Einige Anmerkungen zum atlantischen Dreieckshandel

Um es gleich voranzustellen: dies sollen (wie der Titel sagt) nur Anmerkungen zu diesem Thema sein.

In Hinblick auf den atlantischen Dreieckshandel bestehen in weiten Kreisen grundlegend falsche Annahmen. Der vielleicht wichtigste Aspekt hierbei ist, daß dieser Sklavenhandel den Afrikanern in irgendeiner Form aufgezwungen wurde. Tatsächlich betrieben aber afrikanische Völker, Stämme und Staaten schon Jahrhunderte vor dem europäischen Kolonialismus Sklavenhaltung und -Handel, wie z.B. die Dahomey, die Ashanti, die Königreiche Benin, Ghana und Mali, die Songhai, die Haussa, und viele weitere. Tatsächlich bildete der afrikanische Sklavenhandel geradezu die Voraussetzung für den europäischen Sklavenhandel. Es existierte bereits ein jahrhundertealtes System von Handelswegen und -orten, sowie eine ausdifferenzierte Hierarchie zwischen verschiedenen Akteuren im Sklavenhandel.

Die Sklaverei nahm einen wichtigen, zentralen Platz im Leben afrikanischer Staaten und Völker ein, er war ein zentrales gesellschaftliches Element bis hin zu dem Punkt, daß man manche afrikanische Staaten als "Sklavenhaltergesellschaft" bezeichnen kann, wie z.B. die Dahomey in Benin.

Die europäischen Kolonialmächte hatten in Afrika weitgehend nur Handelsinteressen, sie strebten, bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, keinen großflächigen kolonialen Besitz in Afrika an. Auch dies ist eine Mißkonzeption, daß die europäischen Kolonialmächte Afrika jahrhundertelang in der Fläche beherrscht hätten. Tatsächlich aber war Afrika bis weit ins 19. Jahrhundert hinein weitestgehend frei von europäischer Besatzung. Stattdessen unterhielten verschiedene europäische Mächte kleine Handelsstationen an der gesamten Westküste Afrikas. Diese Stationen waren rein auf den Handel ausgelegt, und umfassten in der Regel eine Festung, einen Hafen und eine kleine Besatzung. Für die Nutzung dieser Handelsstationen wurde nicht selten den örtlichen afrikanischen Machthabern eine Pacht gezahlt. Schon hier kann man erkennen, daß dieser Handel den Afrikanern in aller Regel nicht aufgezwungen wurde. Dies war auch gar nicht die Haltung, mit der die Europäer diesen Handel betrieben. Den Europäern ging es um Effizienz und Gewinn, nicht um Landbesitz und Vormachtstellung.

Stattdessen handelte es sich weitestgehend um Handelsbeziehungen auf Augenhöhe. Die Afrikaner erhielten Güter, die sie selbst nicht (oder nicht in den gewünschten Mengen) herstellen konnten, wie Schusswaffen, Werkzeuge aus Stahl, Rohmetalle (wie Bronze und Messing) und Textilien. Daß die Afrikaner von den Europäern mit Tand wie Glasperlen abgespeist wurden, ist ein Legende. Die Afrikaner betrieben seit Jahrhunderten Sklavenhandel, und wussten, was ihre menschliche "Ware" wert ist. Die Europäer hingegen erhielten billige Arbeitskräfte für ihre Kolonien, in erster Linie in der Karibik, in Mittel und -Südamerika, später auch in Nordamerika. Es war ein Handel, der jahrhundertelang für die afrikanischen und europäischen Eliten äußerst gewinnbringend war.

Es gibt Zeugnisse von Angehörigen der afrikanischen Elite, die in Europa lebten, z.B. in Lissabon, und die dort auch entsprechend bevorzugt behandelt wurden.

Ich möchte darauf hinweisen, daß die Gesichtspunkte, die ich hier dargestellt habe, in der seriösen Forschung nicht umstritten sind. In populären Darstellungen, z.B. in Teilen der Presse, in vielen sog "Dokumentationen" oder auch Kinofilmen, sieht dies gänzlich anders aus, hier herrscht eine ideologiegetriebene Sichtweise, bei der die Europäer die "Täter", die Afrikaner hingegen die "Opfer" sind. Für eine erste Beschäftigung mit diesem Thema möchte ich auf die Werke von Michael Zeuske, Hans Fässler und Egon Flaig verweisen, etwa auf dessen "Weltgeschichte der Sklaverei". Es gibt auch gute, ausgewogene Artikel zu diesem Thema u.a. in der "Zeit", der "Welt und der "FAZ". Auch der entsprechende Artikel in der "Wikipedia"


ist zwar sehr knapp, bietet aber eine erste Übersicht sowie Literaturangaben.

Ich hoffe, ich konnte die Aspekte, um die es mir ging, klar und deutlich darstellen, vielleicht konnte ich auch Ansätze für eine weitere Diskussion liefern.
 
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Die Sklaven selber kann man wohl getrost als Opfer bezeichnen. Dass sich Europa und afrikanische Reiche, die auch unter dem kulturellen Einfluss der islamischen Welt standen, die Hände reichten, macht es ja nicht besser. Naturvölker hatten relativ nah bei islamisch geprägten Handelsstädten oder den Siedlungen von Stammesreichen ihre Heimat, und waren wohl die letzten in der Fresskette. Und die Überfahrt mit hoher Sterbequote war auch besonders inhuman.

Es fehlt der moralische Bezugspunkt, weil Afrika kein eigener imperialer Kulturkreis war, und Europa hatte schon länger aufgehört seine indigenen Bevölkerungen zu versklaven. Die Afrikaner sind insofern Opfer, weil sie keinen langfristigen ökonomischen und zivilisatorischen Gewinn erzielen konnten. Europäische Staaten, die ihre Bürger als Subjekte schützten versklavten Menschen, die gar keine Staatsangehörigkeit hatten und erst später Bürgerrechte hatten. Man kann also diese unterschiedlich verfassten Gebilde(Staaten) nicht als die Rechtsvorläufer aller Afrikaner bezeichnen.
 
