KFdG schrieb:
Das stimmt so nicht!
1. Das Ultimatum war eine alleinige Idee von Österreich-Ungarn, Deutschland sicherte Ö-U nur seine Unterstützung zu, was als Verbündete Macht selbstverständlich war. Im übrigen gab es auch von Deutscher Seite beschwichtigungs Versuche.
Du hast in dem Punkt recht, dass das Ultimatum unerfüllbar für Serbien war.
Deutschland sicherte Österreich-Ungarn nicht nur seine Unterstützung für sein Ultimatum gegen Serbien zu, sondern billigte sein Vorgehen sogar. Historiker sprechen sogar davon, daß Deutschland hinter dem Vorgehen von Österreich-Ungarn die treibende Kraft war. Beschwichtigende Versuche gab es m. E. nichts, wie gesagt war eher das Gegenteil der Fall.
KFdG schrieb:
2. Deutschland hat Russland den Krieg erklärt, nach dem Russland eine Generalmobilmachung angeordnet hatte, und Serbien seine Unterstützung gegen Ö-U zugesagt hat, also Ö-U de facto den Krieg erklärt hat. Da Deutschland mit Ö-U verbündet war musste es Russland den Krieg erklären. Da Frankreich mit Russland verbündet war, war von vornherein klar, dass auch Frankreich in den Krieg eintreten würde. Die Folge, ein zweifronten Krieg konnte nur mit dem Schliefen-Plan beantwortet werden. England war auch nicht in den Krieg eingetreten, weil Deutschland Frankreich den Krieg erklärt hatte, sondern weil es gemäss dem Schliefenplan Belgiens netralität verletzt hatte.
Dazu ist nun sehr viel zu sagen:
Zum einen geschah die erste Kriegshandlung nicht durch Rußland oder Frankreich, sondern von Österreich-Ungarn, da es als erstes Serbien trotz seines überraschenden Entgegenkommens in der Ultimatum-Frage den Krieg erklärte und Belgrad bombardierte. Erst als
Reaktion darauf erfolgte die Mobilmachung Rußlands. Und da Rußland der Verbündete Serbiens war, war seine Reaktion sogar mehr als berechtigt. Man darf nicht vergessen, daß Rußland bereits 1908 die Annektion Bosnien-Herzegowinas durch Österreich-Ungarn zugelassen hatte. Da kann man m. E. nicht erwarten, daß es das Gleiche noch einmal mit sich machen läßt. Abgesehen davon ist eine Mobilmachung noch nicht gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung, da es nach internationalem Rechtsstandard jedem Staat überlassen bleibt, was er
innerhalb seines Territoriums mit seinen Einheiten macht.
Zudem waren sowohl Frankreich als auch Rußland in ihre Bündnisverpflichtungen gegenüber der Entente involviert, so daß die Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn genau wußten, welche Ketten des Krieges sie durch ihren Angriff auf Serbien und die Kriegserklärung an Rußland in Bewegung setzten. Auch England wäre nie und nimmer neutral geblieben, da es für lange Zeiten seine Verbündeten verloren hätte und vor der Weltöffentlichkeit sein Gesicht verloren hätte.
Hinsichtlich der russischen Mobilmachung ist der Historiker Immanuell Geiss sogar der Meinung, durch die Beschießung Belgrads durch Österreich-Ungarn sollten nicht nur die störenden internationalen Vermittlungsbemühungen konterkariert werden, sondern sogar Rußland zu der Mobilmachung genötigt werden, damit das Zarenreich vor der Weltöffentlichkeit, aber vor allem in den Augen von England als der eigentliche Aggressor dasteht. Insofern ist für mich das deutsche Beharren auf die russische Generalmobilmachung nicht glaubwürdig, sondern ein gezielter und gut inszenierter Trick zur Täuschung Englands und der Weltöffentlichkeit gewesen.
KdFG schrieb:
3. Du setzt die Mittelmächte mit Deutschland gleich, dass stimmt nicht. Die ;Mittelmächte waren ausser Deutschland Ö-U und das Osmanische Reich.
Ich weiß.
KdFG schrieb:
4. Auch in Russland war eine militärische Führung an der Macht, und Russland hat mit der Generalmobilmachung wesentlich zu Eskalation des Konfliktes beigetragen.
Frankreich wollte wiedergutmachung, weil es sich wegen der Niederlage 1871 gedemütigt fühlte.
Wie erläutert wurde Rußland aus Propagandagründen zur Generalmobilmachung geradezu genötigt. Es wollte genausowenig wie England den Krieg und Sansonov hat genauso wie Grey ein Gespräch nach dem anderen mit den intransigenten deutsch-österreichischen Vertretern geführt, um den Krieg doch noch abzuwenden. Tatsache ist, daß Rußland sofort bereit gewesen wäre, an der von England angeregten Viermächtekonferenz teilzunehmen. Alleine durch die Weigerung Deutschlands und Österreich-Ungarn kam diese Viermächtekonferenz nicht zustande, da diese den ersehnten Schlag gegen Serbien vielleicht noch verhindert hätte.
Und zu Frankreich ist zu sagen, daß sein Streben nach Revanchismus wegen 1870/71 gänzlich unbedeutend ist in der Kriegsschuldfrage. Denn das bereits von Bismarck in die Isolation getriebene Frankreich hatte sich im Rahmen der Julikrise in keinster Weise irgendwie kriegsbereit gezeigt.
KdFG schrieb:
5. Es waren keineswegs die Mittelmächte die den Krieg angezettelt haben, sondern der Krieg ergibt sich aus dem komplexen Bündnisssystem dieser Zeit. Erst ein entsprechender Artikel im Friedensvertrag von Versailles nannte Deutschland als allein Schuldig am 1 Weltkrieg.
Sicherlich ist das Bündnissystem in diesem Krieg von Bedeutung. Ich habe aber nie etwas anderes behauptet. Tatsache aber ist, daß die Mittelmächte den Krieg provoziert und begonnen haben und daß die Mächte der Entente vor dem Kriegsbeginn wirklich alles versucht haben, um den Krieg doch noch abzuwenden.
KdFG schrieb:
Viele Historiker sind sich heute einig das kein einzelner Staat die alleinige Schuld am Aussbruch des Krieges trug. :motz:
Es geht um die Hauptschuld, nicht um die alleinige Schuld. :yes: