Bisher fand ich das Buch eigentlich relativ objektiv geschrieben, was unter anderem auch daraus resultiert, dass aus unzähligen Quellen zittiert und Bezug genommen wird. Ich bin jedoch kein Historiker und mir fehlen dazu glaubwürdige Expertisen und Meinungen um dieses Buch richtig einschätzen zu können.
Nun ist die Frage, was das für Quellen sind, aus denen zitiert wird. Ein Marschbefehl ist eine Quelle, Memoiren sind auch eine Quelle.
In ihrer Glaubwürdigkeit sind beide aber absolut unterschiedlich. Ein Marschbefehl ist für den Augenblick verfasst und hat einen reduzierten Adressatenkreis. Memoiren sind für die Zukunft verfasst und ihr Autor versucht die Deutungshoheit über einen Sachverhalt zu gewinnen. Sein Adressatenkreis sind im Idealfall - aus Autorensicht - "Alle". Und zwar nicht nur Leser in der Gegenwart sondern (vor allem) auch in der Zukunft.
In Memoiren kann alles wahr oder unwahr sein. Und alles dazwischen.
Und dann gibt es noch jede Menge anderer Quellen. Bei jeder zu Informationszwecken geschaffenen Quelle ist zu berücksichtigen, wer der Urheber war und was er bezweckte und wusste, bzw. wer der Adressat war und was der Urheber unterstellen konnte/musste, dass der Adressat das wüsste.
Als Historiker habe ich Fragestellungen. Und zu diesen Fragestellungen wähle ich meine Quelle aus. Bzw.: Eine Quelle ist nur dann eine Quelle, wenn ich die richtige Frage an sie stelle.
Jemand mit einer politischen Agenda würde nun nicht eine Frage an die Quelle stellen, sondern eine Aussageabsicht haben und nach dieser die Quellen(stellen) auswählen, ggf. sogar falsch zitieren oder die Auschnnitte so wählen, dass ein falscher Eindruck entsteht.
Hier ein Bsp. dafür aus einem fiktiven Text:
"Ach wenn schon!", rufe ich. "Von mir aus. Ich bin dran. Aber ich mach hier fast alles und du nichts. Ich habe heute schon ganz allein Wäsche gewachen, gespült und eingekauft, weil du keine Lust hattest. Wenn es dich so stört, putz du doch. Ich bin doch nicht dein Sklave."
Am nächsten Morgen [...] Ein Link führt zu einem Youtube-Video, indem ich mich sagen höre:
"Ich bin dran. Aber ich mach hier // nichts. Ich habe // keine Lust // putz du // Sklave.
(Mark-Uwe Kling: Die Känguru-Chroniken: Ansichten eines vorlauten Beuteltiers. 32. Auflage 2015 (1. 2009)
Das wären Extremfälle, aber gerade im politischen Diskurs kommt das vor.