Ethnogenese und frühe Geschichte der Goten

Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Basterna von zwei Tieren nicht "getragen=portata" sondern "transportiert, fortbewegt=deportata" ist.


Warum nicht "getragen"? "Deportata" heißt doch genaugenommen "weggetragen"/"davongetragen" - jedenfalls nicht "gezogen"...


Ich überlasse Dir, den Satz in gutes Deutsch zu übersetzen, denn die "strumentis" sind zu viel für mich.


"Strumentum" ist spätlatein für "instrumentum" = Ausrüstung, Ausstattung, Kleidung. Hier wohl "mit weicher Ausstattung/Auskleidung" zu übersetzen.


Und bei << Definición de basterna >> findest Du in erster Linie die Definition: "carro peculiar de los antiquos basternas."
( Veröffentlichungsrechte für diesen Satz : Real Academia Espanola)


Logisch, das ist ein Wörterbuch der spanischen Sprache. Solange es keinen Hinweis dafür gibt, daß in lateinischen Texten die basterna einen Karren bezeichnet, ist das für unsere Zwecke wertlos.


Bei << Imagen al azar basterna. Fotografía y ilustración de basterna. >> dagegen findest Du das Relief einer angeblichen Basterna, mit zwei Rädern zeigt, anscheinend eine Art Wohnwagen.


Lieber Boiorix, das ist doch keine Basterna. Wenn ich Deinem Link auf die Originalseite folge, finde ich folgende Bildunterschrift:

FIG. 247
A FAMILY TRAVELING IN THE CARPENTUM
From a relief now in the Louvre, Paris.

Hier handelt es sich um ein carpentum, einen zweirädrigen Karren.

Was die basterna betrifft, so sagt der darüberstehende Text klar und eindeutig, daß es sich um eine Sänfte handelt, die von Maultieren getragen wurde:
The lectīca was sometimes used for short journeys, and in place of the six or eight bearers, mules were sometimes put between the shafts, one before and one behind, but not until late in the Empire. Such a litter was called basterna.

Nur zur optischen Veranschaulichung:
http://www.mediterranees.net/civilisation/Rich/Illustrations/amites.gif
Falls der Link nicht laufen will:
Amites

Tatsächlich scheint Basterna ein Lehnwort mit griechischer Wurzel zu sein, was vermuten lässt, dass die Bastarnen ihre Bezeichnung von diesen und nicht von Lateinern erhielten.
[...]
Unter diesen Umständen darf ich doch wohl die Vermutung äussern [...]


Wenn diese auf einer Vermutung basierende Vermutung stimmen sollte, dann wäre es unsinnig, die Etymologie der Bastarnen bei der lateinischen basterna zu suchen. Vielmehr würde ich Dir empfehlen, nach der griechischen Bedeutung zu suchen, bevor Du Vermutungen äußerst, welche auf Vermutungen basieren, die wiederum auf Vermutungen basieren.


Jedenfalls ein rauher Ton, den Du da anschlägst.

Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus.


Aber unmittelbar vor diesem Text schreibt er:
"(46) Hic Suebiae finis. (also die Grenze der eindeutig germanischen Bexölkerung.)


Und weiter? Die Grenze der eindeutig germanischen Bevölkerung ist ja nicht die Grenze der eindeutig seßhaften Bevölkerung. Die Peukiner/Bastarnen sind laut Tacitus in derselben Weise seßhaft wie die Germanen.


Und Tacitus nimmt ganz eindeutig hier nicht Stellung, nicht einmal in der Frage, ob die (natürlich sesshaften) Bewohner der Insel Peuke nun Bastarnen sind oder nicht.


Er nimmt noch nicht einmal Stellung dazu, ob die Peukiner identisch sind mit den Bewohnern der Insel Peuke. Von einer Insel Peuke schreibt er nämlich gar nichts. Es wäre zwar denkbar, daß die Peukiner ein Teilstamm der Bastarnen waren, doch Tacitus macht keine Andeutung in diese Richtung. Nach seinen Informationen wurden die Begriffe "Peucini" und "Bastarnae" offensichtlich deckungsgleich gebraucht.


(Übrigens muss dann ja wohl das "sordes omnium et torpor procerum" auch für alle Germanen gelten ?)