Die europäischen Kolonialmächte hatten in Afrika weitgehend nur Handelsinteressen, sie strebten, bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, keinen großflächigen kolonialen Besitz in Afrika an.
Dem würde ich jetzt ein wenig widersprechen.

Das in Afrika in der frühen Neuzeit vor allem europäische Stützpunktkolonien entstanden dürfte vor allem damit etwas zu tun haben, dass die Europäer, Afrika erstmal nur als Zwischenetappe nach Indien und dem fernen Osten betrachteten und auch damit, dass Versuche sich im Maghreb in größerem Stil festzusetzen militärisch fehlschlugen.
Faktisch hatten Spanier und Franzosen nämlich durchaus versucht sich im Maghreb, in Marokko, Algier und Tunis festzusetzen, schon um die von dort ausgehende Piraterie auf dem Mittelmeer zu unterbinden, sie hatten damit nur keinen dauerhaften Erfolg.
Die Beherrschung dieser Region lag aber durchaus nicht außerhalb ihrer Interessen.

Und dann kommt es bis ins 18. Jahrhundert hinein auch zu einer immer größeren Verdichtung der europäischen Stützpunktnetze in Afrika.
Die Niederländer (die Kapkolonie ging ja erst um die Wende zum 19. Jahrhundert faktisch an Großbritannien) und Portugal brachten de facto schon vor dem 19. Jahrhundert weite Teile der Küstengegenden von Angola, Mocambique und Südafrika unter ihre Kontrolle und bauten hier regelrechte Herrschaftskomplexe auf, die durchaus faktisch allmählich den Charakter von Territorialherrschaften annahmen. Was noch nicht gegeben war, war ein Ausbau der Gebiete in Richtung des Landesinneren, aber das war bei den Kolonien außerhalb Afrikas auch kaum der Fall.

Wenn du dir etwa Nordamerika so irgendwo zwischen 1770 und 1800 anschaust, gibt es da kaum europäische Siedlungen außerhalb des Gebietes zwischen dem Atlantik und den Appalachen, und den um den Golf von México, bzw. das Kraibische Meer herumliegenden Küstenregionen, so wie den Regionen an der atlantischen Küste Südamerikas und im Landesinneren vorwiegend im Einzugsgebiet der großen Flüsse und ihrer Mündungsgebiete, wie dem Missisippi, dem Sankt Lorenz, dem Amazonas und dem Rio de la Plata.

In Kolumbien, México und Perú wo sich die Conquistadoren eigene Herrschaftsbereiche aufgebaut hatten, sah es insofern etwas anders aus, als dass in diesen Regionen die daraus entstandenen Vizekönigreiche de facto mit von ihnen tatsächlich kontrollierten Positionen weiter ins Landesinnere reichten, allerdings war das nicht nach irgendeinem Plan der in Europas Hauptstädten ausgeheckt worden wäre entstanden, sondern hier waren Personen weitgehend auf eigene Faust losgezogen um sich eine Herrschaft aufzubauen oder nach Edelmetall o.ä. zu suchen.
Das taten sie zum Teil mit Billigung der Krone, zum Teil wurde die Billigung auch erst nachträglich eingeholt, indem den entsprechenden Monarchen nach der Eroberung die Oberherrschaft über die Territorien angetragen wurde, wenn sie im Gegenzug die Eroberer zu Vizekönigen oder Gouverneuren machten, aber es ist nicht so, dass sie da in besonderem Maße dem Willen irgendeiner Staatsmacht gefolgt wären.

Überhaupt ist es eine etwas fehlgehende Vorstellung, dass Kolonien vor dem 19. Jahrhundert in besonderem Maße Ergebnis staatlicher Planungen gewesen wäre (Frankreichs Kolonien in Nordamerika sind da vielleicht ein wenig eine Ausnahme).
Insgesamt waren aber weit öfter Privatpersonen und Handelskompanien die Träger der Kolonisation. Ob die ein Interesse an einer großflächigen Herrschaft hatten, dass hing dann mitunter davon ab, um wen es sich genau handelte.

Ein faktisch verarmter und in Europa landlose Hidalgo/Fidalgo von der iberischen Halbinsel, der aus dem Adel kam, aber den Aufstieg in den Hochadel in Europa nicht schaffen konnte, der unter seinen Standesgenossen aufsteigen wollte, konnte durchaus Interesse haben, sich irgendwo als Conquistador ein Stück Land und ein paar Einwohner zu unterwerfen, auch wenn das nicht vielleicht nichtmal besonders renatbel war, aber solchen Personen konnte es durchaus mehr um den sozialen Aufstieg und den Landbesitz als Statussymbol gehen, als um monetären Profit.

Die Handelskompanien tickten demgegenüber grundsätzlich anders. Die waren zunächst mal weitgehend auf Profit ausgerichtet und diese Logik setzte eigentlich vorraus, sich nicht durch große Herrschaftsgebiete, Verwaltungskosten und Ausgaben zur Erschließung der Territorien ans Bein zu binden, sondern zunächst mal zu versuchen durch die Besetzung von strategisch wichtigen Punkten kosteneffizient eine Infrastruktur aufzubauen um wachsende Teile des Handels an sich zu ziehen.
Allerdings brachten diese Handelskompanien mit der Zeit auch immer wieder außerhalb Europas aggierende Persönlichkeite hervor, die auf eigene Faust Expansionsversuche unternahmen um dabei privat Beute machen und in die eigene Tasche wirtschaften zu können.

