Deutsches Reich-> Deutschland

naja das deutsche Reich bis 1918 bestand ja seit ca 1200 in diesen Gebieten, daher fand ichs halt komisch,dass gleich 2x ordentlich Land abgeknipst wird, während die Su garnicht zahlt....
Die Grenzen von 1200 sind hier aber irrelevant. Relevant sind dagegen die Grenzen, die im Wiener Kongress 1814/15 festgelegt wurden. Sie hatten für die nächsten 100 Jahre bestand - bis zum Versailler Vertrag 1919.
1945 wurden dann die Grenzen in Europa wiederum neu gezogen. Wichtig ist dabei, daß alle Grenzziehungen von allen Staaten Europas anerkannt wurden und werden.
 
Und Polen hat ja nichts dazugewonnen, es hat keine Rekompensation dafür erhalten, dass es sechs Jahre lang unter deutscher Besatzung litt, die Elite ermordet wurde etc. Es wurde von einer anderen Siegermacht um seinen Ostteil betrogen und erhielt dafür dann in seinem Weste Gebietszuwächse. Gebietszuwächse von dem Land, welches den Krieg ursprünglich mit seinem Überfall auf Polen begonnen hatte.
So einfach ist Sache auch wieder nicht. Den aus der heutigen Westukraine und Weißrussland ausgewiesenen 3 Millionen Polen stehen 6 Millionen vertriebene Deutsche gegenüber.
Dass Polen um den Ostteil seines Landes betrogen wurde, greift zu kurz. Tatsächlich hatte Polen nämlich den Westteil Russland erst kürzlich erobert.
Das Verhältnis von Polen und der jungen Sowjet-Union ist äußerst problematisch. Im Frieden von Brest-Litosk zog sich das nun sozialistische Russland aus dem 1. Weltkrieg zurück und schloss mit dem Deutschen Reich Frieden. Die Gebiete das Baltikum und den russischen Teil Polens überließ Trotzki nun der Kontrolle des Deutschen Reiches!
Russland erlitt also Gebietsverluste im 1. Weltkrieg, obwohl es ja nicht auf Seiten der Mittelmächte kämpfte.
1920 versuchte dann die Rote Armee das verloren gegangene Gebiet zurückzuerobern. Die siegreichen Polen jedoch schlugen die Russen zurück und eroberten weitere Teile Russlands. Endlich einigte sie sich die beiden Parteien unter ausländischer Vermittlung auf eine neue Grenzziehung, die sogenannte Curzon-Linie, mit weiteren Gebietsverlusten für Russland.
Der Stalin-Magnat Kaganowitsch sah in den Zusatzprotokollen des Hitler-Stalin-Pakts ein umgekehrtes "Prest-Litosk", im Grunde nichts anderes als die Wiederherstellung der russischen nun mehr sowjetischen Westgrenze wie sie vor 1917 bestand.

Die unscharfen Beschlüsse der Großen Drei, hielt Stalin nicht für verbindlich, letztlich war er der Ansicht, dass die Frage der polnischen und sowjetischen Grenzziehung letztlich durch den Krieg selbst geklärt wird; sprich wenn die Rote Armee Gebiete erobert, darf sie sie nach Stalins Ansicht behalten. Dass dies eine Fortsetzung imperial-zaristischer Außenpolitik war, war im bewusst und störte nicht, im Gegenteil dies wurde so auch in der Propaganda vermittelt.
An eine "vorläufige" Verwaltung hat er nie gedacht. (Ganz anders verlief dies im Falle des Saarlands, dass 10 Jahre unter französischer Verwaltung blieb, aber 1955 doch zu einem deutschen Staat zurückkehrte.) Folgerichtig begann die Vertreibung der deutsche Bevölkerung aus den Ostgebieten nicht erst nach der Potsdamer Konferenz. In Ostpreußen war die Vertreibung der Zivilbevölkerung zu dieser Zeit fast abgeschlossen. Stalin selbst verbreitete nun, die Deutschen hätte die Gebiete bereits freiwillig verlassen.

