Die Luxemburg-Krise von 1867

Turgot

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Ich habe erst jetzt bemerkt, das es zu dieser schweren diplomatischen Krise, die knapp an einem Krieg vorbei geschrammt war, noch gar kein Faden existiert. Dem möchte ich jetzt Abhilfe schaffen.

Ausgangspunkt war die Niederlage Österreichs bei Königgrätz. Nirgendwo in Europa wurde diese Niederlage Österreichs so sehr als Demütigung, Österreich natürlich ausgenommen, wie in Frankreich.
Am Hofe Napoleon III, am Quai d´Orsay und das französische Publikum sind von einen harten, zähen Ringen zwischen den beiden deutschen Großmächten ausgegangen. Nach französischem Selbstverständnis war man das Alpha und Omega in Europa und ging selbstverständlich davon aus, das bei entsprechender Erschöpfung der deutschen Kriegsparteien eine französische Vermittlung zum Tragen käme, die natürlich durch territoriale Zugewinne Frankreichs zu bezahlen seien.

Nun wurde Paris durch den schnellen Sieg der Preußen unangenehm überrascht. Paris erwartete, das Preußen für seinen Zugewinn an Macht Frankreich entsprechend entschädigt. Schon vor dem Krieg hatte Bismarck diskrete Andeutungen in Richtung Luxemburg und Belgien gemacht; allerdings stellte er klar, das an eine aktive Unterstützung Preußens nicht zu denken sei und das dieser Territorialerwerb Frankreichs im Stillen, ohne große Öffentlichkeit über die Bühne gehen sollte. In einem Erlaß an den preußischen Botschafter in Paris, Goltz, bezeichnete Bismarck dann auch Luxemburg und Belgien als geeigneten Machtzuwachs für Frankreich. (1) Golz griff diese Anregung auf.

Anzumerken ist noch, das Luxemburg nicht den Norddeutschen Bund beigetreten und der in der Festung verbliebenen preußischen Truppen eigentlich die formale Rechtsgrundlage hierfür fehlte.

Nur, Paris hatte sich kurz vor dem Krieg entschieden gehabt, mit Österreich ein Neutralitätsabkommen zu schließen. Österreich sicherte Frankreich hierfür die Übertragung Venetiens, im Falle eines Sieges, wo man in Paris von aus ging, zu.
Bismarck spürte nunmehr allerdings wenig Neigung mit Frankreich ein entsprechendes Geschäft abzuschließen.

Das interessierte aber Napoleon III. nicht weiter. Er benötige schon aus innenpolitischen Gründen dringend einen Erfolg; vor allem nach der Pleite des Abenteuers in Mexiko.

Am 03.Dezember 1866 eröffnete der französische Botschafter in Berlin, Benedetti, die Auseinandersetzungen. Frankreich schlug die Session Luxemburgs, eine preußische Territorialgarantie für den Papst Pius IX. .Bismarck lehnte eine Garantie für dem Kirchenstaat ab. Auch Luxemburg wurde nicht, mit dem Hinweis auf die Feindschaft der deutsche Öffentlichkeit ab. Aber er wies auch den Weg, wie das Problem gelöst werden könnte. Die Initiative müsste von Luxemburg oder den niederländischen König Wilhelm III. ausgehen. Ausgehend von so einem Wunsch, könnte Berlin auf das Garnisionsrecht verzichten. (1) Bis das soweit sei, wollte Bismarck diese Frage erst einmal vertagen. (2)

Das Gelingen dieser Aktion hing maßgeblich von der Geschicklichkeit der französischen Diplomatie ab. Aber die Angelegenheit zog sich erst einmal und bei Bismarck, nicht nur bei ihm, trat der Gedanke in dem Vordergrund, sich man sich in der Befriedigung Frankreich nicht vor dem deutschen Nationalgefühl kompromittieren dürfe. (4)

Napoleon III. sein Verständnis für Bismarcks Ausweichen war gering bis nicht vorhanden. Er befürchtete, das eine Verschleppung eine Lösung unmöglich mache. Nun sollte noch Landau bayrisch, Rastatt badisch werden. Golz berichtete, Napoleon III. Lage sei kritisch. Er benötigte Argumente, das er nicht überlistet worden sei und die Machtstellung Frankreichs sich nicht vermindert hätte. Die Stimmung in der französischen Armee war für den Krieg. (5) Goltz war bemüht die Frage auf das Militärische zu reduzieren. Gutachten sollten belegen, das die Garnison strategisch wertlos sei oder den Verzicht an eine Schließung der Festung zu binden. (6)

(1) Baumgart, Das Zeitalter Bismarcks, S.106
(2) Bismarck, Gesammelte Werke, Band 6, Nr.637 f
(3) Bismarck, Gesammelte Werke, Band 6, Nr.643
(4) Baumgart, Das Zeitalter Bismarcks, S.107
(5) Dülffer, Kröger, Wippich, Vermiedene Kriege, S.169
(6) Dülffer, Kröger, Wippich, Vermieden Kriege, S.168


Fortsetzung wird folgen.
 
Ich habe doch glatt oben vergessen, das Benedett im Juli/August 1866 das Angebot vorlegte, Preußen dürfe eine lose Konföderation mit den Südstaaten eingehen, Frankreich erhalte Luxemburg. Für den Fall das Belgien militärisch gegen Frankreich vorginge, sei Preußen dann zur Waffenhilfe verpflichtet.

