Eine provokante These zur Frage nach einer Rekonstruktion der absoluten Chronologie

Die Limesforschung ist dabei vielleicht sogar ein guter Ansatzpunkt, aber ich würde mir wünschen, wenn man es nicht beim Hörensagen beläßt...

Vom Hörensagen weiß ich von Xanten, der Limes ist da weit weg.

Aber ein Dendrodatum vom Limes: In der östlichen Wetterau bei Marköbel konnte über Dendrodatierung die Palisade auf 119/120 n. Chr. datiert werden. (nach: Egon Schallmeyer, Der Limes. Geschichte einer Grenze, 2006)

Aus der Literatur erfährt man, dass dieser Limesabschnitt von Hadrian errichtet wurde. Passt doch wunderbar. Was sonstiges Fundmaterial angeht, kann ich hier leider nichts zu sagen, da meine Privatbibliothek leider nicht die archäologischen Fundberichte der Limesgrabungen umfasst.

Im Buch von Schallmeyer werden noch weitere Dendrodaten geliefert.

Und noch ein Zitat aus 'Die Römer in Baden-Württemberg':

'Wie die ältesten Funde aus Murrhardt zeigen, ist mit dem Bau dieses Lagers nicht vor 150 n. Chr. zu rechnen. Dieses Datum wird einmal durch den Fundbestand begründet, zum anderen konnte entlang der via decumana ein quadratischer holzverschalter brunnen (1,2 m Seitenlänge) aufgedeckt werden, dessen Eichenhölzer 159 n. Chr. gefällt worden sind. (S. 218)

Hier hast du also den Fall, dass archäologisches Material (das ja selten wirklich jahrgenau datiert werden kann) und Dendrodatum sich wunderbar ergänzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@treibsand: Vorher noch die Augustus-Statue in mehrere hundert Teile zersplittern
und weitflächig verteilen ?
Sowas sieht doch eher nach feindseliger Zerstörung aus....

Sicher. Ich nehme mal an, der Ort musste in Eile geräumt werden. Da blieb keine Zeit mehr, "den Erhabenen" zu demontieren und die siegreichen Germanen werden später ihre Wut an ihm ausgelassen haben. Wir haben keinen Thread zu Waldgirmes, wird Zeit dass jemand das in die Hand nimmt.
 
Überhaupt, handelt es sich es sich um ein absolut oder relativ-chronologisches?
Wenn man mit Jahresringen von heute zurückzählt, dann ist es eine relative Chronologie, relativ zu heute.
Was soll denn eine "absolute" Chronologie" sein?

Die obigen Beiträge betreffen ja eine der Grundfragen der Geschichtsforschung: Konstruiert sie eine Vergangenheit oder rekonstruiert sie sie.
Das Wesen der Vergangenheit ist, dass sie nicht (mehr) existiert. Es existiert nur die Gegenwart. Die gegenwärtige Situation ist aber nicht aus dem Nichts gekommen, sondern verursacht worden. Die Ursachen existieren nicht, sondern nur die Wirkungen - z.B. ein Pfostenloch in einem freigelegten Grundriss. Aus diesem gegenwärtigen Befund werden nach bestimmten Regeln, die allgemeine Anerkennung gefunden haben, Rückschlüsse auf seine Ursachen gezogen - Zweck und Zeit usw. Daraus entsteht ein Mosaiksteinchen, das zu anderen Mosaiksteinchen in Beziehung gesetzt wird, wieder nach allgemin anerkannten Regeln. Daraus entsteht dann ein Bild.
Das Vertrauen in den Wahrheitsgehalt dieses Bildes hängt auch von der Haltung des Betrachters ab: Konstruktion oder Rekonstruktion?
Gerade hier ist ja die Zufälligkeit des Erhalts von Wirkungen entscheidend. Ursachen in der Vergangenheit, die in der Gegenwart keine Wirkungen erzeugen, also keine Zeugnisse bewahrt haben, können in das Bild nicht einfließen, auch wenn sie in der Mehrzahl wären und ein ganz anderes Bild lieferten.
Was wir also erhalten, ist nicht die Wahrheit über die Vergangenheit, sondern ein in sich mehr oder weniger konsistentes Bild, das aus den zufällig erhaltenen Zeugnissen konstruiert worden ist.
Hinzukommt noch eine gewisse Beliebigkeit der Deutung. Wenn in Helgö am schwedischen Mälarsee ein Buddha gefunden wird (1956 gefunden), dann wird das jeder Historiker in sein bereits vorhandenes Modsaikbild einordnen. Der eine wird dies für Beutegut von einem Kriegszug ins kaspische Meer halten, wo es ein zufälliger Reisender aus Nordpakisten bei sich trug, ein anderer wird dies als Beweis für die weiten Handelsbeziehungen der Schweden zur Völkerwanderungszeit halten, ein dritter wird sich dem nicht anschließen und davon ausgehen, dass der Buddha durch viele Handelszwischenstationen bis an die Ostseeküste kam - ohne Zutun eines Schweden - und dann dort von einem Schweden erworben wurde, ohne dass der Käufer irgendetwas von einer anderen Kultur wusste. Und so geht es mit vielen - wenn nicht fast allen - exotischen Fundstücken in fremder Umgebung.
Ähnliches geschieht mit Funden ohne praktischen Verwendungszweck: Kultgegenstand oder Kinderspielzeug? Bei Lederschlüsseln als Grabbeigabe in Frauengräbern auch einfach nur Symbol (der Schlüsselgewalt auf dem Hof).
Die Archäologie liefert den Fund, der Historiker passt ihn optimal in sein Bild ein, das er bereits aus anderen Fakten zusammengesetzt hat.
Selbst wenn dieses Bild absolut als überzeugend anerkannt ist, so besagt das noch lange nicht, dass dieser konkrete Fund auf genau diese Weise zustande gekommen ist.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Zufälle in der Vergangenheit, Zeugnisse geliefert haben, die tiefsinnige Dissertationen hervorgerufen haben, über die die Verursacher in der Vergangenheit bestenfalls den Kopf schütteln oder dich den Bauch vor Lachen halten würden.

