Die Revolution 1848/49 - verlorene Fakten

... woanders hat es doch auch ganz ordentlich gekracht, Wien, Dresden, Berlin, im preußischen Rheinland
und da sind meine Kenntnisse höchstens oberflächlich
Und da hätte ich auf die eine oder andere Info gehofft.

Wie R.A. und rena8 lese ich aufmerksam mit, freue mich über Bekanntes wie Unbekanntes - etwa die Involvierung der Heinemänner -, wiss aber nicht recht, wo ich einhaken könnte. Gut, ich könnte beim "Noch-ein-Histörchen"-Feldzug ;) mitmachen, denn Material gibt es ja satt, auch aus dem Rheinland.

Aber vielleicht liegt hier gerade die Crux: 1848/49 gilt vielen als auserforscht. Vor mir liegt Veit Valentins zweibändige Revolutionsgeschichte [Nachdruck des Ausgabe 1930/31], bis zum Rand gefüllt mit Wissenswertem (auch zu Gottlieb Rau - II/422 f.) und mit einer eigenen, 1528 Nummern umfassenden Bibliographie. Wenn man diese Darstellung als Grundlage nimmt - was sind denn die Leitfragen, die seitdem neu aufgeworfen und beantwortet werden müssen?

Was die Eingangsthese betrifft
Behauptet wird, dass die Revolution fehlgeschlagen wäre. Das stimmt aber nur zum Teil.
so kann ich der nur zustimmen!

Aber vielleicht liefert ja eine streitbare These wie
Die Landbevölkerung ist dann auch nach Erfüllung ihrer Forderungen als revolutionäres Potential ab Sommer 1848 ausgeschieden.
mehr Zündstoff...
 
Das kann ich überbieten ;-)

Ein (diverse Ur-) Großonkel ist offizielles Opfer der Fürstenwillkür (hat sogar in Hannover einen Gedenkstein).

Allerdings ist er nicht im Barrikadenkampf gefallen, sondern hat vor Ärger den Herzschlag bekommen, weil der König seine Zusagen zur Verfassung brach ...

Klasse!
Dann wirst Du auch bestätigen, dass die Geschichte da plötzlich Fleisch und Blut gewinnt. Wesentlich konkreter wie die trockenen Fakten
Das waren nämlich Menschen aus Fleisch und Blut, die da handelnden.
 
Mir gehts wie Heinemann, mein UrUropa hat zwar nur einen Säbelhieb über den Kopf bekommen, laut Gerichts-Akten ein "Stück vom Kopf abgeschlagen", (die Nachforschung war meine erste selbständige Tat, bin ich noch ganz stolz drauf, war nur noch in Ansätzen, die auch noch falsch waren, in der Familie bekannt) so schlimm war es aber wohl doch nicht "mit dem Stück vom Kopf", er starb erst 1898.
Dann ist das Interesse eben größer, und vermutlich denkt man unterschwellig es müsste bei anderen ebenso sein.


OT: Kann ich übrigens den werten Mitstreitern nur empfehlen, die 150 Jahre (als ich mich drum bemühte, waren es allerdings erst 125 Jahre) sind ein Zeitraum die aus Erzählungen, dem einen oder anderen Familienerbstück oder so, gerade noch fassbar sind. Und die Historie kann eine wesentlich direktere Wirkung auf einen ausüben, wenn man da plötzlich Vorfahr Johann Jakob als Handelnden entdeckt. Wirklich faszinierend!

Ich bin, wie gesagt erst am Anfang und nähere mich über meine Großeltern.
Leider habe ich viel zu spät angefangen, ich hätte die teilweise noch selber fragen können und die wären über mein Interesse sehr erfreut gewesen. Nun weiß mein Vater nicht mehr, wie seine Großeltern mit Vornamen hießen und ich grabe in meinem Unterbewußtsein nach vertraut klingenden Namen aus Erzählungen aus Kindertagen, wenn ich doch nur mehr schriftliche Quellen hätte.
Aber ich gebe nicht auf, schließlich ist es mein Ziel die Beteiligung eines Vorfahren am schlesischen Weberaufstand zu belegen und da wäre ich schon bei der Vorgeschichte von 1848.
Wäre doch ganz ordentlich, natürlich nichts im Vergleich zum Verlust vom Stück vom Kopf. :winke:
 
OK Flo, habe ich den Kreis Jerichow zu weit ausgelegt, dachte wir hätten uns auch schon mal über Deinen Landsmann Bismarck in Hohenschönhausen unterhalten.
Schade,
Hohenschönhausen ist ein Stadtteil von Berlin.
Er lebte in Schönhausen in der Altmark, das tatsächlich nur ein Katzensprung von mir weg ist.
 
