Ich glaube Du unterschätzt ziemlich die wirklichen Gewichtungen im Reich und Also ich sehe schon konfessionelle Motivationen, aber eben kein protestantisches Lager oder protestantisches Denken, wie man es gerne vereinfachend unterstellen möchte. (Aber ich denke ohnehin ich werde gern missverstanden.
Niemand versteht dich miss, Monsieur Brissotin, es gibt nur gelegentlich andere Meinungen, als die deine. Vielleicht solltest du das besser diskussiondweise als mit rotem Bannstrahl lösen!
Natürlich hat es "ein protestantisches Denken" gegeben!
Die Religion blieb, wie im Mittelalter, auch in diesen Zeiten eine öffentliche Angelegenheit. Die konstantinische Tradition der Verbindung und gegenseitigen Hilfeleistung von Kirche und Obrigkeit war durch die Reformation weder aus der Welt geschafft nocht überhaupt ernstlich in Frage gestellt worden. Sie blühte im Gegenteil ungebrochen weiter und steigerte sich zum Staatskirchentum auf konfessioneller Basis. Man sah es in protestantischen Landen als selbstverständlich an,dass sich die Staatsgewalt mit religiösen Dingen beschäftigte und über kirchliche Fragen entschied. Im Luthertum hatte sich sogar eine Institution entwickelt, durch die die Obrigkeit an die Spitze der Landesregierung rückte: der Summepiskopat.bzw. die Nachfolge im Bischofsamt.
So scheint also zur Zeit des 30-jährigen Krieges in bestimmten Fällen das religiöse, in anderen das politische Motiv überwogen zu haben. In der Regel lässt sich das eine nicht klar vom anderen unterscheiden. Fürsten wie Philipp II: oder Gustav Adolf, Maximilian von Bayern oder Ferdinand II. waren überzeugt, mit ihrer Kriegführung und Politik der Konfession, der sie angehörten, einen echten Dienst zu erweisen. Alles in allem war es unmöglich, konfessionelle Auseinandersetzungen rein für sich und losgelöst von der politischen Gewalt zu führen, weil dieses Zeitalter gar nicht in der Lage war, seine religiösen Probleme anders denn als Angelegenheiten von zugleich eminent politischem Charakter zu verstehen.
Es gibt keinerlei Veranlassung, ein "protestantisches Lager" anzuzweifeln. Bereits seit Mitte des 16. Jh. war der Gedanke einer konfessionellen Bündnisbildung verschiedentlich aufgetaucht, hatte sich aber nicht verwirklichen lassen. Das wurde nach der Jahrhundertwende anders. Der Kurpfalz, die schon seit langem einen politischen Zusammenschluss der Protestanten anstrebte, gelang es 1608, nach der Sprengung des Reichstags mit anderen süddeutschen Ständen wie Württemberg, Baden-Durlach und Ansbach-Bayreuth einen auf 10 Jahre befristeten Bund herzustellen, nämlich die am 14.5.1608 gegeründete Union, die sich später um weitere Bundesgenossen wie Hessen-Kassel, Brandenburg, Pfalz-Zweibrücken, Nürnberg usw. erweiterte. Ziel war die Abwehr von Rechtswidrigkeiten und Gewalttaten, und wie soll man das anders bezeichnen, als "protestantisches Lager".
Dass dieses Bündnis später zerfiel, auch von Streitigkeiten zwischen den Lutheranern und von Geldmangel geprägt war, ändert nichts daran, dass unter den protestantischen Fürsten bzw. Reichsständen ein Gefühl konfessioneller Zusammengehörigkeit bestand.
Das später - sowohl bei katholischen als auch protestantischen Reichsständen - oftmals Machtinteressen über die konfessionelle Motivation siegten, wurde bereirs ausführlich diskutiert.