Zurück zu Goltz seinen Vorschlag. Paris war erst einmal zufrieden, das die Gespräche wieder im Gang kamen. Nur: Moltke und Roon lehnten die Übergabe der Festung an Frankreich ab. Schleifen ließ sich die Festung nur eingeschränkt. Andere Militärexperten wie Loe oder Bernhard stützen die Ansicht von Room und Moltke.

Der französische Staatsminister Rouher waren die Folgen der Ablehnung der deutschen Militärs bewusst. Das weitere Verhalten Preußen sollte zum Prüfstein der beiderseitigen Beziehungen werden. Router drohte, das Berlin Napoleon III. In eine Lage dränge, aus die ihm früher oder später nur ein Krieg gegen Preußen herausbringe. (1)

Am 22.Februar 1867 kam es zu einem Gespräch zwischen Benedetti und Bismarck. Es wurde über die europäische Lage aber auch über ein mögliches Bündnis zwischen Frankreich und Preußen. Gemäß Bismarck kam Luxemburg nur in drei oberflächlichen Punkten vor, nämlich die deutsche Angst, mit Luxemburg werde der französische Appetit erst recht angeregt, den holländischen König zu ermuntern, seine Wünsche auszusprechen und den Charakter der von Luxemburg ausgehenden Wünsche.(2) Preußen sollte also unbedingt außen vorbleiben.

Eine Version von Benedetti ist nicht erhalten.

Die Holländer neigten ohnehin mehr zu Frankreich; es bestand eine Abneigung und Furcht der niederländischen Öffentlichkeit gegenüber Preußen. Des Weiteren konnte der holländische König das Geld gut gebrauchen.

Der niederländische Außenminister Zuylens trat an die britische und französische Regierung mit der Bitte um Beistand heran.

Der britische Außenminister Stanley winkte ab; er hielt die Bedrohung für unrealistisch.

Anders der französische Außenminister Moustier. Der Hilferuf der Niederländer war für ihn eine willkommene Gelegenheit direkt über Luxemburg in Verhandlungen zu treten.(3)

Bismarck war von Moustier über diesen Schritt nicht in Kenntnis gesetzt worden.

Staatsrechtlich war Luxemburg Teil des Deutschen Bundes gewesen und Preußen hatte aufgrund von Verträgen das Besatzungsrecht in der luxemburgischen Festung inne. Aber wie schon ausgeführt: Ob dies nach Auflösung des Bundes überhaupt nicht Bestand hatte?

Der französischen Gesandte Baudin bot Wilhelm III. eine förmliche Allianz und ein paar Millionen an.

Aber die Verhandlungen scheiterten aber im letzten Moment, da dem König Bedenken kamen. Er informierte den preußischen Gesandten, trotz Warnungen Frankreichs, Perponcher und beauftragte diesen seinen König zu unterrichten, sowie wissen zu lassen, daß er nichts ohne sein Vorwissen und ohne sein Einverständnis unternehmen werde.(4) Da war nun eine offizielle Anfrage, die Bismarck unbedingt vermieden wissen wollte.

Bismarck wandte sich nun gegen die Absichten Napoleons III, als das Projekt nach mangelhafter Vorbereitung der französischen Diplomatie vorzeitig bekannt und als durch die offizielle Anfrage aus Haag der preußischen Politik die Verantwortung zugeschoben wurde. Ihre positive Beantwortung hätte Preußen vor Deutschland haftbar gemacht für die „Losreißung“ eines Landes, an dem nun einmal das nationale Gefühl nicht unbeteiligt war.

In Deutschland war die Empörung groß, „kein Fußbreit deutschen Landes solle preisgegeben werden.“

Bismarck brach die Verhandlungen mit Frankreich ab. Er veranlaßte eine Interpellation Benningsens im Norddeutschen Reichstag am 01.April, in der um Auskunft darüber ersucht wurde, ob die preußische Regierung Kenntnis von der Verkaufsverhandlungen habe und ob sie entschlossen sei, die Verbindung Luxemburgs mit dem übrigen Deutschland sowie das preußische Besatzungsrecht dauernd sicherzustellen. (5)

Die Krise war nunmehr eskaliert.

(1) Auswärtige Politik Preußens, Band 8, Nr.224, 233
(2) Dülffer, Kröger, Wippich, Vermiedene Kriege, S.171
(3) Les Origines diplomatiques de la guerre de 1870-1871. Recueil de documents pubs. Par let Minister des affairs étrangères. 29 Bde. Hier Band 14 Nr.4195
(4) Baumgart, Das Zeitalter Bismarcks, S.107
(5) Baumgart, Das Zeitalter Bismarcks, S.108
 
Schleifen ließ sich die Festung nur eingeschränkt.
@Turgot ...dir war sicher bewusst, dass ein echter Festungsfreak eine solche Erwähnung der Bundesfestung Luxemburg nicht achtlos vorbeiziehen lässt ;)

Zwei Fragen:
1. war die Festung zu dieser Zeit noch (oder schon wieder) auf dem neuesten Stand? Ich meine, da hätte es noch nicht die Außenforts gegeben sondern nur die älteren der Bauweise um 1840/50, sodass die Festung 1867 nur noch zweiter Klasse eingestuft war (?)
2. warum hätten sich die Anlagen samt Kavernen/Tunnelsystemen nicht sprengen lassen können? Die Minengalerien waren angelegt und kartiert. Oder könnte der Grund sein, dass die meisten der inzwischen veralteten Anlagen zu nah an der Stadt lagen?
 
