Der Unterschied ist, das John Browns Überfall auf Harpers Ferry im tiefsten Frieden stattfand, nicht nach 2 Jahren erbittertem Bürgerkrieg mit bis dahin ungekannten Verlustzahlen.Ein bewaffneter Sklavenaufstand das war, mit Ausnahme von ganz wenigen Leuten wie dem Abolitions-Terroristen John Brown eine absolute Horrorvorstellung, und selbst hartgesottene Abolitionisten wie Frederick Douglass, der von Browns Plänen ahnte und der nach Harpers Ferry einige Zeit nach England gehen musste, lehnten so etwas ab.
Nat Turners Sklavenaufstand und auch John Browns Aktion in Harpers Ferry wurden auch im Norden, selbst unter der Mehrheit der Abolitionisten, von der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Ein bewaffneter Mob, der nach Nat Turners Vorbild wahllos Sklavenhalter umbrachte, war auch im Norden etwas, das keinerlei Sympathie oder Verständnis fand.
Aber de facto war doch die Emanzipationsproklamation ein Schritt, der einen Sklavenaufstand mindestens mal billigend in Kauf nahm, wenn nicht darauf abzielte.Schon die Aufstellung der African Legion war etwas Unerhörtes, das durchaus kontrovers beurteilt wurde. Das zuzulassen, war durchaus mutig. Einen Sklavenaufstand zu befeuern und anzuheizen, das wäre ein extremes Drehen an der Eskalationsschraube gewesen, eine politische Dummheit.
Es konnte ja kaum davon ausgegangen werden, dass derlei reibungslos ablaufen würde, sondern es musste doch klar sein, dass diese Proklamation zur in Süden zur Brutalisierung im Umgang mit Sklaven führen musste, die erfolglose Fluchtversuche unternahmen, was zu Gegengewalt führen konnte.
Zeitgleich lieferte sie den bisherigen Sklaven im Süden nicht nur eine Rechtfertigung dafür sich davon zu machen, sondern auch eine gegen ihre bisherigen Besitzer vorzugehen, weil sich dann natürlich argumentieren ließ, (jedenfalls wenn man die Auffassung vertrat die Sezession sein eine illegitime Rebellion und die Konföderation kein Staat aus eigenem Recht, mit irgendeiner Legitimation), dass Sklavenhalter, die ihre Sklaven weiterhin festhielten, obwohl ihnen das nun vom Gesetz untersagt war, damit täglich die Freiheit und grundsätzlichen Rechte der Sklaven angriffen und somit die Sklaven selbt in Notwehr handelten, wenn sie sich gegen den Versuch ihrer Versklavung auflehnten und sich dafür entschieden, ihre Freiheit möglicherweise mit Gewalt durchzusetzen.
Es hat Realiter im historischen Verlauf DEN großen Sklavenaufstand als Ereigniss in den Südstaaten nicht gegeben, die Emanzipationsproklamation konnte aber durchaus die politisch-ideologische Rechtfertigungsgrundlage für einen liefern und damit war sie faktisch zummindest das Spiel mit der Option des Aufstands.
Und Shermans Marsch durch Georgia unter der Inkaufnahme ostentativer Verwüstungen war das nicht?Einen Sklavenaufstand anzuzetteln, schwarze Marodeure zu unterstützen, die man hinterher auch wieder entwaffnen musste, dass hieß, so dermaßen an der Eskalationsschraube zu drehen, dass hieß, die Unionsarmee im Süden, auch in den Grenzstaaten völlig unmöglich zu machen, das hieß jede Verständigung mit dem Süden im Keim zu ersticken und den Norden zu diskreditieren und unglaubwürdig zu machen.
"Verständigung" ist ein Begriff, mit dem im Hinblick auf den Bürgerkrieg gerne hantiert wird und der auch sicherlich in den ersten 2 Kriegsjahren handlungsleitend war, aber spätestens seit 1863, spätestens mit der Emanzipationsproklamation, ging es in erster Linie nicht mehr um friedliche Einigung, sondern ums Gewinnen.
Und der Umstand, dass nach dem Bürgerkrieg Teile des Südens jahrelang erstmal unter Besatzung der Unionsarmee bleiben mussten, zeigt doch auch, wie weit die Eskalation am Ende gegangen war.
Warum Konjunktiv? Er hat mit der Emanzipationsproklamation eine Maßnahme ergriffen, die jederzeit als Rechtfertigung für einen Sklavenaufstand hätte genutzt werden können. Damit hatte er sich entschieden das inkauf zu nehmen.Damit hätte Lincoln der eigenen Armee eine unglaubliche Hypothek aufgebürdet, hätte politisch Selbstmord begangen. Einen Sklavenaufstand, ein Remake von Nat Turners Aufstand oder die haitianische Revolution nach Dixie-Art, das konnte jeder beliebige Politiker in den USA brauchen wie einen Kopfschuss.
