Die Luxemburg-Krise von 1867

Pardon? Wir redeten gerade von der Luxmburgkrise. die war 1867, nicht 1870.

Und du glaubst, das ist mir nicht bekannt, das die Luxemburgkrise 1867 gewesen war? Ist dir schon aufgefallen, das du selbst 1864 ins Spiel gebracht hast? Mittlerweile beziehen wir hier schon die Jahre vor und nach der Krise ein.

Ich bin in erster Linie der Meinung, dass es nicht militärisch aktiv geworden ist, weil ihm selbst die Ressourcen fehlten, das zu tun.

Wie schafft man es ohne oder fehlenden Ressourcen ein Weltreich zusammenzuhalten?

Ja, und was wäre der Sinn der Anlandung von 30.000-40.000 Mann an der Küste gewesen? Preußen und Österreich 30.000-40.000 Kriegsgefangene als Verhandlungsmasse für die Abwicklung des Krieges zu liefern?

Oho, du gehst gleich davon aus, das die deutschen Mächte die Briten platt machen würden. Die Streitmacht der Österreicher und Preußen lag mal bei ca. 60.000 Mann. Wenn man zu den Briten noch die Dänen dazurechnet, gut möglich, das dann auch die Schweden hinzugekommen wären, dann sah das Ganze schon anders aus.


Daher, dass auch vor dem Kongress bereits klar sein musste, dass Österreich so große russische Gewinne nicht akzeptieren würde und eine britisch-österreichische Koalition, der sich Frankreich möglicherweise anschließen würde dadurch absehbar war, falls St.Petersburg hier keinen Rückzieher machte?

In dieser Konstellation war klar, dass Großbritannien seinen Verbündeten (sehr wahrscheinlich sogar mehrere) finden würde, dafür musste man kein Hellseher sein.
Russland und Großbritannien verhandelten in London allein; da saß kein unsichtbarer Dritter mit am Tisch. Und bei solchen Unterhandlungen, kann ma sich nicht auf ein ggf. oder vielleicht oder ähnliches verlassen.

Ich denke, nein ich bin mir sicher, das die damaligen Großmächte Großbritannien erheblich ernster genommen haben, als du es hier tust. Großbritannien war kein Andorra.

Das aber war die Quadratur des Kreises und musst sehr wahrscheinlich scheitern.
Aha, und dafür wurde dann mehrere Jahre verhandelt.

Außerdem wäre Italien im Fall eines Bündnisses mit Österreich als Landverbindung wichtig gewesen, für den Fall das die süddeutschen Staaten nicht in ein solches Bündnis eingebunden werden könnten.

Das Bündnis mit den Süddeutschen wurden schon frühzeitig 1867 öffentlich gemacht.

Ein Bündnis mit Österreich macht für Paris unter den gegebenen Umständen zur Eindämmug Preußens und Absicherung Süddeutschlands vor preußischer Machtausdehnung durchaus Sinn.
Allerdings mehr perspektivisch als zeitnah.
Davon, das Wien sich nach verlorenem Krieg, angesichts der finanziellen Belastungen und der internen Unruhen so bald schon wieder auf einen neuen Krieg einlassen würde, dass es in der Luxeburgkriese eine Rolle hätte spielen können, konnte Paris nicht ausgehen.

1867 nicht, 1870, und davon sprach ich, durchaus. Da war ein gewisser Herr Beust Kanzler, der mit Preußen "abrechnen" wollte. Es waren die Russen, die Österreich-Ungarn dazu veranlassten, die Füße besser stillzuhalten.

Damit konnte ein begrenztes Engagement möglicherweise erwogen werden (die süddeutschen Staaten schafften es ja auch in der Zeit ihre geschlagenen Armeen zu reorganisieren),

..mit und durch preußische Untertstützung.


Ich denke nicht, das wir hinsichtlich Großbritannien je auf einen Nenner kommen werden!
 
Wie schafft man es ohne oder fehlenden Ressourcen ein Weltreich zusammenzuhalten?
Wer spricht davon, dass nicht die Ressourcen vorhanden gewsen wären ein Weltreich zusammen zu halten? Es waren nicht die Ressourcen vorhanden in einem größeren Landkrieg in Europa mitzuspielen.

