Pardela_cenicienta

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Die Mosel ist Bindeglied zwischen den Flußsystemen Germaniens und Galliens. Dies gilt für das römische Reich und natürlich auch für den Handel in der vorrömischen Eisenzeit. Gibt es quantitative Abschätzungen hierfür? Wurden später die Verkehrswege nördlich der Eifel, z.B. Köln - Aachen - Tongeren wichtiger?
 
Die Mosel war sicherlich eine wichtige Verbindung. Eine Fortsetzung der Achse vom Rhonetal über das alte gallische Handelsoppidum Metz Richtung Limes. In vorrömischer Zeit ging die Oppidakultur nur ungefähr bis zur Moselmündung. Das Trier später eine wichtige und grosse Residenzstadt wurde ist sicher auch dieser Achse zu verdanken, auf der Waren, Kolonisten und besonders die militärische Rheinflotte verkehrten. Es gab Höhenstrassen nach Köln und Mainz und einen Wasserweg bis zur Kanalregion. Die Gegend um Trier war denke ich für die Römer bevorzugt, u.a. wegen den Weinbergen und der Landschaft. Es gab viele Villen und Heiligtümer, und es war ab der Zeit der Germaneneinfälle ein strategischer und stärker gesicherter Raum, wo es zum Beispiel Wachtürme in den Seitentälern gab.
Die Achse von Köln Richtung Westen gewann in sofern an Bedeutung, weil Hier die Franken einfielen, was nach Peter Heather schon früh eine Massenmigration war. Es wurden auch Franken in Toxandrien im heutigen Flandern als Föderaten angesiedelt. Das war eher eine unattraktive Gegend zwischen Wäldern(Kohlenwald), sumpfigem Marschland und einer undefinierten Küste, wo die Städte Turnai und Cambrai Ausgangspunkte der fränkischen Eroberungen waren.
So gesehen war die Mosel eine Art Entwicklungsachse für die Römer und Köln - Aachen - Tongern eine solche für die Franken.
Ich kann das Buch "Invasion der Barbaren" von Peter Heather empfehlen, wo auch diese Region Thema ist.
 
Zunächst einmal ist die Frage, wie weit die Mosel in der römischen Antike schiffbar war, und somit überhaupt eine durchgehende Verbindung ins Innere Galliens möglich gewesen sein könnte.

In der Wiki steht:

Vor der Kanalisierung war die Mosel ab Frouard schiffbar.​

(Frouard ist 10 km nördlich von Nancy.)

Mosel – Wikipedia

Dass es Moselschiffe gegeben hat, ist zumindest naheliegend, s. z. B. Neumagener Weinschiff – Wikipedia

In dem Sammelband Römer in Rheinland-Pfalz (müßte ich irgendwo im Bücherregal stehen haben) wird vermutlich etwas dazu enthalten sein. Da schaue ich gelegenlich nach. Aber das Werk ist auch schon über 30 Jahre alt und damit wohl auch nicht mehr auf dem neuesten Stand (falls es einen neueren Stand gibt).

Nachtrag:

gerade noch das gefunden, aber noch nicht gelesen:

Über das römische Projekt eines Mosel-Saône Kanals von Eckoldt, Martin

https://d-nb.info/1191934179/34

Da könnten sich noch Informationen finden.
 
In dem folgenden Werk findet sich einiges:

Warenwege – Warenflüsse Handel, Logistik und Transport am römischen Niederrhein

S. 320:

Der gallische Raum spielte wirtschaftlich für das römische Köln eine wichtige Rolle. Die Hauptrouten über Wasser und Land führten durch die gallischen Provinzen. Die Flüsse Rhein, Mosel, Saône Garonne, Loire und Rhône in Kombination mit den ausgebauten Staatsstraßen erschlossen den Raum bis nach Südgallien, wo eine Seeverbindung über das Mittelmeer bestand und über die Narbonensis zusätzlich der Landweg auf die Iberische Halbinsel17.

S. 346:

Ausgründungen von Betrieben Arezzos erfolgten aber nicht nur in Italien. Es verwundert nicht, dass neben anderen bekannten Werkstätten aus Arezzo auch Filialen des Ateius in Lyon-La Muette entstanden31. Lyon war seit 20 v.Chr. das administrative, religiöse und wirtschaftliche Zentrum Galliens. Das Zusammentreffen von Überlandrouten und die Einmündung der Saône (Arar) in die Rhône (Rhodanus) führten dort zu einer günstigen Verkehrslage. Über die Flüsse konnte man weit nach Norden fahren und die Überlandstrecken bis zur Mosel und zum Rhein waren relativ kurz. Wie wichtig diese Verbindung war, erhellt schlaglichtartig eine Passage bei Tacitus32. Dieser berichtet von einem Versuch im Jahr 52 n.Chr. die Flüsse Saône und Mosel (Mosella) durch einen Kanal zu verbinden. Auf diese Weise wären Mittelund Niederrhein sowie die Rheinmündung als Ausgangspunkt für Seefahrten nach Britannien schneller zu erreichen gewesen33.

