melden dürften..

Thälmann (KPD-Vorsitzender) 1886

Heinrich Brüning (Zentrum, Reichskanzler bis 1932) 1885

Paul von Hindenburg (parteilos, Reichspräsident) 1847

Franz von Papen (ehemals Zentrum parteilos, Vize-Kanzler im 1. Kabinett Hitler) 1879

Kurt Schumacher (SPD, Reichstagsabgeordneter) 1895

Otto Wels (SPD-Vorsitzender) 1873

Konrad Adenauer (Zentrum, Oberbürgermeister von Köln) 1876:winke:

Vernachlässigt man Hindenburg als totalen Ausreißer, waren die Spitzenpolitiker der anderen Parteien ungefähr
20 - 30 Jahre älter als die Nazi-Größen.
Hitler selbst ist als Jahrgang 1889 nur ein paar Jahre jünger als Thälmann und Brüning.
 
Es geht wohl weniger darum, Aly oder dich inhaltlich zu widerlegen, als viel mehr um die Frage, was man noch sinnvollerweise unter "Jugendbewegung" verstehen kann, soll oder darf. Wenn man als Jugendliche Teenager bezeichnet, dann war der Nationalsozialismus keine Jugendbewegung. Zählt man noch "Twens" dazu (und das macht man ja eigentlich nur ironisch, oder nicht?) dann könnte man den Nationalsozialismus vielleicht gerade noch (mit Bauchschmerzen) als Jugendbewegung werten.

Genau darum geht es nicht.


Ich würde es mit Leggewie so sehen: Der Nationalsozialismus war eine Bewegung, die, insbesondere nach der Machtergreifung, noch nicht arrivierten Jungakademikern eine Aufstiegschance bot und deshalb für diese attraktiv war.

Das wiederum ist richtig.
 
Aly klammert in diesen Seiten einfach mal aus, was in der Weimarer Zeit los war. Er klammert aus, dass eine ebenso grosse Anzahl von Jugendlichen zur KPD gingen. Dann wäre ja der Kommunismus auch eine Jugenddiktatur oder Bewegung.


Wieso das?
Die kamen nicht an die Macht.
Die kamen ins KZ und in den GULAG
Jugend ist oft oder gar meist in der Opposition, aber eine Diktatur ohne Macht???????????????????????????????????????????????

Macht war da erst Sommer 1945 in der SBZ, aber das ist ein anderes Kapitel.
 
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Das Thema ist Gegenstand von Wildts "Generation des Unbedingten - Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes".

Er stellt dabei biographisch auf die Führungsspitze von SS und SD ab, untersucht die "Entgrenzung" und Radikalität und kommt zu dem Ergebnis, dieses um die "Generation 1900" herum zu verorten, die überwiegend den 1. Weltkrieg im Kindesalter erlebte.

Rez. NS: M. Wildt: Generation des Unbedingten - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
Jugend soll von Jugend geführt werden, hatte Baldur von Schirach propagiert, und die Nationalsozialisten haben sich wie kaum eine andere politische Bewegung auf Jugendliche konzentriert, obwohl man erst ab 21 Jahren wählen durfte und es freie Wahlen ohnehin nicht mehr gab. Das Nazisystem schaffte es, das Erziehungsmonopol von Elternhaus und Schule zu okkupieren und den traditionellen Einfluss der Kirchen zurückzudrängen bzw. sie auf Linie zu trimmen.
Scorpio kann die Wörter viel besser als ich setzen:yes:

Stimmt, genau diesen Blickwinkel wollte ich in Beitrag #4 auch beschreiben.
Ich glaube nicht, daß die Gründungsväter der 20iger Jahre der NSDAP hier die eigendliche "Jugendbewegung" ausmachen, doch vielmehr auf das, was man setzte, als die NSDAP an der Macht war. Auf die Jugend im Staat, denn nur sie konnte dieses System für die Zukunft festigen.

Und die Anfangstadien der NSDAP mit der Roten Armee Fraktion zu vergleichen ist in sich schon ein großer Gegensatz.

Immerhin entstand die kommunistische "Jugendbewgung" ende der 60iger doch aus dem Aufbegehren der Jugend gegen den alten Mief in der westdeutschen Gesellschaft, der immernoch von Ansichten und Lebensweisen der 12 Jahre vor dem Kriegsende geprägt war, oder?
 
Warum haltet Ihr Euch denn so an dem Wort "Jugendbewegung" fest? Es ist doch völlig unerheblich ob ein 30jähriger noch zur Jugendbewegung gerechnet werden kann oder nicht.