Tatsächlich aber war Afrika bis weit ins 19. Jahrhundert hinein weitestgehend frei von europäischer Besatzung. Stattdessen unterhielten verschiedene europäische Mächte kleine Handelsstationen an der gesamten Westküste Afrikas. Diese Stationen waren rein auf den Handel ausgelegt, und umfassten in der Regel eine Festung, einen Hafen und eine kleine Besatzung.
Nicht nur in Westafrika. Mit Fokus auf die Großmächte des 18.-20. Jahrhunderts wird allgemein wenig beachtet, was die Portugiesen und Niederländer in Sachen Asienhandel so taten, weil diese beiden Akteure im ausgehenden 17. und 18. Jahrhundert weitgehend an Bedeutung verloren.
Faktisch bauten diese beiden Akteure aber wie gesagt in der FNZ Herrschaftskomplexe im südlichen Afrika und soweit es Mocambique betrifft auch im Einzugsgebiet des indischen Ozeans auf.
Der transatlantische Sklavenhandel beschränkte sich auch nicht nur auf Westafrika, auch wenn da sicherlich der größte Teil davon stattfand und das am Bekanntesten ist, de facto, wurden aber auch Sklaven über die portugiesischen Stützpunkte in Angola über den Atlantik verbracht. Das dürften Personen als dem angolanischen Hinterland und dem Einzugsgebiet des Kongo gewesen sein.

Ich bin momentan nicht darüber im Bilde, ob die Portugiesen auch von ihren Stützpunkten in Mocambique Sklaven nach Indien verhandelten das kann aber durchaus sein.
Faktisch beteiligten sich jedenfalls portugiesische Akteure an Sklaverei und Sklavenhandel in Südost-Asien. So hatte z.B. Magellan von seinem Aufenthalt in Asien einen malaiischen Sklaven mit nach Europa gebracht, der dann auf seiner spätere Reise, die sich zur Weltumsegelung entwickelte im Bereich der Philippinen und des indonesischen Archipels, wohl auch auf den Molukken, wo malaiisch als Handelssprache gebräuchlich war oder jedenfalls verstanden wurde als Übersetzer fungieren konnte.

Für die Nutzung dieser Handelsstationen wurde nicht selten den örtlichen afrikanischen Machthabern eine Pacht gezahlt. Schon hier kann man erkennen, daß dieser Handel den Afrikanern in aller Regel nicht aufgezwungen wurde.
Mit der Schlussfolgerung wäre ich etwas vorsichtig, weil ein solcher Pachtvertrag auch aufgezwungenes Ergebnis einer militärischen Auseinandersetzung sein konnte.

Rein technisch gesehen haben die Briten z.B. Hongkong nie vollständig besessen (und das gilt auch für die anderen Konzessionsgebiete und "Treaty-Ports" der Europäer in China), sondern de facto war den Chinesen, durch die Opiumkriege da ein Pachtvertrag für das Gebiet und seine Erweiterung auf's Auge gedrückt worden, ähnlich verhielt sich das mit dem deutschen Konzessionsgebiet in "Kiautschou" dass formal auch nur auf 99 Jahre "gepachtet" war, wobei einiger Druck aufgewendet worden war um Chinas Kaiser zur "Verpachtung" zu überreden.

Aufgezwungene Pachtverträge konnten sinnvoll sein um faktische Eroberungen zu verschleiern, wenn die politische Großwetterlage das opportun erscheinen ließ.

In der frühen Neuzeit konnte sich das durchaus so abspielen, dass irgendeine europäische Macht mit einer kleinen Armarda irgendwo aufkreuzte, einen Hafen zunächst mit der Flotte blockierte, dann 1-2 Schiffe opferte und demontierte um in Reichweite des Hafens oder der dazugehördenden Ortschaft eine provisorische Festung zu errichten und die Schiffsartillerie dort hinauf zu verlegen um von da aus Hafen und/oder Siedlung bedrohen zu können und dann folgten die "Verhandlungen" über eine Verpachtung.
Da wurden auch gerne mal auf diese Art Tatsachen geschaffen.
 
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Stattdessen handelte es sich weitestgehend um Handelsbeziehungen auf Augenhöhe.
Ne, auf Augenhöhe war das durchaus nicht, wenn die Europäer nach und nach alle strategisch wichtigen Küstenorte besetzten um den Handel zur See hin bei sich zu monopolisieren.
Und dass die Europäer in der Regel nicht selbst auf Sklavenjagt gingen und im Binnenland meist keine dauerhafte Präsenz aufbauten heißt nicht, dass sie nicht hin und wieder durchaus mal mit einer kleineren Streitmacht ins Landesinnere vorstießen um in den angrenzenden Territorien bestimmte Dinge durchzusetzen.
Auf der Atlantikseite mag es relativ wenig überseeischen Handel, außer im Rahmen der Küstenschiffahrt in Richtung Marokko gegeben haben, aber in Mocambique bedeutete die Inbesitznahme der Küstenregionen durch Portugal, und die monopolisierung der Seefahrt auf dem indischen Ozean die systematische Auflösung alter Verbindungen zwischen Afrika und Indien und das Etablieren des portugiesischen Zwischenhandels ohne dem da erstmal nicht mehr viel ging, bis Portugal diese Position an die anderen Kolonialmächte im Besonderen Großbritannien verlor.
Das war keine Augenhöhe.

Ich möchte darauf hinweisen, daß die Gesichtspunkte, die ich hier dargestellt habe, in der seriösen Forschung nicht umstritten sind.
Gesichtspunkte, die in "der seriösen Forschung" nicht umstritten sind, gibt es so gut wie nicht. Das dir keine Abweichenden Darstellungen bekannt sind, bedeutet nicht, dass sie nicht existieren.

In populären Darstellungen, z.B. in Teilen der Presse, in vielen sog "Dokumentationen" oder auch Kinofilmen, sieht dies gänzlich anders aus, hier herrscht eine ideologiegetriebene Sichtweise, bei der die Europäer die "Täter", die Afrikaner hingegen die "Opfer" sind.
Naja, allerdings sind Gegennarrative à la "Die Afrikaner haben das selbst betrieben, sind also kollektiv selbst Täter" in ähnlicher Weise oberflächlich, genau wie (meiner Ansicht nach) abstellen, auf Sklaverei als kulturelle Eigenart in Afrika.