Zu 1. Das weiß ich leider nicht. Tut mir leid.

Zu 2. Mir sind leider nur die ablehnenden Haltungen von Moltke, Roon, Loe und Bernhardi bekannt. Die Gründe für diese leider nicht.:(
 
Laut Wikipedia ist die Festung ja später, nach der Krise infolge der Bestimmungen des Londoner Protokolls in den Jahren 1867-83 gründlich geschleift/gesprengt worden.
Die Festungsanlagen waren großenteils noch aus dem späten 18.Jh. und schnürten die Stadt empfindlich ein. Die Modernisierungen/Erweiterungen um 1830 verbreiterten lediglich diese Enciente (ehemalige Lünetten zu dicht vorm Hauptwall gelegenen Forts "modernisiert" (z.B. Fort Thüngen), davor 7 ebenfalls recht nah platzierte Außenforts der Bauweise um 1860. Ein projektierter Gürtel aus Bieler Forts wurde nie realisiert.
 
Ausgangspunkt war die Niederlage Österreichs bei Königgrätz. Nirgendwo in Europa wurde diese Niederlage Österreichs so sehr als Demütigung, Österreich natürlich ausgenommen, wie in Frankreich.
Dazu noch eine Frage: warum empfand man die österr. Niederlage in Frankreich als Demütigung?? Das wirkt auf den ersten Blick absurd (wenn nicht gar bescheuert) X prügelt sich mit Y, Z hat auf X gesetzt und schmollt, weil Y gewonnen hat...
 
Kurios!!!
Es gibt ein 4min Video des Luxemburger Festungsmuseums (im Restreduit von "Fort Thüngen / drei Eicheln") über die Entfestigung 1867-83
 
Dazu noch eine Frage: warum empfand man die österr. Niederlage in Frankreich als Demütigung?? Das wirkt auf den ersten Blick absurd
Kompensationstheorie.

In Frankreich empfand man weniger die österreichische Niederlage als Demütigung als das aus französischer Sicht einseitige Verschieben der europäischen Kräfteverhältnisse in Richtung Berlin.
Man war in Frankreich eben der Meinung durch die schnelle österreichische Niederlage um territoriale Entschädigungen für den preußischen Machtzuwachs geprellt worden zu sein, die einem nach eigener Auffassung für die neutrale Haltung und den Verzicht auf ein Eingreifen zu Gunsten der schwächeren Partei (was machtpolitische Umwälzungen vermieden hätte) zugestanden hätten.

Wenn man sich in das Mindset der europäischen Kabinette und das imperialistische Gedankengut etwas reindenkt, ist das gar nicht so absurd.

Auf Ebene der europäischen Kabinette war es en vouge von einem postulierten Gleichgewicht der Mächte auszugehen (freilich immer zum Vorteil der etablierten Großmächte) und davon, dass jede Machtverschiebung dieses Gleichgewicht stören würde und daher im Falle einseitigen Machtzuwachses andere Akteure kompensiert werden müsste um die Störung zu bereinigen (auf Kosten mindermächtiger Akteure versteht sich).
 
Dazu noch eine Frage: warum empfand man die österr. Niederlage in Frankreich als Demütigung?? Das wirkt auf den ersten Blick absurd (wenn nicht gar bescheuert) X prügelt sich mit Y, Z hat auf X gesetzt und schmollt, weil Y gewonnen hat...

@Shinigami hat schon treffende Anmerkungen hierzu gemacht.

Ich habe oben auch etwas dazu geschrieben.

Turgot schrieb:
Ausgangspunkt war die Niederlage Österreichs bei Königgrätz. Nirgendwo in Europa wurde diese Niederlage Österreichs so sehr als Demütigung, Österreich natürlich ausgenommen, wie in Frankreich.
Am Hofe Napoleon III, am Quai d´Orsay und das französische Publikum sind von einen harten, zähen Ringen zwischen den beiden deutschen Großmächten ausgegangen. Nach französischem Selbstverständnis war man das Alpha und Omega in Europa und ging selbstverständlich davon aus, das bei entsprechender Erschöpfung der deutschen Kriegsparteien eine französische Vermittlung zum Tragen käme, die natürlich durch territoriale Zugewinne Frankreichs zu bezahlen seien.

Nun wurde Paris durch den schnellen Sieg der Preußen unangenehm überrascht. Paris erwartete, das Preußen für seinen Zugewinn an Macht Frankreich entsprechend entschädigt
 
Nach französischem Selbstverständnis war man das Alpha und Omega in Europa und ging selbstverständlich davon aus, das bei entsprechender Erschöpfung der deutschen Kriegsparteien eine französische Vermittlung zum Tragen käme, die natürlich durch territoriale Zugewinne Frankreichs zu bezahlen seien.

Nun wurde Paris durch den schnellen Sieg der Preußen unangenehm überrascht. Paris erwartete, das Preußen für seinen Zugewinn an Macht Frankreich entsprechend entschädigt.
Das hatte ich gelesen - diese französische Haltung macht auf mich einen eher realitätsfernen Eindruck.

Dass sich Frankreich ggf über die Entwicklung ärgerte, ist nachvollziehbar*) wobei sich die Grande Nation damit abfinden muss, die Lage vorab falsch eingeschätzt zu haben. Aber sich daraus eine Demütigung zu konstruieren, ist völlig Gaga! Wer hat da Frankreich aktiv gedemütigt?? Das Schicksal, das Kriegsglück, die Norben?? ... für mich absolut nicht nachvollziehbar. Und ebenso ist für mich nicht nachvollziehbar, warum irgendwer diese absonderlich Haltung Frankreichs hätte ernst nehmen sollen.