Und ich denke übrigens auch nicht, dass es ihm als Kriegspräsidenten geschadet hätte, wäre in den Südstaaten tatsächlich ein Sklavenaufstand ausgebrochen.
Dann hätten die Konföderierten kaum anders gekonnt, als Truppen aus den jeweiligen Schauplätzen herauszuziehen um den Niederzuschlagen und selbst wenn sie das geschafft hätten, hätte das möglicherweise der Unionsarmee ein Zeitfenster verschafft um entscheidende Schläge gegen einen zusätzlich geschwächten Feind zu führen.
Ich denke, wenn ein Sklavenaufstand im Süden, die konförderierten Streitkräfte so ausgedünnt hätte, dass unter dessen Ausnutzung die Unionsarmee z.B. erhebliche Geländegewinne in Tennessee oder Virginia gelungen wären und sich im Norden der Eindrück eingestellt hätte, man würde nun den Krieg endgültig gewinnen, wäre die Empörung über den Schritt wahrscheinlich ziemlich schnell abgeflaut.
Es ist nun auch ein Unterschied, ob man einigen Sklaven und Indentureds die Freiheit verspricht , wenn sie bereit sind, für die Briten zu kämpfen oder ob man tatsächlich die ganze Institution der Sklaverei angeht.
Die Politik GBs im Unabhängigkeitskrieg war im Wesentlichen die Kolonien mit einer Mischung aus Härte und Konzilianz zum Einlenken zu bewegen.
Es ist natürlich vor allem auch ein Unterschied, ob eine Maßnahme im Frieden, und auf Grund von politischen oder moralischen Überzeugungen getroffen wird, oder im Ausnahmezustand des Krieges um in Notzeiten Kräfte zur eigenen Verteidigung zu mobilisieren oder den Gegner zu brechen.
Für letzteres braucht es nur eine Überzeugung, nämlich dass das militärische Ziel das Mittel heiligt und diese Überzeugung ist für sich genommen erstmal bemerkenswert unideologisch, jedenfalls wenn es um die Erwägung irgendwelcher prinzipiellen Rechte oder ähnliches geht.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass was die USA und Großbritannien angeht, es durchaus lohnt sich das frühe 19. Jahrhundert nochmal etwas genauer anzusehen, im Besonderen die vertraglich vereinbarte und faktisch vorhandene Zusammenarbeit bei der Unterbindung des transatlantischen Sklavenhandels.
Ich hatte ja weiter oben angesprochen, dass mir für den tatsächlich universellen Ansatz der Abschaffung der Sklaverei im historischen Verlauf das Bekenntnis zur Außenwirkung und Anstrengungen zu deren tatsächlicher Durchsetzung fehlen.
Beim transatlantischen Sklavenhandel lief das ja paradoxer Weise etwas anders.
Dieses Verbot kann natürlich keine universelle Wirkung beanspruchen, weil es sich nur auf diese Region bezog, während innerhalb der Vereinigten Staaten der Sklavenhandel ja durchaus weiterlaufen konnte (wie das im britischen Empire aussah, da bin ich zugegeben spontan überfragt), aber letztendlich wurde hier zwischen London und Washington ein Grundsatz mit Außenwirkung vereinbart, der relativ zügig mit militärischen Mittel, relativ kompromisslos vertreten wurde.
Die Gewässer vor den afrikansichen Küsten und der Mittel- und Südatlantik waren, jedenfalls in weiten Teilen, die unmittelbare Umgebung vor den britischen Stürzpunkten mal ausgeklammert, nicht unbedingt direkte Hoheitsgebiete der Vertragsstaaten, trotzdem wurden zügig bewaffnete Schiffe dorthin entsandt um Sklavenschiffe aufzubringen und die -Händler/Kapitäne zur Rechenschaft zu ziehen.
Und zwar durchaus nicht nur Schiffe, die unter der Flagge der Vertragsstaaten fuhren, sondern auch andere, so dass in diesem Punkt, die Schädigung des Handels anderer Nationen und deren Angehöriger durch Einsatz bewaffneter kräfte durchaus inkauf genommen wurde, um auch andere Akteure diesem zwischen Washington und London ausgehandelten Grundsatz nötigenfalls zu unterwerfen.
Das einfach nur nochmal an die Adresse des Arguments, die Vorstellung einer schnellen übernationalen Ausdehnung von Rechtsgrundsätzen und Verboten sei unrealistisch und das Ausbleiben sei dementsprechend kein Anlass dem im Gesetz erhobenen Anspruch seine tatsächliche Universalität abzusprechen.
Das Verbot und das bewaffnete Unterbinden des transatlantischen Sklavenhandels, sind ein historisches Beispiel dafür, dass sowas durchaus auch nach außen vertreten werden konnte, wenn die beteiligten Akteure das wirklich wollten.
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