Und das Polen nichts dazu gewonnen hat ist schlicht falsch, auch wenn diese Position heute als politisch korrekt gilt. Stalin vertrat auf der Potsdamer Konferenz nicht nur sowjetische sondern auch polnische Ansprüche. Tatsächlich stellte die polnische Exilregierung selbst die Forderung nach einer Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten. Und hier waren sich die polnischen Politiker einig, egal ob sie ihr Exil in UK oder UdSSR verbracht hatten.
Dass also die "Ostgebiete" Polen zufielen und die deutsche Bevölkerung dort vertrieben wurde, dafür trat die polnische Exilregierung in Koalition von Kommunisten und Nicht-Kommunisten ein. Dass sie sich durchsetzen konnten, dass verdankten sie der Fürsprache der Sowjet-Union, die sich ja ebenfalls durch Ostpreußen am Deutschen Reich bereichern wollte und das wie Polen bekanntlich auch tat.
Eine alleinige Opferrolle Polens bei der Westverschiebung mag der politischen Korrektheit geschuldet sein, ist aber meiner Meinung nach falsch.
Hier spielt eine archaisches Denken eine Rolle, insbesondere bei Stalin. Wer einen Krieg führt und gewinnt, erobert Land. Auf Gewalttaten des Gegner wird mit Rache reagiert. Besonders geschmacklos sind da Äußerungen Stalins über Vergewaltigungen durch Rot-Armisten. Dies beschrieb Stalin, sei ein völlig normales und verständliches Verhalten von Soldaten, die Jahre lang an der Front den Mädchen getrennt seien.
Derartiges Verhalten findet in der heutigen Welt sicher kein Verständnis, aber damals gab es noch keine UN, keinen Gedanken der Unveränderlichkeit der Grenzen und Imperialismus und Kolonialismus waren international anerkannt. Es war die normal-perverse Racheaktion im Stil des 19. Jahrhunderts für den "totalen Krieg" den das Deutsche Reich Polen und der Sowjet-Union lieferte.
Rache für den Holocaust war es wohl nicht. Gerüchte über jüdische Ritualmorde, ein alte antisemitische Legende, sorgen noch 1946 in polnischen Kielce für die spontane Ermordung von 40 Juden. Dadurch aufgeschreckt verlassen zahlreiche Juden Polen, fliehen ausgerechnet nach Deutschland und reihen sich in die bunte wie traurige Reihe der Displaced Persons ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
So einfach ist Sache auch wieder nicht.[...]
Dass Polen um den Ostteil seines Landes betrogen wurde, greift zu kurz. Tatsächlich hatte Polen nämlich den Westteil Russland erst kürzlich erobert.

Revisionismus liegt mir fern. Dennoch: Es waren Gebiete, welche ursprünglich dem polnisch-litauischen Großreich anghörten. Vor den drei polnischen Teilungen.

Eine alleinige Opferrolle Polens bei der Westverschiebung mag der politischen Korrektheit geschuldet sein, ist aber meiner Meinung nach falsch.

Ich bin überhaupt gar nicht der Meinung, dass die Polen sich im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg wie Musterknaben verhalten hätten. Aber die Menschen die in den ehemals deutschen Ostgebieten angesiedelt wurden, waren ihrerseits Vertriebene aus den ehemals polnischen Ostgebieten. Und warum sollten gerade die auf die Deutschen Rücksicht nehmen, nachdem sie fünf Jahre lang unter deutscher Knute gelitten hatten?
 
Und warum sollten gerade die auf die Deutschen Rücksicht nehmen, nachdem sie fünf Jahre lang unter deutscher Knute gelitten hatten?

Dazu gibt es ein Buch:

Jochen Böhler, Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen
 
Aber das Traurige an der Geschichte ist ja,dass die dt. Anwohner auf die Vertriebenen teils stark abweisend reagierten.(Unser Lehrer berichtete uns mal von einem Bauer, der Vertriebenen sogar mit einem Gewehr verscheucht haben soll nachdem sie ihn um Unterstützung baten).:weinen:
 
Revisionismus liegt mir fern. Dennoch: Es waren Gebiete, welche ursprünglich dem polnisch-litauischen Großreich anghörten. Vor den drei polnischen Teilungen.

Dazu kommt, dass die Grenze von der Sowjetunion im Frieden von Riga anerkannt worden ist, weitergehend - und das ist als Grenzbestätigung zu verstehen- durch den polnisch-sowjetischen Nichtangriffspakt.
 