S. 391:

Ein Beispiel für die Integration neuer Daten und Methoden lässt sich anhand der Kontroverse um die Rhein- bzw. Rhône-Saône-Route aufzeigen. Dabei geht es um die Frage, auf welchem Weg Öl aus der Baetica zu den Abnehmern am Rhein gelangte (Abb. 2). Jean Rougé beispielsweise vertrat nachdrücklich die Meinung, dass die Amphoren, in denen das Öl transportiert wurde, über das Mittelmeer bis Arles und von da an per Binnenschiff die Rhône hinauf bis nach Lyon transportiert worden seien (Abb. 1). Von da an habe man die Saône genutzt, um die Fracht möglichst nah an die Mosel zu bringen, wobei man eine Etappe Landtransport zwischenschalten musste, um dann das Handelsgut auf der Mosel bis in den Bestimmungsraum am Rhein zu bringen19. Dagegen stehen vor allem José Remesal Rodríguez, der aus Kostengründen für einen Transport über den Atlantik plädiert, oder auch Michel Reddé20.

S. 397:

Der Weg über Rhône, Saône und Mosel gilt als eine der Hauptrouten für den Handelsverkehr und die Versorgung der Militärlager und Zivilsiedlungen am Rhein46. Aber war der Binnentransport wirklich wirtschaftlicher als die Atlantikroute? Schließlich gab es keine durchgehende Binnenwasserstraße. Von der Saône aus musste man die Güter mit Karren über Land bis an die Mosel schaffen, bei der uns für die Befahrbarkeit des Oberlaufs präzise Daten aus der Antike fehlen.



(Ich habe das Buch noch nicht einmal vollständig durchgesucht, da wird sich wohl noch mehr interessantes zu dem Thread finden lassen)

https://apx.lvr.de/media/apx/lvr_ar...schung/publikationen/Xantener-Berichte_32.pdf
 
Schiffsverkehr über den Atlantik ist gefährlich und mit höheren Totalverlusten an Schiffsladungen verbunden.

Zum anderen ist ein rascher Warenumschlag im Binnenland wirtschaftlich interessanter.

Was mich interessiert ist folgendes:
  • Hinweise und/oder Bodenfunde zwischen Mosel und Maas oder zwischen Mosel und Seine, die für für intensiven Transport mit Karren, Ochsen und Maultieren sprechen?
  • Funde von latènezeitlichen Spitzbarren die Hinweise auf Handelsrouten geben?
  • Gibt es dokumentierte Umschlagplätze?
  • Gibt es im Mosel-Maas-Gebiet Zinnbarren aus der Bronzezeit die für bronzezeitlichen Handel auf dem Landweg sprechen?
  • Bleibarren in römischer Zeit?
  • Verteilungsmuster von Amphorentypen, die Rückschlüsse auf die Transportwege geben?
 
Zuletzt bearbeitet:
Schiffsverkehr über den Atlantik ist gefährlich und mit höheren Totalverlusten an Schiffsladungen verbunden.

Zum anderen ist ein rascher Warenumschlag im Binnenland wirtschaftlich interessanter.

Was mich interessiert ist folgendes:
  • Hinweise und/oder Bodenfunde zwischen Mosel und Maas oder zwischen Mosel und Seine, die für für intensiven Transport mit Karren, Ochsen und Maultieren sprechen?
  • Funde von latènezeitlichen Spitzbarren die Hinweise auf Handelsrouten geben?
  • Gibt es dokumentierte Umschlagplätze?
  • Gibt es im Mosel-Maas-Gebiet Zinnbarren aus der Bronzezeit die für bronzezeitlichen Handel auf dem Landweg sprechen?
  • Bleibarren in römischer Zeit?
  • Verteilungsmuster von Amphorentypen, die Rückschlüsse auf die Transportwege geben?

Ob jetzt die Transportroute aus dem Süden Europas über Binnentransporte (Fluß + Landwege) oder auf den Seeweg (Mittelmeer -> Gibraltar -> entlang der portugiesichen, spanischen, französischen, belgischen und niederländischen Küste bis zur Rheinmündung) eher erfolgt sein wird, streiten sich die Gelehrten.

In meinem obigen Beitrag # 6 hatte ich aus dem Forschungsband dazu schon einiges zitiert. Wahrscheinlich findet sich da und in der dort zitierten Literatur weiteres zu dem Thema.
 