Aber deshalb keine Geschichte betreiben? Auch die konstruierte Geschichte erhebt ja den Anspruch, mit Zunahme der Erkenntnisse, die in den Wirkungen verborgen liegen, einem in der Vergangenheit liegenden Ursachenzusammenhang immer näher zu kommen.

Und das ist doch auch was.
 
Wenn man mit Jahresringen von heute zurückzählt, dann ist es eine relative Chronologie, relativ zu heute.
Was soll denn eine "absolute" Chronologie" sein?

Hallo fingalo, ich habe jetzt deinen Beitrag aus Zeitgründen noch nicht vollständig gelesen, da ich mich kurz nochmal eingewählt habe. Aber da dein erster Satz gleich eine wichtige Frage aufwirft, möchte ich diesen doch wenigstens kurz kommentieren.
Um ehrlich zu sein, war mein erster Gedanke: Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Hast du wirklich noch nichts vom Unterschied zwischen relativer und absoluter Chronologie gehört? Eine relative Chronologie ist in der Archäologie ein Gerüst, um eine zeitliches Zuordnungssystem der Funde zu konstruieren. Die absolute Chronologie ist das, was ich ansonsten auch gerne die hegemoniale nenne: gibt es Vergleichsfunde, die sich annähernd mit chronologischen Konstrukten anderer Regionen in Verbindung bringen lassen. Ansonsten bitte Googeln.
Ob es diesen Unterschied freilich bei der Dendrochronologie gibt: Ich denke schon, aber darauf ziehlte meine Frage gewissermaßen ab.
Freilich werde ich bei nächster Gelegenheit den ganzen Beitrag lesen.
 
Hallo fingalo, ich habe jetzt deinen Beitrag aus Zeitgründen noch nicht vollständig gelesen, da ich mich kurz nochmal eingewählt habe. Aber da dein erster Satz gleich eine wichtige Frage aufwirft, möchte ich diesen doch wenigstens kurz kommentieren.
Um ehrlich zu sein, war mein erster Gedanke: Das ist doch wohl nicht dein Ernst. Hast du wirklich noch nichts vom Unterschied zwischen relativer und absoluter Chronologie gehört? Eine relative Chronologie ist in der Archäologie ein Gerüst, um eine zeitliches Zuordnungssystem der Funde zu konstruieren. Die absolute Chronologie ist das, was ich ansonsten auch gerne die hegemoniale nenne: gibt es Vergleichsfunde, die sich annähernd mit chronologischen Konstrukten anderer Regionen in Verbindung bringen lassen.
War mir bekannt. Nur im Zusammenhang mit Dendochronologie gibt diese Unterscheidung keinen Sinn. Es geht nicht darum welcher Fund älter ist als ein anderer.
 
