Ernennung zum Präfekten von Ägypten: Beförderung oder Beleidigung?

Grmpf - Dir ist schon klar, daß wir hier letztlich vom selben Oberbefehlshaber reden?
Fakt ist, daß der Präfekt Ägyptens die Getreidezufuhr blockieren konnte. Und daß er zu wenig Legionen hatte, um aktiv groß was zu machen.
Virtuelle Geschichte: Wenn ich Rom die Getreidezufuhr abschneide, es dann schaffe, die Legionen in Syrien auf meine Seite zu ziehen, dann werde ich auch in Ägypten schnell zu einer großen Gefahr. Wäre im Prinzip die Umkehrung der Usurpation Vespasians gewesen, der von Syrien aus auch die Unterstützung der Legionen Ägyptens bekam.
Aber offenbar genug - Vespasian ist Kaiser geworden.
Aber nicht, weil er in Syrien mit 3 Legionen eine so bedeutend größere Macht beisammen hatte, wie in Ägypten.
Und andere Generäle haben es auch mit drei Legionen probiert.
Es gibt kein Minimum an Legionen, die man für eine Usurpation brauchte. Der Aufstand des Vindex gegen Nero 68 n. Chr. war von der Zahl der Legionen her nicht so wirklich überragend. Dennoch ist es passiert.
Während m. W. Ägypten nie Ausgangspunkt eines Aufstands- /Nachfolge-Versuchs war.
Was, wie oben dargelegt, nicht an der mangelnden Zahl der Truppen lag, sondern an der Tatsache, dass es bis ca. 200 n. Chr. einfach undenkbar war, dass ein Ritter mit Erfolg einen Aufstand durchführen konnte. Und genau deswegen blieb Ägypten für Senatoren tabu.
 
... einfach undenkbar war, dass ein Ritter mit Erfolg einen Aufstand durchführen konnte.
Das Argument kam ja schon oben - und ich habe es irgendwie nicht wirklich wahrgenommen ...:hmpf:

Und das ist in der Tat wesentlicher als der Unterschied zwischen zwei oder drei Legionen.
 
Kannst du das mal etwas genauer ausführen?

Leider ist nicht viel mehr dazu zu sagen. In den sehr fragmentarischen Acta Isidori wird Kaiser Claudius zwei- oder dreimal mit der anschuldigung zitiert, der wegen anstiftung von judenpogromen angeklagte Isidoros, gymnasiarch aus Alexandria, sei an Macros vernichtung beteiligt gewesen, wie auch immer das zu verstehen sein mag, denn Josephus, Cassius Dio etc. stimmen darin überein, dass Macro und seine frau selbstmord begingen bzw. auf Caligulas befehl dazu gezwungen wurden. Diese bemerkung weist nach meiner auffassung darauf hin, dass Macro nach seiner ernennung zumindest in Ägypten angekommen war, auch wenn er vielleicht das amt nicht mehr übernahm (sein freund Flaccus, selbst unglücklicher Präfekt von Ägypten, reflektiert über Macros schicksal ausführlich bei Philo), denn Isidoros scheint Alexandria in dieser zeit nicht verlassen zu haben.

Ein fragment der Acta Isidori weist bezeichnenderweise darauf hin, dass der verhandlung auch Claudius Balbillus beiwohnte, der onkel von Macros frau, den Claudius im berühmten "Brief an die Alexandriner" später seinen persönlichen freund nennt.

Kurz und gut: die ernennung zum Präfekten von Ägypten war gewöhnlich eine ehrenvolle beförderung und keine abschiebung. Deswegen verstehe ich das urteil der historiker nicht recht, die darin eine vorsätzliche kränkung für Macro sehen wollen.

- Lalaith
 
Kurz und gut: die ernennung zum Präfekten von Ägypten war gewöhnlich eine ehrenvolle beförderung und keine abschiebung. Deswegen verstehe ich das urteil der historiker nicht recht, die darin eine vorsätzliche kränkung für Macro sehen wollen.

- Lalaith
Kränkung ist immer eine Frage der Perspektive. Wenn ich Prätorianerpräfekt bin und zudem - vielleicht durch den Mord an Tiberius - auch Königsmacher von Caligula (wurde oben ja auch schon angedeutet), dann kann man die Präfektur eben als Kränkung empfinden, war vielleicht sogar von Caligula so gedacht gewesen. Und vielleicht basiert darauf das Urteil der Historiker?
Andererseits finde ich es immer noch seltsam, wenn es wirklich als Entfernung einer unliebsam gewordenen Person vom Hof gedacht und von Marcro auch so empfunden werde konnte, dass man diese Person dann nach Ägypten mit all seiner Bedeutung für Rom abschob. Als Kaiser hätte ich in Ägypten eine Person gewollt, die mein vollstes Vertrauen besitzt und nicht eine, die mir u.U. wegen der Entfernung vom Hof grollt.
 
Andererseits finde ich es immer noch seltsam, wenn es wirklich als Entfernung einer unliebsam gewordenen Person vom Hof gedacht und von Marcro auch so empfunden werde konnte, dass man diese Person dann nach Ägypten mit all seiner Bedeutung für Rom abschob. Als Kaiser hätte ich in Ägypten eine Person gewollt, die mein vollstes Vertrauen besitzt und nicht eine, die mir u.U. wegen der Entfernung vom Hof grollt.

