Die Römerstraße beim Marschlager Kneblinghausen

Die Nordwestblockhypothese führt in der Wissenschaft eigentlich nur noch ein Nischendasein. Man sollte sie (bzw. das "Drei-Männer-Buch") kennen, wenn man sich mit dem fraglichen Raum in der fraglichen Zeit beschäftigt, aber man sollte sie auch nicht als der Weisheit letzter Schluss ansehen, zumal es ja auch nur eine Hypothese und keine Theorie ist (aber das gilt in der Wissenschaft eigentlich auch für die Theorie: Eine Theorie gilt immer nur so lange, bis sie widerlegt ist und die Wissenschaft hat die Pflicht, ihre Theorien immer wieder zu widerlegen zu versuchen, nur so gelingt Erkenntnis).
Meine Frage, wer es denn bezahlt, bezog sich allerdings nicht auf die Aussage, dass Anhänger der Nordwestblockhypothese häufig in die rechte Ecke gestellt würden, sondern auf deine Beschwerde, dass nicht publiziert würde, so funktioniere Wissenschaft nicht. Es ist nun mal leider Realität, das Wissenschaft Geld kostet und die Politik dem Steuerzahler Rechenschaft schuldig ist, wo die Steuern bleiben. Denn derselbe Steuerzahler, der gerne die Kunst und Kultur gefördert (oder auch nur eine ungeflickte glatte Straßendecke) sehen will, beschwert sich über die Schuldenberge. In der Archäologie ist es so, dass die meisten Grabungen dazu dienen, einen archäologischen Befund für die Zukunft zu sichern, wenn er gefährdet ist. Die Bezahlung der Archäologen und Grabungshelfer ist also nur dann gesichert, so lange die Grabung andauert. Nur in den seltensten Fällen finden sich Bauherren, die selber ein Interesse und auch das nötige Portfolio haben, eine Grabung auch wissenschaftlich bearbeiten zu lassen. Der Durchschnittsarchäologe muss eben auch von etwas leben und ist längst wieder auf der nächsten Grabung, wenn der Zeitpunkt für die wissenschaftliche Auswertung der Grabung gekommen wäre.
Von den Grabungen, an denen ich als Grabungshelfer teilgenommen habe, sind zwei nachher bearbeitet worden. Die eine Grabung, weil aufgrund regional spektakulärer Funde ein gewisser Öffentlichkeitsdruck die Stadt dazu zwang (was heute nicht mehr gelingen würde, weil die Stadt inzwischen pleite ist und überall kürzt, wo es nur geht), die andere Grabung, weil der Investor ein Interesse hatte. Diese Grabung ist nun publikumswirksam im öffentlichen Personeneingang publiziert, sogar ein Grabungsgegenstand ist dort ausgestellt, den man nur mit schwerem Gerät entfremden könnte.
 
Die Nordwestblockhypothese führt in der Wissenschaft eigentlich nur noch ein Nischendasein. Man sollte sie (bzw. das "Drei-Männer-Buch") kennen, wenn man sich mit dem fraglichen Raum in der fraglichen Zeit beschäftigt, aber man sollte sie auch nicht als der Weisheit letzter Schluss ansehen, zumal es ja auch nur eine Hypothese und keine Theorie ist [...].

Zuerst einmal danke für deine ausführliche Antwort.

Mich hat halt überrascht, wie wenig man zu den offenbar latènezeitlichen Ketten von Höhenburgen in Norddeutschland findet, ja, dass es teils nicht gern gehört wird, über keltische Kultureinflüsse nördlich von Südhessen zu spekulieren.