_________
*) oouuuh grande Merde, die *aben sisch nischt geriert wie wir uns das er*offt *atten ;) :D
 
Bis Anfang April verhandelten die Franzosen mit den Holländern weiter und die Verhandlungen waren schon so weit gediehen, dass ein unterschriftsreifes Dokument vorlag.

Über den preußischen Botschafter Perponcher wurde Haag aufgefordert, Luxemburg nicht zu verkaufen:
"Der Krieg würde nach der Aufregung der öffentlichen Meinung kaum zu verhüten sein, wenn die Sache von sich ginge. (1)

Moustier hatte noch wenige Tage zuvor, die Forderung scharf zurück gewiesen, den Vertrag auch nur aufzuschieben. (2) Moustier wollte an Luxemburg festhalten; welche Konsequenzen auch daraus erwachsen mögen. Der preußische Botschafter Goltz schloß daraus, das Frankreich nicht zurückweichen und es auf einem Krieg ankommen lassen werde.(3)

Am Morgen des 01.April, Bismarck war auf dem Wege zum Reichstag, wurde er von Benedetti abgefangen. Der französische bemühte sich Bismarck auf die französische Haltung festzulegen. Er (Bismarck) möge doch im Parlament erklären, das die Abtretung Luxemburgs bereits vollzogen sei. Dies lehnte Bismarck ab.

Jedenfalls ließen sich die Holländer einschüchtern und verschleppten die Entscheidung und dann schließlich endgültig abzulehnen.

Der Ausweg sollte nun auf einer Konferenz der Großmächte in London gefunden werden.

Dazu später mehr.


(1) Auswärtige Politik Preußens, Band 8, Nr. 398
(2) Les Origines diplomatiques de la guerre de 1870-1871. Recueil de documents pubs. Par let Minister des affairs étrangères. 29 Bde. Hier Band 15 Nr.4509
(3) Auswärtige Politik Preußens, Band 8, Nr. 359
 
Die Erregung der Öffentlichkeit war sowohl in Deutschland und Frankreich sehr groß. Die Möglichkeit eines Krieges, insbesondere in der ersten Hälfte des Aprils, schien unmittelbar bevorzustehen.

Der französische Außenminister versucht die anderen Großmächte mit in den Konflikt hineinzuziehen, in dem er sowohl in Petersburg und London dafür werben ließ, Frankreich zu unterstützen. Der britische Außenminister Stanley ließ sich nicht beirren und solange Belgien nicht betroffen sei, wird es für London kein Grund zum Eingreifen geben. Die Briten hatten ohnehin genügend eigene Probleme; die leidige irische Frage und die Parlamentsreform. Und außenpolitisch galt es die Wogen gegenüber die USA, eben durch den Bürgerkrieg, zu glätten. Luxemburg war da zu unbedeutend.

Aber auch Bismarck blieb da nicht untätig. Er befeuerte das Mißtrauen in Petersburg gegen Frankreich. Belgien wurde als Druckmittel in London eingesetzt.

Weder Berlin noch Paris ist es aber gelungen eine Großmacht auf ihre Seite zu ziehen.

Da flatterte aus Großbritannien die Idee einer Konferenz, die dann in der Zeit vom 07.05. bis 11.05.1867 in London stattgefunden hatte.

Auf dieser Konferenz wurde ein Ausweg aus der Krise gefunden und es kam ein Vertrag zustande, in dem die Unabhängigkeit und Neutralität Luxemburgs durch eine Kollektivgarantie der Großmächte festgelegt wurde.

Preußen verzichtete auf sein Besatzungsrecht und zog seine Garnison zurück. Die Festungswerke wurden geschleift. Das Großherzogtum blieb im Zollverein.

Frankreich konnte sein Verlangen nach Kompensation nicht durchsetzen. Es stellt sich ohnehin die Frage, ob Frankreich wirklich schon nach der Pleite in Mexiko, die letzten Truppen waren ja gerade erst wieder zu Hause, schon für einen Krieg gerüstet waren?
Napoleon III. war eigentlich gegen den Krieg, den die Armee wünschte.
Ebenso in Deutschland, Bismarck wollte den Krieg auch nicht, während Moltke glaubte die Chance eines Nationalkrieges gegen Frankreich ausnützen zu müssen. Im Gegensatz zu Bismarck war Moltke von der Unausweiclichkeit eine Krieges gegen Frankreich überzeugt und war bereit dem notwendigen Ereignis militärisch zuvorzukommen. Bismarck war hingegen der Meinung, "Man darf nicht Krieg führen, wenn es mit Ehren zu vermeiden ist; die Chance günstigen Erfolgs ist keine gerechte Ursache, einen großen Krieg anzufangen."

Der Frieden konnte zwar gerade noch gewahrt werden, aber in der Folge waren die deutsch-französischen Beziehungen der nächsten Jahre durch ein ausgeprägtes Misstrauen geprägt. Frankreich mischte sich ebenso wie Österreich-Ungarn in die deutschen Angelegenheiten, um unbedingt zu verhindern, das die Südstaaten den Norddeutschen Bund beitreten. Da tat sich ganz besonders der österreichische Reichskanzler Beust hervor, der auf die Süddeutschen einen ganz erheblichen Druck ausübte.