Das [Die Landbevölkerung ist dann auch nach Erfüllung ihrer Forderungen als revolutionäres Potential ab Sommer 1848 ausgeschieden] wird derzeit in der Forschung tatsächlich etwas anders gesehen.
Auf welche Forschung/Forscher wird hier Bezug genommen?

Nach Nipperdey (Deutsche Geschichte 1800-1866, S. 177) ist es zwar richtig, dass die "wirkliche Bauernrevolution von 1848 [...] etwas Demokratisches, Emanzipatorisches, Egalitäres" hatte und sich "gegen das ganze feudale System" richtete.
Aber ökonomisch-sozial waren die Forderungen doch konservativ: keine kapitalistische Wirtschaft der Produktivitätssteigerung und Konkurrenz, sondern die moralistische Wirtschaft des "gerechten Existenzminimums" - die Bauern waren deshalb antijüdisch und im Grund antistädtisch. Politisch waren sie auf die Dorfgemeinschaft, die Autonomie der Gemeinde unter - einem König ausgerichtet. Die liberalen oder demokratischen Parolen - Bürgerrechte, Konstitution, Nation - berührten sie nicht; sie vertraten kein emanzipatorisches Gesellschaftsprogramm eines "allgemeinen" Standes, sondern Interessen. In gewisser Weise standen sie jenseits der Klassifizierung von links oder rechts. Daran und an der schnellen Erfüllung ihrer Forderungen zerfiel 1848 die Gemeinsamkeit mit den Demokraten. Riehl hat die Bauern als "konservative Großmacht" der Zeit beschrieben, sie seien 1848 vor den Thronen stehen geblieben und hätten diese dadurch gerettet... [...] Die Bauern waren keine Partei (und bildeten auch keine), sie ließen sich kaum auf Dauer in die Politik hineinziehen. Aber sie waren eine latent konservative Macht ... [...] Die Antiliberalen haben in den 60er Jahren auf dem Lande Stärke und Rückhalt gefunden.
Lag hierin ein "Versagen" der Revolution?

Wichtig noch der Hinweis, dass "Bauern" und "Landbevölkerung" nicht identisch sind: "Sozialgeschichtlich ist der Ergebnis der Reform die Ausbildung einer neuen Dreiklassenstruktur auf dem Lande: Gutsbesitz - Bauern - Landarbeiter, und diese Klassenstruktur wird durch die politische Herrschaftsordnung auf dem Lande überlagert und verschärft" (S. 162).
 
In gewisser Weise standen sie jenseits der Klassifizierung von links oder rechts. Daran und an der schnellen Erfüllung ihrer Forderungen zerfiel 1848 die Gemeinsamkeit mit den Demokraten. Riehl hat die Bauern als "konservative Großmacht" der Zeit beschrieben, sie seien 1848 vor den Thronen stehen geblieben und hätten diese dadurch gerettet... [...] Die Bauern waren keine Partei (und bildeten auch keine), sie ließen sich kaum auf Dauer in die Politik hineinziehen. Aber sie waren eine latent konservative Macht ... [...] Die Antiliberalen haben in den 60er Jahren auf dem Lande Stärke und Rückhalt gefunden.
Lag hierin ein "Versagen" der Revolution?
(S. 162).

Man kann die These aufstellen, dass der Adel den Liberalen und den Bauern zum Fraß vorgeworfen wurden, die im Gegenzug die Demokraten auffressen ließen.