Meine Frage, wer es denn bezahlt, bezog sich allerdings nicht auf die Aussage, dass Anhänger der Nordwestblockhypothese häufig in die rechte Ecke gestellt würden, sondern auf deine Beschwerde, dass nicht publiziert würde, so funktioniere Wissenschaft nicht. Es ist nun mal leider Realität, das Wissenschaft Geld kostet und die Politik dem Steuerzahler Rechenschaft schuldig ist, wo die Steuern bleiben. Denn derselbe Steuerzahler, der gerne die Kunst und Kultur gefördert (oder auch nur eine ungeflickte glatte Straßendecke) sehen will, beschwert sich über die Schuldenberge. In der Archäologie ist es so, dass die meisten Grabungen dazu dienen, einen archäologischen Befund für die Zukunft zu sichern, wenn er gefährdet ist. Die Bezahlung der Archäologen und Grabungshelfer ist also nur dann gesichert, so lange die Grabung andauert. Nur in den seltensten Fällen finden sich Bauherren, die selber ein Interesse und auch das nötige Portfolio haben, eine Grabung auch wissenschaftlich bearbeiten zu lassen. Der Durchschnittsarchäologe muss eben auch von etwas leben und ist längst wieder auf der nächsten Grabung, wenn der Zeitpunkt für die wissenschaftliche Auswertung der Grabung gekommen wäre.
Von den Grabungen, an denen ich als Grabungshelfer teilgenommen habe, sind zwei nachher bearbeitet worden. Die eine Grabung, weil aufgrund regional spektakulärer Funde ein gewisser Öffentlichkeitsdruck die Stadt dazu zwang (was heute nicht mehr gelingen würde, weil die Stadt inzwischen pleite ist und überall kürzt, wo es nur geht), die andere Grabung, weil der Investor ein Interesse hatte. Diese Grabung ist nun publikumswirksam im öffentlichen Personeneingang publiziert, sogar ein Grabungsgegenstand ist dort ausgestellt, den man nur mit schwerem Gerät entfremden könnte.

Mir war nicht klar, dass die Situation so prekär ist, danke für die Aufklärung. In NRW wird es wohl bald noch schlimmer werden. :mad:
 
Sorry, hier musste ein Beitrag gelöscht werden. So sehr auch die Moderation hinter dem nämlichen Anliegen steht, es widerspricht unseren Forenregeln (Tagespolitik). Dazu gehört leider auch das Unterschreiben von Petitionen.
 
Man hätte ja nur den Link zur Petition löschen können, aber nicht die eigentliche Aussage, das nicht alles wegen Geldmangel veröffentlicht wird. Naja egal, ich mag theoretische Diskussionen eh nicht, bin der Praktiker und wollte nur unsere Forschungen zu Kneblinghausen teilen, dass es sich hier nicht um ein Römerlager handelt und auch um kein Marschlager, sondern "nur" um ein reines Germanenlager.

Unsere letzte Prospektion auf einen Römerlager erbrachte

Römische Fibeln: 8
Römische Bronzen (komplett & geteilt): 107
Kelten: 24
Denare & Quinare: 15

Und Kneblinghausen als "Römerlager/Marschlager"

Römische Fibeln: 0
Römische Bronzen (komplett & geteilt): 0
Kelten: 0
Denare & Quinare: 0


 
Man hätte ja nur den Link zur Petition löschen können, aber nicht die eigentliche Aussage, das nicht alles wegen Geldmangel veröffentlicht wird. Naja egal, ich mag theoretische Diskussionen eh nicht, bin der Praktiker und wollte nur unsere Forschungen zu Kneblinghausen teilen, dass es sich hier nicht um ein Römerlager handelt und auch um kein Marschlager, sondern "nur" um ein reines Germanenlager.

Unsere letzte Prospektion auf einen Römerlager erbrachte

Römische Fibeln: 8
Römische Bronzen (komplett & geteilt): 107
Kelten: 24
Denare & Quinare: 15

Und Kneblinghausen als "Römerlager/Marschlager"

Römische Fibeln: 0
Römische Bronzen (komplett & geteilt): 0
Kelten: 0
Denare & Quinare: 0

Auch auf einem Marschlager finde ich römische Spuren und das auf Ackerflächen. Kneblinghausen liegt im Wald, wer dort mal gegraben hat wird feststellen, das er sehr schnell auf Fels stösst, es gibt keine Fundschichten wie auf dem Acker die erst hochgepflügt werden müssen. Ich bin kein Theorethiker der Kartenplanspiele macht, ich bin Praktiker der vor Ort gräbt, sucht und in Kneblinghausen mit 10 Personen über mehrere Tage nicht den Hauch einer Spur gefunden hat. Ich habe immer noch die gültige Grabungsgenehmigung für das "Germanenlager" dort, aber es wäre reine Zeitverschwendung auf etwas römisches zu hoffen.