Ich hoffe, so einen Überblick über die Krise gegeben zu haben.
 
Napoleon III. hatte die dringend benötigte Kompensation nicht erhalten.

Das Resultat war, das er nun eine Koalition mit Wien und Rom, die sich gegen Preußen richten sollte, anstrebte. Preußen sollte eingekreist und wieder auf dem Status einer Mittelmacht reduziert werden. Alles Töne, die wir bei späterer Gelegenheit erneut hören sollten.

Im August 1867 traf Napoleon III. mit Franz-Joseph in Salzburg zusammen. Natürlich musste er Franz-Joseph wegen der Hinrichtung von Maximiliam in Mexiko kondolieren. Letzten Endes gelang es aber nicht, diese Allianz zustande zu bringen.

Der von den Monarchen zu schließende Pakt sah u.a. vor, das in allen europäischen Fragen gemeinsam vorgegangen werden soll und garantierte den gegenseitigen territorialen Besitzstand. Beim Auftreten von symtomes de guerre in Europa werden die drei Monarchen eine Offensiv- und Defensivallianz abschließen, deren Bedingung durch eine eigene Konvention zu regeln sind. Friedensverhandlungen und territoriale Regelungen werden nur in Übereinstimmung durchgeführt werden. Italien wäre verpflichtet wenn Frankreich oder Österreich in den Krieg eintritt, sogleich eine Armee von 200.000 Soldaten zur Verfügung zu stellen.
Dafür wurde Italien Unterstützung auf dem vatikanischen Konzil zugesichert, die Errichtung eines Flottenstützpunktes in Tunis und falls die Schweiz die Neutralität verlässt, die Annexion des Kantons Tessin.
Eine zentrale Forderung Österreichs war das es sich aus einem Krieg zwischen Frankreich, Italien und Preußen draußen bleiben kann. Beust befürchtete durchaus zu Recht, das Napoleon III. einen Krieg mit Preußen überstürzen könnte. Und Österreichs Stellung wäre in Deutschland natürlich vollkommen ruiniert.

Bismarck bemühte sich um Russland und hatte dort nicht die schlechtesten Karten. Russland sagt zu, bei einer deutsch-französische militärischen Auseinandersetzung Österreich in Schach zu halten. Preußen sicherte dieselbe Solidarität für den Fall eines russisch-österreichischen Kriegs zu. Das war schon war Wert, denn so war der Rücken frei.
 
ber ich muss gestehen, dass ich noch immer nicht verstehe, weshalb es fast zu einem franz.-dt. Krieg gekommen wäre...

Napoleon III. benötige aus innenpolitischen Gründen dringend einen außenpolitischen Erfolg. In Mexiko sah man sich gezwungen gegenüber den USA nachzugeben und seine Truppen abzuziehen. Das war für das Empire eine ziemliche Blamage. Dann 1866 hatte man auf das falsche Pferd gesetzt. Unglücklicherweise für Frankreich hatte sich aber Preußen und das überaus schnell militärische gegen Österreich durchgesetzt und konnte seine Macht beträchtlich erweitern.Das ging natürlich nach dem Selbstverständnis Frankreichs, welches sich als die Nummer 1 auf dem Kontinent sah, nicht an. Es musste ein Ausgleich her, der den alten Abstand irgendwie wieder herstellte.
 
Aber ich muss gestehen, dass ich noch immer nicht verstehe, weshalb es fast zu einem franz.-dt. Krieg gekommen wäre...

Weil Teile der franzsösichen Öffentlichkeit gern einen Krieg sehen wollten, in der irrigen Annahme, dass es ein günstiger Zeitpunkt gewesen wäre Preußen wieder zu schwächen, da wie @Turgot bereits skizziert hatte, GB andere Sorgen hatte als sich um Luxemburg zu kümmern, und wegen des vorangegangenen Krieges auch damit gerechnet werden durfte das Österreich und die Süddeutschen Staaten nicht unbedingt geneigt sein würden Preußen zur Seite zu stehen.
Luxemburg wäre mehr die Begründung und der Auslösungsmechanismus für einen Kampf um die europäische Hegemonie gewesen, als das eigentliche Objekt um das es gegangen wäre, denn um Frankreich tatsächlich einigermaßen für die preußischen Zugewinne kompensieren zu können, hätte das kleine Luxemburg kaum hingereicht, da hätte Frankreich schon auch freie Hand im Belgien benötigt.

Allerdings sollte man dabei auf dem Schirm behalten, dass für Frankreich die Zuspitzung der Krise um Luxemburg beides hätte bringen können. Denn wäre es gelungen Preußen über die Luxemburg-Thmatik isoliert in einen Krieg mit Frankreich zu verwickeln und zu besiegen, wäre dait gleichzeitig auch die relevante Garantiemacht Belgiens auf dem Kontinent ausgefallen (Wien wäre sicherlich bereit gewesen französisches Ausgreifen nach Belgien hinzunehmen, wenn Preußen zurechtgstutz, Österreichs Position in Deutschland wieder hergestellt und Wien ggf. auf Kosten Preußens noch in Schlesien dafür kompensiert worden wäre.
So gesehen hätte abhängig von der Haltung Preußens und Russlands Luxemburg für Frankreich der Heben für umfassende Zugewinne für Frankreich auf dem Kontinent sein können.


Wenn man fragt, warum die Forderung nach Krieg populär war, wird man sich neben innenpolitischen Gründen, die @Turgot bereits anngeführt hatte, auch die außenpolitischen Umstände ansehen und dabei zeitlich etwas zurückgehen müsssen.