Ich weiß nicht, wie intensiv du dich mit den Verhältnissen innerhalb der britischen Kolonien befasst hast, aber jedenfalls die Verhältnisse in den deutschen Kolonien dürften dir doch geläufig sein.

Und dabei auch der Umstand, dass vergleichsweise große Flächen zum Teil mit minimalen Kräften zu halten waren. Schau dir etwa die Größe der "Schutztruppe" in Deutsch-Südwest-Afrika an:



Die kam in "normalen" Jahren relativ problemfrei mit 2.000-3.000 Mann aus. Der technologische Vorsprung war einfach so groß, dass es keiner großen Landheere bedurfte um die meisten Kolonien zu halten.

Dann kommt auf der anderen Seite noch hinzu, dass sich die Kräfte, die militärisch für die europäischen Staaten die Kolonien sicherten, sich zu großen Teilen aus der dort einheimischen Bevölkerung selbst rekrutierten, bzw. aus den Teilen der dortigen Bevölkerung, die bereit waren sich dafür verpflichten zu lassen.
Diese Truppen, waren mit dem Zweck ausgehoben, ausgebildet und ausgerüstet worden Aufstände in den Kolonien niederzuschlagen, nicht einen Landkrieg in Europa zu führen.
Neben der Gefahr einer Destabilisierung, die Abzug bedeutet hätte, wären die Transportwege nach Europa relativ lang gewesen. Es hätte also lange gedauert, zum großen Teil für einen modernen Krieg nicht ausgerüstete und ausgebildete Truppen nach Europa zu schaffen, die Teilweise schon mit den klimatischen Verhältnissen Probleme bekommen hätten.

Und selbstverständlich beruhte der Zusammenhalt des Empires nicht nur auf militärischem Druck, sondern auch auf Loyalitäten.

Im größten Teil der späteren afrikanischen Besitzungen des britischen Empire hatte sich dieses 1867 überhaupt noch nicht als beherrschende macht festgsetzt. Die britischen Besitzungen in Afrika beliefe sich anno 1867 im Wesentlichen auf die Kap-Kolonie und ein paar Stützpunkte in Westafrika, so wie einen Teil Nigerias.
Sowohl die Kap-Kolonie, als auch Kanada und Neuseeland, waren Siedler Kolonien, so dass die Briten hier im Fall von Aufständen auf die Loyalität der europäischen Bewohner vor Ort und deren Mitwirkung an der Aufrechterhaltung des Status Quo rechnen konnte, so lange die europäischstämmigen Siedler selbst bei Laune gehalten werden konnten.
Die Gebiete waren relativ dünn besiedelt und die Einheimischen Gruppen hatten keine modern organisierten uns ausgerüsteten Heere, so das die Sicherung zu weiten Teilen durch Siedlermilizen und vor ort geworbenen Truppen (ohne eigentliche Ausbildung für einen modernen Krieg) gewährleistet werden konnte, mit ein paar regulären Regimentern als Verstärkung.
Für die meisten denkbaren Szenarien genügte das.
Die europäischstämmigen Siedler wierrum hielt Großbritannien dadurch bei Laune, dass es in Konsequenz der Lehren aus der amerikanischen Revolution den "Sidlerkolonien" zukzessive größere Möglichkeiten zur Selbstverwaltung einräumte.
Die meisten kanadischen Gebiete hatten bis in die 1850er Jahre hinein das Recht zur weitgehenden Selbstverwaltung erhalten, 1867, also genau im Jahr der Luxemburgkrise wurde das "Dominion Kanada" mitsamt eigner Verfassung geschaffen, in dem die Gebiete zusammengefasst wurden. Das war noch keine Unabhängigkeit aber sehr viel Spielraum für Selbstorganisation bei verglichsweise wenigen Eingriffen von London aus, was de facto bedeutete, dass es relativ wenig Anlass für die europäischstämmigen Sidler zum Aufruhr gab.