1920 versuchte dann die Rote Armee das verloren gegangene Gebiet zurückzuerobern. Die siegreichen Polen jedoch schlugen die Russen zurück und eroberten weitere Teile Russlands. Endlich einigte sie sich die beiden Parteien unter ausländischer Vermittlung auf eine neue Grenzziehung, die sogenannte Curzon-Linie, mit weiteren Gebietsverlusten für Russland.
Der Stalin-Magnat Kaganowitsch sah in den Zusatzprotokollen des Hitler-Stalin-Pakts ein umgekehrtes "Prest-Litosk", im Grunde nichts anderes als die Wiederherstellung der russischen nun mehr sowjetischen Westgrenze wie sie vor 1917 bestand.
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Die "Curzon-Linie" entsprach in etwa der Grenzziehung Hitler-Stalin 1939 und der polnischen Ostgrenze ab 1945

 
Aber das Traurige an der Geschichte ist ja,dass die dt. Anwohner auf die Vertriebenen teils stark abweisend reagierten.(Unser Lehrer berichtete uns mal von einem Bauer, der Vertriebenen sogar mit einem Gewehr verscheucht haben soll nachdem sie ihn um Unterstützung baten).:weinen:

Meine Oma war selbst so eine, die um Unterstuetzung bitten musste. Sie zieht die positiven Seiten aus so einer Geschichte: Es gab immer wieder Leute, die, obwohl sie selbst kaum was hatten, gegeben haben.
Und das, obwohl ja 100.000e Fluechtlinge aus dem Osten kamen.
Sie zeigt auch Verstændnis fuer die, die nichts geben konnten oder wollten. Und auch uebrigens Verstændnis dafuer, dass heute dort Polen wohnen, wo sie einst gelebt hat.

Krieg verloren, es ist alles Geschichte!

Gruss, muheijo
 
Meine Familie mütterlicherseits sind übrigens auch Vertriebene!:winke:
Von Stettin nach Berlin und dann nach Bayern!
 
@Repo, danke für die Korrektur. Tatsächlich war die Curzon-Linie nur ein Vorschlag der Briten, der im Frieden von Riga nicht durchgesetzt wurde. Tatsächlich wurde die polnisch-russische Grenze im Frieden von Riga ca. 250 km östlich der Curzon-Linie festgesetzt.
Curzon und Churchill favorisierten die Curzon-Linie wegen der ethnischen Zusammensetzung der umstrittene Grenzgebiete. Westlich der Curzon-Linie gab es eine mehrheitlich polnische Bevölkerung, östlich von ihr eine mehrheitlich ukrainische bzw nicht-polnische Bevölkerung. Im polnisch-sowjetischen Krieg, den wohlbemerkt Russland vom Zaun brach, erbeutete Polen also Gebiete, die nicht mehrheitlich von Polen bewohnt wurden!
Den Plan der Curzon-Linie holte Churchill in in Potsdam wieder aus der Schublade. Durch die Vertreibung die Umsiedlung der polnischen Minderheit aus der Sowjet-Union und der Deutschen aus Polen, erhoffte er sich eine dauerhafte Befriedung des Gebietes. O-Ton Churchill im Dezember 1944 im Britischen Unterhaus: "Es wird keine Mischung der Völkerung geben, wodurch Unannehmlichkeiten entstehen wie zum Beispiel im Fall Elsaß-Lothringen. Reiner Tisch wird gemacht werden." Churchill propagierte dies aber als geordnete Umsiedlung nicht als die gewaltsame Vertreibung, wie sie Polen und RUssen durchführten.
Revisionismus liegt mir fern. Dennoch: Es waren Gebiete, welche ursprünglich dem polnisch-litauischen Großreich anghörten. Vor den drei polnischen Teilungen.
Eben das ist das Problem. Als Polen im 20. Jahrhundert nach langer Abstinenz wieder auf der politischen Landkarte erschien, machte es sich gleich daran alte imperiale Ansprüche des polnisch-litauischen Großreiches mit Gewalt durchzusetzen. Ein schönes Beispiel ist da der heute vergessene polnische Überfall auf das junge Litauen im Jahr 1920.
Ähnlich wie das Deutsche Reich und Sowjet-Russland versuchte Polen auf Kosten seiner Nachbarn zur Großmacht aufzusteigen. Es blieb dabei aber letztlich erfolglos.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert versuchte der polnische Staat sich als Großmacht zu restauieren. Als dies nach dem 2. Weltkrieg endgültig gescheitert war, wollte man wenigstens einen polnischen Nationalstaat, also einen Staat der Polen schaffen. So kam es zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den erbeuteten Gebieten, zu Judenprogromen und auch die in den jetzigen polnischen Staatsgebiet verbliebenen Ukrainer/Russinen bekamen ihr Fett weg. Sie wurden im Rahmen der "Aktion Weichsel" aus ihrer angestammten Heimat im Karpatenvorland vertrieben und anschließend mit großem Erfolg polonisiert.
Womit wir es hier zu tun haben, sind gezielte ethnische Säuberungen zur Schaffung eines möglichst rein polnischen Nationalstaates.
 