Bis Mitte der 1850er Jahre, ist die Außenpolitik des französischen Kaiserreiches einigermaßen erfolgreich.

Der Krimkrieg läuft erfolgreich, bringt Annäherung an Großbritannien und Sardinien Piemont, was es ein ganzes Stück weit ermöglichte als Trittbrettfahrer der britischen Kolonialpolitik handelstechnisch außerhalb Europas etwas mitzumischen, In Italien schwächt die Annäherung an Sardinien die Position der Österreichischen Konkurrenz und für das französische Prestige waren die Erfolge auch ganz brauchbar.

Die außenpolitischen Probleme fangen, wenn man den Blick etwas weitet in den späten 1850er Jahren, namentlich mit dem Sepoy-Aufstand in Indien, der anschließenden Liquidierung der EIC und der Umwandlung Indiens in eine britische Kronkolonie.
Wenn man auf dem Schirm hat, dass zwischen dem Wiener Kongress und den 1850er Jahren sich der europäische Kolonialismus vor allem in einem Modell zeigte, dass darauf hinaus lief anderen Teilen der Welt Freihandel zu europäischen Konditionen aufzuzwingen, dann kann man relativ einfach nachvollziehen, dass, so lange das lief, Frankreich von den britischen Schritten in Übersee mit profitieren konnte.

In dem Moment in dem GB in Indien dazu überging, große koloniale Räume direkt in staatliche Kontrolle zu überführen, musste man von franzsösicher Seite darauf gefast sein, dass die Möglichkeit auf dem Ticket der britischen Kolonialpolitik mit profitieren zu können, möglicherweise demnächst vorbei sein könnte, da man aus unmittelbar von der londoner Politik kontrollierten Räumen natürlich jederzeit ausgechlossen werden konnte.
Hinzu kommt, dass sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend zeigt, dass Frankreich zunehmend ein Energieproblem bekam, weil es an ausbeutungswürdigen Steinkohlevorkommen fehlte, was das Wachstum der französichen Industrie ausbremste und natürlich um so mehr Begehrlichkeiten in Richtung Belgien und Westdeutschland versstärken musste, als dass da nicht nur Prestige und Territorialerweiterungen/-Abrundungen zu holen waren, sondern möglicherweise auch eine Lösung für das zunehmende Energieproblem.

1859-1860 kommt es zum Krieg mit Österreich, mit dem für Frankeich außenpolitisch schlechten Ergebnis der Bildung eines italienischen Nationalstaates, der Frankreich zwar mit Nizza und Savoyen geringfügige Zugewinne verschaffte und den alten Rivalen Österreich empfindlich traf, der gleichzeit aber Frankreich als einflussreichen Player weitgehend aus Italien herausdrängte.
Vor dem Krieg war Sardinien Piemont de facto ein Junior Partner Frankreichs, Frankreich hatte als Schutzmacht des Kirchenstaates de facto auch großen Einfluss auf Mittelitalien und auch einen gewissen Einfluss auf das noch immer von Bourbonen beherrschte Königreich Beider Sizilien.

Am Ende des Krieges 1860, steht ein Königreich Italien, dass sich von Frankreich emanzipiert hatte und mit Paris, wegen der Reste des Rumpfkirchenstaates über Kreuz lag und auch wegen der Venezien-Frage über die französische Politik verstimmt war.
Mit anderen Worten, ein Krieg, der eigentlich zur Stärkung des französischen Einflusses in Italien und zur Schwächung Österreichs hätte führen sollen, führte realiter zur nicht umkehrbaren machtpolitischen Verdrängung aus fast ganz Italien und zu notorischen Problemen mit einer neuen ernstzunehmenden Macht.

Dann kommt in den 1860er Jahren das Mexiko-Abenteuer, dass man in größeren Zusammenhängen wird sehen müssen:

Mexiko wäre, wenn es funktioniert hätte, der Schlüssel gewesen um verschiedene Probleme in den Griff zu bekommen.

Zum einen hätte es einen Prestige- und Einflussgewinn generell und eine Aufbesserung der franzsösischen Staatsfinanzen bedeutet, wenn man die Hand auf die mexikanischen Silberminen beommen hätte, darüber hinaus gingen aber noch zwei Effekte:

- Dadurch, dass man die Habsburger hier einbinden konnte, war die Möglichkeit gegeben, das nach dem Italienkrieg angekratzte Verhältnis zu Wien zu reparieren.
Das war nicht so ganz unbedeutend, weil nach Lage der Dinge Österreich nun eigentlich der logische Partner Frankreichs auf dem europäischen Kontinent gewsen wäre.
Beide Staaten hatten ein massives Problem mit dem neugegründeten Italien, Frankreich wegen des Kirchenstaates, Österreich vor allem wegen Venezien, also hätte sich eine Allianz zwischen beiden angeboten um Italien einzuhegen, außerdem war Wien Frankreichs logischer Partner, wenn es Einfluss auf die Verhältnisse im Deutschen Bund nehmen wollte.
Preußen, seit dem Wiener Kongress in Rheinland verlegt, hatte inzwischen reichlich Reibungsflächen mit Frankreich und konnte nicht mehr so mit Paris paktieren, wie es zur Zeit der Revolutionskriege und in der Napoleonik noch möglich gewesen war, demgegenüber gab es keine direkte Grenze mit Österreich mehr, was es Wien jedenfalls prinzipiell erlaubte in Sachen der westlichen Bundesterritorien konzilianter gegenüber Paris zu aggieren, als Berlin, sofern Paris denn bereit gewesen wäre Österreichs Vorherrschaft im Bund prinzipiell anzuerkennen und zu helfen den lästigen preußischen Rivalen klein zu halten.
Das Ergebnis dieser Annäherung sind dann die Französisch-Österreichischen Abreden über den Preis der französischen Neutralität und Vermittlung für den Kriegsfall 1866.

