Das Blessing im ZK war, tut nichts zur Sache.
Aber sicher "tut" der Kontext hier etwas zur Sache. Das ZK war wie Politbüro etc. bestens über den kommenden Kollaps und seine Ursachen informiert. Dass Blessing nun diese glasklaren internen Analysen negiert und andere Wirkungsketten konstruiert, liegt an seiner Vorgeschichte. Vielleicht sollte er die ihm seinerzeit verfügbaren Analysen noch einmal nachlesen.
Empfehlenswert:
Malycha, Ungeschminkte Wahrheiten - Ein vertrauliches Gespräch von Gerhard Schürer, Chefplaner der DDR, mit der Stasi über die Wirtschaftspolitik der SED im April 1978, VfZ 2011, S. 283-305.
Und natürlich gehören die Wirtschaftsbeziehungen mit der Schweiz und Spanien dazu. Dort wurden Milliarden Gewinne geparkt, Geschäftsbeziehungen weitergepflegt...
Sorry, das sind Legenden. Dort wurden bis 1945 keine Milliarden des Deutschen Reiches "geparkt", sondern endgültig für kriegsrelevante Rüstung verpulvert. 1945 hatte das Deutsche Reich nicht nur einen globalen Krieg trotz europaweiter Ausbeutung und Besatzungsherrschaft verloren, sondern war schlicht pleite.
Das in deutschen Fahrzeugen im Krieg vom Pkw bis zum Panzer jede Menge Peugeotmotoren brummten und die französische Industrie wie auch andere besetzte ausgenutzt wurden, während Daimler, Volkswagen oder der Noch-Flugzeugteile-Anbieter BMW derart investierten, dass selbst einige Jahre nach Kriegsende und einiger Reparationen aus den westlichen Zonen das Anlagevermögen der Industrie ÜBER dem vom Kriegsbeginn lag, was sonst kaum ein Land vorweisen konnte...
Auch das ist Unsinn. Ich lasse mich aber gerne - empirisch belegt - vom Gegenteil überzeugen: Würdest Du dazu bitte die entsprechenden Tabellen aus Wagenführ (Der statistischen Studie schlechthin: Die deutsche Industrie im Kriege 1939 - 1945) angeben, die diese Verfügbarkeit von Industrieinvestitionen nachweist?
Bei Bedarf kann ich Dir gerne die bombing reports von Daimler, BMW und Volkswagen, der Chemischen, Optischen Industrie, dem Maschinen- und Fahrzeugbau, Schiffbau, Logistikanlagen, Montanindustrie usw. anbieten. Hier sind zwei Aspekte interessant:
a) der Umfang der Zerstörungen im Bereich der Großindustrie
b) die Ausrichtung auf Rüstungswirtschaft (Werkzeugsätze für Me262, Tiger und Co. im Bereich der Ausrüstungsinvestitionen waren verständlicherweise nach der Kapitulation nicht mehr von großem Nutzen)
USSBS E2: European War-Office of the Chairman: Over-all Report
USSBS E2a: European War-Office of the Chairman: Statistical Appendix to Overall Report
USSBS E4: European War-Aircraft Division: Industry Report
Alle bedeutenden sektoralen Industriereports kann ich Dir gern auf Nachfrage nach den Schadensstatistiken auswerten.
Das der Faktor Öl (und Kohle), also Energie, eine ganz besonders wichtige Frage bei der Entwicklung nach der Teilung war, und WIE wichtig, kann m. E. sehr gut aus einem ambitionierten populärwissenschaftlichen Buch entnommen werden.
Aha, nun sind wir vom 1945/55 bedeutungslosen Öl bei der Kohle angelangt. Vergessen wir also die Ölimporte. Kohle in den Westgebieten war in der Tat ein relevanter Faktor deWirtschaftsentwicklung, allerdings nie mit der Vorkriegsbedeutung: die Kohleproduktion 1948/60 bis zur ersten Krise erreichte nicht wieder den Stand 1925/29 bzw. 1935/39, sondern maximal 3/4 der Vorkriegszeit. Der Wirtschaftswunder war schon wegen der veränderten wirtschaftlichen Lage kein "Kohlewunder".
Es geht um die Bedingungen des "Wirtschaftswunders". Wer sagt, dass es damit nicht um bspw. das Gold und die Rohstoffe bis 45 geht, der will auch die Durchschlagskraft eines Projektils unter Ausschluss der Fluggeschwindigkeit ergründen. Die war ja vorher.
Was der Vergleich mit den
nicht mehr vorhandenen deutschen Gold- und Rohstoffreserven 1945 zu tun haben soll, bleibt Dein Geheimnis.
Die Goldreserven des westdeutschen Zentralbanksystems bzw. der Deutschen Bundesbank stiegen von 1948/50: Null über 116 Mio. (1951) auf die 17 Mrd. Mitte der 1960er. Die übrigen Mythen vom Nazigold in Privathand nach dem Kriege können wir getrost im Sack lassen.
Wenn man sich mit den "Investitionen" der NS-Zeit und ihrem Zusammenhang mit dem Wirtschaftswunder beschäftigen will, sind ganz andere Blicke interessant:
a) bzgl. des Human Capitals (Modewort
) die Integration der Vertriebenen und Millionen Kriegsgefangenen-Heimkehrern
b) bzgl. des Sachkapitals das Hauptproblem der deutschen Rüstungsindustrie: die weit verzweigte, kleinteilige, Inhaber-geführte mittelständische Wirtschaft mit ihren zehntausenden Zulieferbetrieben, die den Bombenkrieg randweise erlebte, wesentliche Schäden bis auf die Bodenkämpfe vermeiden konnte, und
extrem flexibel im Wiederaufbau nach Kriegsende reagierte (reagieren konnte).