Lag denn das zum Vergleich herangezogene Römerlager auch auf felsigem Untergrund ?
Und, gibt es denn zu dem nichtrömischen Befund auch untermauernde germanisch/keltische Funde ?

Gruß
jchatt
 
Nein kein felsiger Grund aber es ist unmöglich das zu damaliger Zeit nichts verloren wurde, auch wenn es nur ein Marschlager für eine Nacht war. Als Vergleichslager mit selben geologischen Bedingungen kann man Hedemünden heranziehen. Wir haben germanische Keramik und den germanischen Lochgürtelhaken gefunden, die Archäologen nur die germanische Keramik. Auch wenn die Vermutung im Raume steht, die Römer haben auf einem germanischen Dorf ihr Lager errichtet, muss es römische Spuren geben, da geht kein Weg dran vorbei. Kneblinghausen hatte angeblich 10 ha (älteres Lager) bzw. ca. 7,5 ha (jüngeres Lager) , das Vergleichslager hat nur 5 ha , somit nur die Hälfte Fläche und nicht über 2 verschiedene Epochen genutzt, da kann mir keiner erzählen das zu beiden Zeiten nichts verloren wurde. Wieso wird eigentlich nie angenommen, das die Germanen selber in der Lage waren solche Lager nach römischen Vorbild zu errichten, schliesslich gab es ja auch Arminius bei den Römern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein kein felsiger Grund aber es ist unmöglich das zu damaliger Zeit nichts verloren wurde, auch wenn es nur ein Marschlager für eine Nacht war.

Ich könnte mir vorstellen, daß nach 2000 Jahren eine Münze, auf felsigem Grund verloren, geringere Chancen hat insitu gefunden zu werden, als auf einem Acker unter der mittelalterlichen Pflugschicht. In Kneblinghausen wurde sie, im Kontrast zu ihrem Pendant auf dem Acker, wahrscheinlich immer wieder mal von starken Regengüssen freigespült und evtl. eingesammelt.
Aber im geologisch vergleichbaren Hedemünden hat man ja defenitiv etwas gefunden. Dort weisen allerdings Geschossspitzen auf Kampfhandlungen hin. Inwieweit diese Funde also einen normalen Fundverlust wiederspiegeln oder eher eine Plünderung repräsentieren ist meiner Meinung nach offen.

Wieso wird eigentlich nie angenommen, das die Germanen selber in der Lage waren solche Lager nach römischen Vorbild zu errichten, schliesslich gab es ja auch Arminius bei den Römern.

Das ist sehr unwahrscheinlich. Auch wenn die Konstruktion nicht sehr rechtwinklig ist, so sind die Wälle selbst doch schnurgerade und die Lagerecken haben einen identischen Radius. Die Clavicula-Tore, wenn es sie denn gegeben hat, stellen eine besondere Herausforderung da. Diese Konstruktion ist nur mit einem gewissen architektonischen Grund Know-how denkbar, die Ausführung nur mit streng koordinierten Arbeitern möglich. Für beides gibt es meines Wissens bezüglich der Germanen keine historischen oder archäologischen Belege.


Generell habe ich Zweifel, dass es sich nur um ein Marschlager handelt. Die Topographische Situation spricht eher für einen Kontrollpunkt an einer Handelsroute. An dieser schmalen Stelle besteht die einzige Möglichkeit, das Gebiet zwischen Lippe-Alme und Ruhr-Moene trockenen Fusses zu betreten.
Am Übergang vom dichter besiedelten Lippegebiet zum gebirgigen Sauerland ist zudem eine Grenzsituation denkbar.