Man sollte bedenken das es unter den ersten zwei Kaisern der Julisch-Claudischen zu keinen Umsturzversuch aus den Provinzen heraus gegen sie gekommen ist. Erst unter Nero kam es bei den Provinzstatthaltern und Legionskommandeuren in "Mode" gegen die Zentralgewalt in Rom zu revoltieren (Vindex, Galba). Die Politik wurde damals vor allem in Rom bestimmt. Warum sollte Caligula nicht einen ihn unbequemen Mann nach Ägypten wegloben und ihn somit vom Zentrum der Macht entfernen und diesen gleichzeitig mit einem verantwortungvollen Posten entschädigen? Für Marco aber wohl nicht genug.

Vielleicht auch nicht für Caligula, wenn man die unklaren Umstände zu Marcos Tod bedenkt.
Wäre es auch nicht möglich das Caligula glaubte Marco würde sich mit einem Posten in der Provinz zufrieden geben, bekam aber nach der Ernennung Marcos zum Präfekten von dessen "Kränkung" Wind und entschied erst dann einen solchen Posten unmöglich einen Mann anzuvertrauen dessen Loyalität nicht mehr gewärleistet ist, so das die letzte Konsequenz darin liegt, das Marco eher über die Klinge springen musste?
 
Man sollte bedenken das es unter den ersten zwei Kaisern der Julisch-Claudischen zu keinen Umsturzversuch aus den Provinzen heraus gegen sie gekommen ist. Erst unter Nero kam es bei den Provinzstatthaltern und Legionskommandeuren in "Mode" gegen die Zentralgewalt in Rom zu revoltieren (Vindex, Galba).
Unter Caligula gabs höchst wahrscheinlich eine große Verschwörung, an der das Heer in Germanien beteiligt war (Quellenlage schlecht, deswegen nicht sicher, aber sehr wahrscheinlich).
Zu Beginn der Herrschaft des Claudius gabs dann sicher einen Umsturzversuch eines L. Arruntius Furius Camillus Scribonianus, Statthalter in Dalmatien.

Die Politik wurde damals vor allem in Rom bestimmt. Warum sollte Caligula nicht einen ihn unbequemen Mann nach Ägypten wegloben und ihn somit vom Zentrum der Macht entfernen und diesen gleichzeitig mit einem verantwortungvollen Posten entschädigen? Für Marco aber wohl nicht genug.
Vielleicht auch nicht für Caligula, wenn man die unklaren Umstände zu Marcos Tod bedenkt.
Wäre es auch nicht möglich das Caligula glaubte Marco würde sich mit einem Posten in der Provinz zufrieden geben, bekam aber nach der Ernennung Marcos zum Präfekten von dessen "Kränkung" Wind und entschied erst dann einen solchen Posten unmöglich einen Mann anzuvertrauen dessen Loyalität nicht mehr gewärleistet ist, so das die letzte Konsequenz darin liegt, das Marco eher über die Klinge springen musste?
Wäre gut möglich.
 
Man sollte bedenken das es unter den ersten zwei Kaisern der Julisch-Claudischen zu keinen Umsturzversuch aus den Provinzen heraus gegen sie gekommen ist. Erst unter Nero kam es bei den Provinzstatthaltern und Legionskommandeuren in "Mode" gegen die Zentralgewalt in Rom zu revoltieren (Vindex, Galba). Die Politik wurde damals vor allem in Rom bestimmt. Warum sollte Caligula nicht einen ihn unbequemen Mann nach Ägypten wegloben und ihn somit vom Zentrum der Macht entfernen und diesen gleichzeitig mit einem verantwortungvollen Posten entschädigen? Für Marco aber wohl nicht genug.

Vielleicht auch nicht für Caligula, wenn man die unklaren Umstände zu Marcos Tod bedenkt.
Wäre es auch nicht möglich das Caligula glaubte Marco würde sich mit einem Posten in der Provinz zufrieden geben, bekam aber nach der Ernennung Marcos zum Präfekten von dessen "Kränkung" Wind und entschied erst dann einen solchen Posten unmöglich einen Mann anzuvertrauen dessen Loyalität nicht mehr gewärleistet ist, so das die letzte Konsequenz darin liegt, das Marco eher über die Klinge springen musste?

Eine rationale entscheidung ist nicht unbedingt das, was man bei Caligula erwarten darf. Aber wenn wir davon ausgehen, er hätte nachvollziehbare motive gehabt, warum musste dann auch Macros frau Ennia Thrasylla über die klinge springen, und was hatte Isidoros von Alexandria damit zu tun? Die geschichte, Thrasylla sei eine mätresse Caligulas gewesen, wird von den wenigsten heutigen historikern geglaubt, genauso wenig wie Suetons märchen, Macro habe den alten Tiberius mit einem kissen erstickt. Und weshalb die beförderung auf die höchste und angesehenste erreichbare präfektur dann als beleidigung oder gar "abschiebung" aufgefasst wird (übrigens auch im Wikipedia-eintrag zu Naevius Macro), ist mir immer noch nicht klar.
 
Und weshalb die beförderung auf die höchste und angesehenste erreichbare präfektur dann als beleidigung oder gar "abschiebung" aufgefasst wird (übrigens auch im Wikipedia-eintrag zu Naevius Macro), ist mir immer noch nicht klar.
Weil es eine Frage der Perspektive ist. Die Präfektur von Ägypten ist vielleicht das höchste Amt in der Reichsverwaltung, das ein Ritter erreichen konnte. Die Prätorianerpräfektur aber vielleicht insgesamt das höchste vorstellbare Amt. Und wenn du an der Spitze bist, dann geht's eben nur noch abwärts. Vielleicht empfand Marcro dies so. Es war also nicht grundsätzlich eine Beleidigung oder Abschiebung, sondern einfach im Spezialfall Marcro.
 
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