Maglor@:
Glaub mir, daß alle diese Erscheinungen viel mehr kompliziert sind. Auch unsere „grossmachtige Sentimente“ hahaha!

1. Nach dem Krieg 1920 waren die Polen im vergrossten Polen ca. 60 % der Bevölkerung, und das war die Ursache, warum die polnischen Nationalisten... das kleine Polen (ohne Westukraine) wollten (Roman Dmowski Myśli prawdziwego Polaka). Auch Józef Piłsudski hat auch kein Abschied gehabt, um ein grosses Polen zu bauen. Am Anfang des Krieges gegen SU mochtete Piłsudski die unabhängige Ukraine, als ein "Puffer-Staat" (zusammen mit Weissrussland) zwichen Polen und SU, zu schaffen (Piłsudskis Rede aus 26. April 1920 in Warschau). In 1917 haben die Ukrainer die Ukrainische Volksrepublik proklamiert. Das war in Tat ein Marionette -Staat Deutschlands mit Hruszczewski und dann Skoropacki als Präsidenten. Die Regierung Deutschlands hat sich aber sehr schnell enttauscht. Die Ukrainer wollten die volle Freiheit. Interessant, dass die polnische Minderheit die Unabhangigkeit der Ukraine akzeptiert hat. Die Republik hat die eigene Armee gehabt, wo zB 10 polnischen Generalen gedient haben. Endlich haben die deutschen Truppen am 14. Dezember 1918 die Ukraine verlasst. Zusammen mit Präsident Skoropacki. In der Ukraine gab es i dieser Zeit Burgerkrieg unter: Armee der Ukrainischen Volskrepublik, Truppen des Westukrainischen Direktoriats (andere ukr. Staats-Organisazion in Galizien), Bolschewiken und die Resten der zaristischen Truppen aus Russland. Die Ukrainer wurden politisch stark geteilt. Semen Petlura (Ukrainische Volskrepublik) hat in dieser Situation die Rettung bei Piłsudski gesucht und hat gern seinen Vorschlag des Federations-Staat akzeptiert. Die Ukrainer aus Galizien haben aber keine Lust, um mit den Polen mitzuarbeiten. Sie haben die Union mit den "weissen" Russen gelobbt. Endlich haben aber Piłsudski und Petluras Armee zusammen nach Kiev marschiert, um die Bolschewiken und die „weiße“ Armee Denikins anzugreifen. Und das war Anfang des polnisch-sowjetischen Krieges. Wahrend des Krieges ist aber den Plan gefallen, um mit Ukraine sich zu vereinen, weil Bereich dieses Staats teilweise von SU erobert wurde.
Wahrend des II.WKs haben die Ukrainer am Anfang eine Hoffnung gehabt, dass Hitler die Ukraine von Polen und Russen (auch ethnisch) befreien wird. Die ersten Terror-Akte haben sie aber brutal aufgeweckt. Trotzdem haben aber einige Ukrainer die Interesse, um mit den Deutschen mitzuarbeiten. SS-Divizion "Galizien", die sich mit Massenmorde der Polen in 47 Dörfer in Podolien berühmt gemacht hat, war 100% ukrainisch. Seit 1942 war aber auch ukrainische UPA (Ukrainische Aufstandsarmee) sehr aktiv. UPA hat seit Februar 1943 bis Juli 1944 die regelmassigen Massenmorde der Polen in Kreis Wolyn organisiert hat. Ca. 60 000 Polen wurden gemordet und 400 000 sind geflohen. Der Befehl, um die Polen in Wolyn zu morden war aber auch ein starkes Schock fur einigen Ukrainer und viele UPA-Befehlshaber wollten nichts zu tun mit diesen Verbrechungen zu haben. Unter den Opfern waren auch Juden, Armenier und diese Ukrainer die mit UPA mitarbeiten nicht wollten. Die Zahl dieser letzten ist uberraschend hoch. „Wolyner Massaker“ ist bis heute eine der geöffneten Fragen der pol.-ukrainischen Beziehungen. http://www.starwon.com.au/~korey/Wolyn%2043.htm
Um UPA zu beschlagen hat Armia Krajowa die 27. Division organisiert, aber viel zu spat, wenn die Zahl der Opfern erreichte ca. 30 000. Es gibt seit 1993 eine sehr intensive Mitarbeit der polnischen und ukrainischen Historiker und Politiker, um den Problem endlich zu losen. Man muss aber auch klar sagen, daß die Aktivitat der UPA sehr kontrovers auch in selber Ukraine, vor allem in der Ostukraine ist. UPA hat in Polen, Slowakei und USSR ihre Militar-Einheiten gehabt. Im Polen waren die Terror-Akte der UPA intensiv bis 1947. Die Stadt Bukowsko, bei Sanok, wurde zB nur in 1946 drei mal von UPA verbrennt – in März, April und November. Dann wurde die ganze Bevolkerung nach Westen evakuiert. UPA-Terror hat ein guter Vorwand gegeben, um den „ukrainischen Problem“ zu losen. Das selbe wurde in SU gemacht (Aktion Westen), wo in 1947 ca. 75 000 Ukrainer deportiert wurden.