De facto waren Formen von Unfreiheit und unfreier Arbeit in den meisten vorindustriellen Gesellschaften in irgendeiner Weise vorhanden und akzeptiert und damit auch der Handel damit.
Das ist vielfach nicht irgendwelchen besonderen kulturellen Eigenarten von irgendwem geschuldet gewesen, sondern einfach dem Bedarf von Arbeitskraft für irgendwelche Zwecke, oder dem Bedarf an exotischen Vorzeigesubjekten, als Macht/Prachtdemonstration, diese Dinge gab es eigentlich überall, aber eben nicht kollektiv.
Sie waren nicht Sache "der Europäer" oder "der Afrikaner", sondern bestimmter Akteuere, die in der Regel den jeweiligen Oberschichten oder Händlergruppen angehört haben dürften.

Trotzdem kann man sicherlich in der Dimension Unterschiede sehen, indem die Europäer an den afrikanischen Küsten mit ihrem Bedarf an Sklaven, erheblich zur Nachfrage und zur Kommerzialisierung des Ganzen beigetragen haben dürften (ähnlich wie arabischen Sklavenhändler in Ostafrika) und damit dazu, Sklavenjagten und das Versklaven von Menschen zu einem Massenphänomen zu machen, was es so vor dem Einstieg der Europäer in das System möglicherweise nicht war.

Die Europäer haben die Sklaverei und den Sklavenhandel sicher nicht erfunden, aber sie haben zweifelsohne die Ausbreitung des Modells begünstigt.
 
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Stattdessen handelte es sich weitestgehend um Handelsbeziehungen auf Augenhöhe. Die Afrikaner erhielten Güter, die sie selbst nicht (oder nicht in den gewünschten Mengen) herstellen konnten, wie Schusswaffen, Werkzeuge aus Stahl, Rohmetalle (wie Bronze und Messing) und Textilien. Daß die Afrikaner von den Europäern mit Tand wie Glasperlen abgespeist wurden, ist ein Legende. Die Afrikaner betrieben seit Jahrhunderten Sklavenhandel, und wussten, was ihre menschliche "Ware" wert ist. Die Europäer hingegen erhielten billige Arbeitskräfte für ihre Kolonien, in erster Linie in der Karibik, in Mittel und -Südamerika, später auch in Nordamerika. Es war ein Handel, der jahrhundertelang für die afrikanischen und europäischen Eliten äußerst gewinnbringend war.

Es gab in Afrika natürlich Sklaverei lange bevor die Europäer sich in Afrika betätigten, und es gab natürlich auch Sklavenhandel, der teils von arabischen Händlern, teils von Warlords und afrikanischen Stämmen wie den Aschanti organisiert wurde.

Man muss aber natürlich konstatieren, dass der ostafrikanische und westafrikanische Sklavenhandel durch die Europäer oder die Araber da auch gewaltige Pullfaktoren geschaffen wurden, die überhaupt erst Sklavenrazzien in einem solchen Ausmaß ermöglichte und Ethnien wie die Aschanti oder das Reich von Dahome dazu motivierte, immer ausgedehntere Sklavenrazzien zu organisieren.

Was den Aschanti oder afrikanischen Warlords die militärische Überlegenheit verschaffte, das war einzig und allein das Schießpulver und die überlegene Waffentechnologie der Europäer- Die Europäer gingen in der Regel nicht selbst auf Sklavenrazzien aus sondern tauschten Sklaven von afrikanischen Warlords oder Stämmen wie den Aschanti ein. Da hatten natürlich beide Seiten Interesse an einem ungestörten Handel. Aber die Europäer waren eindeutig in der stärkeren Position. Sie verfügten über die überlegene Waffentechnologie, und die Warlords und Sklavenhändler waren abhängig von Waffenlieferungen der Europäer.
Wenn Warlords schwierig wurden, konnte man ihnen den Hahn zudrehen, dann machten die Faktoreien für ein paar Wochen oder auch Monate schlechte Geschäfte, die Warlords und Sklavenhändler aber wären aufgeschmissen gewesen, weil ihr ganzes Geschäftsmodell mit der Waffentechnologie stand oder fiel. So gesehen waren das sicher auch keine Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe.


Es ist auch nicht so ganz zutreffend, zu konstatieren, dass "die Afrikaner" vom Sklavenhandel profitiert hätten. Einige Häuptlinge und Warlords oder auch Stämme wie die Aschanti oder ein Sklavenhändlerstaat wie Dahome haben extrem profitiert, und die haben dann ihre Nachbarn mit Sklavenrazzien überfallen, durchaus aber auch schon mal die eigene Bevölkerung versklavt.

Für die überwältigende Mehrheit der einheimischen Bevölkerung war der Sklavenhandel der Araber und Europäer und die Razzien einheimischer Warlords eine einzige Katastrophe. Handel kam zum Erliegen, Felder wurden nicht mehr bestellt, weil die Bevölkerung floh. Die Aschanti bestanden meist darauf, mit Alkohol, Schießpulver, Werkzeugen oder Textilien bezahlt zu werden.

Glasperlen, Kauri-Schnecken, Kupferdraht oder auch bunte Stoffbahnen aus Baumwolle, "Dotis" genannt, müssen in Afrika weithin als Tauschware akzeptiert worden sein. Im ostafrikanischen Sklavenhandel wurden Sklaven mit Dotis, bunten Tüchern bezahlt. Stanley gab in seinen Büchern (Through the Dark Continent und "How I found Livingstone) Preislisten für Sklaven an. Für einen Sklaven waren je nach Alter, Geschlecht und Körperbeschaffenheit 20-100 Dotis zu zahlen. Stämme weiter im Landesinneren bestanden anscheinend auf Kauri-Schnecken, Glasperlen und Kupferdraht, Stanley bedauerte das, weil das Zeug schwerer war, als die "Dotis", wodurch die Träger natürlich stärker belastet wurden.

In Nordafrika war dagegen der Maria Theresientaler wegen seines Edelmetallgehalts begehrt. Gerhard Rohlfs erwähnte, dass die Münzen nur akzeptiert wurden, wenn sie das Todesjahr der Kaiserin Maria Theresia trugen. In Frankreich wurden im 19. Jahrhundert Münzen mit dem Bild der österreichischen Kaiserin geprägt für den Saharahandel.

Wie und warum ausgerechnet der Maria Theresientaler zum Zahlungsmittel wurde- das weiß ich leider auch nicht, aber noch im 20. Jahrhundert war er als Zahlungsmittel in Nordafrika akzeptiert.
 