....Ich möchte das Mal versuchen an - meinen kürzlich nachgegangenen Interessen naheliegenden - Beispielen andeuten, welche Probleme ich in der chronologischen Forschung sehe:....
Datierungen können immer falsch sein, wie sich vor einigen Jahren gezeigt hat (ich hab' jetzt den Namen vergessen, ging um Vogelherd etc...) werden sie manchmal sogar absichtlich gefälscht. Funde, wie bei den Sachsen, können unterschiedlich gedeutet werden, das ist alles ganz normal und natürlich wenig hilfreich. Das darf uns aber bei aller Wachsamkeit gegenüber Datierungen, gegenüber festgeschriebenen Lehrsätzen, nicht dazu verleiten, irgendwelchen Verschwörungstheorien nachzulaufen. Das erinnert mich sehr stark an die Diskussion mit Creationisten und IDlern. Sicher ist vieles in der Evolutionsgeschichte nicht erforscht, manches strittig oder falsch, wir wissen nicht wie Leben entstand, weder auf Erden noch generell, schon gar nicht wissen wir wie aus Nichts Materie entsteht. Es gibt viele fossile Überlieferungslücken. Doch kein halbwegs rationell denkender Mensch wird deshalb diesen religiösen Fundis zustimmen, daß der Taschenspieler JHW mal hier einen Menschen aus dem Hut zaubert, dann dort ein Kamel oder ein Zebra, daß er mal eben die Sonne amhält oder die Erde ersäuft.
Bestehendes zu hinterfragen ist wichtig, man kann das nicht oft genug tun. Neue Denkansätze, wichtig. Bei diesen selbsternannten Propheten der Chronologiekritik kann ich aber außer Verschwörungstheorien nichts erkennen.
 
Eine negative Bewertung hat mich nachdenklich gemacht, nicht der Inhalt dieser Bewertung, der leider nicht angibt, ob sich die Bewertung auf alle Behauptungen in meinem Post (#15) bezieht, sondern eher die provokative These zu überdenken bzw. zu präzisieren, worauf ich hier eigentlich hinaus will.

Es wäre möglich möglich, daß mein anonymer Kritiker mit "Schmarn" meine Erfahrung mit der historischen und archäologischen Literatur meint. Das würde ich als Beleidigung empfinden. Ich denke hier weniger an das erste Beispiel, dessen Bezug zur Chronologiefrage ich letztendlich sehr im Unklaren gelassen habe, als an das zweite, wo ich meine verzweifelte Suche nach einer Einordnung eines norddeutschen Drehscheibengefäßes anspreche. Die Frage, ob dieses nun ins 4. oder ins 2. Jh. zu datieren ist, mag demjenigen, der sich damit nicht beschäftigt hat oder den solche Datierungsprobleme nicht interessieren, schnuppe sein, für mich macht es einen nicht unerheblichen Unterschied aus, weil daran besiedlungsgeschichtliche Fragestellungen anhängen - ganz abgesehen davon, daß auf niedersächsischen Gräberfeldern überall sog. Nachbestattungen entdeckt wurden; die Spärlichkeit der Gräberfelder aber für die Jahrhunderte von der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter, erheischt leider meine Zweifel - ich kann diesen leider nicht verdrängen - an der Chronologie, wie sie verwendet wird. Was mein erstes Beispiel hingegen betrifft, würde ich freilich meinem Kritiker zustimmen: Es ist schlecht oder zumindest sehr unpräzise dargestellt und ob es die Probleme der Chronologiearbeit, die ich im Sinn habe, überhaupt beleuchtet, bezweifel ich im Moment bzw. könnte ich zumindest im Augenblick nicht genauer erläutern.

Es geht mir explizit nicht darum zu sagen, Chronologiekritiker hätten recht; denn die gleichen Probleme hat auch die Chronologiekritik, wie beispielsweise FINGALO am Beispiel Illigs These angesprochen hat. Es geht mir eher darum, zu überprüfen, ob die Chronologie, wie wir sie kennen, eine gewissermaßene Fragilität nicht entbehrt bzw. ob sie tatsächlich robust, nicht nur ein valides, sondern ein validiertes Konzept ist. Deswegen hatte ich auch die Dendrochronologie angesprochen, von der zu erwarten ist, daß sie die Chronologie bestätigt. Man geht davon aus, daß sie absolutchronologische Ergebnisse liefert, „unter günstigen Bedingungen exakte Jahreszahlen“ (Jahnkuhn in RGA IV, S.607).