- Der andere Punkt ist, dass das mexikanische Silber nicht nur Frankreichs Staatskassen aufbessern konnte, es wäre auch rein stofflich für Frankreich von Interesse gewesen, weil es eine Währung darstellte, die auf den asiatischen Märkten handelstechnisch einsetzbar war.

Wirft man den Blick auf die Koloniale Spähre tut sich in der Zeit in Asien nämlich einiges.
 
1853 war von amerikanischer Seite her die Öffnung Japans für den Außenhandel erzwungen worden, nachdem sich die USA nach dem Mexiko-Krieg bis 1848 auch als Macht am Pazifik etabliert hatten.
Mit dem zweiten Opiumkrieg in den 1850er Jahren bis 1860 (im Übrigen auch mit französischer Beteiligung) wird die Öffnung diversier chinesischer "Vertragshäfen" für den Außenhandel erzwungen, den beteiligten Mächten das Recht auf diplomatische Vertretungen in Peking eingeräumt und gleichzeit erzwungenermaßen der Opiumhandel in China legalisiert.

Damit ist in den handelspolitischen Verhältnissen in Ostasien auf einmal eine sehr starke dynamik drinn, die Frankreich allerings in Zugzwang brachte, sich irgendwie günstig zu positionieren um beim Handels- und Einflusspolitischem Run auf diese Region nicht zu verlieren und da hatte man eher schlechte Karten.
In Japan hatten bereits die USA einen Fuß in der Tür und gute Aussichten das Geschäft zu machen, in China hatten die Briten die deutlich besseren Karten. Mit Hongkong besaßen die Briten bereits einen Handelsstützpunkt in China selbst, sie kontrollierten von Malaysia aus die Straße von Malakka, sie hatten eine sich noch immer dynamisch entwickelnde Industrie, die zunehmend interessante Produkte auch für diese Märkte schuf, außerdem hatten die Briten nach der Umwandlung der ehemaligen Besitzungen der EIC in Indien, wenn sie wollten, den Exklusivzugriff auf die Indischen Märkte und die bengalische Opiumproduktion (als Absatzwaren für China). Jedenfalls bestand nun die Möglichkeit regierungsseitig dort jedem Konkurrenten den Handel zu untersagen, außerdem war in denn 1850er Jahren in Australien Gold gefunden worden, so, dass die Briten über Ihre Kolonien hier auch Zugriff auf handelbares Edelmetall hatten.

Frankreich hatte ein paar Stützpunkte auf dem Weg nach Süd- und Ostasien, dort aber kaum eigene Produtkionsmöglichkeiten, während die Möglichkeit in Fernost absetzbare Güter auf dem indischen Subontinent zu erwerben jetzt von Goodwill der Londoner Regierung abhing.
Mit eigenen Industriewaren, in dem Stil, wie Großbritannien und zunehmend die USA das taten, konnte Frankreich diese Märkte wegen des Energieproblems und des stagnierenden Wachstums auch nicht versorgen.

Insofern wäre das mexikanische Silber auch handelspolitisch enorm wichtig gewesen um im Ostasienhandel nicht abgehängt zu werden.

Mit dem Scheitern des Mexiko-Projekts fällt das ins Wasser und die Exekution Kaiser Maximilians durch die mexikanischen Republikaner, die Frankeich nicht verhindern konnte, war neben dem Umstand, dass man vor den USA kuschen musste auch nicht gut fürs Prestige.

Dann kommt der Krieg 1866/1867, bei dem für Frankreich nicht nur keine Kompensation abfällt, sondern noch ein paar andere aus Frankreichs Sicht sehr unschöne Dinge passieren.

- Das Königreich Sachsen, hatte sich, um nicht zu sehr unter die Fuchtel der beiden mächtigen Nachbarn Preußen und Österreich zu geraten, traditionell außenpolitisch stark an Frankreich angelehnt und war innerhalb des deutschen Bundes so gesehen ein potentieller juniorpartner Frankreich.
Mit der durch den Frieden erzwungenen Aufnahme Sachsens in den von Preußen dominierten "Norddeutschen Bund", waren solche Spielräume für Sachsen nicht mehr gegen.
Neben der Einigung Norddeutschlands, verlor Frankreich damit nach Sardinien-Piemont, dem Kirchenstaat (de facto) und dem Königreich Beider Sizilien innerhalb kürzester Zeit den 4. potentiellen Juniorpartner innerhalb Europas und mit Norddeutschland nach Italien de facto auch das 2. Spielfeld der französichen Einflusspolitik, womit sofern es nicht gelang ein Neues in Belgien zu gewinnen, da nur noch Süddeutschland und die iberische Halbinsel blieben.