Ob jetzt die Transportroute aus dem Süden Europas über Binnentransporte (Fluß + Landwege) oder auf den Seeweg (Mittelmeer -> Gibraltar -> entlang der portugiesichen, spanischen, französischen, belgischen und niederländischen Küste bis zur Rheinmündung) eher erfolgt sein wird, streiten sich die Gelehrten.
Die Rhône als Handelsweg vom Mittelmeer in Richtung Rhein ist gut belegt, auch das Umfüllen der Wäre.
Die Biskaya gilt auch heute nochmals herausforderndes Segelrevier.
 
Bei diesem Thema darf man natürlich nicht das Gedicht Mosella von Ausonius vergessen, auch wenn er zur strategischen / wirtschaftlichen Lage der Mosel wenig sagt, so doch vieles zum Bild der Mosel selbst.


Schiffbar war sie, und zwar, wenigstens flussabwärts, recht bequem:

Und an den grasigen Ufern bepflanzt, du grünster der Flüsse:
Schiffbar, dem Meer zu vergleichen, zu rinnenden Fluten dich neigend
So wie ein Strom, nachahmend des Sees krystallene Tiefe,
...
Gleitend in friedlicher Bahn hast nirgends du Tosen des Windes,
Nirgends den widrigen Kampf mit verstecktem Gestein zu erfahren.
Nicht durch gährende Strudel zu ruhelos hastendem Laufe
Wirst du gezwungen, es hemmen dich nicht vorstehende Bänke
Mitten im Bette, damit es die Ehre der wahren Benennung
Dir nicht zu nehmen vermag, wenn hindernd dein Wasser ein Werd teilt.


Fischreich ebenfalls:

Schlüpfriger Scharen der stets sich im Spiele bewegenden Fische.
Doch nicht der Arten soviele noch jegliche Windung im Schwimmen
Oder die Schwärme, die alle der Strömung entgegen sich drängen,
Noch auch die Namen gesamt und die Sprösslinge zahllosen Stammes
Kann man berichten, noch duldet es der, dem die Sorge des zweiten
Loses und Obhut wurde des flutenbeherrschenden Dreizacks.

(es folgen die verschiedenen Fischarten)

Dann kommt der Wein bzw. dessen Vorform, die Rebe:

Anderes Schauspiel biete uns jetzt das Gepränge der Reben,
Banne den schweifenden Blick uns Bacchus' köstliche Gabe,
Wo sich der Kamm des Gebirgs allmählich in langsamem Zuge,
Wo sich die sonnige Höhe, der Fels und die Windung und Buchtung
Rebenbestanden erhebt, ein natürliches Amphitheater.


Nicht nur die Schiffe und die Fische, auch die Jugend rudert:

An den Gestalten im Strome ergötzt sich die fahrende Jugend
Und sieht staunend im Flusse die trügenden Bilder erscheinen.


Angler gibt es ebenfalls (hier werden @Scorpio und @Ralf.M angesprochen):

Wann unkundig der Tücke der schweifende Haufe der Schwimmer
Diese erschnappt mit dem Maul und im Innern des klaffenden Schlundes,
Nun es zu spät ist, spürt des verborgenen Eisens Verwundung,
Kündet der Fang durch Gezerre sich an: dem kräuselnden Zittern
Der sich bewegenden Schnur entspricht zunickend der Rohrstock.


Reiche Villen säumen den Fluss:

Diese nun oder doch Künstler wie sie — so dürfen wir glauben —
Schufen im Lande der Belgen die schmuckvoll strebenden Bauten,
Wirkten die Zierde des Stroms, Landhäuser mit ragenden Giebeln.
Dieses erscheint, von Natur schon hoch, auf dem Damme des Felsens,
Dies ist erbaut an der Senke des weitvorspringenden Ufers;
Wieder zurück tritt jenes und wahrt sich den Fluss in der Einbucht.


Am Ende mündet die Mosel in den Rhein, auch damals schon:

Breite den bläulichen Schoss, das krystallene Flutengewand du,
Rhenus, nun aus und gewähre den Raum zuströmenden Wellen,
Dass der verbrüderte Fluss dich vermehre. Nicht einzig im Wasser
Zeigt sich sein Wert : vielmehr da er kommt von den Mauern der Hofburg
Und die vereinten Triumphe des Sohns und des Vaters geschaut hat
Nach der Vertreibung der Feinde bei Lupodunum am Niker.
[Ladenburg am Neckar.]

Wie schön, es ist jetzt alles wieder sicher und friedlich im Lande:

Und, hinblickend auf dich, Hochburgen mit altem Gemäuer,
Melde die Festen, zum Schutz für bedrohliche Zeiten gegründet,
Längst Kastelle nicht mehr, jetzt Scheunen den sicheren Belgen;
Melde die glücklichen Siedler zudem an jedem der Ufer
Und dann dich, wie inmitten der Mühen des Volks und des Zugviehs
Du hinstreifst an den Ufern und üppige Felder durchschneidest.
 
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