Operation BAGRATION:
Im Sommer 1944 ereignete sich eine der größten militärischen Katastrophen Deutschlands, eine Schlacht von wenigen Tagen und Wochen, die rezeptiv trotz ihres Ausmaßes im Schatten der Niederlage von Stalingrad steht. Die zeitgleich stattfindenden Kämpfe um den alliierten Brückenkopf in der Normandie zogen in diesen Wochen im Sommer 1944 weitgehend die Aufmerksamkeit auch der deutschen Bevölkerung auf sich, so dass diese verheerende Niederlage an der Ostfront bis weit nach dem Krieg wenig bekannt geworden ist. Im Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte wurden 28 deutsche Divisionen zerschlagen, die Verluste betrugen rund 540.000 Mann an Gefallenen und Gefangenen. In der weiteren Folge wurden die Heeresgruppe Nord an der Ostsee abgeschnitten, die im August folgende sowjetische Offensive gegen die nun von allen Reserven entblößte Südfront führte u. a. zur Vernichtung einer weiteren Heeresgruppe in Rumänien.
Vorgeschichte:
Nach der fehlgeschlagen letzten deutschen Sommeroffensive 1943 bei Kursk war das Gesetz des Handelns endgültig auf die Rote Armee an der Ostfront übergegangen. In schweren Abwehrkämpfen mit Schwerpunkt im Süden der Ostfront, die sich über den Herbst 1943 bis zum Frühjahr 1944 hinzogen, wurden die deutschen Truppen weitgehend aus der Ukraine über den Dnjepr bis zum Dnjestr zurückgeworfen. Hier gelang eine Stabilisierung der Front im Frühjahr 1944, wobei sich die sowjetische Offensivkraft auch im Frühjahrsschlamm bei beiderseitigen hohen Verlusten weitgehend erschöpft zu haben schien. Die Mitte der Ostfront geriet dadurch in einen weit ausholenden, balkonartigen Vorsprung. Sie hatte zuvor während des Winters 1943/44 nur örtliche schwere Abwehrschlachten zu bestehen, während im Norden die Belagerung Leningrad aufgegeben werden musste. Bereits auf der Teheraner Konferenz Ende 1943 hatte Stalin eine große sowjetische Offensive zur Unterstützung der für den Mai 1944 angekündigten Invasion Frankreichs durch die Westalliierten in Aussicht gestellt. Dass sich die Lage 7 Monate nach Teheran dabei günstiger als angenommen darstellen sollte, war durch die schweren deutschen Verluste im Frühjahr 1944 in den Abwehrkämpfen vor Leningrad und in der Ukraine verursacht.
Nunmehr war auf deutscher Seite die Frage der weiteren sowjetischen Absichten entscheidend für die Verteilung der gepanzerten Reserven. Die Hitler unbequemen Befehlshaber im Süden, Manstein und Kleist, waren bereits gegen die auf harte Defensive ausgerichteten Schörner und Model ausgetauscht worden. Hitler und das OKH erwarteten auch für den Sommer 1944 den weiteren Schwerpunkt der Kämpfe im Süden. Befürchtet wurde eine „Ostseelösung“ mit Angriffsrichtung nördlich der Karpaten auf Warschau, oder eine „Balkanlösung“, die sich Mitte Mai 1944 durch die schweren Kämpfe in Nordrumänien angedeutet hatte. Dem entsprach die beobachtete Aufstellung von 5 der 6 bekannten russischen Panzerarmeen. Die Masse der deutschen Panzerkräfte wurde entsprechend dieser Prognosen hinter den Heeresgruppen Nord- und Südukraine im Süden der Ostfront aufgestellt. Für die Mitte der Ostfront wurden wie im Winter lediglich neue Fesselungskämpfe erwartet. Diese Heeresgruppe stand mit 36 Divisionen in vier Armeen in einem rd. 700 km langen Frontbogen, der sich von Witebsk nach Süden durch die Pripjetsümpfe in einem langen Halbkreis um Weißrussland zog. Ihre wesentlichen gepanzerten Reserven war im Frühjahr nach Süden gezogen worden.