Wichtig noch der Hinweis, dass "Bauern" und "Landbevölkerung" nicht identisch sind: "Sozialgeschichtlich ist der Ergebnis der Reform die Ausbildung einer neuen Dreiklassenstruktur auf dem Lande: Gutsbesitz - Bauern - Landarbeiter, und diese Klassenstruktur wird durch die politische Herrschaftsordnung auf dem Lande überlagert und verschärft"

Hmmmm...
Das wird vermutlich regional unterschiedlich gewesen sein. Muss ich mal wieder ganz regional bleiben, in Geislingen bei Balingen, wo sie dem Stauffenberg seine Zehntscheuer abfackelten, das waren eigentlich alles Kleinbauern, die sich außerdem als Landarbeiter dem Stauffenberg verdingten, da der eigene Ertrag nicht reichte. (kurz nach ´48 kam dann die Industrie hoch, die hat Stauffenberg noch 20 Jahre in Geislingen verhindert, sind die Leute zu Fuss nach Balingen zur Arbeit gegangen, bis Stauffenberg verkauft hat, da er keine Arbeiter mehr bekam)
 
Man kann die These aufstellen, dass der Adel den Liberalen und den Bauern zum Fraß vorgeworfen wurden, die im Gegenzug die Demokraten auffressen ließen.
Klingt erstmal interessant, ist aber ein wenig zu elliptisch:

  • Wer warf vor? (König? Regierung? Hochadel?)
  • Wer ist "der Adel"? (Kleinadel?), wer sind "die Liberalen" und "die Bauern"?
  • Wer frass? Ist das Sündenbock-Theorem gemeint?
Die richtige Feststellung
Das wird vermutlich regional unterschiedlich gewesen sein.
erschwert es natürlich, "die Revolution" insgesamt zu fassen. Vielleicht kannst Du das Gemeinte ja am Beispiel Württembergs erläutern.:winke:

alles Kleinbauern, die sich außerdem als Landarbeiter dem Stauffenberg verdingten, da der eigene Ertrag nicht reichte
Hieran anknüpfend der Hinweis, dass die "Bauernbefreiung" insofern ihre Schattenseiten hatte, als sie auch einherging mit der Auflösung der "Gemeinheiten" (Allmende ? Wikipedia). Dazu Nipperdey (aaO, S. 166):
Die Lage der Eigenkätner und der Tagelöhner hat sich durch die Reform wesentlich verschlechtert. Während bis dahin die Allmende und das Abweiden der Äcker auch den klein- und unterbäuerlichen Schichten die Kuh, das Schwein oder die Ziege wenigstens ermöglichte (und dazu das Holz), fiel diese Subsistenzgrundlage nach der Gemeinheitsteilung zugunsten der Bauern und der Güter weg - die arme Frau, die wir alle aus dem Märchen kennen, verlor, nicht nur im Osten, ein wichtiges Stück Lebensmöglichkeit -, die Dorfgemeinschaft trug sie nicht mehr. Die Gemeinheitsteilung habe, so sagte man, die Bauern zu Edelleuten und die anderen Dörfler zu Bettlern gemacht.
Die Entstehung eines Landproletariats darf man freilich nicht (allein) den Reformen anlasten (S. 167) und schon gar nicht der Revolution. (Zur Situation der ländlichen Unterschichten nach 1848 siehe auch Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3, S. 179 ff.)
 
Die richtige Feststellung
erschwert es natürlich, "die Revolution" insgesamt zu fassen. Vielleicht kannst Du das Gemeinte ja am Beispiel Württembergs erläutern.:winke:

Am Beispiel Württembergs:
Auch Schwierig, Altwürttemberg kein Adel, aber sehr wohl Feudalrechte! Aber kein Landproletariat.
Oberschwaben nix wie Adel, Feudalrechte satt und natürlich auch Landproletariat.

Das altwürttembergische Dorf Pfeffingen hatte Feudallasten zu tragen 1. Kloster Margrethausen, 2. Kirche in Burgfelden, 3. Kloster Beuron.
Margrethausen wurde 1805 Württ., Burgfelden mit der Kirche Altwürtt., war beides kein Problem, wurde in den 1830er Jahren alles abgelöst. Aber, Beuron war Hzl.-Sigmaringisch geworden, und die Fürsten sahen Beuron als Privatbesitz und ihre "geerbte" Pfründe in Pfeffingen natürlich auch, was ganz ordentlich Theater gab bis 1848.

Dass der Hochadel in Oberschwaben gerupft wurde, sah König und Regierung nicht ungern, insbesondere da man sich in diesen Kreisen (Ständekammer) ein Jahrzehnt allen Regelungen gesperrt hatte.
OT: Heute werden die bis 1918 regierenden Häuser nicht müde auf die Tatsache hinzuweisen, dass die 1805 mediatisierten und 1848 entschädigten deutlich besser wegkamen, als sie nach 1918.
 
