Da ich zur Zeit, mal wieder Patrizier spiele, dachte
ich mir, besprich das Thema doch einmal hier im Forum!
Schau an, dachte schon, ich wäre der letzte Mensch auf diesem Planeten, der den alten Schinken noch als Gelegenheitsspielauf dem Rechner hat.
Mit Beginn des 15. Jahrhunderts allerdings, kann man einen langsamen aber stetigen Niedergang verzeichnen. Das mag sicher zum einen daran liegen, dass die Hanse ein loses Bündnis gewesen ist und kein Staat wie Venedig. Und zum anderen daran, dass es innerhalb der Hanse zu viele unterschiedliche Interessen gegeben hat. Daher frage ich mich, ob man die Hanse, eher als ein Kartell bezeichnen muss oder als eine Handelsvereinigung?
Auch Venedig ist sogesehen kein Staat im modernen Sinne gewesen, zumal sich die wirtschaftlich eng damit verbundenen "Kolonien" in der Adria und auch die Besitzungen in der Ägäis in einem häufig unbestimmten Status irgendwo zwischen direkter Zugehörigkeit und halbautonomem Klientelstaat befanden.
Wie heterogen die Zusammensetzung der Venzianischen Gebiete eigentlich war, lässt sich ganz gut an Kreta und Zypern illustrieren, die trotz seiner Zugehörigkeit zur Republik Venedig, offiziell nach wie vor als Herzogtum, bzw. Königreich firmierten.
Auch sonst ist Venedig kein besonders sinnvoller Vergleich:
- Zunächstmal sind die Umweltbedingungen völlig andere. Venedig hatte von dem her schon den Vorteil an einem Binnenmeer mit sehr mildem Klima zu liegen. Die Hansestädte wickelten ihren Handel über die vergleichen damit eher unruhige Nordsee ab und ab dem Baltikum war in der Ostsee ab einem bestimmten Zeitpunkt auch einfach damit zu rechnen, dass Handel nicht mal mehr theoretisch stattfinden konnte, weil jederzeit die Häfen weitgehend zufrieren konnten. das kommt bei Fahrten in die Levante eher selten vor.
- Der venezianische Handel musste nicht durch den Sund wo der Schiffsverkehr wirklich leicht zu behindern ist, weil der Seeweg an Inseldänemark vorbei, bzw. mitten hinduch nicht mehr als 20 km durchmisst. Verglichen damit ist die Straße von Otranto offen wie ein Scheunentor und es da auch keine nennenswerte Macht gab, die beide Seiten der Meerenge im griff gehabt hätte.
- Im Gegensatz zu den Hansestädten war Venedig, jedenfalls ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr rein auf den Reimport von Waren verlegt, sondern ging ja duchaus dazu über mit der Zeit, im Hinblick auf Glas und Spiegel und dergleichen, selbst Exportschlager zu produzieren, die in Europa reißenden Absatz fanden und durchaus geeignet waren die rückläufigen Gewinne aus dem Gewürzhandel etc., nachdem man das Monopol darauf durch den Seeweg um Afrika herum und durch das Erstarken der Spanier, auch im Mittelmeer, los war, mindestens in Teilen zu kompensieren.
- Venedig hatte auf Grund der völlig anderen Machtstrukturen in Italien im adriatischen und im ägäischen Raum im Gegensatz zu den Hansestädten die Möglichkeit sich flächenmäßig etwas auszudehnen und tat das spätestens seit dem 12. Jahrhundert auch im immer größeren Stil.
Das verschaffte nicht nur Größe an und für sich, sondern auch Manpower, was potentielle Seeleute anbegeht und vor allem einen gesicherten Zustrom an Material für den Schiffbau aus eigenen Gebieten.
In der Hinsicht agierte Venedig gerade nicht nach dem Prinzip freien Handels, sondern ich möchte sagen in einer proto-merkantilistischen Weise insofern, dass es durch Preisfestsetzungen und Exportverbote, teilweise Schließung vorheriger Produktionsstätten in den adriatischen Besitzungen versuchte das sehr gezielt zu steuern und teilweise auch mit Erfolg.
So wurden etwa für die albanischen Territorien Venedigs häufig Exportverbote etwa für Salz an die umligenden Territorien am Balkan verhängt und Preise festgesetzt, zu denen die venezianischen Händler exklusiv die Möglichkeit hatten, diese Güter zu erwerben und sie in Venedig selbst oder in anderen Territorien zu wesentlich höheren Preisen wieder loszuschlagen um so die Risiken des Gewürzhandels mit der Levante gegen zu finanzieren. Das wurde, um am Beispiel der albanischen Territorien zu bleiben, so weit getrieben, dass dort die vormals existierenden Salinen in Teilen per Dekret geschlossen wurden, um das Angebot zu verknappen und die Preise oben zu halten.
Ähnliches auch mit Holz für den Schiffbau und anderen Dingen.
Auf diese Art und Weise konnte Venedig dafür sorgen, dass was an Grundbedafrf zur Versorgung und zur Aufrechterhaltung dieses Geschäfts notwendig war, auch stets verfügbar blieb, freilich dann zum Schaden der wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten der anhängigen Territorien.