In Australien lief das ganze etwas verzögert, weil die Briten hier erst Mitte des 19. Jahrhunderts vom Modell der "Sträflingskolonie" abgingen, aber so besonders viel gab es hier auch nicht zu sichern, da ja kaum jemand freiwillig auf die Idee kam ins "outback" zu gehen und so vor allen Dingen die Küstenregionen im Süden und Südosten gesichert werden mussten.
Nur welche Gefahren drohten da? Die verschiedenen Aborigine- Gruppen in Australien summierten sich vor den Kolonialgründungen der Briten wahrscheinlich auf einige 100.000 und durch eingschlppte Krankheiten, Verdrängung und zum Teil dezidierte Massaker durch die europäischstämmigen Siedler stark dezimiert, wahrscheinlich auf weniger als hundrttausend um die Jahrhundertwende.
Und mit Gegnern von Außerhalb des Kontinents war hier kaum zu rechnen.

In Indien standen sicherlich einige reguläre britische Truppen, weil man hier nicht auf die loyalität europäischer Siedler bauen konnte, aber die machten nur einen Teil der Streitkräfte aus, die Indien hielten.
Der größte Teil hier bestand aus in Indien selbst ausgehobenen Truppen, die aber eben vor allem für Aufstadsbekämpfung und Support der regulären britischen Truppen ausgebildet und ausgerüstet waren, nicht für einen Krieg unteer modernen Bedingungen in Europa, und zum Teil bestand der militärische Arm, der die Verhältnisse in Indien sicherte aus den Indischen Fürsten, die gegenüber dem Empire de facot einen Vasallenstatus akzeptiert hatten und in das kolonial System eingebunden waren, die Konfliktfall ebenfalls Hilfstruppen stellen konnten, aber eben auch keine für einen großen Krieg in Europa ausgerüsteten Streitkräfte.
 
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Russland und Großbritannien verhandelten in London allein; da saß kein unsichtbarer Dritter mit am Tisch. Und bei solchen Unterhandlungen, kann ma sich nicht auf ein ggf. oder vielleicht oder ähnliches verlassen.
Es ändert aber nichts daran, dass absehbar war, dass Großbritannien und Österrich eine Koalition gebildet und Frankreich sich wahrscheinlich angschlossen hätte, wenn Russland keinen Rückzieher machte.

Natürlich bot es sich für Russland an mit London allein zu verhandeln. Aber nicht deswegen, weil es London im besonderen Maß fürchten musste, sondern ganz einfach deswegen, weil in bilateralen Verhandlungen weniger Interessen berücksichtigt werden müssen, als in Multilateralen und es für Russland sinnvoll war, einen potentiellen Koalitionär von Anfang an zu beschwichtigen, so dass die Bildung einer Koalition, der sich eventuell noch andere anschließen könnten, von Anfang an unterbleibt.

Und natürlich sucht man sich für solche Verhandlungen den potentillen Gegner aus, mit dem man am wenigesten Reibungsflächen hat. Man hätte statt Mit London auch mit Wien verhandlen können, aber dann hätte man erwartbar mehr Konzessionen im Hinblick auf die Donaufürstentümer machen müssen, als bei Verhandlungen mit London, einfach weil der Status im nordöstlichen Balkan für London nicht sooooo entscheidend war, weil das Hauptaugenmerk auf den Meerengen lag, während das bei Wien, was die Prioritäten angeht eher umgekehrt lag.
Da waren die Meerengen ein geringres Problem, als die Schaffung oder Unabhängigkeit von Balkanstaaten, die Ansprüche auf Östrreichisch-Ungarische Territorien anmelden könnten.

Ich denke, nein ich bin mir sicher, das die damaligen Großmächte Großbritannien erheblich ernster genommen haben, als du es hier tust. Großbritannien war kein Andorra.
Es hat auch niemand behauptet Großbritannien wäre Andorra gewesen.
Es ist nur von mir herausgestellt worden, dass Großbritannien auf dem europäischen Kontinent selbst, sofern es gegen eine der 4 Großmächte dort ging, allein nicht handlungsfähig war und dass die Frage, ob Großbritannien dort irgendeinen entscheidenden Einfluss geltend machen konnte, davon abhing, ob es mit mindestens einer kontinentalen Großmacht dabei zusammenarbeiten konnte oder nicht.
Meistens war das der Fall, weil sich die Interessenfelder von mindestens 2 Großmächten irgendwo überschnitten. Dann konnte Großbritannien entschidend sein.
Ebenso konnt es, wenn sich keine andere Großmacht fand, die die britischen Positionen mittrug, aber auch ziemlich ohnmächtig sein, alleine ging es in den kontinentalen Fragen eben nicht.