Während bis dahin die Allmende und das Abweiden der Äcker auch den klein- und unterbäuerlichen Schichten die Kuh, das Schwein oder die Ziege wenigstens ermöglichte (und dazu das Holz), fiel diese Subsistenzgrundlage nach der

Was auch erwähnt gehört:
Zwischen 1800 und 1840 hatten die Juden das normale Bürgerrecht erhalten.
Als dann die Allmende auf die "Bürger" verteilt wurde, gab es gehörige Krawalle indem man den Juden zumindest in diesem Fall so gar keine "Bürgerrechte" zubilligen wollte.
 
Zwischen 1800 und 1840 hatten die Juden das normale Bürgerrecht erhalten.
Württemberg hing, soweit ich weiss, dabei etwas zurück, und ab dem "Gesetz vom 25. April 1828 in Betreff der öffentlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubens-Genossen" dauerte es noch 36 Jahre bis zur völligen Gleichstellung.

Als dann die Allmende auf die "Bürger" verteilt wurde, gab es gehörige Krawalle indem man den Juden zumindest in diesem Fall so gar keine "Bürgerrechte" zubilligen wollte.
Die von Nipperdey (aaO) nur ganz knapp erwähnte antijüdische Einstellung - oder vielmehr das "absolut negative Urteil über die Juden" als solche - war "fest im Denken der ländlichen Bevölkerung verwurzelt" (Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. 2, S. 77 mit einem bezeichnenden Zitat aus dem Württembergischen), und zwar unabhängig davon, wie stark der jüdische Bevölkerungsanteil war (in Württemberg 1848 nur 0,7 % [S. 59]) oder wieviel die Juden vom zu Verteilenden abbekamen.

Deren Sündenbock-Funktion sticht auch hier wieder ins Auge: Zu Beginn der 1848er Revolution kam es allein in Baden zu 33 antijüdischen Ausschreitungen. Bei Rohrbacher (Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Aussschreitungen in Vormärz und Revolution 1814-1848/49 [Frankfurt 1993] findet sich das Beispiel der württembergischen Gemeinde Baisingen, wo die Christen am Ostermontag 1848
in den meisten Häusern der Juden die Türen einschlugen und die Läden der Fenster erbrachen. Sie waren mit schweren Steinen, mit großen und kleinen Prügeln, mit Äxten und Beilen bewaffnet. Sie warfen Steine durch die zerschlagenen Fenster in die Wohnungen und riefen: Geld oder Tod!
Immerhin: Ein Zeitungsbericht aus dem benachbarten Horb legte großen Wert auf die Feststellung, dass "nicht alle Ortschaften unseres Bezirks gleicher Gesinning wie Baisingen (sind)" (Dt.-jüd. Gesch., S. 291).

Kaum verwunderlich, dass der Anteil der Juden an den revolutionären Geschehnissen dieser Zeit - wie später auch 1918 - von der reaktionären Seite insgesamt grotesk überzeichnet wurde. In der Worten der Berliner Kreuzzeitung (ebd.):
Gottes Gericht [wird] den Verrath und die Undankbarkeit des abgefallenen Theiles des jüdischen Volkes durch eine Verfolgung tilgen, desgleichen die Welt noch nimmer erlebt und die dann unzweifelhaft auch die Unschuldigen mit ergreifen wird. [!]​
 
Zuletzt bearbeitet:
Württemberg hing, soweit ich weiss, dabei etwas zurück, und ab dem "Gesetz vom 25. April 1828 in Betreff der öffentlichen Verhältnisse der israelitischen Glaubens-Genossen" dauerte es noch 36 Jahre bis zur völligen Gleichstellung.


Deren Sündenbock-Funktion sticht auch hier wieder ins Auge: Zu Beginn der 1848er Revolution kam es allein in Baden zu 33 antijüdischen Ausschreitungen. Bei Rohrbacher (Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Aussschreitungen in Vormärz und Revolution 1814-1848/49 [Frankfurt 1993] findet sich das Beispiel der württembergischen Gemeinde Baisingen, wo die Christen am Ostermontag 1848
in den meisten Häusern der Juden die Türen einschlugen und die Läden der Fenster erbrachen. Sie waren mit schweren Steinen, mit großen und kleinen Prügeln, mit Äxten und Beilen bewaffnet. Sie warfen Steine durch die zerschlagenen Fenster in die Wohnungen und riefen: Geld oder Tod!
Immerhin: Ein Zeitungsbericht aus dem benachbarten Horb legte großen Wert auf die Feststellung, dass "nicht alle Ortschaften unseres Bezirks gleicher Gesinning wie Baisingen (sind)" (Dt.-jüd. Gesch., S. 291).