Es geht doch darum, dass die "Nazi-Führerschicht" um Jahrzehnte jünger waren, als das damals und später in Führungspositionen üblich war.

In dem Zusammenhang erinnere ich an Hitlers Rede bei der Abstimmung zum Ermächtigungsgesetz, "...Ich will Sie gar nicht..."
Und ich denke, das meinte er ernst. Er wollte sie nicht, die bisherigen "Führer".
Keine vom Stahlhelm, die ehemaligen Freikorpsführer waren ihm suspekt, Luddendorf hat er in die "beleidigte Ecke" geschoben, alles Typen von denen man annehmen müsste, dass sie ihm "geistesverwandt" waren.
Noch weniger die Mitglieder der anderen Parteien. Die regionalen Parteigrössen der diversen anderen wurden überwacht und kurranzt über die ganzen 12 Jahre hinweg
 
Eine Jugend-, eine soziale, eine christliche oder irgendeine andere Bewegung ist nicht primär definiert durch Geburtsdaten. Sie ist vor allem definiert durch:

- gemeinsame Überzeugungen, Werte Einstellungen
- durch Verhaltensstile, Kommunikation etc.
- und durch einen Habitus (Bourdieu läßt hier grüßen)

Die Zugehörigkeit zu einer Generationslagerung (vgl Mannheim) erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man zu einer Bewegung gehört bzw. zu einem Milieu bzw. Subkultur, ist aber nicht zwingend notwendig. Durch freiwillige Assoziation kann man jederzeit sich einer Bewegung anschließen.

Es sind nicht soviele Untersuchtungen vorhanden, die die Einstellungen der Anhänger der unterschiedlichen Parteien im Übergang von Weimar auf das Dritte Reich untersucht haben.

Deswegen nochmal ein Hinweis auf Fromm. Anhand der Einstellungen zu politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Themen wird der Unterschied der Anhängerschaft, die die Resonanzbasis für eine Bewegung bilden, ersichtlich.

Exemplarisch soll die Frage zur Verhinderbarkeit von Kriegen, als Indikator für Gewaltbereitschaft, kurz dargestellt werden.

Bei der Aussage: "Kriege können nicht verhindert werden" stimmen die "Linken" unter 5 Prozent zu. Bei den bürgerlichen wächst die Zustimmung zu dieser apokalyptischen Vorstellung auf 15 Prozent und erhöht sich bei den NS-Anhängern auf 47 !!!!! Prozent. (Fromm: Arbeiter und Angestellte...,S. 107)

Der Boshaftigkeit halber sei noch erwähnt, dass die NS-Anhänger eher als "bildungsferne" Schichten zu klassifizieren sind, nach neudeutscher Interpretationsweise, betrachtet man ihr Interesse an Bildung im allgemeinen :devil:.

Dieses Ergebnis belegt ansatzweise, dass die kollektiven Erfahrungen des WW1 und der politischen Agonie der post-WW1-Ära eine "kriegerische bzw. kämpferische Interpretation" des Voranschreitens der Weltgeschichte stark gefördert haben (deswegen hieß das Buch auch vermutlich "Mein Kampf"). Die Linken setzen dagegen auf Internationalismus, Klassenkampf und revolutionäre Umgestaltung.

Eine komplett unterschiedliche Sichtweise auf innen- und außenpolitische Prozesse durch die Anhängerschaften der unterschiedlichen Partieen!

Und diese Sichtweise der NS-Bewegug, die in die sozialdarwinistische Interpretation von internationaler Politik eingebunden ist und angereichert wurde durch eine kulturkritische Sichtweise im Sinne Spenglers.

Diese Sichtweise führt dann in seiner radikalen Überspitzung zu der Formel, dass Deutschland entweder alles oder nichts ist. Die Radikalität der Mittel wird durch den Zeitdruck komprimiert unter dem Hitler agierte.

Und erklärt auch die schnelle Abfolge und die Härte der Maßnahmen der NS-Bewegung. Und dieses selbstgeschaffenen Restriktionen sind nicht durch altersbedingte Erfahrungen zu erklären, sondern ausschließlich auf der Ebene von ideologischen Überzeugungen bzw. einem quasi religiösen Sendungsbewußtseins von Hitler.

Die relative Jugendlichkeit der NS-bewegung war sicherlich hilfreich für die politische Arbeit und den Straßenkampf und ist auch eine Erklärung für die Durchsetzungsfähigkeit der NS-Bewegung.
 