Das Bündnis mit den Süddeutschen wurden schon frühzeitig 1867 öffentlich gemacht.
Womit allerdings nicht geklärt war, ob die Süddeutschen Staaten sich daran auch tatsächlich halten würden oder sie perspektivisch wider kündigen würden, in jedem Fall war aber klar Italien als potentielle Landverbindung zwischen Frankreich und Österreich an Relevanz gewann, für den Fall eines Bündnisses zwischen Frankreich und Österreich.

Aber dadurch, das hieraus der Wunsch Italien einzubinden sinnvoll erscheinen musste, kam ja die Rom-Problematik nicht aus der Welt, die Verhandlungen darüber von vorn herein sehr erschweren musste, so lange Frankreich sich weigerte einem Bündnis mit Italien den Kirchenstaat zu opfern, was aber den Konsverativen ostentativ katholischen Teilen der Bevölkerung kaum zu vermitteln gewesen wäre und innenpolitisch war Napoléon III. ja ohnehin bereits angeschlagen.

1867 nicht, 1870, und davon sprach ich, durchaus. Da war ein gewisser Herr Beust Kanzler, der mit Preußen "abrechnen" wollte. Es waren die Russen, die Österreich-Ungarn dazu veranlassten, die Füße besser stillzuhalten.
Naja, der Herr Beust wollte gern abrechnen.

Politiker wollen in der Regel gern eine ganze Menge, denken wir an Palmerston und Russell, die gerne den Status Quo ante in Schleswig und Holstein verteidigt hätten.

Intressanter, als das was Beust wollte, wäre allerdings, wie Kriegsministerium, das Finanzministerium die Generalität und die ungarische Reichshälfte so zum Thema Machbarkeit des Ganzen standen und vor allem auch auf welchem Niveau.

Ich denke nicht, das wir hinsichtlich Großbritannien je auf einen Nenner kommen werden!
Wahrscheinlich genau so wenig, wie im Hinblick auf Italien.


Btw. ganz übersehen:

Oho, du gehst gleich davon aus, das die deutschen Mächte die Briten platt machen würden. Die Streitmacht der Österreicher und Preußen lag mal bei ca. 60.000 Mann. Wenn man zu den Briten noch die Dänen dazurechnet, gut möglich, das dann auch die Schweden hinzugekommen wären, dann sah das Ganze schon anders aus.
Ich weiß nicht wie du darauf kommst davon auszugehen, dass es bei diesem 60.000 Mann geblieben wäre?

Preußen und Österreich fingen das mit 60.000 Mann an, weil die erwartbar reichten um mit Dänemark fertig zu werden und Mobilisation dementsprechend unnötiger Weise Kostspielig gewesen wäre.
Es war aber im Fall einer Ausweitung des Krieges natürlich Eskalationspotential bis zur vollen Mob-Stärke vorhanden. Großbritannien widerrum hatte ein Berufsheer, da gab es keine Wehrpflichtigen und Reservisten, die man bei Bedarf für einen Krieg auf dem Festland mobilisieren konnte.

Selbst wenn die Briten mitgemacht und sich eventuel noch Schweden mit einer bscheidenen Expeditionsstreitmacht anngechlossen hätte, wie viel wäre da aufgeboten worden?
100.000 Mann? 120.000 Vielleicht? Die wären dem Mob-Potential Preußens und Östrreichs immernoch 1:6 bis 1:8 unterlegen gewesen. Wohlbemerkt nur dem Mob-Potential Preußens und Österrichs.
Da aber die deutsche Nationalbwegung hinter diesem Krieg stand, ist es durchaus denkbar, dass sich bei einer Ausweitung des Krieges auch Teile der Mittelstaaten noch von der öffentlichen Meinung genötigt gesehen hätten in den Krieg einzutreten und mitzuwirken. Hannover Oldenburg, Mecklenburg und die Hansestädte wege der direkten Bedrohung der Küstenstädte und des Handels vielleicht nicht, Hannover und Oldenburg vielleicht auch nicht wegen der verwandtschaftlichn Beziehungen der Fürstenhäuser, aber Bayern, Würtemberg, Baden, Sachsen und die hessischen Staaten?
Gut denkbar, dass bei der national aufgeladenen Stimmung Preußen und Österreich da noch militärischen Zuwuchs bekommen hätten.
 
