Gab es im Frankenreich nicht beinahe ständige Machtkämpfe um den Königsthron, sodass manche Gebiete (z.B. Austrasien) beinahe autonom waren? Diese waren zwar primär kein Kampf um mehr Rechte für den Adel, aber von einer stabilen Situation im Inneren des Frankenreiches kann man nicht sprechen.
Diese Machtkämpfe gab es und zwar äußerst blutige. Man denke nur an die legendäre Auseinandersetzung zwischen den fränkischen Königinnen Brunichildis und Fredegunde und ihren eher schwächlichen Männern, deren Machtkampf sich nach Ansicht einiger Forscher sogar im Nibelungenlied niedergeschlagen hat. All das waren aber Kämpfe innerhalb des merowingischen Königshauses, dessen Machtfülle gegenüber dem fränkischen Adel ungebrochen blieb. Bei unserer Diskussion ging es aber um einen aufsässigen Adel, der - wie im Westgotenreich - die Macht des Königtums untergrub.
So alt ist der Autor auf den ich mich beziehe auch wieder nicht. (Das Buch habe ich glaube ich weiter oben bereits angegeben) Ich zitiere: ...
Da musst du überhaupt kein schlechtes Gewissen haben, Herakleios. Es gibt zahlreiche historische Publikationen, die, obwohl sie bereits etwas betagt sind, noch immer zu den gern zitierten Standardwerken zählen, und zwar deshalb, weil Darstellung und Analysen nicht überholt sind. Neuere Werke haben dem oft nur weitere Facetten hinzugefügt, ohne indes die Tragfähigkeit der älteren Veröffentlichung zu beeinträchtigen.
Freilich gilt das nicht unterschiedskos für alle Werke, denn zuweilen ist die Darstellung älterer Fachliteratur wirklich durch neue Erkenntnisse, neue Schriftquellen oder archäologische Funde überholt.
Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen. Es kann doch nicht die gesamte Bevölkerung Südenglands auf und davon sein, oder? Allein von der Logistik her wäre das doch ein unglaublicher Aufwand und gab es dafür überhaupt einen Grund?
Was da bei Wikipedia steht, würde auch ich nicht so ohne weiteres unterschreiben. Fakt ist, dass in Britannien nach Abzug der Römer ein Machtvakuum herrschte, das durch die Kämpfe zwischen einströmenden angelsächsischen Kriegsscharen und einheimischer Bevölkerung sowie Kämpfen der britischen Keltenfürsten untereinander verschärft wurde. Das hatte in einigen Landesteilen eine Bevölkerungsabnahme zur folge, doch ist es in England nicht zu einer flächendeckenden Entvölkerung gekommen.
Die Mehrzahl der weitgehend romanisierten Inselkelten, und das war der Großteil der altansässigen bäuerlichen Bevölkerung, blieb in seinen Dörfern und auf seiner Scholle sitzen und liefert die fälligen Abgaben künftig an die angelsächsischen Könige bzw. den Adel. Diese Bevölkerungsschicht unterlag in den folgenden 100-200 Jahren einem Anglisierungsprozess: Die romanisierte keltische Bevölkerung verschmolz mit den Angelsachsen und gab ihre Identität auf.
Das eigentliche Erbe der Briten besteht in den nachfolgenden Königreichen und Fürstentümern von Cornwall, Wales und Strathclyde, die sich auch zu verschiedenen Sprachräumen und Rückzugsgebieten des Keltischen entwickelten. Sie bewahrten durch ihre mündlich und schriftlich tradierte keltische Literatur und durch Verbindungen zwischen Klöstern und Bistümern keltischer Gebiete das gemeinsame Erbe.