Und was meine ich mit Komplexität der Chronologie? Ohne Zweifel ist die von uns verwendete Chronologie ein historisches gewachsenen Konstrukt und hat sich anscheinend diskontinuierlich durchgesetzt.
Es wurde behauptet, jeder Histriker sei bis zu einem gewissen Maß Chronologiekritiker ist; dieser Auffassung bin ich eben nicht. Für das Alte Mesopotamien etwa gibt es mittlerweile glaube ich vier chronologische Systeme – das evidenzarchäologische von Illig & Heinsohn noch nicht mitgezählt, da ja nicht anerkannt. Es wird sich meiner Vermutung gemäß höchstens ein Historiker – nach langer Suche – finden lassen, vielleicht einer, der über Hammurapi eine Studie veröffentlicht hat, der für alle vier Systeme einander abgewägt hat. Wenn ich mit dieser Vermutung daneben liege, müßte sich diese Behauptung von mir ja leichterdings widerlegen lassen, indem man z. B. zwei Historiker, die aktuell publizieren und eine neuere Studie rezipieren, in der eine angesprochene Chronologiearbeit rezipiert wird, angeben kann.



Tela schrieb:
Die Chronologie entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern ist besser abgesichert, als es jeder CK'er wahrhaben will.
Das wünsche ich mir; nur um es zu wiederholen – und ich werde das gleich noch einmal wiederholen, ich hätte gerne ein Beispiel, z. B. aus der Völkerwanderungszeit, wo eine mehrfach chronlogische Absicherung vorliegt. Und danke übrigens für deinem netten Hinweis, daß Xanten vom Limes weit entfernt sei; da war ich mit der Terminologie nicht so ganz genau, da man darunter im Nordwesten eher den obergermamisch-rätischen Limes versteht. Freilich spricht aber auch Schallmayer von einem niedergermanischen Limes. Deinen weiteren Hinweisen (Danke!) werde ich jedenfalls folgen. Ich wäre natürlich auch sehr froh, wenn auch noch wer anders etwas dazu beisteurn könnte.

Die Kalendersysteme der verschiedenen Kulturen in ihren jeweiligen Zeitaltern können nur relativ sein. Wenn man diese aber kennt, nebeneinanderlegt und Anfangs- und Endpunkt bestimmt, sollte es theoretisch möglich sein, diese relativen Systeme an einem absoluten System zu eichen. (Wahrscheinlich hat man das bereits getan und ich weiß nur nicht, wo es steht.)
Ich denke sogar, daß die Chronologie eben auch so entstanden ist, indem sukzessiv verschiedene Systeme aufeinander abgestimmt wurden. Und ich würde es gerne in einer Publikation nachlesen können.
Hier wäre z. B. meine Frage: Welche Bedeutung der Chronologiearbeit im Zuge der Gregorianischen Kalenderreform bei der Festschreibung des europäischen Chronologiesystems dabei zukommt?. So kenne ich zwar wenige Hinweise aus chronologiekritischen Kreisen, aber da diese Diskussion außerhalb der herrschenden Meinung kursiert, sind diese Behauptungen schwerlich zu überprüfen. Deswegen steht im Threadtitel - freilich nicht weiter expliziert: Rekonstruktion der Chronologie - und nicht, wie mißverstanden wurde, und es steht auch nicht die Rekonstruktion in der Geschichtschreibung zur Diskussion. Wie dem auch sei, wäre also zu klären, ob die Chronologiekritiker etwa die besagte Reform überbewerten; das mag so sein, aber welche Argumente kann man dafür liefern? Meinetwegen auch anhand einer Negativargumentation, im Sinne ein Chronologiekritiker behauptet das und das und das ist absurd, weil ...

Die Dendrochronologie scheint ein ideales absolutes Eichsystem zu sein, wenn man die Besonderheiten richtig berücksichtigt.
https://www.uni-hohenheim.de/palaeobotanik/dendro/index2.htm