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Natürlich bot es sich für Russland an mit London allein zu verhandeln

Eher nicht, denn das war ein Fehler. Den Russen war doch vollkommen klar, das die Briten mit dem Ergebnis von San Stefano nicht ansatzweise einverstanden war. Welches war die Macht, bei der Petersburg am ehesten auf "Verständnis" stossen konnte. Richtig, das war Deutschland. An dieser Stelle hätte die Russen ihre Bemühungen ansetzen lassen sollen.

Und noch etwas direkt zur Luxemburg-Krise. Weshalb, da doch Großbritannien so unbedeutend war, wendete sich der französische Außenminister Moustier denn nun ausgerechnet an den britischen Botschafter und bat diesen um Rat?

Aber nicht deswegen, weil es London im besonderen Maß fürchten musste, sondern ganz einfach deswegen, weil in bilateralen Verhandlungen weniger Interessen berücksichtigt werden müssen, als in Multilateralen und es für Russland sinnvoll war, einen potentiellen Koalitionär von Anfang an zu beschwichtigen, so dass die Bildung einer Koalition, der sich eventuell noch andere anschließen könnten, von Anfang an unterbleibt.

Was du da alles so reininterpretierst. Die Briten waren diejenigen, dicht gefolgt von Wien, die den Russen am kritischen gegenüberstanden. Lies dir dazu mal die Akten durch. Sehr aufschlussreich.
Intressanter, als das was Beust wollte, wäre allerdings, wie Kriegsministerium, das Finanzministerium die Generalität und die ungarische Reichshälfte so zum Thema Machbarkeit des Ganzen standen und vor allem auch auf welchem Niveau.

Wie gesagt, Kuhn, der Kriegsminister, war für eine Intervention zugunsten Frankreichs. Aber Beust konnte sich im Ministerrat eben nicht durchsetzen.

Selbst wenn die Briten mitgemacht und sich eventuel noch Schweden mit einer bscheidenen Expeditionsstreitmacht anngechlossen hätte, wie viel wäre da aufgeboten worden?

So ca. 40.000 Mann.

Die wären dem Mob-Potential Preußens und Östrreichs immernoch 1:6 bis 1:8 unterlegen gewesen. Wohlbemerkt nur dem Mob-Potential Preußens und Österrichs.
Da aber die deutsche Nationalbwegung hinter diesem Krieg stand, ist es durchaus denkbar, dass sich bei einer Ausweitung des Krieges auch Teile der Mittelstaaten noch von der öffentlichen Meinung genötigt gesehen hätten in den Krieg einzutreten und mitzuwirken. Hannover Oldenburg, Mecklenburg und die Hansestädte wege der direkten Bedrohung der Küstenstädte und des Handels vielleicht nicht, Hannover und Oldenburg vielleicht auch nicht wegen der verwandtschaftlichn Beziehungen der Fürstenhäuser, aber Bayern, Würtemberg, Baden, Sachsen und die hessischen Staaten?

Das wird jetzt sehr spekulativ. Die Mittelstaaten waren militärisch nun auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Das haben wir 1866 deutlich gesehen.

Ein Satz zu den britischen Kolonien. War es nicht so, das gerade Australien, Kanada und auch Indien aktive Unterstützer britischer Kriegsführung waren. Siehe die Weltkriege.
 