Es fehlt der moralische Bezugspunkt, weil Afrika kein eigener imperialer Kulturkreis war, und Europa hatte schon länger aufgehört seine indigenen Bevölkerungen zu versklaven. Die Afrikaner sind insofern Opfer, weil sie keinen langfristigen ökonomischen und zivilisatorischen Gewinn erzielen konnten. Europäische Staaten, die ihre Bürger als Subjekte schützten versklavten Menschen, die gar keine Staatsangehörigkeit hatten und erst später Bürgerrechte hatten. Man kann also diese unterschiedlich verfassten Gebilde(Staaten) nicht als die Rechtsvorläufer aller Afrikaner bezeichnen.

In der Diplomatie-Geschichte gab es einmal die sogenannte Amityline. Man ging davon aus, dass die Welt jenseits einer bestimmten Meridianlinie sich sozusagen noch im wilden Urzustand befand, in einem Status vor der Abfassung des Gesellschaftsvertrages wie ihn Thomas Hobbes in Leviathan formulierte.

Die Linie erstreckte sich westlich vom Meridian der Azoren bis zum Wendekreis des Krebses im Süden. 1610 wurde sie erstmals in einem Vertrag zwischen England und Frankreich formuliert. Die Amityline grenzte den Geltungsbereich europäischer Friedens- und Allianzpolitik ab gegen ein Gebiet, im dem auch in Friedenszeiten der Krieg aller gegen alle niemals endete.

Jenseits der "Amityline" herrschte sozusagen das Gesetz des Dschungels, das gute alte Recht des Stärkeren, wo Absprachen und Vereinbarungen der europäischen Staatengemeinschaft keine Gültigkeit besaßen. Vertragsbruch, Sklaverei und Piraterie zwar nicht ausdrücklich erlaubt, wenn es dann aber doch geschah, so drückte man auf beiden Seiten großzügig die Augen zu, wenn Schiffe im tiefsten Frieden gekapert wurden, sofern es jenseits der Linie geschehen war.
Diese Rechtsauffassung führte dazu, dass die Kolonien und die außereuropäischen Meere und Gewässer auch im Zeitalter der Allianzen und Allianzkriege gesonderte Zonen blieben, in denen das Spiel und Gegenspiel der europäischen Mächte keine oder nur geringe Gültigkeit besaßen, in denen die Regeln der europäischen Staatengemeinschaft aufgehoben waren.

Europa hatte längst schon aufgehört, seine indigenen Bevölkerungen zu versklaven

Im 17. Jahrhundert blühten die Kolonien in Nordamerika auf. In Virginia und Maryland sorgte der Tabakboom, in den Carolinas der Anbau von Reis für wirtschaftlichen Aufschwung, und der Bedarf an Arbeitskräften war sehr groß. Bis zum letzten Drittel des 18. Jahrhunderts waren es vor allem sogenannte Indentured Servants, weniger afrikanische Sklaven, mit denen die Farmer ihre Betriebe bewirtschafteten.

Es gab viele Leute, die nicht das genug Geld für die Passage und das Startkapital nicht besaßen, um selbstständig zu werden. Es war daher üblich, dass sich die sogenannten Indentured Servants für eine bestimmte Zeit, meist sieben Jahre, als Schuldknechte bei Farmern und Handwerkern verdingten. Indentured Servitude war im günstigen Fall eine milde Lehrzeit, im schlimmsten Fall kaum von Sklaverei zu unterscheiden. Die Indentureds erhielten meist ein Stück Land und etwas Startkapital. Viele von ihnen wurden aber auch Aufseher auf Plantagen. Von diesen Indentureds gab es noch Ende des 18. Jhds. mehr als Sklaven.

Seit dem 17. Jahrhundert kam es auch vor, dass Verurteilte in die Kolonien verbannt und verurteilt wurden, für befristete Zeit, zuweilen aber auch lebenslänglich, als Indentured Servants in Westindien oder Nordamerika zu dienen. In den Jakobitenkriegen kam es vor, dass Iren oder Schotten, die sich am Aufstand beteiligten, als Schuldsklaven nach Amerika oder in die Karibik geschafft wurden. Seit 1788 entwickelte sich Australien zu einer Sträflingskolonie. Die Verurteilten wurden zur Zwangsarbeit an Farmer als Arbeitskräfte vermietet, eine Praxis, die es in bescheideneren Dimensionen bereits im 17. und 18. Jahrhundert gab.
 
Es fehlt der moralische Bezugspunkt, weil Afrika kein eigener imperialer Kulturkreis war, und Europa hatte schon länger aufgehört seine indigenen Bevölkerungen zu versklaven. Die Afrikaner sind insofern Opfer, weil sie keinen langfristigen ökonomischen und zivilisatorischen Gewinn erzielen konnten. Europäische Staaten, die ihre Bürger als Subjekte schützten versklavten Menschen, die gar keine Staatsangehörigkeit hatten und erst später Bürgerrechte hatten. Man kann also diese unterschiedlich verfassten Gebilde(Staaten) nicht als die Rechtsvorläufer aller Afrikaner bezeichnen.
Naja, Europa versklavte seine Bevölkerung vorwirgend aus religiösen Gründen nicht mehr, weil es verpöhnt war Mitchristen zu versklaven. Abgesehen davon, gab es durch die vorhandene Leibeigenschaft durch die die Unfreiheit und Anwesenheit von Arbeitskräften sicherstellte in vielen Gegenden keinen Anlass.
Die Leibeigenschaft wiederrum ist kein uraltes mittelalterliches Relikt gewesen, sondern im Besonderen östlich der Elbe verschärft die sich in der FNZ ganz erheblich, dadurch, dass durch "Bauernlegen" die Güterkomplexe der Großgrundbesitzer erweitert und der in diesen Zustand gezwungene Personenkreis stetig ausgeweitet wurde. Auch das Maß der dem Herrn geschuldeten Dienste, die Leibeigene zu erbringen hatten, wurde im 16. und 17. Jahrhundert dort massiv nach oben getrieben, so dass Ende ein erheblicher Teil der von den Leibeigenen geleisteten Arbeit unfreie Arbeit für den jeweiigen Herren war, ein zum Teil weit größerer Teil, als es im Mittelalter üblich gewesen war.

Hiinzu kommt, dass die Bevölkerung Europas insgesamt deutlich größer war, als diejenige vor allem Nordamerikas, somit mehr Arbeitskräfte vorhanden waren und vor allem auch, dass sie in Europa nicht massenweise durch Seuchen und koloniale Landnahme dahingerafft oder umgebracht wurden.
Wären in Europa dergestalt seuchenbedingt Arbeitskräfte weggestorben und hätten, die auf unfreier Arbeit basierenden Teile der Landwirtschaft aus dem Takt gebracht, hätten die europäischen Fürsten wahrscheinlich auch darüber nachgedacht, entweder von irgendwo neue Siedler für diese Gebiete zu werben und sie nach und nach in die Leibeigenschaft herabzudrücken oder von irgendwo her Sklaven anzukaufen, wenn's machbar gewesen wäre.

Die Afrikaner dürften, was den Sklavenhandel in die Amerikas angeht vor allem deswegen Opfer geworden sein, weil Westafrika, zumal wenn man die Vorteile der Passatwindzone bei der Querung des Atlantik bedenkt, relativ nah an den Amerikas drann war und von dem her von diesem Gebiet aus Überfahrtzeiten kurz waren.
Kurze Reisezeiten und hier wird es dann eine ganz einfache ökonomiche Rechnung, bedeutet dass der Anteil am Proviant an Bord eines Schiffes zu Gunsten des Frachtanteils (in diesem Fall Sklaven) reduziert werden kann.
Außerdem war auf der kurzen Strecke von Westafrika in die Karibik für die lebende Fracht, die auch ernährt werden musste, natürlich zusätzlicher Raum für Lebensmittel nötig, der sich reduzieren ließ, wenn die Strecke kurz war. Außerdem bedeutete eine zügige Überfahrt natürlich auch, dass die üblen hygienischen Bedingungen an Bord, die jederzeit zu Seuchen führen konnten, nur relativ kurz bestanden.
Relativ kurz war noch immer lange genug, dass ein erheblicher Anteil der unfreiwilligen Passagiere die Überfahrt nicht überlebte, aber mit längerer Dauer der Reise wäre auch dieser Anteil noch erheblich angestiegen.

Konzepte wie abstrakte "Staatsangehörigkeit" und "Bürgerrechte" sind hingegen eigentlich Ideen, die erst ab dem 18. Jahrhundert zunehmend umfassend ausformuliert wurden.
 
Die Afrikaner dürften, was den Sklavenhandel in die Amerikas angeht vor allem deswegen Opfer geworden sein, weil Westafrika, zumal wenn man die Vorteile der Passatwindzone bei der Querung des Atlantik bedenkt, relativ nah an den Amerikas dran war und von dem her von diesem Gebiet aus Überfahrtzeiten kurz waren.
Kurze Reisezeiten und hier wird es dann eine ganz einfache ökonomiche Rechnung, bedeutet dass der Anteil am Proviant an Bord eines Schiffes zu Gunsten des Frachtanteils (in diesem Fall Sklaven) reduziert werden kann.


Konzepte wie abstrakte "Staatsangehörigkeit" und "Bürgerrechte" sind hingegen eigentlich Ideen, die erst ab dem 18. Jahrhundert zunehmend umfassend ausformuliert wurden.

Die indigene Bevölkerung wurde in Amerika vor allem durch Krankheiten dezimiert, das geschah dann oft schon, bevor die Europäer überhaupt erst die Amerikas flächendeckend beherrscht haben.

Relativ harmlose Krankheiten wie Masern und Windpocken haben ganze Stämme dahingerafft. Afrika bot allenfalls exotische Nebenprodukte, Gold, Tierfelle, Elfenbein, seit dem 18. und 19. Jhd. auch Straußenfedern, aber der Handelsartikel Nr. 1 im 17. und 18. Jahrhundert das waren die Menschen.

Sklaven, die an ein tropisches Klima gewöhnt waren, die waren, wollte man nicht um die halbe Welt segeln, um sie zu beschaffen, nur in Afrika zu bekommen, Afrika lag in der Nähe, war über die Passatwinde gut zu erreichen, es gab ausreichend Menschen, man musste sie nicht mal selber fangen, und es gab keinen nennenswerten Widerstand, den man nicht mit überlegener Technologie hätte brechen können.

Der atlantische Dreieckshandel ergänzte sich ideal, aber das sollte nicht dazu verführen, anzunehmen, dass die Mehrzagl der Schiffe alle Stationen abfuhr, dass meinetwegen ein Schiff aus Bristol, Le Havre oder Amsterdam alle Stationen abfuhr. Dass die mit Stückgut, Alkohol, Textilen beladen lossegelten, an der westafrikanischen Küste Sklaven einkaufte, die in Amerika verkaufte usw. usw.

Nur wenige Schiffe taten das, und die meisten Schiffe fuhren nur 1-2 Stationen, segelten direkt nach Amerika oder Afrika.
 
Die indigene Bevölkerung wurde in Amerika vor allem durch Krankheiten dezimiert, das geschah dann oft schon, bevor die Europäer überhaupt erst die Amerikas flächendeckend beherrscht haben.
Ist schon klar. Ich hatte das ein wenig mit Rücksicht auf den Verdrängungsprozess in Nordamerika geschrieben, der sich ja deutlich vom Überschichtungsprozess der mittel- und südamerikanischen Kolonialgesellschaften unterscheidet.
Gerade im Gebiet der heutigen Vereinigten staaten, wurde die nocht angetroffene indigene Bevölkerung ja in weiten Teilen eben nicht versklavt, sondern von den sich ausbreitenden europäischen Siedlern vertrieben oder umgebracht.

Im Raum direkt um das karibische Meer sah das natürlich etwas anders aus.
 
Um es gleich voranzustellen: dies sollen (wie der Titel sagt) nur Anmerkungen zu diesem Thema sein.