Gruss
jchatt
 
Generell habe ich Zweifel, dass es sich nur um ein Marschlager handelt. Die Topographische Situation spricht eher für einen Kontrollpunkt an einer Handelsroute. An dieser schmalen Stelle besteht die einzige Möglichkeit, das Gebiet zwischen Lippe-Alme und Ruhr-Moene trockenen Fusses zu betreten.
Am Übergang vom dichter besiedelten Lippegebiet zum gebirgigen Sauerland ist zudem eine Grenzsituation denkbar.

Möglichkeiten aus südlicher Richtung zur Hellwegbörde zu gelangen gab es mehr in der Gegend. Beispiele sind der Kriegerweg westlich von Kneblinghausen (Kriegerweg ? Wikipedia) und der Hirschweg/Herßweg östlichen von Kneblinghausen (Ortszeitungen - Städte- und Gemeindezeitungen in NRW - Digitales Archiv).

Sinn gemacht hätte ein römischer Kontrollpunkt daher eher an einer zentralen Stelle auf der Haarhöhe, wo man dann gegebenenfalls auch genügend Platz gehabt hätte, Feinde wie gewohnt in Formation zu bekämpfen, was auf dem relativ schmalen Hochplateu bei Kneblinghausen sicher nur bedingt möglich war.

Und so ein Kontrollpunkt wäre wegen des längerfristigen Betriebs der Anlage sicher auch befestigt gewesen, er wäre also ein Kastell gewesen, gesichert durch eine Palisadenmauer.

Eine geeignete Stelle für so ein Kastell wäre z. B. die Kreuzung vom Haarweg mit dem Kriegerweg und dem Herßweg gewesen, auf der Haarhöhe ungefähr in der Gegend des heutigen Hemmern.
 
Möglichkeiten aus südlicher Richtung zur Hellwegbörde zu gelangen gab es mehr in der Gegend. Beispiele sind der Kriegerweg westlich von Kneblinghausen (Kriegerweg ? Wikipedia) und der Hirschweg/Herßweg östlichen von Kneblinghausen (Ortszeitungen - Städte- und Gemeindezeitungen in NRW - Digitales Archiv).

Sinn gemacht hätte ein römischer Kontrollpunkt daher eher an einer zentralen Stelle auf der Haarhöhe, wo man dann gegebenenfalls auch genügend Platz gehabt hätte, Feinde wie gewohnt in Formation zu bekämpfen, was auf dem relativ schmalen Hochplateu bei Kneblinghausen sicher nur bedingt möglich war.

Wie schon erwähnt, führt der einzige "trockene Weg" über Kneblinghausen.
Die Flusstäler von Moene und Alme erstrecken sich bis auf die Höhe des Römerlagers und werden oben durch das "Anlage IV" genannte Grabenwerk abgesperrt. Es sieht also definitiv nach einer Grenze aus.
In fränkischer Zeit sieht man hier ebenfalls einen Höhenweg.


Und so ein Kontrollpunkt wäre wegen des längerfristigen Betriebs der Anlage sicher auch befestigt gewesen, er wäre also ein Kastell gewesen, gesichert durch eine Palisadenmauer.

Laut den älteren Ausgrabungsbefunden gab es in Kneblinghausen eine Holz-Erde-Mauer. Sie war zwar nur ca.2,5m breit aber ansonsten mit den Ausführungen in Haltern, Anreppen, Oberaden etc. nahezu identisch. Das deutet also schonmal auf einen dauerhaft besetzten Punkt hin und eher nicht auf ein Marschlager.

Gruss
jchatt
 
Das Lager ist wohl nach wie vor ein Rätsel.

Gab es diese Holz/Erde Mauer nun oder nicht?

Man war sich nie richtig sicher, ob die Anlage wirklich als römisch anzusprechen ist. Vermutungen einer germanischen Anlage gab es immer. Allerdings sieht das wohl seit dem Nachweis eines clavicula Tores ein wenig anders aus.