- Was weiterhin noch bei Venedig oben drauf kommt und man vielleicht nicht unterschätzen sollte, ist dass Venedig, wie die italienischen Seestäste im Allgemeinen sehr stark auch von Pilgerreisen in Richtung Jerusalem oder Kairo und vor allem auch von Den Kreuzzügen und im weiteren Verlauf der Existenz der Kreuzfahrerstaaten in der Levante materiell profitierten, weil diese Territorien ohne die Verssorgunglinien nach Europa überhaupt nicht auskamen.
Man könnte demgegenüber einwenden, dass später die Wendischen Seestädte in gewissem Maße ebenfalls von den Kreuzzugsaktivitäten im prussischen Gebiet und in Livland profitierten, aber niemals in dem Maße, zumal das im Hinblick auf die Kreuzzugsbewegung immer ein Nebenkriegsschauplatz war und es dort für Pilgerreisen auch so gar keine größeren Ziele gibt.
Das sind vollkommen andere Bedingungen.
Ich für meinen Teil würde sie Hanse durchaus als Handelsvereinigung betrachten wollen. Nur war es eben keine straff hierarchisch aufgebaute Organisation, nur wenn man sich das Mittelalter und die frühe Neuzeit mal bei Lichte genauer ansieht, wird man feststellen, dass in dieser Zeit ohnehin nicht straff organisiert war.
Es gab trotz des Zusammenschlusses auch keine globalisierte Wirtschaft, sondern für die einzelnen Landschaften und die sich daraus ergebenden Wirtschaftsräume waren vor allem auch die lokalen Interessen wichtig.
Deswegen war die Hanse als ganze zu allgemeinen politischen Schritten, die alle Mitglieder mitzutragen hatten, auch kaum fähig, dafür war sie schlicht viel zu ausgedehnt.
Hätte die Hanse als ganze versucht irgendwelche politischen Positionen zwischen den sich herausbildenden europäischen Mächten zu bilden, hätte sie jeweils einen guten Teil der eigenen Mitglieder gegen sich aufgebracht.
Wenn die Livländischen Hansestädte ein Problem mit Pskov oder Nowgorod hatten, welches Interesse hätten diverse Städte in Westfalen oder am Rhein, die so weit ohnehin nicht selbstständig handelten, daran haben sollen, da irgendwelche Unternehmungen mitzutragen?
Für die war Livland weit weg, dafür waren sie sehr daran interessiert alles zu unterbinden, was die eigenen lokalen Handelsinteressen zwischen den Niederlanden und den Wendischen Seestädten stören konnte.
Und deswegen aggierten, wenn es um handfeste politische Schritte oder kriegerische Auseinandersetzungen ging, hin und wieder die Meisten dem Hansebund angehörenden Städte innerhalb einer Landschaft gemeinsam, weil sie eben ähnliche Interessen hatten.
Aber das war auf Gesamtebene nicht konsensfähig.
Insofern gibt es durchaus eine gewisse Organisation und festigkeit in den wirtschaftlichn Strukturen. Nur bildete das auf politischer Ebene einmal keine Handlungsfähige Einheit, es sei denn vielleicht, dass es gerade um die Bekämpfung von Seeräuberei ging, die im Interesse aller war, es sei denn, dass sie mit den Seeräubern gerade gegen die Konkurrenz oder auswärtige Mächte konspirierten.
Die Hanse ist zum Beispiel älter als die EIC und VOC. Jedoch waren die Zielsetzungen sehr ähnlich. Mit dem Unterschied, dass die beiden letztgenannten Organisationen, in Ihren Heimatländern, über längere Zeit einen erheblichen Einfluss ausüben konnten! Die EIC war ja faktisch bis zu ihrer Entmachtung durch die britischen Behörden, ein Staat im Staate wie man so sagt. Ähnliches gilt ja auch für die Vereinigte Ostindische Handelskompanie in den Niederlanden.
Welche konkrete politische Macht konnte die EIC denn so ausüben? Ich wäre mal gespannt.
Dass sich die EIC und die VOC zu Gebilden entwickeln konnten, die in der Lage waren sich Befugnisse anzueignen, die traditionell eher in staatlicher Hand liegen, wie das Prägen von Münzen, Ausheben von Soldaten etc. liegt ganz einfach mit der Entfernung zum "Mutterland" und den Transitzeiten zusammen, die da zu bewältigen waren.
Ohne Suez-Kanals um Afrika herum, auf nem Segler und zurück, da war man einmal je nach konkretem Zeitabschnitt über Jahre unterwegs.
Und wenn in den überseeischen Besitzungen irgendwo im indischen Ozean oder im Südwest-Pazifik Aufstände ausbrachen oder man mit den umliegenden einheimischen Potentaten aneinander geriet, war es schlicht nicht praktikabel erstmal nach London zu segeln, dann vor das Parlament zu treten um Truppenunterstützung zu bitten und nachdem das genimigt und ausgehoben wurde, wieder zurück zu segeln, zumal die Hälfte der Mannschaften vermutlich unter den Bedingungen auf See verreckt wäre, bevor sie den ersten Feind zu sehen bekommen hätte.
Das konnte so nicht funktionieren, also brauchten die Aktuere der Handelsgesellschaften vor Ort die Befugnisse solche Situationen auch managen zu können.
Das hat mit der Hanse aber absolut nichts zu tun.