In Alt-Württemberg gab es eigentlich gar keine Juden.
OT: Süß-Oppenheimer war insofern eine echte Ausnahme, indem man auch nicht den Juden hängte, sondern als Stellvertreter des Herzogs, an den sich die Landschaft nicht traute.
TT:
Baisingen (heute Ortsteil von Rottenburg) ist natürlich Neu-Württemberg, ritterschaftlich Stauffenbergisch, insofern war das Problem in Württ. nicht so sehr im Bewußtsein, wenn ich das mal kurz anmerken darf. Die "Stauffenbergischen Untertanen", für Baisingen fehlt mir allerdings Detailkenntnis, wurden auch besonders schurriegelt, siehe Geislingen b. Balingen. Vielleicht haben sie die Juden auch stellvertretend für Ihren Freiherrn, den sie nicht erwischten, geschlagen. Siehe Sündenbock

In Hohenzollern dagegen, zB Hechingen 1848 3.400 Einwohner, davon 800 Juden, wo es dann auch aus "Futterneid" Krach gab. Allerdings ohne Pogromstimmung.
 
OT: Süß-Oppenheimer war insofern eine echte Ausnahme, indem man auch nicht den Juden hängte, sondern als Stellvertreter des Herzogs, an den sich die Landschaft nicht traute.

Versteh ich nicht......wie sind denn die Umstände z.B. seiner Hinrichtung zu verstehen ?

Sechs Jahre lang bleibt die Leiche im Käfig hängen, zur Einschüchterung aller Juden. 1744 läßt der junge Herzog Carl Eugen, soeben auf den Thron gekommen, das Gerippe am Fuße des Galgens verscharren....etc.
Zitat: Hellmut G. Haasis, Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß, Finanzier, Freidenker, Justizopfer, Reinbek 1998
Abb.: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Stadtarchiv Stuttgart
 
Versteh ich nicht......wie sind denn die Umstände z.B. seiner Hinrichtung zu verstehen ?

Sechs Jahre lang bleibt die Leiche im Käfig hängen, zur Einschüchterung aller Juden. 1744 läßt der junge Herzog Carl Eugen, soeben auf den Thron gekommen, das Gerippe am Fuße des Galgens verscharren....etc.
Zitat: Hellmut G. Haasis, Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß, Finanzier, Freidenker, Justizopfer, Reinbek 1998
Abb.: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Stadtarchiv Stuttgart

Das wäre ein separates Thema wert!

Deshalb nur kurz:
In Württemberg gab es 1498 bis 1805 keine Juden! eine abschreckende Wirkung auf jene kann als ausgeschlossen werden.
Eher eine Mahnung für die Herzöge, dass sie sich gefälligst an die Verfassung, den Tübinger Vertrag zu halten hatten.
Schon der Tod Herzog Karl Alexanders sorgt bis heute in Württemberg für Gerüchte, dass er sooo natürlich nicht gewesen sei.

Nun ihn konnte man nicht mehr, wenn überhaupt, hängen, da hat man an seiner Stelle den Süß-Oppenheimer aufgeknüpft.
 
Das wäre ein separates Thema wert!

Deshalb nur kurz:
In Württemberg gab es 1498 bis 1805 keine Juden! eine abschreckende Wirkung auf jene kann als ausgeschlossen werden.

Welche Quellen geben Dir diese Gewissheit ...es dürfte ja dann auch dort keine jüd. Friedhöfe geben.....:grübel:

" Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden im Südwesten
In Württemberg
1281
Juden erstmals in Calw nachweisbar
13./14. Jahrhundert
Drei Pogromwellen gegen Juden: durch die Banden des Ritters Rindfleisch aus Röttingen/Unterfranken (1298), "Judenschläger" unter "König Armleder", einem Ritter von Uissigheim/Külsheim (1335-37) und - unter dem Vorwand der Brunnenvergiftung - während der Pestjahre 1348/49 an fast allen Orten
1498
Ausweisung durch Graf Eberhard im Barte
18. Jahrhundert
Zu Anfang des Jh. leben einige Juden als Hofschutzjuden oder Hoffaktoren in Württemberg (z. B. Josef Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß)....."


