In der Öffentlichkeit spielte das Militär eine immer größere Rolle, was Wilhelm II. nachdrücklich förderte. Die Ableistung des Wehrdienstes und der Rang eines Reserveoffiziers waren für das berufliche und gesellschaftliche Fortkommen außerordentlich wichtig. Im alltäglichen Leben oder auf Bällen und Festen waren Uniformträger nicht fortzudenken.
Große Bedeutung hatten entsprechende Interessenverbände. Im "Alldeutschen Verband" setzten sich Lehrer, Professoren und Journalisten dafür ein, die nationale Gesinnung der Bevölkerung zu heben. Mehr als 1 Million Mitglieder zählte der "Flottenverein". Er unterstützte das kaoserliche Ziel, eine große deutsche Kriegsflotte zu bauen. die es mit der britischen Flotte aufnehmen konnte. Noch größer war der "Kyffhäuser-Bund": ein Zusammenschluss von 32 000 Kriegervereinen mit 2,8 Mio. Mitgliedern.
Militarismus und Nationalismus waren im Deutschen Reich also weit verbreitet, sodass man von einer "Militarisierung des Lebens" sprechen kann.