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Sehr interessant Dein Beitrag.
Muss man jetzt mal erst verarbeiten.

Der Boshaftigkeit halber sei noch erwähnt, dass die NS-Anhänger eher als "bildungsferne" Schichten zu klassifizieren sind, nach neudeutscher Interpretationsweise, betrachtet man ihr Interesse an Bildung im allgemeinen

Das gilt aber für die Jahre 1933-1945 in sehr hohem Maße nicht!

OT: Heute ja, zum Glück sind die so blöd. Aber das ist eine andere Kiste.

TT:
Mir hat mal ein promovierter Schulmeister, Heimatforscher von hohem Grade!, erzählt wie er 3 Jahre lang nach Ende seines Studiums keine Stelle bekam!, hätte ihn nicht ein Trikotfabrikat 2 Jahre als Wirker beschäftigt (promovierter Anglistiker!) wäre er buchstäblich verhungert.
1934 bekam er dann seine Stelle. Und wurde, nach seinen eigenen Worten, zum überzeugten Nazi.
Was er, um allen nachgeborenen Antifaschisten den Wind gleich aus den Segeln zu nehmen, aus eigener Einsicht in den beginnenden 40ern wieder ablegte.
Aber eine Biografie wie sie in jenen Jahren verm. nicht selten ist.
 
@repo: kann Dir nur 100 Prozent in Bezug auf Be- oder Verurteilungen zustimmen.

Ein moralischer Zeigefinger der "Spätgeborenen" ist sicherlich nicht angebracht.

TTOT
Vor allem dann nicht, wenn man sich die Defizite und Baustellen ansieht, die uns derzeit politisch unter den Nägeln brennen. Uns werden spätere Generationen ebenfalls - zwar aus anderen Gründen - nicht besonders freundlch beurteilen, ist zumindest meine Meinung. :cool:

Vermutlich versagt jede Generation vor den objektiven Anforderungen ihrer Zeit und liefert suboptimale Problemlösungen ab. Und bietet damit den Stoff, den Historiker dann gerne interpretieren :grübel:
 
Als Ergänzung zur Diskussion möchte ich auf diesen Aufsatz von Martin Broszat hinweisen, in dem er - grob gesagt - für die Zeit bis zur Ausweitung des NS zu einer Massenbewegung um das Jahr 1930 auch vom NS als einer Jugendbewegung" spricht (er verwendet u. a. den Begriff "jugendtümlich", S. 59).

Broszat, Martin: Zur Struktur des NS-Massenbewegung, in: VfZ 31 (1983), S. 52-76.
http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1983_1.pdf
 
Aus Floxxx Link:

So zeichneten sich die NSDAP-Fraktionen des preußischen Landtags
durch die Dominanz folgender Kriterien aus: Ihre Abgeordneten waren überwiegend
kleinbürgerlicher oder bäuerlicher Herkunft, mit starkem Anteil auch unselbständig
Tätiger aus der Landbevölkerung, sie waren im Durchschnitt sehr viel jünger als die
Mandatsträger anderer Parteien
, waren überdurchschnittlich oft beruflich gescheitert
 
Sprechen wir denn bei der "Bewegung" jetzt von Wählern oder Mitgliedern, oder beidem?

Matthias Hambrock beschreibt in "Dialektik der verfolgenden Unschuld" (in "Die SS, Himmler und die Wewelsburg, Hrsg.: Jan Erik Schulte, S.85) die Anfälligkeit der "1900"-er Generation für den NS am Beispiel Himmlers folgendermaßen:

"Himmlers Ideenkosmos war in signifikanter Weise von Jugend- und Erziehungserfahrungen geprägt. De facto ist der zeit seines Lebens nie aus adoleszenten Mustern der Wirklichkeitsaneignung herausgekommen, er blieb in seinen mentalen Grundstrukturen [...] vom Beginn der zwanziger Jahre bis zu seinem Lebensende im Mai 1945 bemerkenswert konsistent. Als Angehöriger des Jahrgangs 1900 zählte Himmler [...] zur sog. "Kriegsjugendgeneration", also jener Alterskohorte der zwischen 1900 und 1910 Geborenen, die für eine Teilnahme am Ersten Weltkrieg zu jung gewesen waren, aber alt genug, um die überzogenen nationalistischen Kriegszielerwartungen der Älteren für sich zu verinnerlichen und das Zerfallen nationaler Großmannssucht in einen Scherbenhaufen von milit. Niederlage, Revolution und außenpolitischer Abhängigkeit als persönliche Schmach zu erleben."
Und das ist ja nicht nur bei Himmler so gewesen.
Natürlich kann man die NS-Bewegung nicht auf den einzelnen Faktor zurückführen, aber ich finde ein Teil des NS entsprang schon einer Art Jugendbewegung bzw. schaffte es der Nationalsozialismus mehr als die demokratischen Parteien die Jugend anzusprechen.
Jedoch schafften das die Kommunisten zur gleichen Zeit in Weimar auch.
In der Wirtschaftskrise boten die extremistischen Ideologien und die Straßenkampforganisationen den Jugendlichen mehr Perspektive als die "marode" Republik.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine wichtige Rolle dürfte auch die zumeist schlechte wirtschaftliche Situation in Weimar, neben des Versagens des parlamentarischen Systems in der Behebung, liegen.