Warum eigentlich sollten Germanen ein solches Kastell angelegt haben?
Es gibt nichts vergleichbares - germanisches.

Und die Strasse? Die spricht auch eher für Römer.

Letztlich bleibt die Feststellung:
Diese Anlage ist zu wenig erforscht.
 
Das Lager ist wohl nach wie vor ein Rätsel.

Gab es diese Holz/Erde Mauer nun oder nicht?

Man war sich nie richtig sicher, ob die Anlage wirklich als römisch anzusprechen ist. Vermutungen einer germanischen Anlage gab es immer. Allerdings sieht das wohl seit dem Nachweis eines clavicula Tores ein wenig anders aus.

Warum eigentlich sollten Germanen ein solches Kastell angelegt haben?
Es gibt nichts vergleichbares - germanisches.

Allerdings kommen Clavicula-Tore bei den Kelten weiter südlich sehr häufig vor.

Spricht etwas dagegen, in den deutschen Mittelgebirgen jener Zeit mit einer Bevölkerung zu rechnen, die zumindest Kontakte zum keltischen Kulturraum pflegte? Salopp gesagt: Die von Norden einwandernden Germanen wären doch schön blöd gewesen, die High-Tech-Kenntnisse der verbliebenen keltischen Bergbau- und Verhüttungsspezialisten nicht zu nutzen.

Die vollständige Verdrängung oder Auswanderung von Volksgruppen, wie früher gerne angenommen, ist ohnehin ein Mythos, schon gar in schwer zugänglichen gebirgigen Gegenden. Durch genetische Untersuchungen ist in Deutschland inzwischen mehrfach Kontinuität seit dem Neolithikum bzw. der Bronzezeit nachgewiesen worden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Allerdings kommen Clavicula-Tore bei den Kelten weiter südlich sehr häufig vor.

Bitte?

Bitte genauer:

Was ist "weiter südlich"?

Solche Tore sind typisch römisch.
Sie sind nördlich der Alpen eher selten.

Bitte nenne doch genauere Quellen bzw. Funde solcher Tore, die als keltisch anzusehen sind.
 
Das Lager ist wohl nach wie vor ein Rätsel.

Gab es diese Holz/Erde Mauer nun oder nicht?

Man war sich nie richtig sicher, ob die Anlage wirklich als römisch anzusprechen ist. Vermutungen einer germanischen Anlage gab es immer. Allerdings sieht das wohl seit dem Nachweis eines clavicula Tores ein wenig anders aus.

Warum eigentlich sollten Germanen ein solches Kastell angelegt haben?
Es gibt nichts vergleichbares - germanisches.

Und die Strasse? Die spricht auch eher für Römer.

Letztlich bleibt die Feststellung:
Diese Anlage ist zu wenig erforscht.


Der Wall des Römerlagers Kneblinghausen ist in Teilen oberirdisch sichtbar. Wie ich schon sagte: das Vorhandensein eines Walles, also einer massiven Struktur, muss nicht mit einer großen Fundmenge korrelieren.
Ein ähnlicher Fall ist das Lager in Oberbrechen, dessen Wälle ebenfalls teilweise noch sichtbar sind, dass aber eine gleichsam geringe Fundmenge erbrachte:

Römerlager Oberbrechen ? Wikipedia

Hier fand man allerdings 2011 noch in der Nähe weitere römische, wohl auch germanische Siedlungsplätze, die wohl minimal ergiebiger waren, was die Funde betrifft.
Für solche Anlagen, die höchstens ein paar Jahre lang benutzt wurden, gibt es keine "goldene Regel", wie viele Funde sie erbringen. Es gibt viele Möglichkeiten, warum ein Fundmangel auftritt, eine sei erwähnt: die gezielte Räumung solcher Plätze, die auch dazu führte, dass z.B. auch in Marktbreit und Oberaden, beide deutlich größere Lager, kaum Funde gemacht wurden.
 