Am 2. April 1944 verlangte Hitler erneut und ausdrücklich das unbedingte Halten der nun erreichten Front im Osten. Der Vorschlag des Rückzugs in die kürzeste Linie zwischen Riga und Odessa von Hitler abgelehnt. Auch der Rückzug hinter die panzersicheren größeren Flüsse im Bereich der Heeresgruppe Mitte als „kleine“ Lösung wurde untersagt. Für den Sommer 1944 wurde damit erneut ein Vabanque-Spiel eingeleitet, um in Ostgalizien unter Zusammenziehung aller verfügbaren Reserven erstmals seit dem Sommer 1943 bei einer sowjetischen Großoffensive wieder Schwerpunkt gegen Schwerpunkt zu setzen. Dieses entsprach auch Models Meinung, dessen Heeresgruppe Nordukraine von dem nun folgenden Angriff der Roten Armee zunächst nicht erfasst wurde.
Ab Mai 1944 veränderte sich jedoch die vor der Heeresgruppe Mitte beobachtete Feindlage. Der Roten Armee war es außerdem gelungen, eine Panzerarmee von der deutschen Seite unbemerkt vor die Heeresgruppe Mitte zu ziehen. Beobachtet wurde jedoch eine schlagartige Vermehrung der Luftstreitkräfte auf rd. 4500 Flugzeuge (gegen 80 der Heeresgruppe Mitte), sowie das Auftreten weiterer großer russischer Panzerverbände in der Reserve. Die Heeresgruppe selbst rechnete ab Juni 1944 mit einer unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Großoffensive, drang mit ihrer Ansicht im Oberkommando jedoch weiterhin nicht durch. Einer erneut beantragten Rückverlegung der Front mit einer bedeutenden Verkürzung der Linien um rund 250 km, etwa hinter die Beresina, wurde wieder die Zustimmung durch Hitler verweigert. Selbst der weitere eigenmächtige Ausbau rückwärtiger Linien durch die Armeen wurde von Hitler ausdrücklich untersagt, da dieses seiner Ansicht nach nur Rückzugsgedanken verstärken würde. Stattdessen wurde eine Reihe sog. Fester Plätze mit Witebsk, Orsha, Mogilew und Bobruisk vorgegeben. Solche „Festungen“ hatten bereits auf der Krim und in der Ukraine schwere Verluste gebracht hatten, ohne den Vormarsch der Roten Armee wesentlich aufhalten zu können. Am 14.6.1944 ergingen nochmalige eindringliche Warnungen über bedeutende sowjetische Kräftekonzentrationen vor der Heeresgruppe Mitte. Als einzige Reaktion wurde eine Panzerdivision hinter die Front der 9. Armee bei Bobruisk verlegt. Die Heeresgruppe musste die Entwicklung nun auf sich zukommen lassen, ohne rückwärtig ausweichen zu können.
Operation „Bagration“:
4 Fronten der Roten Armee eröffneten am 22./23./24.6.1944 ihre Offensive gegen den vermeintlichen Nebenkriegsschauplatz der mittleren Ostfront. Im Rücken der Heeresgruppe fanden zentral geleitete Aktionen mit rd. 240.000 Partisanen statt, die alle Versorgungs- und Rückzugslinien für die deutschen Armeen abschnitten. In der Nacht vom 19./20.6.1944 fanden über 10.000 Sprengungen statt, die alle Eisenbahnstrecken westlich Minsk unterbrachen und den Zugverkehr für Tage völlig lahm legten.
Im Zuge der begonnen sowjetischen Großoffensive wurden die Festen Plätze in wenigen Tagen aus der deutschen Front gebrochen und umschlossen. Über den die Entscheidung suchenden Charakter der Offensive konnte kein Zweifel bestehen, zumal die schnellen sowjetischen Verbände nach den Durchbrüchen in den Schwerpunkten zur Überraschung der deutschen Führung und entgegen dem bisherigen Verhalten rasch nach Westen vorstießen, ohne sich mit den eingekesselten deutschen Einheiten aufzuhalten. Bei dieser Wucht der sowjetischen Vorstöße konnte es sich keinesfalls mehr um die von Hitler, Model und dem OKH vermuteten Fesselungsangriffe handeln. Bereits nach 5 Tagen stand die deutsche Führung vor der Tatsache, dass die Front der gesamten Heeresgruppe unwiderruflich und vollständig zerbrochen war. Das Vorgehen der Roten Armee war dabei äußerst erfolgreich: die Masse der nördlich stehenden 3. Panzerarmee wurde im Frontbogen von Witebsk zerschlagen, die Masse der im südlichen Bogen stehenden 9. Armee um Bobruisk. Damit war zugleich die deutsche 4. Armee, die zunächst nur schweren Fesselungsangriffen ausgesetzt war, an beiden Seiten umfasst. In ihrem Rücken stießen die beweglichen sowjetischen Verbände von zwei Seiten auf Minsk zu.
