Guten Morgen,
Wenn lynxxx schreibt, daß das OR gar nicht so "böse" war, wie es heute oder noch vor ein paar Jahren auf dem Balkan dargestellt wurde, bedeutet dies nicht, daß er für das OR Partei ergreift, sondern mE lediglich die Wahrheit ans Licht bringen möchte. Geschichte wandelt sich eben mit der Zeit und den neuen Erkenntnissen.
ich persönlich kann mit dem Osm. Reich kein "böse" oder "gut" verbinden. Es war wie es war...
Zudem möchte ich sagen, dass ich ebenfalls wie lynxxx durch u.a. Ex-Jugoslawien und Griechenland, sowie Bulgarien gereist war - vor dem Jugoslawien-Krieg - und ich eigentlich kaum Unterschiede zu meiner zweiten Heimat habe erkennen können. Mentalität (lautes Herumschreien der männlichen Bevölkerung als Ausdruck gelebter Lebensfreude, sei es auch nur die Begrüßung des Nachbarn) sind nahezu identisch mit dem was ich in Istanbul, Eskisehir oder Izmir kennengelernt habe. Auf die Nahrungsmittel will ich gar nicht näher eingehen, nur soviel, daß das dritte Glas Ouzo genauso schmeckt wie der türkische Raki
feif:.
Wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung der heutigen Türkei überwiegend aus Ethnien besteht, die mit den alten Turkmenen nichts zu tun haben, ist das ja auch kein Wunder. Die, die sich heute Türken nennen, nennen sich überwiegend nicht Türken wegen der altaischen Abstammung.
Auch bei den "übernommenen Tänzen" hat lynxxx mE recht. Der Syrtaki ähnelt bis ins Detail den mittelanatolischen Tänzen meiner Heimat.
Gerade der Syrtaki hat im heutigen Hellas keinerlei Tradition und gehört auch nicht zu unseren alten Volkstänzen. Er ist eine Art Kunstprodukt, das mehr oder weniger für den Film "Alexis Sorbas" erfunden wurde. Grundlage waren Tänze, die von den kleinasiatischen Griechen mitgebracht wurden, wie z.B. das Hasapiko aus Smyrna.
Zu guter letzt muss ich noch einmal darauf hinweisen, das genetisch die Griechen den Türken - oder auch umgekehrt - sehr ähneln, d.h. der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wobei der Stamm mE die Türken, sprich die Osmanen, sind, da deren Herrschaft in der näheren Vergangenheit liegt und sie die herrschende Klasse waren und somit alles beeinflussten.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das jetzt verstanden habe. Die Osmanen sind der Stamm der Griechen ?
Du machst Witze, oder ?
Abschließend möchte ich darauf verweisen - was ich glaube ich schon desöfteren getan habe - das die Toleranz der Osmanen, das Fortleben des Griechentums erst ermöglicht haben. Wären die Osmanen nämlich intoleranter, wie beispielsweise die Mongolen oder die damaligen Anhänger des mittelalterlichen Katholizismus, gewesen, würde man in Griechenland wohl heute noch die türkische Sprache als Amtssprache beibehalten haben.
Das hat nichts mit Toleranz zu tun sondern mit machtpolitischer Klugheit. Das Konzept den eroberten Völkern (die bevölkerungsmäßig weit in der Überzahl waren) gegen erhöhte Steuern deren Religion zu lassen haben die Osmanen von den Arabern übernommen. Das Millyet-System, d.h. die christlichen Kirchen und das orthodoxe Patriarchat als Wachhund
-unter dem Sultan- aufzubauen, um so die christlichen Untertanen 2. Klasse besser zu beherrschen war schon genial...
Den besiegten Adel mit in die Machtstrukturen einzubinden (solange sie sich unterwarfen, Steuern pressten und zum Islam konvertierten, war klug (übrigens m.W. auch von den Arabern übernommen).
Das Konzept des Sklavensöldnertums übrigens auch, wobei die Osmanen nicht Sklaven gekauft haben sondern die Kinder direkt von den eigenen Untertanen genommen haben.
Noch was. Teile des heutigen Hellas sind noch nie von den Türken besetzt worden oder nur sehr spät, wie z.B. die Ionischen Inseln. Die griechische Sprache wurde nicht von den Katholischen Besatzern abgeschafft und es sind dort nie Pogrome passiert und es sind auch keine Zwangskonvertierungen verordnet worden. Natürlich habe es Probleme, aber es wären auch keine Griechen, wenn sie welchem Besatzer auch immer, keine Probleme bereiten würden.
Kurzum, dieses Argument Osmanen=Tolerant und Katholen = Untolerant, stimmt so nicht.
Tatsache ist aber eins... die orthodoxe Kirche hatte unter den Osmanen mehr Macht als unter den Katholen. Daher hat zumindestens die orthodoxe Kirche aus eigennützigen Motiven in der Tat die Osmanen bevorzugt.
Off Topic: P.S.: Ich beglückwünsche die griechische Nationalmannschaft und den "Kaiser" Otto I. zur Teilnahme an der EM 2008 in der Schweiz und in Österreich. Ein wirklich souveräner erster Platz in der Gruppe C!
Danke, danke. Man sieht sich im Finale :rofl: