Ave Boiorix,
Boiorix schrieb:
...Vielen Dank für die Hinweise, aber die von mir aufgeworfenen
Probleme sind damit nicht erledigt.
....Und die vermeintliche Verwirrung durch unterschiedliche Überlieferungstrümmer ist
keine Erklärung für den jammervollen Beweisstand in Bezug auf die eiserne Behauptung
"Dietrich v.Bern = Theoderich".
Diese Gleichung ist kein Beweis, sondern die Frage selbst
....Feine Beweisführung....
In Bezug auf die historischen Hintergründe des NL etwas zu beweisen oder zur erledigen,
ist kaum möglich. Es geht nur um Wahrscheinlichkeiten.
Boiorix schrieb:
...Wenn ich Deine Gesamtfeststellung über die Materialvielfalt ernst
nehme, dann ist die ganze Diskussion überflüssig. Du nimmst aber trotzdem daran Teil.
....
Wenn Du auf „Beweise" abstellst, dann ist sie in der Tat überflüssig. Zumindest beim
Stand der Unterfütterung durch z.B. archäologische Realien.
Boiorix schrieb:
...Ich warte im Übrigen immer noch auf Deine Stellungname zu dem von
mir vorgelegten kaukasisch-kaspischen Material .
Schliesslich warst Du der Einzige, der erklärte, es überzeuge ihn nicht.Also? Warum
nicht? ....
Warum nicht Richard Löwenherz? Den hatten wir ja auch schon hier.
Und warum nicht der Kaukasier? Weil er himmelweit dahergeholt kommt,
Wahrscheinlichkeit gegen Null gehend, das er der historische Urheber wäre.
Das NL/Edda ist ein germanisch/skandinavisches Epos, kein kaukasisches.
Selbst wenn er irgendeinen kulturellen Einfluss auf dass NL hatte, er ist sicher nicht
der älteste Urheber der Siegfriedsage. Und nur um den geht es mir.
Im Prinzip gibt es vier Gruppen von Erklärungsmodellen:
(a) vorgeschichtlich mythische Erklärungen, Anlehnung an germanische Götterwelten
(b) antike Ursprünge, Arminius, Civilis etc.
(c) völkerwanderungszeitliche Erklärungen, Chlodwig/Sigibert/Theoderich/Attila etc.
(d) mittelalterliche Anlehnungen
Die mittelalterlichen Anlehnungen kannst du für historische (! aber nicht für philologische) Untersuchungen getrost vergessen,
sie sind alle später angesetzt worden, das NL ist in seinem historischen Kern mindestens völkerwanderungszeitlich.
Was nun von den Autoren Mone, Giesebrecht, Höfler u.a. gezeigt wurde ist, dass die zugrunde
liegende Überlieferung für das NL im 5.ten Jahrhundert fertig war, d.h. alle Topoi
waren drin eingebaut und wurden fortmehr nur durch die jeweiligen Zeitbezüge aktualisiert.
Aber: Sie hatten zu diesem Zeitpunkt schon eine erhebliche Entwicklungsgeschichte hinter sich,
die weit ältere antike Sagenkreise umfasste.
Die Franken, ein Zusammenschluss östlich des Rheines lebender Stämme und die
ab etwa 200 n.Chr. fassbar werden, hatten das damals noch frische Sagengut u.a. um Arminius mitgebracht und zu ihrer eigenen Sagenwelt weiterentwickelt, welche sich weitere zwei Jahrhunderte später in der Völkerwanderungszeit zu einem Sagengebilde endgültig verfestigt hatte, dass von da an, mit vergleichweise wenig Änderungen, weitertradiert wurde und um 1200 die uns heute bekannte Schriftlichkeit erlangte.
Die im 5.Jhd. weitgehend verfestigten Sagen weisen bereits erhebliche historische Inkonsistenzen auf,was sowohl die Orte, die handelnden Personen und deren Lebenszeiten angeht. Das ist u.a. ein Hinweis darauf, dass diese historischen Personen bereits einem lange vorher bestehenden Topos aufgesetzt wurden und nicht selbst die Urheber der Kernsage waren.
Und das haben schon Mone und Giesebrecht gezeigt, aber natürlich auch Höfler oder
Schmich und einige andere auch. Wobei ich die zweite Hauptthese, nämlich die
völkerwanderungszeitlichen die Chlodwig/Sigibert-Gruppe der Thesen, hier mal anderen zu
stützen überlasse.
Ich hatte dass mal in einem älteren Thread angedeutet,
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=139434&postcount=90
womit ich das Rad aber auch nur zum fünftenmal erfunden hatte, denn Mone und
Giesebrecht konnten dass schon 177 Jahre früher viel besser als ich.
Tannhäuser schrieb:
öh Trajan... weißt Du, daß das Buch in einem rechtsextremistischen Verlag erschienen ist?
Ich will es nicht beurteilen, ohne es gelesen zu haben, aber generell sollte mana bei solchen Firmen schon Vorschicht walten lassen...
Du meinst Otto Schmich? Naja, da steht Eigenverlag. Aber natürlich bin ich bei solchen Verlagsangaben misstrauisch. Wie üblich habe ich es per Fernleihe bei der Uni bezogen.
Aber ich war ganz ehrlich positiv überrascht über dass hohe Niveau des Buches.
Ein paar Kostproben hat der Autor unter
http://www.ingeborgschmich.de/Nibelungen/ zu bieten (siehe auch Link Aufsätze).
Man muss ihm, wie bei jedem anderen Autor auch, ja nicht in allem folgen.
Beste Grüsse, Trajan.