Das Halten der Festen Plätze:
Hastig wurden Verstärkungen von der Südfront in die Lücke von 400 km geworfen, die nach den schnellen Einkesselungen zahlreicher deutscher Divisionen in Witebesk, Mogilew und Bobruisk und der sich abzeichnenden Katastrophe entstanden war. Noch am 25.6. hatte Hitler das Halten von Witebsk bis zur Entsetzung befohlen, wenig später auch für Bobruisk. Die Festen Plätze erwiesen sich allerdings als Phantomvorstellung der Obersten Führung. Die militärische Entwicklung zu einer Katastrophe hatte bereits alle Gegenmaßnahmen der Heeresgruppe schon überholt. Nochmals am 28.6. wurde das Halten der Festen Plätze mindestens für einige Tage verlangt, ohne Aussicht auf ihre Entsetzung. Die dort stehenden Verbände wurden damit im Zuge einer umfassenden Auflösung der ganzen Front der Vernichtung preisgegeben. Die sowjetische Operationsrichtung zielte in diesen Tagen bereits auf Minsk, das nur schwach besetzt war und am 3.7.1944 nach kurzer Gegenwehr schnell eingenommen wurde. Die sowjetischen Verbände stießen teilweise 50 bis 90 km am Tag vor. Im deutschen Rückraum entwickelten sich panikartige Zustände, auch die noch ostwärts stehenden Divisionen in Weißrussland flüchteten in riesigen Strömen auf die Beresina zu. Hier am Übergang über die Beresina-Brücken und bei Minsk wurde die Masse der einer Einkesselung entkommenen deutschen Verbände der 4. Armee vernichtet. 2 Wochen nach Eröffnung der Offensive war auch die sich verspätet, dann aber hastig zurückziehende 4. Armee in mehreren Kesseln östlich und südlich von Minsk untergegangen.
Nach der Einnahme von Minsk war klar, dass die beiden aus Weißrussland nach Westen verlaufenden Landbrücken gegen die schnell vordringenden Panzer- und Kavallerieeinheiten nicht zu halten waren. Der mit dem Oberbefehl auch über die Heeresgruppe Mitte beauftragte Model hatte dazu alle Reserven seiner Heeresgruppe Nordukraine in die entstandenen Lücken geworfen, konnte aber das Vordringen nur geringfügig abbremsen. Bereits im Juli 1944 verlagerte sich die Front in die offenen Ebenen Ostpolens, die Heeresgruppe Nord wurde wenig später an der Ostsee erstmalig abgeschnitten. Ein Rückzug der dort stehenden 2 deutschen Armeen wurde ebenfalls von Hitler untersagt. Erst an der Weichsel gelang es, die auslaufende sowjetische Offensive aufzuhalten. Allerdings gelang es dabei der Roten Armee, 2 große Weichsel-Brückenköpfe zu gewinnen, aus denen dann im Januar 1945 eine weitere Offensive nach Westen zur Oder vorgetragen wurde.
Die Schlacht hatte eine entscheidende Schwächung der deutschen Ostfront gebracht. Unter Einbeziehung der Reserven erlitten die deutschen Verbände insgesamt Verluste von 540.000 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen. Die Katastrophe der Heeresgruppe Mitte fiel zeitlich zusammen mit dem Attentat des 20. Juli 1944, weswegen im Umfeld von Hitler der Zusammenbruch mit Verrat begründet wurde.
Wenige Tage nach Auslaufen der russischen Offensive gelang den westalliierten Truppen der Ausbruch aus dem Brückenkopf in der Normandie.