Das ist sehr unwahrscheinlich. Auch wenn die Konstruktion nicht sehr rechtwinklig ist, so sind die Wälle selbst doch schnurgerade und die Lagerecken haben einen identischen Radius. Die Clavicula-Tore, wenn es sie denn gegeben hat, stellen eine besondere Herausforderung da. Diese Konstruktion ist nur mit einem gewissen architektonischen Grund Know-how denkbar, die Ausführung nur mit streng koordinierten Arbeitern möglich. Für beides gibt es meines Wissens bezüglich der Germanen keine historischen oder archäologischen Belege.



In dem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage, ob das sogenannte 'Römerlager Hitzerode' mit seiner anscheinend geometrischen Form tatsächlich wie in Wikipedia zu lesen eine frühmittelalterliche germanische Anlage ist, oder ob das Lager nicht auch im Zusammenhang stehen könnte mit römischen Bemühungen, die Werra zwischen der Furt bei Hedemünden und Wanfried (und ggf. noch weiter Werra-aufwärts; besonders im Eschweger Raum hat die Werra eher den Charakter eines Flachlandflusses, mit der Neigung zur Mäanderbildung und Versumpfung) schiffbar zu machen, um so den Wassertransportweg in Richtung Thüringer Becken zu erweitern.
Gibt es noch weitere Informationen über das 'Römerlager Hitzerode'? Sind die Wälle rechtwinklig angelegt? Wie ist der Radius der Ecken?


Berkatal ? Wikipedia

Römerlager

Nördlich von Hitzerode am Nordhang des Ihringsberges liegt das sogenannte Römerlager. Es handelt sich um ein mit einem Graben umgebenes Wallviereck mit abgerundeten Ecken, welches die Reste einer frühmittelalterlichen, germanischen Anlage darstellt. Die Ausmaße der Wälle betragen von Westen nach Osten etwa 85, von Süden nach Norden etwa 75 Meter in der Länge. Die Höhe des Walles beträgt heute durchschnittlich 2 bis 3 Meter. Ein kleiner und offener Raum war mit starker Verschanzung angelegt worden.


https://maps.google.de/?ll=51.242844,9.95739&spn=0.020821,0.038581&t=p&z=15
 
In dem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage, ob das sogenannte 'Römerlager Hitzerode' mit seiner anscheinend geometrischen Form tatsächlich wie in Wikipedia zu lesen eine frühmittelalterliche germanische Anlage ist, oder ob das Lager nicht auch im Zusammenhang stehen könnte mit römischen Bemühungen, die Werra zwischen der Furt bei Hedemünden und Wanfried (und ggf. noch weiter Werra-aufwärts; besonders im Eschweger Raum hat die Werra eher den Charakter eines Flachlandflusses, mit der Neigung zur Mäanderbildung und Versumpfung) schiffbar zu machen, um so den Wassertransportweg in Richtung Thüringer Becken zu erweitern.

Das ist auf jeden Fall eine interessante Ecke. Das als Zankapfel der Salzschlacht verdächtige Bad Sooden liegt ja nur unweit nördlich von Hitzerode. Womöglich handelt es sich gar um ein chattisches oder hermundurisches Lager aus dieser Phase.

Wie ich eben erst feststellte, liegt Bad Sooden (danke für den Fingerzeig in die Gegend!) genau 20 km entfernt von Heiligenstadt, einer der hypothetischen Römerlokalitäten aus meiner Karte. Damit nicht genug, liegt es auch noch genau 40 km von Melsungen entfernt, einem weiteren hypothetischen Ort. Genau auf halber Strecke bei km 20 liegt ein kleiner Ort mit dem in diesem Fall äußerst sinnigen Namen "Walburg". Das ist fast zu schön, um wahr zu sein.

Edit: Grafik
 
Zuletzt bearbeitet:
nach den spärlichen Informationen würde ich eher auf eine keltische Viereckschanze tippen.