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Eher nicht, denn das war ein Fehler. Den Russen war doch vollkommen klar, das die Briten mit dem Ergebnis von San Stefano nicht ansatzweise einverstanden war. Welches war die Macht, bei der Petersburg am ehesten auf "Verständnis" stossen konnte. Richtig, das war Deutschland. An dieser Stelle hätte die Russen ihre Bemühungen ansetzen lassen sollen.
Da von Deutschland "Verständnis" zu erwarten war, gab es keinen Grund Berlin beschwichtigen zu müssen, anders als Wien und London.
Und da Deutschland mit Frankreich bereits einen Feind an der Backe hatte, war unwahrscheinlich, dass es sich nur um dieses "Verständnisses" wegen in Ärger mit Großbritannien und Österreich einlassen würde.
Von Berlin war vielleicht wohlwollende Neutralität gegenüber Russland zu erwarten, so wie Russland das gegenüber der Deutschen Einigung gezeigt hatte, aber keine Bereitschaft Krieg für russische Intressen zu führen.

Also hatte St. Petersburg bereits alles was es von Deutschland erwarten konnte. Während es aber eine Einigung mit mindstens einem aus London und Wien brachte.

Und noch etwas direkt zur Luxemburg-Krise. Weshalb, da doch Großbritannien so unbedeutend war, wendete sich der französische Außenminister Moustier denn nun ausgerechnet an den britischen Botschafter und bat diesen um Rat?
Vielleicht hatte er die Vorstellung Berlin auf dem Umweg über London bearbeiten zu können? Keine Ahnung.
Fakt aber bleibt, ob Frankreich seine Luxemburg-Pläne realisieren konnte, hing nicht davon ab, ob es Großbritannien passte, sondern davon, ob Preußen bereit war zu Marschieren und die Hauptlast eines Kriegs zu tragen um das zu verhindern.

Was du da alles so reininterpretierst. Die Briten waren diejenigen, dicht gefolgt von Wien, die den Russen am kritischen gegenüberstanden. Lies dir dazu mal die Akten durch. Sehr aufschlussreich.
Und eben deswegen war es notwendig mindestens eine dieser Mächte zu überzeugen nicht mit der anderen gegen Russland zusammen zu gehen.
Und also setzt man sich mit derjenigen zusammen, mit der man am günstigsten zu einer Einigung kommt.

Das musste in diesem Fall Großbritannien sein, weil Veränderungen am Balkan die Sicherheitslage und Interessen der britischen Inseln selbst nicht tangierte, die der Österreichisch-Ungarischen Monarchie aber schon.

Die Unabhängigkeit eines vereinigten Rumänien, vergrößert um die nördliche Dorbuja mit guten Bezihungen zu Russland, war für Großbritannien doch kein Problem. Österreich-Ungarn mussten wegen der Rumänen in Siebenbürgen da aber natürlich gewisse Bedenken kommen, die internationale Anerkennung der Unabhängigkeit Serbiens und seine modrate Vertrößerung waren auch nicht unbedingt im Österreichischen Interesse, währnd den Briten das zunächst herzlich egal sein konnte.


So ca. 40.000 Mann.
Schau dir infach die Truppenstärken in den europäischen Kriegen des 19. Jahrhunderts an.

Mit 40.000 Mann wäre man da nicht weit gekommen. Häng ein 0 drann, dann wäre es ein bedeutender Faktor gewesen, aber mit 40.000 Mann brauchte man das gar nicht erst zu versuchen. Das wäre lächerlich gewesen.

Das wird jetzt sehr spekulativ. Die Mittelstaaten waren militärisch nun auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Das haben wir 1866 deutlich gesehen.
Nicht spekulativer als dein potentieller Kriegseintritt Schwedens, dessen Truppen seit Karl XII., jetzt auch nicht unbedingt in dem Ruf standen zu den besten Armeen Europas zu zählen.

Ein Satz zu den britischen Kolonien. War es nicht so, das gerade Australien, Kanada und auch Indien aktive Unterstützer britischer Kriegsführung waren. Siehe die Weltkriege.
Ja, der Unterschied zwischen den Weltkriegen und 1867 fängt aber schon damit an, das Australien und Kanada, dazwischen noch fast 50 Jahre Bevölkerungswachstum hatten und das qua Suezkanal und endgültigem Durchbruch von Eisenbahn und Dampfschiffahrt die logistischen Möglichkeiten auch ganz ander waren.