2. „Pogrom in Kielce“ – du hast den schiechsten Beispiel ausgewählt. Diese 37 Leute wurden in Kielce am 1. Juli 1946 von MO (Milicja Obywatelska - Volksmilitz) und UB (polnische Stasi) erschossen. Uberwiegeng waren sie Juden, die nach Palestina aus SU gefahren sind. Aber auch die Polen, die diese Juden zu schutzen versucht haben. Im Polen hat dieser pogrom eine große Emporung verursacht und die Regierung wurde gezwungen, um einen arrangierten Prozeß so schnell vie moglich zu machen. Naturlich die kommunistischen Aktivisten, die in Tat verantwortlich waren, haben keine Konsequenzen ertragt. Schon am 11. Juli 1946 wurden 12 Personen gerichtet. Das war ein reines Show fur Veröffentlichung und auslandische Presse. Unter diesen 12 Manner nur ein hatte etwas mit dem pogrom zu tun, die anderen wurden ganz zufallig verhaftet. Es ist wichtig, daß wahrend des Prozesses kaum uber Antisemitismus gesprochen wurde. Die Angeklagten wurden als die Mitglieder von dem antikommunistischen Untergrund „erkennt“ und die in Kielce gemordeten Personen als die Opfern der „Reaktion Banden“ (= noch aktive im Polen Armia Krajowa) vorgestellt wurden.
Unter diesen 12 Personen 9 wurden schon am nächsten Tag erschossen.
 
@Bartek, danke für die Ergänzungen.
Polen, Ukrainer, Litauer, Deutsche, Jidden... ein einziges durcheinander. Sie überziehen sich gegenseitig mit Greueltaten überziehen, sei aus Rache, ideologscher Verirrung oder nationalistischen Größenwahn. Im Grunde war Osteuropa regelrecht balkanisiert. Auffällig ist hier, dass die wirklichen Katastrophen erst nach der Zerschlagung der drei Kaiserreiche 1917/18 entstanden. In jenen mehr oder minder von Universallmonarchien geprägten Vielvölkerstaaten erkannte offenbar niemand die Gefahr ethnisch heterogen besiedelten Gebiete.
Mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde es plötzlich notwendig, dass jeder Mittel- und Osteuropäer seine Nationalität bestimmen musste. Jeder sollte plötzlich Deutscher, Pole oder Russe sein. Für zahlreichen Menschen, die zu keiner dieser Nationen klar zuordnebar war, wurde dies zur Katastrophe. Die jiddische Ethnie fand in diesem Raster keinen Platz. Kaschuben sollten plötzlich zwischen polnischer und deutscher Identität wählen, kaschubisch war nicht mehr erwünscht.

Betrachtet man den ethnischen Hintergrund von Opfern und Tätern wird es geradezu absurd:
In der sowjetischen Geheimpolizei gab es anfangs sehr viele Polen. Sie füllten sich wie der Georgier Stalin im russisch-sowjetischen Nationalismus heimisch, obwohl ja der neue polnische Staat mit der Sowjet-Union auf Kriegsfuß stand. Ende der 30er fielen sie Stalins Kampagne gegen angebliche polnische und faschistische Agenten zum Opfer, hierunter Stalins Schwipschwager Stanislaw Redens.
Ebenso absurd klingt die Geschichte des Germanisten Marcel Reich, der nach dem 2. Weltkrieg bei der polnischen Geheimpolizei anheuerte. Wegen antideutscher und antisemitscher Ressentiments nahm der den polnischen Nachnamen Ranicki an.

