Deutsch-Südwestafrika

Arne schrieb:
...die bekanntlich zum ersten Mal von den Briten im Burenkrieg eingerichtet wurden, um Zivilpersonen (= Frauen, Greise und Kinder der Buren) zu internieren.

Auch wenn dieses Faktum bekannt ist, darf [sollte] die Einrichtung solcher Lager an anderem Ort und auf andere Zielgruppen bezogen durchaus erschrecken.
 
Auch wenn dieses Faktum bekannt ist, darf [sollte] die Einrichtung solcher Lager an anderem Ort und auf andere Zielgruppen bezogen durchaus erschrecken.


Stimmt natürlich. Ich wollte es nur erwähnen, weil Interessierte, die sich nur auf Drechsler, Zeller, Zimmerer & Co verlassen, schnell auf den Gedanken kommen, daß es eine deutsche Erfindung war.
 
Hallo Arne,

ich denke nicht, dass Sie es nötig haben, in dieser Weise zu argumentieren. Da gerät man doch nur in die falsche Ecke.

Gerade zu Deutsch-Südwest/Herero/Trotha usw. gibt es ja seriöse Versuche, das derzeitige, von Zimmerer usw. geprägte Meinungsbild "aufzulockern". Ich verweise z. B. auf Beiträge, die man von der Internetseite des Traditionsverbands (Traditionsverband ehem. Schutz- und Überseetruppen - Freunde der früheren deutschen Schutzgebiete e.V.) herunter laden kann.

Gruß js
 
Ein paar Feinheiten...:pfeif:

Danke Arne für die Nachreichung. Das mit dem Drechsler hätte mir natürlich auffallen müssen :rotwerd: offtopic: ist mir letztens in einer Seminararbeit über mittelalterliche Literatur leider auch passiert. Schnappe mir einfach ein Standardwerk zur Einordnung der Texte und greife doch gerade zu einem Werk von einem ehemaligen DDR-Literaturwissenschaftler. Es ging um Texte aus der Mönchskultur und gerade diese wurde von dem über einen Kamm geschert und einfach als systemerhaltend abgetan.. is mir nicht aufgefallen, bis der Prof mich draufhingewiesen hat. :-D Hab trotzdem gut bestanden.

Auch die Information über die Lager im Burenkrieg erscheint mir sehr wichtig im Umgang mit dem Hererokrieg und hinsichtlich der allgemeinen Vergleichbarkeit zwischen der Kolonial- und der NS-Zeit.

Das die Konzentrationslager eine Erfindung der Deutschen war meinte ich garnicht, auch dass man hier nicht von denselben Konzentrationslagern sprechen darf ist natürlich auch klar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Arne für die Nachreichung. Das mit dem Drechsler hätte mir natürlich auffallen müssen :rotwerd: offtopic: ist mir letztens in einer Seminararbeit über mittelalterliche Literatur leider auch passiert. Schnappe mir einfach ein Standardwerk zur Einordnung der Texte und greife doch gerade zu einem Werk von einem ehemaligen DDR-Literaturwissenschaftler. Es ging um Texte aus der Mönchskultur und gerade diese wurde von dem über einen Kamm geschert und einfach als systemerhaltend abgetan.. is mir nicht aufgefallen, bis der Prof mich draufhingewiesen hat. :-D Hab trotzdem gut bestanden..

Wenn du im Studium mit dem Thema zu tun hast, ein paar Worte dazu.

Das Drechsler-Buch "Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft", Berlin (Ost) 1966 war im Prinzip das erste "neuzeitliche" Werk zu dem Thema und damals wirklich wichtig. Das lag daran, daß Drechsler an die Akten des Reichskolonialamtes in (Ost-)Berliner Archiven kam, die West-Wissenschaftlern nicht zugänglich waren. Er bringt in seinem Buch viele Primärquellen, die damals im Westen einfach nicht zugänglich waren, kommt aber zu Wertungen und Schlüssen, die äusserst fragwürdig sind, da ist halt erkennbar, für wessen Gusto dieses Werk geschrieben ist. In meinen Augen unter dem Stichwort "SED-Propaganda" abzuhaken...

