Deutsche Kolonialpläne

Das Thema ist seit der Entstehung dieses Threads für die Historiker zunehmend interessant geworden und wurde derweil mehrfach gründlich bearbeitet. Ich habe grad ein Buch durch, das ich zu dem Thema der Planungen im Dritten Reich empfehlen kann:

"Deutschland jenseits des Äquators? Die NS-Kolonialplanungen für Afrika" Karsten Linne
Berlin 2008, Links-Verlag

Der Autor bringt übrigens eine ganz einleuchtende Erklärung, warum alles immer völlig vage blieb und an allerlei Stellen wild theoretisiert wurde: Für Hitler war das Thema Kolonien immer nur ein politisches Argument. Wollte er etwas bei Verhandlungen mit GB erreichen, drohte er mit der Forderung nach Kolonien. Wollte er entgegenkommen, wurde darüber nicht mehr gesprochen. Sein Interesse lag am Lebensraum im Osten. Dieses Schwanken, daß er sich nie festgelegt hat ob und welche Kolonien er gern (wieder-)hätte und schließlich das Thema auf die Zeit nach dem Endsieg verschoben hat, führte dazu, daß er
a) den bürgerlichen Kolonialrevisionisten und -firmen, wie einem Esel, die Möhre vor das Gesicht band und lenken konnte
b) an x Stellen wild geplant und geforscht wurde, teils widersprüchlich, weil keiner so richtig wußte, was Hitler wollte.

Um mal ein "Bild" zu bemühen: Es waren 20 Arbeiter, die einen Gartenzaun anpinselten, weil der Chef gesagt hatte, der Zaun müsse gestrichen werden - aber eine Farbe hatte er nicht gesagt. So strichen die Arbeiter jeder in einer anderen Farbe ihre Latten, guckten sich ständig nach dem Chef um und warteten, daß der nun sagte, ob es richtig sei. Wenn dann der Meister sagte: Ist zu hell, der Chef will´s dunkler, pinselten alle ihre Latten wieder über. Einer in dunklerem braun, der andere in dunklerem blau und so weiter.....:S
 
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Kann ich unterstützen:
Er hat allerdings mit seiner gründlichen Arbeit den Boden bereitet für eine vielleicht in näherer Zukunft zu bewältigende vergleichende Analyse der beiden Stoßrichtungen des deutschen Kolonialismus im späten 19. und 20. Jahrhundert. Das ist kein kleines Verdienst, und man möchte „Deutschland jenseits des Äquators?“ daher eine breite Rezeption wünschen. Neben Hildebrands 40 Jahre alter Studie dürfte das Buch jedenfalls künftig als ein Standardwerk zur nationalsozialistischen Kolonialpolitik gelten.
Rez. NS: K. Linne: Deutschland jenseits des Äquators? - H-Soz-u-Kult / Rezensionen / Bücher
 
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