Kanada z.B. lag 1867 etwas über 3 Millionen Einwohner, wo hätten da zigtausend Soldaten für Großbritannien herkommen sollen?
Zumal damals der Anteil an altingesessenen Franko-Kanadiern, der durch die Zuwandrung von den britischen Inseln zunehmend schrumpfen musste, größer war.
Nur waren die Franko-Kanadier nicht so unbedingt gut durch britischen Patriotismus und Vorstellungen dem Empire irgndwie besonders verpflichtet zu sein mobilisierbar.



1914 hatte sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt.

Australien hatte um 1867 gerade mal an die 1,5 Millionen erfasste Einwohner (Aborigines wurrden lange statistisch nicht miterfasst)


Außerdem da Australien als Sträflingskoloni gerade eben erst abgewickelt wurde, waren darunter noch so einige, die durchaus gegen ihren Willen von den britischen Inseln dorthin deportiert worden waren. Auch von denen war nicht nicht viel britischer Patritoismus zu erwarten oder die Bereitschaft für dieses Empire in irgendwelche Kriege in Europa zu ziehen.

Bei deren Enkeln und Urenkeln ein halbes Jahrhundert später wird die Erinnerung daran von der britischen Gesllschaft als Ausgestoßene behandelt worden zu sein nicht mehr so eine starke Rolle gespielt haben.
Bei denen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 20. Jahrhunderts freiwillig auswanderten, mag das mit der Bereitschaft für das Empire zu kämpfen anders gewesen sein.

Und was Indien betrifft hatte Großbritannien diese Unterstützung in den Weltkrigen jeweils dadurch erkauft, Indien mehr Eigenständigkeit zuzugestehen. 1942 wurde Indien die vollständige Selbstverwaltung zugesagt, damit war das Ende des Empire in Indien mehr oder weniger vorgezeichnet.

Solche Unterstützung war also nicht belibig zu haben, sondern nur für den Preis der massiven Desintegration des Empire (den man für einen unwichtigen Konflikt niemals bzahlt hätte, sondern wirklich nur in ganz extremen Situationen).
Außerdem wurde sie in diesem Umfang, was das Stellen von Truppen angeht, auch nur deswegen möglich, weil sich die Konflikte lange hinzogen und somit Zeit gegeben war, überhaupt entsprechend ausgerüstete und ausgebildete Formationen aufzustellen und weil mal sie in größerer Zahl relativ schnell nach Europa verfrachten konnte (und nicht mit dem Segler um den afrikanischen Kontinent herum musste)

Das war abr auch nur deswegn erfolgreich, weil in beiden Weltkriegn Verbündete vorhanden waren, die die Hauptlast des Landkriegs trugen. Auch mit ANZAC-Truppen, und Truppen der Indian Army wäre Großbritannien in den beiden Weltkriegen nicht im Stande gewesen auf sich gestellt den Landkrieg zu gewinnen.
 
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Da von Deutschland "Verständnis" zu erwarten war, gab es keinen Grund Berlin beschwichtigen zu müssen, anders als Wien und London.
Und da Deutschland mit Frankreich bereits einen Feind an der Backe hatte, war unwahrscheinlich, dass es sich nur um dieses "Verständnisses" wegen in Ärger mit Großbritannien und Österreich einlassen würde.
Von Berlin war vielleicht wohlwollende Neutralität gegenüber Russland zu erwarten, so wie Russland das gegenüber der Deutschen Einigung gezeigt hatte, aber keine Bereitschaft Krieg für russische Intressen zu führen.

Also hatte St. Petersburg bereits alles was es von Deutschland erwarten konnte. Während es aber eine Einigung mit mindstens einem aus London und Wien brachte.

Nein. Petersburg wollte starke deutsche, diplomatische Unterstützung und nicht "nur" Wohlwollen. Von einem Krieg war zu jenem Zeitpunkt nicht die Rede. Das war vor dem Kongress.
Jedenfalls war die russische Erwartungshaltung klar und unmissverständlich. Bismarck hat sich durchaus entsprechend, in Rahmen des Machbaren und Möglichen, bemüht. Ein Blick in die Kongressakten belegt dies. Wir wissen, das dies den Zaren nicht gereicht hatte, obwohl Schuwalow positive Auskünfte zu Bismarcks Unterstützung gegeben hat. Und Gortschakow meinte es gäbe kein Grund zur Klage und wenn die Tagesordnung kitzelig wurde, dann war er plötzlich erkrankt und überließ Schuwalow das Feld.