- Dadurch, dass Preußen Italien den Zugewin Veneziens ermöglicht, ergeben sich auch noch einige Änderungen:

- Österreich, an das sich Frankreich angenähert hatte, wurde weiter geschwächt.
- Nachdem Wien mit Venezien das Objekt der Begierde hatte abtreten müssen und sich der italienische Expansionsdrang nach Osten abschwächte, musste es für Wien nahelegen, sich mit Florenz zu arrangieren. Das musste es fraglich machen, ob man auf Wien im Hinblick auf die Einhegung Italiens noch setzen konnte.
- In Sachen Italien war damit klar, dass die italienische Politik als nächsten auf die Erledigung des Rest-Kirchenstaates zielen müsste, was den stratgischen Gegensatz zu Frankreich verschärfen musste, was auch die Gefahr einer dauerhaften preußisch-italienischen Zusammenarbeit bedeutete, die sich gegen Frankreich richten konnte.

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Welch Schritte anderer Mächte waren zu erwarten?

- Von Preußen war früher oder später ein Ausgreifen über den Main zu erwarten, was diesen Rivalen noch mehr gestärkt und Frakreichs Einflussmöglichkeiten in Süddeutschland beschnitten hätte.

- Von Italien war eine Politik zu erwarten, die auf die Übernahme des Lazios und damit die endgültige Veerdrängung Frankreichs aus Italien zielte.

- Von Russland war bei Gelegenheit die einseitige Revision des Ergebnis des Krimkrieges, oder der Wunsch danach zu erwarten.

Heißt, nachdem Österreich geschwächt war, war von Preußen, Italien und Russland früher oder später antifranzösische Politik zu erwarten.

In der Rhetrospektive von der Luxemburgkrise aus, war aus franzsösicher Perspektive in den vergangenen 10 Jahren also folgendes passiert:


- Zusammenbruch der eigenen Einflussposition in Italien, bis auf den Rest-Kirchenstaat, der allein aber nicht lebensfähig war und der ständigen Protektion und Aufwendungen bedurfte.
- Zusammenbruch der eigenen Einflussmöglichkeiten in Norddeutschland.
- Entstehung zweier potentiell ernstzunehmender Rivalen mit dem Norddeutschen Bund und Italien
- Bedeutungsverlust der tendenziell befreundeten Mächte (Österreich)
- Abhandekommen von 4 potentiellen Juniorpartner und zwei potentiellen Einflusszonen in Europa
- Zunehmende Isolation Frankreichs (unsichere bis feindliche Haltung Norddeutschlands, Russlands und Italiens, auf der Habenseite (tendenziell) lediglich ein von Krieg und inneren Krisen (Ungarn) geschwächtes Österreich.
- Drohender Verlust, des Zugriffs auf den Indienhandel, durch Umwandlung der indischen Territorien in eine britische Kronkolonie.
- Fehlgeschlagener Versuch die Hand auf die mexikanischen Silberminen zu bekommen.
- Stagnierdende industrielle Entwicklung, korrespondierend mit de Energieproblem.
- Durch den Fehlschlag in Mexiko und das langsame industrielle Wachstum, gute Aussichten bei der Erschließung neuer Märkte und Einflusszonen in Fernost gegenüber Briten und Amerikanern das Nachsehen zu haben.


Letztendlich also fortgesetzter Bedeutungsverlust Frankreichs sowohl in Europa, als auch in Übersee, als auch auf dem Feld des industriellen Fortschritts und dazu eine Blamage nach der anderen, bei außenpolitisch zunehmend ungünstigr Konstellation.

Da waren schlechte Stimmungen, Niedergangsobsessionen und das Bedürfnis wenigstens die eigene Position in Europa einigermaßen zu retten vorprogrammiert und das dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass die Krise wegen des eigentlich eher unbedeutenden Luxemburgs derartige Formen annahm.
Ohne dem ist auch die Aufregung wegen der spanischen Thronkandidatur des Sigmariners nicht verständlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Turgot @Shinigami
besten Dank für die erklärenden Darstellungen!


Weil Teile der franzsösichen Öffentlichkeit gern einen Krieg sehen wollten, in der irrigen Annahme, dass es ein günstiger Zeitpunkt gewesen wäre Preußen wieder zu schwächen (...)
...ein sicher nicht ganz alltäglicher "casus belli" ;) sondern eher wie ein zornebockendes Quengelkind... (das sich obendrein absurderweise einbildet, es müsse Geschenke erhalten, wenn sich zwei andere Quengelkinder in der Sandkiste prügeln)


In der Rhetrospektive von der Luxemburgkrise aus, war aus franzsösicher Perspektive in den vergangenen 10 Jahren also folgendes passiert: (Katalog der franz. Misserfolge)
Das alles ist völlig richtig aufgelistet - aber dabei ist zu berücksichtigen: das alles resultiert aus franz. Ungeschick und teilweise schlicht Pech gehabt. Ich sehe keinen Grund, weshalb andere Mächte da irgendeine Kompensation für die franz. Misserfolge bereit halten müssten. Eher wäre deren normale Reaktion "dumm gelaufen, Marseillaise, ätschibätschi, nächstes Mal besser aufpassen" gewesen!
 
Von Preußen war früher oder später ein Ausgreifen über den Main zu erwarten, was diesen Rivalen noch mehr gestärkt und Frakreichs Einflussmöglichkeiten in Süddeutschland beschnitten hätte.
@Shinigami dazu eine ganz naive Frage:
Verfügte die Grande Nation über ein von Gott, Schicksal, Nornen oder Parzen verbrieftes ewiges und unantastbares Recht auf Einflussmöglichkeiten in Süddeutschland, an denen niemand zu rütteln hat? ;)
 
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