Bereits 1978 kommt der Hannoveraner Historiker, Helmut Bley, zu folgender Einschätzung der DDR-Kolonialgeschichtsforschung:
"Angeregt durch Walter Markow in Leipzig diente sie der Überwindung der apologetischen Beschäftigung mit der kolonialen "Schuldlüge", in der Hauptsache sollte sie die Stadien-Theorie Lenins für die Periodisierung des Imperialismus illustrieren und dabei unter Umkehrung der Koloniallegende einer angeblich strengen aber gerechten deutschen Kolonialpolitik die besondere Aggressivität der Gesellschaft des Kaiserreichs herausarbeiten....Dies gilt in gewisser Hinsicht auch noch für Drechslers Buch über Südwestafrika,....das bereits den afrikanischen Widerstand in den Mittelpunkt der Untersuchung rückte. Diese Arbeiten wiesen neben Leistungen deutliche Defizite auf...Eine weitere grundlegende Schwäche war, daß die agitatorische Funktion der Arbeiten, eine Kontinuität von der besonderen Aggressivität des deutschen Imperialismus mit der Afrika-und Dritten-Welt-Politik der Bundesrepublik herzustellen und zugleich die koloniale Legende umzudrehen, die Möglichkeiten, die im Vergleich zwischen der Kolonialpolitik Deutschlands und der der anderen Mächte gegeben waren,um Stadien, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die mit dem Gesamtphänomen kolonialer Situationen verbunden sind, herauszuarbeiten, behinderte."
Quelle: Helmut Bley, Bemerkungen zur Kolonialgeschichtsforschung, in: Harald Focke und Peter Jaffé (Hsg), Ergebnisse, Hefte für historische Öffentlichkeit, Nr.1, Hamburg 1978, S.7 u.8

Und dabei ist zu beachten, daß selbst Bley eher als "links angehaucht" eingeordnet werden kann! Also wenn selbst der das schreibt, bedeutet das schon etwas..

Drechsler wird heute gern zitiert, leider speziell von tendenziösen Historikern. Da muß man sehr aufpassen, ob da jemand die Primärquellen zitiert, weil er zu faul ist die Originalherkünfte aus dem (jetzt Bundesarchiv) zu suchen - das wäre entschuldbar - oder, ob er Drechslers Schlußfolgerungen zitiert - das ist in meinen Augen unentschuldbar.

Zusammenfassend: Ich würde generell darauf verzichten, daraus zu zitieren wenn irgendwie möglich. In einer Literaturliste gehört es allerdings dazu.
 
Ich stelle meine Frage mal hier, obwohl´s im Thread ja eher um die Auseinandersetzungen mit den Herero und Nama geht, über die übrigens auch hier diskutiert wird: http://www.geschichtsforum.de/f57/hereroaufstand-v-lkermord-oder-kolonialkrieg-6084/

Zur eigentlichen Frage: Bislang war ich der Ansicht, dass der deutsche Kolonialismus aus (volks)wirtschaftlicher Sicht ein Verlust gewesen ist. Nun lese ich:

Am Ende erwiesen sich all die glorreichen »Schutzgebiete« jedoch als kostspielige Zuschussgeschäfte – mit Ausnahme Südwestafrikas, das durch den zufälligen Diamantenfund von 1908 recht unverhofft zu einem rentablen Geschäft wurde.
Reinhart Kößler und Henning Melber, Deutscher Kolonialismus, Vergangenes in der Gegenwart. Kontinuitten des Deutschen Kolonialismus

Kann man das so unterschreiben? Trugen die Diamantenfunde tatsächlich zu einer positiven Bilanz der staatlichen Aufwendungen für die Kolonie bei?
 
In Deutsch-Südwest spielte auch der Abbau von Kohle, Kupfererz,Blei und auch Marmor eine gewisse Rolle.

Die Diamantengewinnung brachte im Jahre 1910 gut 160 kg in Werte von 22 Millionen Mark. 1911 schlugen Importe in Werte von ca. 33 Millionen Mark zu Buche, den standen Exporte, abzüglich der berbauprodukte, von 1 Millionen gegenüber.

Togo war die Kolonie, die mit ihren eigenen Einnahmen auskam. Aus Togo wurdne beispielsweise Gummi, Kaffee, Kokkusnüsse und Palmöl exportiert.

Quelle für die Zahlen: Graudenz/Schindler, Die deutschen Kolonien S.82f, S.204ff
 
Kann man das so unterschreiben? Trugen die Diamantenfunde tatsächlich zu einer positiven Bilanz der staatlichen Aufwendungen für die Kolonie bei?

Wenn es interessiert, könnte ich in den statistischen JB nachlesen, dort sind "Zahlungsbilanzen" für die einzelnen Kolonien wiedergegeben.
 
Wenn es interessiert, könnte ich in den statistischen JB nachlesen, dort sind "Zahlungsbilanzen" für die einzelnen Kolonien wiedergegeben.

Nur, wenn es nicht zuviel Mühe macht! Ansonsten stehen die Jahrbücher vermutlich wohl auch in den Uni-Bibliotheken von Münster oder Bielefeld - und da könnte ich mich durchaus auch selbst bemühen.
 
NAnsonsten stehen die Jahrbücher vermutlich wohl auch in den Uni-Bibliotheken von Münster oder Bielefeld - und da könnte ich mich durchaus auch selbst bemühen.

Schau mal da hinein.

Für die Kolonien wurden recht detaillierte Rechnungen aufgemacht und zusätzlich die Warenströme mengenmäßig erfaßt.
 
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