Sie funktioniert scheinbar so ähnlich wie unsere modernen Barcodes. Die Abfolge der Ringbreiten bei den einzelnen Baumarten in einer Region läßt eine eindeutige Bestimmung der Wachstumszeit zu. Auf diese Weise wurden bereits absolute Kalender für Europa teilweise bis in die Nacheiszeit erstellt.
Mit C14 und anderen Isotopenmessungen kann man den Jahresringkalender noch zusätzlich absichern.
Für Europa und andere waldreiche Weltgegenden hat diese Methode den Charme, dass man manchmal auch die spärlichen Überreste der frühen Kulturen einordnen kann, etwa wenn Holzfragmente im Boden oder in Mooren gefunden werden.
Der oberflächlich negative Eindruck von der "Kulturlosigkeit" mancher Regionen ohne "alte Steine" könnte vielleicht dadurch korrigiert werden.
Das möchte ich ja auch vermuten, daß sich die verschiedenen Datierungen gewissermaßen bestätigen. Ich fände es nur schön, wenn es hier im Thread gelänge, ein solche Abstützung der Chronologie an einem konkreten Beispiel durchzugehen. Oder gibt es einen so optimalen Fall einfach nicht?
Um zum Thema zu kommen, mich personlich interessiert mehr die Abfolge von Generationen / Entwicklungen und die absolute Zeit, die diese brauchten, daher würden mich z.B. die "berühmten fehlenden 300 Illig-Jahre" einfach von der Abfolge her, doch sehr stören.
Gerade im Kirchenbau werden bei romanischen und gotischen Kirchen oft die Fundamente des Vorgängerbaus erwähnt, meist waren diese im norddeutschen Raum aus Holz. Holz war eben ein beliebtes germanisches Baumaterial.
Und diese Vorgängerbaufragmente werden doch auch gefunden und sicher dendrochronologisch untersucht, genauso wie Grabbeigaben und/oder Särge aus Holz.
Da wären fehlende Jahrhunderte, bes. im frühen Mittelalter doch längst aufgefallen?
Wenn ich den Link an anderer Stelle von PALENQUE (auf die Kritische Dendrochronologie) richtig verstanden habe, wird letztere Frage immerhin diskutiert. Was die hölzernen Kirchenbauten betrifft, ist zumindest in Literatur, die ich kenne, immer nur erwähnt, daß man solche vermute, was jetzt etwa Niedersachsen betrifft. Insofern bin ich dir für den Hinweis dankbar:
Ich habe mir die neue Geo-Epoche über die Germanen gekauft, viele schöne Bilder, als Einstieg ganz nett. Da wird für die Stiftskirche in Enger das frühe 9. Jahrh. als Erstkirchenbau erwähnt, dort soll es Ausgrabungen geben.
Das ist die Zeit der Sachsenmission, die stattgefunden haben muß.
Da sollten doch dendrochronologisch eingeordnete Holzreste gefunden worden sein, mit denen man absolut belegen kann, dass die erste Kirche vor 1200 - 1300 Jahren gebaut wurde!
Enger ist mir ein Begriff und eine dendrochronologische Untersuchungen wäre natürlich ein wichtiger Ansatzpunkt. In deiner Zeitschrift war von Holzresten eines Kirchenbaus definitiv die Rede? Vielleicht macht man solche Untersuchungen ja tatsächlich doch häufig: bei einer kleinen Ausgrabung in Wunstorf läßt man gerade auch einen Holzfund untersuchen, um ein in mittelaterlicher Quelle erwähntes Haus mit dem Fund in Zusammenhang zu bringen.

Nicht sicher bin ich mir mit dem Verständnis, was die Generationenabfolge betrifft; du beziehst dich hier z. B. auf die karolingischen Dynastie? Für das Altsachsenland etwa gäbe es ein solches Problem nicht, da es dort eher nur hypothetische Generationsabfolgen gibt.


Schließlich noch @ BEORNA: Ich finde deinen Vergleich gut. Aber was ich mir wünschen würde, ist eine transparente Chronologie, daß heißt eine Chronologie, die als Konstrukt nachvollziehbar ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zu Enger habe ich noch nichts konkreteres gefunden, mir wäre was norddeutsches, altsächsisches am liebsten.
Aber zumindest aus Karolingerzeit mit Bezug zu Karl d.Gr. ein Beispiel aus der Schweiz, wo die Vorgehensweise detailliert beschrieben wird. Müstair- Kloster ST. Johann ... - Google Buchsuche

Und ein eher allgemein verständlicher Link zu neueren Zeitbestimmungsmethoden ZDF.de - Steine und Knochen sprechen lassen.

So wie ich @Muspilli verstanden habe, wird das Holzschlagalter zum Kirchenbau von 784/85 - 788 aber nicht reichen, http://www.muestair.ch/ jetzt müßte es dazu noch so etwas wie eine Gründungsurkunde geben, die das fast gleiche Datum belegt.
 
Der Arbeitsbereich der Klassischen Archäologie scheint hier im Thread weniger ein Thema zu sein, aber wen es interessiert:
B. Bäbler, Archäologie und Chronologie. Eine Einführung (Darmstadt 2004)

Einen zusammenfassenden Überblick über Chronologie in den NW-Provinzen bietet auch Th. Fischer, Die römischen Provinzen. Eine Einführung in ihre Archäologie (Stuttgart 2001) 32-41.
 
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