Überblickskarte:
http://www.dean.usma.edu/history/web03/atlases/ww2 europe/ww2 europe pages/ww2 europe map 30.htm
Die sowjetischen Bewegungen im Detail:
http://rkka.ru/maps/tv16.gif
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Bagration
Im Sommer 1944 ereignete sich eine der größten militärischen Katastrophen Deutschlands, eine Schlacht von wenigen Tagen und Wochen, die rezeptiv trotz ihres Ausmaßes im Schatten der Niederlage von Stalingrad steht. Die zeitgleich stattfindenden Kämpfe um den alliierten Brückenkopf in der Normandie zogen in diesen Wochen im Sommer 1944 weitgehend die Aufmerksamkeit auch der deutschen Bevölkerung auf sich, so dass diese verheerende Niederlage an der Ostfront bis weit nach dem Krieg wenig bekannt geworden ist. Im Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte wurden 28 deutsche Divisionen zerschlagen, die Verluste betrugen rund 540.000 Mann an Gefallenen und Gefangenen. In der weiteren Folge wurden die Heeresgruppe Nord an der Ostsee abgeschnitten, die im August folgende sowjetische Offensive gegen die nun von allen Reserven entblößte Südfront führte u. a. zur Vernichtung einer weiteren Heeresgruppe in Rumänien.
Vorgeschichte:
Nach der fehlgeschlagen letzten deutschen Sommeroffensive 1943 bei Kursk war das Gesetz des Handelns endgültig auf die Rote Armee an der Ostfront übergegangen. In schweren Abwehrkämpfen mit Schwerpunkt im Süden der Ostfront, die sich über den Herbst 1943 bis zum Frühjahr 1944 hinzogen, wurden die deutschen Truppen weitgehend aus der Ukraine über den Dnjepr bis zum Dnjestr zurückgeworfen. Hier gelang eine Stabilisierung der Front im Frühjahr 1944, wobei sich die sowjetische Offensivkraft auch im Frühjahrsschlamm bei beiderseitigen hohen Verlusten weitgehend erschöpft zu haben schien. Die Mitte der Ostfront geriet dadurch in einen weit ausholenden, balkonartigen Vorsprung. Sie hatte zuvor während des Winters 1943/44 nur örtliche schwere Abwehrschlachten zu bestehen, während im Norden die Belagerung Leningrad aufgegeben werden musste. Bereits auf der Teheraner Konferenz Ende 1943 hatte Stalin eine große sowjetische Offensive zur Unterstützung der für den Mai 1944 angekündigten Invasion Frankreichs durch die Westalliierten in Aussicht gestellt. Dass sich die Lage 7 Monate nach Teheran dabei günstiger als angenommen darstellen sollte, war durch die schweren deutschen Verluste im Frühjahr 1944 in den Abwehrkämpfen vor Leningrad und in der Ukraine verursacht.
Nunmehr war auf deutscher Seite die Frage der weiteren sowjetischen Absichten entscheidend für die Verteilung der gepanzerten Reserven. Die Hitler unbequemen Befehlshaber im Süden, Manstein und Kleist, waren bereits gegen die auf harte Defensive ausgerichteten Schörner und Model ausgetauscht worden. Hitler und das OKH erwarteten auch für den Sommer 1944 den weiteren Schwerpunkt der Kämpfe im Süden. Befürchtet wurde eine „Ostseelösung“ mit Angriffsrichtung nördlich der Karpaten auf Warschau, oder eine „Balkanlösung“, die sich Mitte Mai 1944 durch die schweren Kämpfe in Nordrumänien angedeutet hatte. Dem entsprach die beobachtete Aufstellung von 5 der 6 bekannten russischen Panzerarmeen. Die Masse der deutschen Panzerkräfte wurde entsprechend dieser Prognosen hinter den Heeresgruppen Nord- und Südukraine im Süden der Ostfront aufgestellt. Für die Mitte der Ostfront wurden wie im Winter lediglich neue Fesselungskämpfe erwartet. Diese Heeresgruppe stand mit 36 Divisionen in vier Armeen in einem rd. 700 km langen Frontbogen, der sich von Witebsk nach Süden durch die Pripjetsümpfe in einem langen Halbkreis um Weißrussland zog. Ihre wesentlichen gepanzerten Reserven war im Frühjahr nach Süden gezogen worden.