Politik und Unterricht: Jüdisches Leben in Baden-Württemberg , Landeszentrale für politische Bildung BW
 
...es dürfte ja dann auch dort keine jüd. Friedhöfe geben.....:grübel:


Gibt es auch nicht.
Buttenhausen, Nordstetten, das genannte Baisingen, Buchau
alles Neuwürttemberg


Welche Quellen geben Dir diese Gewissheit
Online zB diese
[FONT=Arial,Helvetica][SIZE=-1]- Im Herzogtum Wirtemberg dürfen seit 1498 (bis 1805) keine Juden dauerhaft wohnen und arbeiten! - Die lutherische Reformation hat hier genausowenig wie später der Pietismus Veränderungen bewirkt; eher wirkte hier zusätzlich christlicher Antisemitismus. Luthers Hetzschrift "Von den Juden und ihren Lügen" hatte hier schreckliche Wirkungen.[/SIZE][/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica][SIZE=-1](Ausnahmen von dem Wohnverbot in Wirtemberg werden nur für die Hoffaktoren gemacht: so konnte etwa der "Hofjude" und Finanzier Joseph Süß-Oppenheimer während seiner Tätigkeit als Geheimer Rat am Hof Herzog Karl Alexanders in Stuttgart und Ludwigsburg wohnen. Aber noch die Hoffaktorin Madame Kaulla, die für Württembergs Herzöge seit 1770 als Hoflieferantin und Finanzier unentbehrlich wurde, durfte lange Jahre nicht in Wirtemberg wohnen, sondern mußte als Jüdin von Hechingen oder Freudental aus, die damals nicht zu Wirtemberg gehörten, ihre Geschäfte betreiben.) [/SIZE][/FONT]
aus
Aber, wie gesagt, das gehört nicht hier her!
Wenns Dich interessiert, mach ein neues Thema auf.


Noch zur Erläuterung, der Herzog/Kurfürst/König Friedrich, hat die ab 1805 neu erworbenen Gebiete zuerst als "Neuwürttemberg" als selbständigen "Staat" behandelt, um ohne Verfassung regieren zu können, daher die obige Bezeichnung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Repo, es steht da "
"- Im Herzogtum Wirtemberg dürfen seit 1498 (bis 1805) keine Juden dauerhaft wohnen und arbeiten! - "
Du kannst daraus aber keinesfalls ableiten, dass es dort keine Juden gab, wie Du behauptest, dies ist quantitativ und qualitativ doch etwas anderes......
Ebenso dürfe es ja auch dort keine jüd. Friedhöfe gegeben haben, was aber der Fall ist...mit Verstorbenen aus jenen Zeiten. :grübel:
 
Lieber Repo, es steht da "
"- Im Herzogtum Wirtemberg dürfen seit 1498 (bis 1805) keine Juden dauerhaft wohnen und arbeiten! - "
Du kannst daraus aber keinesfalls ableiten, dass es dort keine Juden gab, wie Du behauptest, dies ist quantitativ und qualitativ doch etwas anderes......
Ebenso dürfe es ja auch dort keine jüd. Friedhöfe gegeben haben, was aber der Fall ist...mit Verstorbenen aus jenen Zeiten. :grübel:

Lieber Arcimboldo,

wo, und das interessiert mich jetzt wirklich, auf Altwürttembergischen Gebiet gibt es einen jüdischen Friedhof?

Mir ist wirklich keiner bekannt,
und die Nachforschung wie diese Sonderentwicklung (Sw-Deutschland ist voller Sonderentwicklungen) entstanden ist, stelle ich mir interessant vor.
(brauche noch ein paar Sachen für den Ruhestand)
 
Ebenso dürfe es ja auch dort keine jüd. Friedhöfe gegeben haben, was aber der Fall ist...mit Verstorbenen aus jenen Zeiten. :grübel:


Lieber Arcimboldo,

meinst Du Freudental?
Das war aber höchstens ein "bißle" württembergisch.

Aber sonst, weiß ich nur "Fehlanzeige"

und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Dein Repo
 
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