Andrassy hatte ein Interesse an ein Arrangement mit Deutschland und nicht daran, sich einen ungemütlichen Feind an den Hals zu holen. Waddington vertrat auf dem Kongress eine moderate Positionen und auch er hatte null Interesse an einem Konflikt mit Deutschland.
Schuwalow hätte also durchaus wohlwollende Unterstützung gebrauchen können.

Vielleicht hatte er die Vorstellung Berlin auf dem Umweg über London bearbeiten zu können? Keine Ahnung.
Fakt aber bleibt, ob Frankreich seine Luxemburg-Pläne realisieren konnte, hing nicht davon ab, ob es Großbritannien passte, sondern davon, ob Preußen bereit war zu Marschieren und die Hauptlast eines Kriegs zu tragen um das zu verhindern.
Fakt ist, das es Großbritannien gut in dem Kram gepasst hätte, wenn es 1867 zum Krieg gekommen wäre, in dem es dann später auf der Seite Preußens eigestiegen wäre.

Nicht spekulativer als dein potentieller Kriegseintritt Schwedens, dessen Truppen seit Karl XII., jetzt auch nicht unbedingt in dem Ruf standen zu den besten Armeen Europas zu zählen.

Spekualtiv? Das ist doch deine Spezialität.;) Lies dir einfach die betreffenden Akten durch, dann wirst du dort eines Besseren belehrt. Von wegen Spekulation.

Von zig Tausend Soldaten Unterstützung aus den Kolonien habe ich auch nicht gesprochen. Großbritannien war zwar in erster Linie eine Seemacht, hat aber in seiner Geschichte auch immer wieder erfolgreiche Krieg zu Lande, ist es notwendig diese Krieg aufzuführen, ich denke nicht, geführt. Ich bleibe dabei:Großbritannien war eine verdammt ernst zu nehmende Weltmacht und nicht ein Hans Wurst, den man nicht weiter beachten musste.
 
Es ist noch darauf hinzuweisen, das auch nach der Krise um Luxemburg keine Ruhe und wirkliche Entspannung eintrat.

Der französische Botschafter in Preußen Benedetti verstand es als sportliche Herausforderung, seine Gespräche mit Bismarck in Paris verzerrt wiederzugeben. Dadurch ist es immer wieder zu Missverständnissen und Misshelligkeiten gekommen.

Frankreich rüstete auf und zog Truppen zusammen. Das ging so weit, das sich Lord Stanley, Staatssekretär des Foreign Office, Bismarck Berichte, Einschätzungen und Befürchtungen des britischen Botschafters in Paris zu kommen ließ. Bismarck nahm Rücksprache mit Moltke und dieser versicherte, man sein für einen französischen Angriff bestens gewappnet.

Es war in dieser Zeitspanne, wo dann auch die Zusicherungen zwischen Petersburg und Preußen vereinbart wurden; auf Initiative Alexanders. Russland würde im Falle des Krieges mindestens 100.000 Mann an der österreichischen Grenze mobilisieren, damit diese nicht auf dumme Gedanken kämen. Gleiche würde Preußen tun, wen Russland sich mit Österreich im Kriegszustand befinden würde.

Paris ließ die militärische Formation des Königs Georg in Frankreich einreisen; dies geschah mit österreichischen Pässen. Das kam in Berlin nicht gut an.
 
Beispielsweise wusste der preußische Gesandte in Konstantinopel im April 1868 über ein Gespräch mit dem russischen Gesandten Ignatiew das Folgende zu berichten:
„Napoleon will den Krieg mit Preußen, weil er nicht anders kann und sich selbst und seine Dynastie dadurch zu retten hofft.
Er wartet nur bis er fertig ist und dann wird sich der Zünder in der dänischen Frage oder anderswo finden.“
Soweit General Ignatiew.
 
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