In Hinblick auf den atlantischen Dreieckshandel bestehen in weiten Kreisen grundlegend falsche Annahmen. Der vielleicht wichtigste Aspekt hierbei ist, daß dieser Sklavenhandel den Afrikanern in irgendeiner Form aufgezwungen wurde. Tatsächlich betrieben aber afrikanische Völker, Stämme und Staaten schon Jahrhunderte vor dem europäischen Kolonialismus Sklavenhaltung und -Handel, wie z.B. die Dahomey, die Ashanti, die Königreiche Benin, Ghana und Mali, die Songhai, die Haussa, und viele weitere. Tatsächlich bildete der afrikanische Sklavenhandel geradezu die Voraussetzung für den europäischen Sklavenhandel. Es existierte bereits ein jahrhundertealtes System von Handelswegen und -orten, sowie eine ausdifferenzierte Hierarchie zwischen verschiedenen Akteuren im Sklavenhandel.

Die Sklaverei nahm einen wichtigen, zentralen Platz im Leben afrikanischer Staaten und Völker ein, er war ein zentrales gesellschaftliches Element bis hin zu dem Punkt, daß man manche afrikanische Staaten als "Sklavenhaltergesellschaft" bezeichnen kann, wie z.B. die Dahomey in Benin.

Sklaverei gab es in allen vorindustriellen Kulturen. In den meisten Ethnien konnte man Sklave werden, durch Kriegsgefangenschaft, durch Schuldknechtschaft, bei einigen Ethnien auch befristete Schuldknechtschaft über einige Jahre.

"Die Afrikaner" die gab es im Grunde nur in der Perspektive der Europäer, die natürlich nicht wegen ethnologischer Forschung gekommen war, und denen als erstes auffiel, dass die alle schwarz waren. Aber es gab kein politisches Gebilde Afrika, keine panafrikanische Identität, was es gab das waren Reiche wie das von Mali, und "die Afrikaner" sahen sich als Mandinge, Wolof, Haussa oder Fulbe, kulturell, an Sprache und Kultur, in Sitten und Gebräuchen unterschieden sie sich stärker, als ein Isländer sich von einem Griechen unterscheidet.



Homo sapiens bleibt homo sapiens, und nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, von Push an Pull, wäre es ein historisches und moralisches Wunder gewesen, wenn die Europäer nicht afrikanische Helfer gefunden hätten. Das Angebot der Europäer war durchaus verlockend, und Skrupel, traditionell verfeindete Stämme zu überwältigen und in die Slaverei zu verkaufen, hatten die ebenso wenig Skrupel wie Melac Skrupel hatte in der Pfalz zu hausen.

Der überwältigenden Mehrheit der Afrikaner, die in die Neue Welt verschleppt wurden, wurde natürlich der Sklavenhandel aufgezwungen. Oft waren das Menschen, die Hunderte von Kilometern im Landesinneren wohnten, die nie zuvor Kontakt mit Europäern hatten, die vielleicht schon einmal von ihnen gehört hatten, aber keinen kulturellen Kontakt mit ihnen hatten, und die man über Hunderte von Kilometern bis zur Küste gebracht hatte. In der Familiensaga "Roots" von Alex Haley sorgen sich Kunta Kinte und seine Leidensgenossen, was die "Tubobs" Europäer mit ihnen machen, es gibt Gerüchte, dass sie an Kannibalen verkauft werden oder selbst welche sind. Die gerieten in die Sklaverei, weil eines Tages ihr Dorf überfallen wurde, weil sie auf der Reise, auf dem Feld, bei der Arbeit von Sklavenjägern überfallen und verschleppt wurden. All die Slave Codes, Code noirs muss man schon als sehr barbarisch bezeichnen. Die Arbeitsbedingungen auf den Zuckerfeldern und in den Reissümpfen waren extrem hart.

Die Südstaaten der USA, Brasilien, Kuba, Jamaika, Hispaniola kann man als Sklavenhalter-Geseöllschaft bezeichnen, auch wenn die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung keine Sklaven besaß. Das Reich von Dahomey oder Benin waren eher Sklavenhändler- und Sklavenjäger-Kulturen, als Sklavenhalter-Gesellschaften. Ihre Macht, ihr Wohlstand basierte nicht auf der billigen Produktion von Tabak, Zuckerrohr, Reis, Baumwolle oder Indigo durch billige Arbeitskräfte, sondern auf dem Fang und Handel mit Sklaven.
 
Homo sapiens bleibt homo sapiens, und nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, von Push an Pull, wäre es ein historisches und moralisches Wunder gewesen, wenn die Europäer nicht afrikanische Helfer gefunden hätten. Das Angebot der Europäer war durchaus verlockend, und Skrupel, traditionell verfeindete Stämme zu überwältigen und in die Slaverei zu verkaufen, hatten die ebenso wenig Skrupel wie Melac Skrupel hatte in der Pfalz zu hausen.
und
Seine Essays über den arabischen Sklavenhandel Le génocide voilé („Der verschleierte Völkermord“) und Étude de la traite négrière arabo-musulmane („Studie über den arabisch-muslimischen Sklavenhandel“) wurden für den Prix Renaudot 2008 nominiert.[1] N'Diaye vertritt die These, dass der orientalische Sklavenhandel, dessen Opferzahl er auf 17 Millionen beziffert, folgenschwerer war als der atlantische Sklavenhandel.
 
Gerade im Gebiet der heutigen Vereinigten staaten, wurde die nocht angetroffene indigene Bevölkerung ja in weiten Teilen eben nicht versklavt, sondern von den sich ausbreitenden europäischen Siedlern vertrieben oder umgebracht.

Im Raum direkt um das karibische Meer sah das natürlich etwas anders aus.