Viele der jungen Leute fanden einfach keinen Job in der Rezession. Nach Kriegsende kam es ja auch zu keinem Austausch im Beamtenapparat, als der Sttat nicht die Mittel hatte, große Neueinstellungen zu vollziehen, dürfte der Nationalsozialismus insbesondere für Studenten eine Alternative gewesen sein, vor allem, da für sie als Bürgerliche der Kommunismus als starke, aufstrebende Kraft ja mehrheitlich als Alternative ausfiel.

Auch nicht vergessen sollte man die Reichswehr. Die Beschränkung auf 100.000 Mann brachte viele Frontkämpfer in Arbeitslosigkeit. Auch die parlamentarische Friedensarmee bot wenig Aussichtschancen für junge Offiziere, gerade wegen seiner Aufrüstungs- und Kriegspolitik gewann das NS-Regime ja dann auch Leute wie Stauffenberg.
 
Es macht aber einen Unterschied, ob jemand zur "Kriegsjugendgeneration" gehört oder auch "im Schnitt jünger als die anderen Mandatsträger" ist, oder ob man ihn als "Jugendlichen" bezeichnet. Da reite ich jetzt wirklich auf den Begriffen herum. Dass die Nationalsozialisten im Schnitt jünger waren als die etablierten Gruppen, bestreitet wohl kein Mensch. Dass es deshalb eine "Jugendbewegung" gewesen sein soll, sehe ich nicht (ich bin auch jünger als mein Vater, aber als Jugendlicher würde ich nicht mehr durchgehen).

Die Begrifflichkeit ist mir hier auch deshalb wichtig, weil unter Umständen "Jugendbewegung" Eigenschaften und Erklärungsmuster impliziert, die ich bzgl. des Nationalsozialismus komplett ablehnen würde.
 
Und ich denke, das meinte er ernst. Er wollte sie nicht, die bisherigen "Führer".
Keine vom Stahlhelm, die ehemaligen Freikorpsführer waren ihm suspekt, Luddendorf hat er in die "beleidigte Ecke" geschoben, alles Typen von denen man annehmen müsste, dass sie ihm "geistesverwandt" waren.
Noch weniger die Mitglieder der anderen Parteien. Die regionalen Parteigrössen der diversen anderen wurden überwacht und kurranzt über die ganzen 12 Jahre hinweg
Das sehe ich auch so. Hitler meinte alles verdammt ernst, was er sagte.
Die Nazis verstanden sich selbst als Revolution, da kann man die Alten nicht gebrauchen.
 
Noch ein Zitat:
....Sie schufen sich ein Leben, in dem sie den beginnenden Trott immer neu brechen konnten.m Sie hassten die Borniertheit des Büroalltags, suchten Selbstprüfung und Spass, den Kitzel des Unberechenbaren und den letzten Kick im modernen Bewegungskrieg. sie betrieben die nachpubertäre Identitätssuche im Vollgefühl scheinbarer Omnipotenz.
Im Jahre 1933 ergriffen Studenten und frisch gebackene Hochschulabsolventen die Macht. Zu ihnen gehörten die rebellischen Kinder der alten Eliten und die selbstbewusst gewordenen jungen Männer, die vom sozialdemokratisch geförderten Aufstieg der Republik profitiert hatten. Die Heterogenität ihrer Herkunft überwanden sie in der sozial-romantischen, zugleich technizistisch-modern ausgelegten Utopie vom nationalen Sozialismus. ... Aus Erfahrung skeptische Alte verspotteten sie als "Friedhofsgemüse", lang gediente, prinzipienfeste Beamte als "Herrschaften denen der Kalk aus der Hose rieselt". ....
Zitatende
Aly aaO Seite 14
 
Im Jahre 1933 ergriffen Studenten und frisch gebackene Hochschulabsolventen die Macht.
Ja.