Am 2. April 1944 verlangte Hitler erneut und ausdrücklich das unbedingte Halten der nun erreichten Front im Osten. Der Vorschlag des Rückzugs in die kürzeste Linie zwischen Riga und Odessa von Hitler abgelehnt. Auch der Rückzug hinter die panzersicheren größeren Flüsse im Bereich der Heeresgruppe Mitte als „kleine“ Lösung wurde untersagt. Für den Sommer 1944 wurde damit erneut ein Vabanque-Spiel eingeleitet, um in Ostgalizien unter Zusammenziehung aller verfügbaren Reserven erstmals seit dem Sommer 1943 bei einer sowjetischen Großoffensive wieder Schwerpunkt gegen Schwerpunkt zu setzen. Dieses entsprach auch Models Meinung, dessen Heeresgruppe Nordukraine von dem nun folgenden Angriff der Roten Armee zunächst nicht erfasst wurde.
Ab Mai 1944 veränderte sich jedoch die vor der Heeresgruppe Mitte beobachtete Feindlage. Der Roten Armee war es außerdem gelungen, eine Panzerarmee von der deutschen Seite unbemerkt vor die Heeresgruppe Mitte zu ziehen. Beobachtet wurde jedoch eine schlagartige Vermehrung der Luftstreitkräfte auf rd. 4500 Flugzeuge (gegen 80 der Heeresgruppe Mitte), sowie das Auftreten weiterer großer russischer Panzerverbände in der Reserve. Die Heeresgruppe selbst rechnete ab Juni 1944 mit einer unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Großoffensive, drang mit ihrer Ansicht im Oberkommando jedoch weiterhin nicht durch. Einer erneut beantragten Rückverlegung der Front mit einer bedeutenden Verkürzung der Linien um rund 250 km, etwa hinter die Beresina, wurde wieder die Zustimmung durch Hitler verweigert. Selbst der weitere eigenmächtige Ausbau rückwärtiger Linien durch die Armeen wurde von Hitler ausdrücklich untersagt, da dieses seiner Ansicht nach nur Rückzugsgedanken verstärken würde. Stattdessen wurde eine Reihe sog. Fester Plätze mit Witebsk, Orsha, Mogilew und Bobruisk vorgegeben. Solche „Festungen“ hatten bereits auf der Krim und in der Ukraine schwere Verluste gebracht hatten, ohne den Vormarsch der Roten Armee wesentlich aufhalten zu können. Am 14.6.1944 ergingen nochmalige eindringliche Warnungen über bedeutende sowjetische Kräftekonzentrationen vor der Heeresgruppe Mitte. Als einzige Reaktion wurde eine Panzerdivision hinter die Front der 9. Armee bei Bobruisk verlegt. Die Heeresgruppe musste die Entwicklung nun auf sich zukommen lassen, ohne rückwärtig ausweichen zu können.
Operation „Bagration“:
4 Fronten der Roten Armee eröffneten am 22./23./24.6.1944 ihre Offensive gegen den vermeintlichen Nebenkriegsschauplatz der mittleren Ostfront. Im Rücken der Heeresgruppe fanden zentral geleitete Aktionen mit rd. 240.000 Partisanen statt, die alle Versorgungs- und Rückzugslinien für die deutschen Armeen abschnitten. In der Nacht vom 19./20.6.1944 fanden über 10.000 Sprengungen statt, die alle Eisenbahnstrecken westlich Minsk unterbrachen und den Zugverkehr für Tage völlig lahm legten.
Im Zuge der begonnen sowjetischen Großoffensive wurden die Festen Plätze in wenigen Tagen aus der deutschen Front gebrochen und umschlossen. Über den die Entscheidung suchenden Charakter der Offensive konnte kein Zweifel bestehen, zumal die schnellen sowjetischen Verbände nach den Durchbrüchen in den Schwerpunkten zur Überraschung der deutschen Führung und entgegen dem bisherigen Verhalten rasch nach Westen vorstießen, ohne sich mit den eingekesselten deutschen Einheiten aufzuhalten. Bei dieser Wucht der sowjetischen Vorstöße konnte es sich keinesfalls mehr um die von Hitler, Model und dem OKH vermuteten Fesselungsangriffe handeln. Bereits nach 5 Tagen stand die deutsche Führung vor der Tatsache, dass die Front der gesamten Heeresgruppe unwiderruflich und vollständig zerbrochen war. Das Vorgehen der Roten Armee war dabei äußerst erfolgreich: die Masse der nördlich stehenden 3. Panzerarmee wurde im Frontbogen von Witebsk zerschlagen, die Masse der im südlichen Bogen stehenden 9. Armee um Bobruisk. Damit war zugleich die deutsche 4. Armee, die zunächst nur schweren Fesselungsangriffen ausgesetzt war, an beiden Seiten umfasst. In ihrem Rücken stießen die beweglichen sowjetischen Verbände von zwei Seiten auf Minsk zu.