Tja, und dann wurde "reiner Tisch" gemacht. Völkermord und Vertreibung, die große Katastrophe des 20. Jahrhundert. Leider war die Gewalt letztlich doch erfolgreich und führte zur Entbalkanisierung und dauerhaften Befriedung des Gebietes.:(
Dass ein friedliches Zusammenleben von Deutschen, Polen, Ukrainer und Juden unmöglich war, das möchte ich nicht glauben. Die Sach mit den Nationalstaaten war da glaube die schlechte Idee.:pfeif:
 
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Wegen diesem ganzen Rechtsnachfolge Kuddelmuddels: Mir hat letztens ein Kollgege erzählt, dass der 2. Weltkrieg eigentlich gar nicht zu ende sei, weil 1945 nur die Wehrmacht kapituliert habe, nicht aber das Deutsche Volk.

Kann mir das jemand mal erleuchten?
 
Es hat nie einen Friedensvertrag gegeben. Aber ist ein solcher notwendig? Die Verfasser des Zwei-plus-vier-Vertrages befanden, dass nicht.
 
Wegen diesem ganzen Rechtsnachfolge Kuddelmuddels: Mir hat letztens ein Kollgege erzählt, dass der 2. Weltkrieg eigentlich gar nicht zu ende sei, weil 1945 nur die Wehrmacht kapituliert habe, nicht aber das Deutsche Volk.

Das ist ein aus bestimmten Ecken im Internet etc. hochgehaltener Mythos. Kapitulation, Waffenstillstand, völkerrechtliche Sukzession des Deutschen Reiches, Frieden und Viermächtsstatut in seiner völkerrechtlichen Bedeutung gehen hier munter durcheinander.

Man kann die Sache völkerrechtlich angehen, dazu steht oben einiges.
Man kann es aber auch praktisch angehen:

Dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ist, kann man leicht anhand einer Lufthansa-Buchung nach London für 99 Euro bzw. nach Moskau mit Siberian Airline (die grüne 7) für etwa denselben Preis überprüfen. In der Regel wird - nimmt man mal den EU-Ausgang in Heathrow - nicht mal der Pass kontrolliert, sofern sich die mitteleuropäischen Vorfahren genetisch durchgesetzt haben. Ganz zu schweigen von einer Internierung, oder entsprechender Flak-Aufstellung zum Empfang der Lufthansa. Auch ist ein Besuch im Imperial War Museum möglich, ohne auf den nächsten "Blitz" angesprochen zu werden. Den "Blitz" live zu erleben, wird in den Räumen des War Cabinets geboten, direkt neben Downing Street.

Spass beiseite: 2+4 ist ein Substitut für den Friedensvertrag, der nach 44 Jahren auch etwas anachronistisch angemutet hätte (wobei es weitere Beispiele für die Abwesenheit von Krieg gibt, die nicht durch förmliche - so ausdrücklich bezeichnete - Friedensverträge unterlegt sind).

Die Bundesregierung hat sich noch in den 60ern die Mühe gemacht und den Staatshaushalt geschwächt, die diversen Friedensschlüsse mit Gegnerstaaten von A - Z völkerrechtlich in Form eines wahrscheinlich recht teuren Gutachtens aufzuarbeiten: Mosler/Doehring: Die Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, 1963, Beiträge Ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht Band 37

ansonsten empfehlenswert:
Picht/Eisenbart: Frieden und Völkerrecht, 1973
Schmind, Karin: Die deutsche Frage im Staats- und Völkerrecht, 1980
Räber, Franz: Das Recht zum Krieg im zwanzigsten Jahrhundert und die Auswirkungen auf den Kriegsbegriff, 1975
Ress, Georg: Die Rechtslage Deutschlands nach dem Grundlagenvertrag vom 21.12.1972, 1978
Forbes, Monica H.: Feindstaatenklausel, Viermächteverantwortung und Deutsche Frage, 1983
Blumenwitz, Dieter: Feindstaatenklausel, 1972
Trüschtler von Falkenstein: Die sich ändernde Bedeutung der Feindstaatenartikel Art. 53 und 107 [Uno-Satzung], 1975
Faust, Fritz: Das Potsdamer Abkommen und seine völkerrechtliche Bedeutung, 1964


Übrigens beschäftigte man sich auch früher mit solchen Fragen:
Jahrreiß, Hermann: Das Problem der rechtlichen Liquidation des Weltkriegs für Deutschland, 1924
 
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