Gruss
jchatt

Die gab es soweit nördlich allerdings nicht mehr. Es gibt eine kleine Publikation zum Römerlager von Fritz-Rudolf Herrmann, die ich zwar nicht hier daheim habe, aber einsehen könnte. Hermann datierte allerdings viele Anlagen aus typologischen Überlegungen heraus, wobei er in dem einen oder anderen Fall widerlegt wurde.
Es gibt aber durchaus frühmittelalterliche, regelmäßig rechteckige Anlagen; so in Hessen die wesentlich bekannteren "Höfe" bei Dreihausen, die ebenfalls bis zu ihrer Ausgrbung als römische anlage interpretiert wurden.
 
Der Wall des Römerlagers Kneblinghausen ist in Teilen oberirdisch sichtbar. Wie ich schon sagte: das Vorhandensein eines Walles, also einer massiven Struktur, muss nicht mit einer großen Fundmenge korrelieren.

Das der Wall wirklich oberirdisch noch heute auszumachen ist, davon kann man sich wirklich vor Ort überzeugen.
Ob der Wall auf eine Holz/Erde Mauer hindeutet ist natürlich eine andere Sache.
Eine geringe Fundmenge ist meines Erachtens auch kein Hinweis darauf, daß es sich nicht um eine römische Anlage handelt. Die Fundmenge in Anreppen ist ebenfalls eher gering, obwohl dieses Lager viel größer war, als die Anlage in Kneblinghausen.
Allein der Nachweis eines clavicula Tores deutet meines Erachtens doch deutlich auf eine römische Anlage hin. - Gibt es eine vergleichbare germanische Anlage? Meines Wissens sicherlich nicht. Finden sich Brandspuren im Befund, wie z.B. in Anreppen oder Oberaden? Meines Wissens nicht. Vieleicht wurde dieses Lager im Zuge der Varusschlacht erobert oder aufgegeben und geplündert?

Wer weiß das schon.
Wie gesagt: Eine Anlage voller Rätsel.
 
Eine geringe Fundmenge ist meines Erachtens auch kein Hinweis darauf, daß es sich nicht um eine römische Anlage handelt. Die Fundmenge in Anreppen ist ebenfalls eher gering, obwohl dieses Lager viel größer war, als die Anlage in Kneblinghausen.

Das stimmt nicht, meine ganzen Funde aus Anreppen wurden bisher nur nicht veröffentlicht, ich begehe das Lager seit 2004 jedes Jahr mit dem Metalldetektor, auf der letzten Grabung war ich auch mit dabei, außerdem soll ja Kneblinghausen 17 Jahre bestanden haben (auch auf der letzten Grabung habe ich den Metalldetektor geschwungen) und somit halte ich meine Aussage, in der Zeit wird normal etwas verloren, sogar innerhalb nur einer Nacht. Es wurden ja auch römische Funde aus Haltern dem "Germanenlager" Kneblinghausen untergeschoben damit es römisch aussehen sollte was aber aufgeflogen ist =)

Ach ja, in Anreppen wird polizeilich kontrolliert, wer auf die Idee kommen sollte auf dem eingetragenen Bodendenkmal selbst zu suchen, muss mit Konsequenzen rechnen. Ebenso wird Kneblinghausen von den örtlichen Bewohnern im Auge behalten und bei Bedarf die Polizei gerufen. Ich verurteile an dieser Stelle Raubgräber, die ohne offizielle Genehmigung unsere allgemeine Geschichte aus purem Egoismus berauben, jeder Fund ist wichtig und ein Puzzlestück !

http://books.google.de/books?id=ZkYnId4ud3IC&pg=PA7&lpg=PA7&dq=kneblinghausen+funde+untergeschoben&source=bl&ots=I-fGxw3ACT&sig=lvOkFzmzkfQpYElhk6xVMp_1PHA&hl=de&sa=X&ei=tBGlUZr2O66X0QWn44DQBw&ved=0CDIQ6AEwAA#v=onepage&q=kneblinghausen%20funde%20untergeschoben&f=false
 
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