Die Pequot wurden tatsächlich von der Kolonie Massachusetts in Allianz mit den Mahicans im Pequotkrieg regelrecht aufgerieben. Der Kontakt mit der indigenen Bevölkerung war aber nicht ausschließlich kriegerisch. Die Pilgerväter hätten vermutlich ohne die Unterstützung der Wampanoag Indianer den ersten Winter nicht überlebt. Auch ihr Sachem King Philipp lebte lange in Harmonie mit den Briten, das änderte sich, als die Kolonie Massachusetts immer gieriger wurde. Die Wampanoag fügten den Amerikanern im King Philipps War die gößten Verluste bei, im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Die Wampanoag wurden schwer dezimiert, teilweise deportiert und umgesiedelt. Seit Nantucket den Walfang für sich entdeckte, versorgten die Wampanoag Nantucket und New Bedford mit Harpunieren wie Tashtego, dem Harpunier des 2. Maats Stubb in Melvilles Roman Moby Dick.

Auch in Virginia war anfangs das Verhältnis zu Powhatan und dem gleichnamigen Stamm recht harmonisch. Powhatans Tochter Pocahontas heiratete den Tabakpionier John Rolfe, der Saatgut aus Hispaniola und Kuba beschaffte und den Tabakboom in Virginia begründete. Pocahontas, Squanto oder Joseph Brant von den Mohawk wurden in London empfangen.

Die mächtige Föderation der Irokesen-Liga der 5, später 6 Nationen (Mohawk Oneida, Onnandaga, Cayuga und Seneca, zu denen noch die Tuskarora stießen, war recht einflussreich, und sie waren loyale Partner der Briten, erst die amerikanische Revolution entzweite die Irokesen und zwang sie Farbe zu bekennen. Die meisten blieben auf Seite der Briten, die Tuskarora verbündeten sich mit den Amerikanern.

In dem Vorwort zu seinem Roman The Last of the Mohicans, schreibt James F. Cooper, dass sich nur die Kolonie Pennsylvania und ihr Gründer William Penn rühmen konnten, niemals einen Vertrag mit indianischen Stämmen gebrochen zu haben. Kolonien wie New York, Massachusetts, auch Virginia setzten Preise für Skalps aus, und mit Stämmen wie den Pequot verfuhr man äußerst brutal, und die Pequot wurden völlig aufgerieben. Manche Stämme wurden unzählige Male umgesiedelt. Dennoch geht es zu weit, zu sagen, dass die indigene Bevölkerung systematisch ausgerottet wurde. Einige Stämme wie die Cherokee übernahmen europäische Lebensart einige bis zur Übernahme der Sklaverei.
 
Homo sapiens bleibt homo sapiens, und nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, von Push an Pull, wäre es ein historisches und moralisches Wunder gewesen, wenn die Europäer nicht afrikanische Helfer gefunden hätten.
Naja, das Argument kann man auf so ziemlich alle Komponenten der Sklaverei anwenden. Mit Angebot und Nachfrage hätten wohl auch die Plantagenbesitzer, die Kapitäne der Sklavenschiffe etc argumentiert (oder haben sie...).

Im Zusammenhang mit Straßenbenennungen gehts ja immer um eine moralische Bewertung der Geschichte aus heutiger Sicht. Abgesehen davon ist es eine interessante Frage, die du aufwirfst. Ich weiß nicht, ob nicht der gesamt Dreieckshandel inkl Sklaverei unter den gegebenen historischen Umständen mehr oder minder unausweichlich war, weil, wie du sagst, Homo sapiens halt Homo sapiens bleibt. (Weil die biologischen Benennungsregeln eine passendere Umbenennung unserer Spezies verbietet... Bleibts halt bei "weise"... ;) ).

Dennoch geht es zu weit, zu sagen, dass die indigene Bevölkerung systematisch ausgerottet wurde.
Würdest du sagen, dass manche indigenen Völker (zB Pequot) systematisch ausgerottet wurden?

EDIT & P.S.:
Ich merk erst jetzt, das ich mit den Straßennamen im falschen Thread bin. Ignoriert den Bezug, sry.
 
Zuletzt bearbeitet:
Würdest du sagen, dass manche indigenen Völker (zB Pequot) systematisch ausgerottet wurden?

EDIT & P.S.:
Ich merk erst jetzt, das ich mit den Straßennamen im falschen Thread bin. Ignoriert den Bezug, sry.


Ich bin nun wirklich kein Experte für den Pequot-Krieg. Mit den Pequot wurde äußerst rücksichtslos verfahren, die Kolonie Massachusetts drängte Indianerstämme dazu, flüchtige Pequot, die sie aufgenommen hatten zwangsweise zu assimilieren, so dass der Stamm der Pequot bereits Ende des 17. Jahrhunderts völlig ausgelöscht wurde.

Dennoch würde ich der These, dass es einen Masterplan zur Ausrottung der Pequot gab, widersprechen. Über diesen Krieg, seine Ursachen und Motive ist viel gestritten worden. Die ältere Forschung hat vielfach das Bild von Zeitgenossen vom satanischen Indianer übernommen, der das von Gott gewollte Gemeinwesen bedrohte, während Ethno-Historiker das Bild zeichneten eines landgierigen, rachedurstigen und selbstgerechten Massachusetts. Land und Expansionsdrang spielten sicher eine Rolle, die massiv zur Eskalation beigetragen hat. Im Gegensatz zu den Powhatan zehn Jahre früher, hatten die Pequot keine aggressiven Absichten gegenüber der Kolonie.

Andererseits scheint es fragwürdig, die Ängste der Kolonisten so völlig unberücksichtigt zu lassen, wie es viele der jüngeren Publikationen getan hat. Einige Jahre zuvor gab es in Virginia einen sehr blutigen Indianerkrieg, und parallel zum Pequot-Krieg tobte der englische Bürgerkrieg, und die Kolonien konnten sich ausrechnen, dass sie vom Mutterland keinerlei Unterstützung erwarten konnten und sozusagen mit dem Rücken zur Wand standen.
In der Region, nördlich von Nieuw Nederland, gab es zwei mächtige Stämme: Die Pequot und die Narragensett. Beide Stämme hatten sich schon vor Ankunft der Europäer heftig bekriegt, und beide haben sich dabei europäische Verbündete gesucht. Die Pequot verbündeten sich mit den Niederländern, die Narragensett mit den Briten.
 
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