Das Halten der Festen Plätze:
Hastig wurden Verstärkungen von der Südfront in die Lücke von 400 km geworfen, die nach den schnellen Einkesselungen zahlreicher deutscher Divisionen in Witebesk, Mogilew und Bobruisk und der sich abzeichnenden Katastrophe entstanden war. Noch am 25.6. hatte Hitler das Halten von Witebsk bis zur Entsetzung befohlen, wenig später auch für Bobruisk. Die Festen Plätze erwiesen sich allerdings als Phantomvorstellung der Obersten Führung. Die militärische Entwicklung zu einer Katastrophe hatte bereits alle Gegenmaßnahmen der Heeresgruppe schon überholt. Nochmals am 28.6. wurde das Halten der Festen Plätze mindestens für einige Tage verlangt, ohne Aussicht auf ihre Entsetzung. Die dort stehenden Verbände wurden damit im Zuge einer umfassenden Auflösung der ganzen Front der Vernichtung preisgegeben. Die sowjetische Operationsrichtung zielte in diesen Tagen bereits auf Minsk, das nur schwach besetzt war und am 3.7.1944 nach kurzer Gegenwehr schnell eingenommen wurde. Die sowjetischen Verbände stießen teilweise 50 bis 90 km am Tag vor. Im deutschen Rückraum entwickelten sich panikartige Zustände, auch die noch ostwärts stehenden Divisionen in Weißrussland flüchteten in riesigen Strömen auf die Beresina zu. Hier am Übergang über die Beresina-Brücken und bei Minsk wurde die Masse der einer Einkesselung entkommenen deutschen Verbände der 4. Armee vernichtet. 2 Wochen nach Eröffnung der Offensive war auch die sich verspätet, dann aber hastig zurückziehende 4. Armee in mehreren Kesseln östlich und südlich von Minsk untergegangen.
Nach der Einnahme von Minsk war klar, dass die beiden aus Weißrussland nach Westen verlaufenden Landbrücken gegen die schnell vordringenden Panzer- und Kavallerieeinheiten nicht zu halten waren. Der mit dem Oberbefehl auch über die Heeresgruppe Mitte beauftragte Model hatte dazu alle Reserven seiner Heeresgruppe Nordukraine in die entstandenen Lücken geworfen, konnte aber das Vordringen nur geringfügig abbremsen. Bereits im Juli 1944 verlagerte sich die Front in die offenen Ebenen Ostpolens, die Heeresgruppe Nord wurde wenig später an der Ostsee erstmalig abgeschnitten. Ein Rückzug der dort stehenden 2 deutschen Armeen wurde ebenfalls von Hitler untersagt. Erst an der Weichsel gelang es, die auslaufende sowjetische Offensive aufzuhalten. Allerdings gelang es dabei der Roten Armee, 2 große Weichsel-Brückenköpfe zu gewinnen, aus denen dann im Januar 1945 eine weitere Offensive nach Westen zur Oder vorgetragen wurde.
Die Schlacht hatte eine entscheidende Schwächung der deutschen Ostfront gebracht. Unter Einbeziehung der Reserven erlitten die deutschen Verbände insgesamt Verluste von 540.000 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen. Die Katastrophe der Heeresgruppe Mitte fiel zeitlich zusammen mit dem Attentat des 20. Juli 1944, weswegen im Umfeld von Hitler der Zusammenbruch mit Verrat begründet wurde.
Wenige Tage nach Auslaufen der russischen Offensive gelang den westalliierten Truppen der Ausbruch aus dem Brückenkopf in der Normandie.
Überblickskarte:
http://www.dean.usma.edu/history/web03/atlases/ww2 europe/ww2 europe pages/ww2 europe map 30.htm
Die sowjetischen Bewegungen im Detail:
http://rkka.ru/maps/tv16.gif
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Bagration