Wieso?

Ich will mich auf meine Übersetzung nicht unnötig versteifen, vielleicht könnte man die "conubiis mixtis" tatsächlich auf "procerum" beziehen - dazu müßte man die Interpunktion anders setzen: "sordes omnium et torpor / procerum conubiis mixtis..."
Dann würde sich "torpor" allerdings auf "omnium" beziehen. Möglich wär's, aber "sordes omnium / torpor procerum" scheint mir naheliegender zu sein.


Mit dem oben von mir unterstrichenen Satz beziehst Du Dich auf das "...in Sarmatarum habitum foedantur."?
Da hast Du "nonnihil" vergessen. Es sind blos "Einige", die aussehen wie Sarmaten.


"Nonnihil" heißt nicht "einige", aber das weißt Du eigentlich selber.


Und nicht Tacitus werfe ich Rassismus vor, sondern den deutschen Übersetzern des 19. Jh, deren Werke immer noch unkritisch benutzt werden. Wie sagt doch die von Dir herangezogene Übersetzung?
Zitat://...in ihrem Aussehen neigen die Peukiner infolge von gegenseitigen Heiraten ziemlich zu dem garstigen Wesen der Sarmaten.//Ende

"...neigen...zu dem garstigen Wesen der Sarmaten."
Also nicht nur das Aussehen, das ganze "Wesen" der Sarmaten ist "garstig" d.h. "hässlich, abstossend, ekelhaft, böse" laut "Deutsches Wörterbuch Wahrig".
Wenn das kein Rasissmus ist?


Das "garstige Wesen" ist doch klar und eindeutig auf das Aussehen bezogen und sonst auf gar nichts. Wenn Du nicht immer gar zu viel aus den Texten herausinterpretieren würdest, was nicht drinsteht, könnte Deine Galle öfters da bleiben, wo sie hingehört.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Immer noch die Bastarnen

Hyokkose
Zunächst ein Dankeschön für Deine Richtigstellung der Bildbezeichnung und der spanischen Information.Mir war bei der Bildunterschrift tatsächlich nicht ganz wohl, aber im Gegensatz zu Dir gelang es mir nicht, den link weiter zu verfolgen. Es bleibt freilich immer noch die Einteilung Isidors, wonach die Bastarna ein Fahrzeug und keine Sänfte ist. Aber sei's drum, ich gebe mich geschlagen.
Dass sie allerdings ausschliesslich ein Luxusgerät für römische Damen gewesen sein soll, das halte ich für unwahrscheinlich. Dagegen spriht nicht nur die Weiterentwicklung zum französischen “bât = Trgsattel” und “b^t-flank =Pritsche”,sondern auch das lateinische “Bastaga”.
Ich hatte dazu geschrieben:
//Tatsächlich scheint Basterna ein Lehnwort mit griechischer Wurzel zu sein, was vermuten lässt, dass die Bastarnen ihre Bezeichnung von diesen und nicht von Lateinern erhielten.
Bei letzteren gab es aber das Wort "Bastaga =Aktion oder Funktion: Gepäcktransport für den Fürsten, den Staat oder die Armee. "
Dessen Vorsteher : "Bastagarius." //

Du antwortest darauf:
//Wenn diese auf einer Vermutung basierende Vermutung stimmen sollte, dann wäre es unsinnig, die Etymologie der Bastarnen bei der lateinischen basterna zu suchen. Vielmehr würde ich Dir empfehlen, nach der griechischen Bedeutung zu suchen, bevor Du Vermutungen äußerst, welche auf Vermutungen basieren, die wiederum auf Vermutungen basieren.//
Nun, ich hätte auch statt “scheint” schreiben können “ist”, denn alle Wörterbücher die der Herkunft nachgehen, sind der Meinung, dass “Basterna” und “Bastaga” auf griechisch “bastidzein= tragen” zurückzuführen sei.
(Mein Konjunktiv 'scheint” sollte gerade den Vorwurf der unbegrüdeten oder schlechtbegründeten Vermutung verhindern, den er anscheinend nun provoziert hat. Mein Pech.)
Die Bastarnen wären also demnach “Träger”. Das ist eine Gruppenbezeichnung, kein ethnischer Name.
Das rechtfertigt nach meiner Meinung die Annahme, dass es sich hier nicht um echte “Wagenbewohner-Nomaden” handelt, sondern um Hirtenvölker. Ich hatte in diesem Sinne, nicht zum ersten Mal, geschrieben:
//Unter diesen Umständen darf ich doch wohl die Vermutung äussern, dass Bastarnen wenigstens ein Hirtenvolk mit Sommer- und Winterweide waren, wenn auch vieleicht keine echten Nomaden. Aber wo ist da die Grenze?
Ich gehe wohl auch nicht fehl, wenn ich sie mit den skythischen "Georgoi" (Viehzüchter) in Parallele setze, die von Herodot sowohl von den "Aratores" wie von den echten "Nomaden" unterschieden werden. Eine bestimmte Natur bringt eben bestimmte Wirtschaftsformen hervor.//