Der Aspekt "Studenten und NSDAP" ist mE noch nicht in der richtigen Tiefe angesprochen worden, obwohl er hier ein Schlaglicht auf die kommende Führungsschicht des Dritten Reiches nach 1933 wirft. Man sollte diesen Aspekt zusammen sehen mit der Beseitigung eines Teiles der "alten Eliten" aus den Führungspositionen während der "Machtergreifung".


1931 gewann der NSDStB bei den ASTA-Wahlen die Mehrheit bei den Studentenvertretungen. Das wird zT in der Literatur als "erste Machtergreifung" gewertet. Nach Schätzungen (Kater: The Nazi-Party) waren 1930 die Hälfte aller Studenten NSDAP-Anhänger. Die NSDStB-Agitation übertraf an Schärfe diejenigen der linken Gruppierungen, zeichnete sich durch besondere Radikalität und Angriff auf die bestehenden Verhältnisse aus. Die Mitgliederzahlen repräsentieren dieses Gewicht an Symphatisanten an den Universitäten nicht in angemessener Weise: 1930 kann man im Zellkern von etwa 8.300 Studenten als NSDAP-Parteimitglieder ausgehen (von etwa 360.000 Mitgliedern in Deutschland).
 
Ja.. Nach Schätzungen (Kater: The Nazi-Party) waren 1930 die Hälfte aller Studenten NSDAP-Anhänger. Die NSDStB-Agitation übertraf an Schärfe diejenigen der linken Gruppierungen, zeichnete sich durch besondere Radikalität und Angriff auf die bestehenden Verhältnisse aus. Die Mitgliederzahlen repräsentieren dieses Gewicht an Symphatisanten an den Universitäten nicht in angemessener Weise: 1930 kann man im Zellkern von etwa 8.300 Studenten als NSDAP-Parteimitglieder ausgehen (von etwa 360.000 Mitgliedern in Deutschland).

Daran kranken alle mir bekannten Untersuchungen zum Thema.
Die Zustimmung lässt sich eben nicht an der Zahl der Parteimitgliedern festmachen.

OT: Noch heute werde ich auf meinen Vater, den "Großen Nazi" angesprochen. War er, gibt es keinen Zweifel. Und hat seiner Überzeug laut und deutlich Ausdruck gegeben. Aber es ist ihm nicht eingefallen außer in den NSKK in irgendeine Formation einzutreten.
 
Daran kranken alle mir bekannten Untersuchungen zum Thema.

Wieso kranken? Die von mir verwendete Studie unterscheidet sehr wohl zwischen Mitgliedschaften (aus denen sich eben unmittelbar auch der "Führungswechsel" rekrutierte - wobei man noch zwischen den Eintrittsphasen 1925-30 und 1931-33 unterschieden wird) und Wählerschaften.

Leider nicht nach Altersgruppen differenziert, aber als sehr schöne Schichtenuntersuchung kommt Manstein daher: "Die Mitglieder und Wähler der NSDAP 1919-1933", Europ. Hochschulschr. III/244. Darin sind ua. die verschiedenen angelsächischen Studien ausgewertet, die sich auf die archivierten NSDAP-Mitgliederlisten beziehen, sowie Statstisches aus der Wahlforschung (repäsentative und nicht-repräsentative Wähleranalysen)
 
Zur Einordnung der Nazis als Jugendbewegung halte ich es auch für interessant, ob die rechte Jugendbewegung dabei in Opposition zu ihrer Elterngeneration stand oder nicht.

Schließlich ist dies ein wesentliches Merkmal der (ganz anders beschaffenen) 68-Jugendbewegung. Hier war es klar : 23 Jahre nach dem Krieg wollte die heranwachsende "neue" Generation etwas grundsätzlich anderes als ihre Eltern und machte dies auch so deutlich.

Auch die "neue" Generation nach dem 1. WK kämpfte gegen etwas, aber kämpfte man gegen eine abzulehnende Werteordnung der Elterngeneration ?

Ich vermag das nicht so einzuordnen. Ich habe eher den Eindruck, dass die jungen braunen "Revoluzzer" ihre Eltern rechts überholen wollten, also sich eher in dieselbe Richtung ausrichteten, nur eben hundertfünfzig-prozentig.
 
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