Mit Aleviten und Sunniten hat das nichts zu tun. Von beiden Seiten gibt es Spinner die sich von Türken und irgendwelchen Sprachwissenschaftlern einen Floh ins Ohr gesetzt haben lassen und ihre Geschichte leugnen. Immerhin, mehr als 90 Prozent fühlen sich immernoch als Kurden und gehören sogar zu den aktivsten Aktivisten der kurdischen Freiheitsbewegung. Seltsamerweise gibt es diese Identitäsleugner auch bei einigen Kurmanci-Kurden.
Ich bin nicht ausreichend über innerkurdische Konflikte und Sensibilitäten informiert, um hier ein Urteil abgeben zu können. Es scheint aber so zu sein, dass es insbesondere unter den alevitischen Zaza eine Strömung gibt, die eine eigenständige Ethnizität proklamiert. Rigoros bekämpft wird das von kurdischen Nationalisten, die natürlich keine Spaltung wünschen.
Welche Sprache kurdisch ist, das hängt allein davon ab welche Volksgruppen sich zu den Kurden zählen .
Welche Sprache als "kurdisch" klassifiziert wird hängt vom Urteil der Sprachwissenschaft ab, nicht aber von irgendwelchen Wünschen.
Mit Ausnahme der Kurden gibt es nur noch die Belutschen und eine Hand voll kleiner unerwähnenswerter Volksgruppen, deren Sprachen ebenfalls aus parthischen Dialekten hervorgegangen sein können. Die Belutschen selbst berichten nicht selten von einer Herkunft aus der Region Kurdistans und dem heutigen Armenien, wo einst kurdische Fürstentümer existierten. Zumindest deren Sprache, die am engsten mit dem kurdischen verwandt sein soll, scheint aus der Region zu sein.
Eine große Bevölkerungsschicht sprach in der Antike nordwestiranische Sprachen, neben den Parthern u.a. die Sogder, Saken, Meder und Baktrer. Alle diese Sprachen verschwanden im Lauf der Zeit und es verblieben bis heute als volkreichste NW-iranische Sprachen Kurdisch mit etwa 30 Millionen Sprechern und Belutschi mit rund 9 Mio. Ob diese Sprachen aus "parthischen Dialekten" hervorgingen, vermag niemand zu sagen, denn welche Sprachen als Substrat für die Vorgängersprache des heutigen Kurdischen infrage kommen, ist ungeklärt.
Aber ich finde es einfach unglaubwürdig, wenn behauptet wird, das die Parther vollständig verschwunden sein sollen, mit Sprache, Kultur und Identität.
Das ist keineswegs unglaubwürdig, denn im Lauf der Jahrtausende sind zahlreiche Völker für immer von der Bildfläche verschwunden: sie gingen in anderen Völkern auf, verloren ihre Identätät und damit auch ihre kulturellen und sprachlichen Eigenheiten. Man denke z.B. an die Assyrer, die Babylonier, die Etrusker, die Illyrer, die Thraker, die Kelten Mitteleuropas usw. usw. Vielfach gibt es aber kulturelle und sprachliche Überbleibsel, die Ethnologen und Linguisten assimilierten Völkern zuordnen können. Allerdings ist mir nicht bekannt, dass eine Ableitung der kurdischen Sprache und Kultur von den Parthern jemals belegt werden konnte, noch dass die Kurden ein Fortsetzer der Parther sind. Vielleicht gelingt das ja in der Zukunft irgendeiner wissenschaftlichen Gruppe, denn mit der Sprache und Kultur der Kurden haben sich bislang leider nur wenige beschäftigt.
Die Kurden sind nicht rein zufällig wenig später nach ihrem Verschwinden erst erschienen, am selben Ort und einer oder mehreren sehr eng verwandten Sprachen. Mit geschätzten 40 Millionen sind sie auch kein ganz so kleines Völkchen das irgendwann im frühen Mittelalter spurlos vom Himmel gefallen ist.
Das ursprpngliche Siedlungsgebiet der Parther lag nicht in der heutigen Kurdenregion, sondern südöstlich des Kaspischen Meers. Als halbnomadisches Reitervolk bevorzugten die Parther die Steppen und Ebenen, wurden schnell sesshaft und verschmolzen im Verlauf ihrer rund 400-jährigen Herrschaft mit der iranischen Mehrheitsbevölkerung. In den Jahrhunderten nach dem Sturz der parthischen Herrschaftsdynastie im 3. Jh. n. Chr. verliert sich jede Spur einer eigenständigen parthischen Identität. Erben waren bis auf den heutigen Tag die Perser.