Eine derartige “Transhumance” findet dort statt, wo unterschiedliche topographische Verhältnisse herrschen, also nicht in der einheitlich ebenen Steppe. Ich schliesse also aus der Bezeichnung der Bastarnen, dass sie mit Saumtieren zu wandern pflegten, auf Wegen, die für Karren ungeeignet waren.
(Wirst Du nun wieder feststellen: //Ich empfehle Dir, Deine Phantasie einzuschränken...... Damit ersparst Du Dir nutzlose Spiegelfechtereien.// , welches letztere Wort übrigens nicht so ganz der richtige Ausdruck für die Äusserung einer heterodoxen Meinung ist. Du hast mich bei Gelegenheit auf den Duden verwiesen. Ich kann Dir hier nur diesen Rat zurückgeben.)


Ich habe aus den Formulierungen bei Tacitus geschlossen, dass er sich hier bei Peucinen und Bastarnen nicht recht sicher sei, welcher Gruppe sie zuzuordnen seien, Germanen oder Sarmaten, und dass er deshalb gleich anschliessend seine Definition der beiden Gruppen liefert, und es dem Leser überlässt, sich zu entscheiden.
Ich hatte geschrieben; “Tacitus nimmt ganz eindeutig hier nicht Stellung, nicht einmal in der Frage, ob die (natürlich sesshaften) Bewohner der Insel Peuke nun Bastarnen sind oder nicht.”
Darauf antwortet nun Hyokkose mir:
//'Er nimmt noch nicht einmal Stellung dazu, ob die Peukiner identisch sind mit den Bewohnern der Insel Peuke. Von einer Insel Peuke schreibt er nämlich gar nichts. Es wäre zwar denkbar, daß die Peukiner ein Teilstamm der Bastarnen waren, doch Tacitus macht keine Andeutung in diese Richtung. Nach seinen Informationen wurden die Begriffe "Peucini" und "Bastarnae" offensichtlich deckungsgleich gebraucht.”// (Unterstreichung von mir)
Nun, ich meine ( wieder eine unbewiesene Behauptung meinerseits), dass der gebildete Tacitus Strabo gelesen hat, auch wenn er ihn nicht nennt.( Von irgendwo müssen seine Nachrichten ja stammen, nicht nur vom Hörensagen.) Sehen wir also zu, was er dort finden konnte:

Strabo:// VII,3,1 Now the parts that are beyond the Rhenus and Celtica are to the north of the Ister; these are the territories of the Galatic and the Germanic tribes, extending as far as the Bastarnians and the Tyregetans and the River Borysthenes. VII,3,2....and the Romans have not yet advanced into the parts that are beyond the Albis; and likewise no one has made the journey by land either. However, it is clear from the "climata" and the parallel distances that if one travels longitudinally towards the east, one encounters the regions that are about the Borysthenes and that are to the north of the Pontus; but what is beyond Germany and what beyond the countries which are next after Germany — whether one should say the Bastarnae, as most writers suspect, or say that others lie in between, VII,3,3....the poet connected with the Mysi the "Hippemolgi" and "Galactophagi" and "Abii," who are indeed the wagon-dwelling Scythians and Sarmatians. For at the present time these tribes, as well as the Bastarnian tribes, are mingled with the Thracians (more indeed with those outside the Ister, but also with those inside). And mingled with them are also the Celtic tribes — the Boii, the Scordisci, and the Taurisci. VII,3,13....the Getae are better known because the migrations they make to either side of the Ister are continuous, and because they are intermingled with the Thracians and Mysians. And also the tribe of the Triballi, likewise Thracian, has had this same experience, for it has admitted migrations into this country, because the neighbouring peoples force them to emigrate into the country of those who are weaker; that is, the Scythians and Bastarnians and Sauromatians on the far side of the river often prevail to the extent that they actually cross over to attack those whom they have already driven out, and some of them remain there, either in the islands or in Thrace, VII,3,15 Near the outlets of the Ister River is a great island called Peuce;and when the Bastarnians took possession of it they received the appellation of Peucini. There are still other islands which are much smaller; some of these are farther inland than Peuce, while others are near the sea, for the river has seven mouths. The largest of these mouths is what is called the Sacred Mouth, on which one can sail inland a hundred and twenty stadia to Peuce. It was at the lower part of Peuce that Dareius made his pontoon-bridge.. VII,17 Now the whole country that lies above the said seaboard between the Borysthenes and the Ister consists, first, of the Desert of the Getae; the the country of the Tyregetans;and after it the country of the Iazygian Sarmatians and that of the people called the Basileians and that of the Urgi,who in general are nomads, though a few are interested also in farming; these people, it is said, dwell also along the Ister, often on both sides. In the interior dwell, first, those Bastarnians whose country borders on that of the Tyregetans and Germans — they also being, one might say, of Germanic stock; and they are divided up into several tribes, for a part of them are called Atmoni and Sidoni, while those who took possession of Peuce, the island in the Ister, are called "Peucini," whereas the "Roxolani" (the most northerly of them all) roam the plains between the Tanaïs and the Borysthenes //Ende
Ich habe geschrieben // Ich habe wiederholt bemerkt, dass ich die Mehrheit der Bastarnen für germanophon hielte, und das ist ja heute das einzige Kriterium. Allerdings nicht Alle.)
Ich habe an anderer Stelle sogar behauptet, dass "Gotisch" nach meiner Meinung auf die Bastarnen zurückginge, und nicht auf ein Häuflein skandinavischer Abenteurer.
Aber die Römer hatten eben nicht dieses Kriterium, und deswegen finden wir bei ihnen auch durchweg einen Unterschied zwischen Goten und Germanen. //

Nun, die Roxolanen sind eindeutig Sarmaten, und wenn ihr Verhältnis zu den anderen Bastarnen bei Strabo nicht ganz klar ist, so ist wennigstens der Fall der Sidonen klar. Diese werden von ihm selber an anderer Stelle als Thraker bezeichnet und gelten als Teil der Grossgruppe der Edonen. Und wenn die Elemente thrakischer Sage bei Jordanes nicht reines Buchwissen sind, dann sind diese “Thrakischen Bastarnen” wohl für die Überlieferung zu den Visigothen verantwortlich.
Soviel zur Situation der Bastarnen und anderer Völker da in der “Wilden Walachei”. Was aber den Schluss Deines Postings angeht, so kann ich nicht umhin, da noch eine Bemerkung anzubringen, obwohl, das gestehe ich Dir zu, das mit dem eigentlichen Thema dieses Threads nur marginal zusammenhängt.
Du zitierst mich da,:/:Zitat:
Und nicht Tacitus werfe ich Rassismus vor, sondern den deutschen Übersetzern des 19. Jh, deren Werke immer noch unkritisch benutzt werden. Wie sagt doch die von Dir herangezogene Übersetzung?
Zitat://...in ihrem Aussehen neigen die Peukiner infolge von gegenseitigen Heiraten ziemlich zu dem garstigen Wesen der Sarmaten.//Ende

"...neigen...zu dem garstigen Wesen der Sarmaten."
Also nicht nur das Aussehen, das ganze "Wesen" der Sarmaten ist "garstig" d.h. "hässlich, abstossend, ekelhaft, böse" laut "Deutsches Wörterbuch Wahrig".
Wenn das kein Rasissmus ist?

Und Du kommentierst:
Hykkose://Das "garstige Wesen" ist doch klar und eindeutig auf das Aussehen bezogen und sonst auf gar nichts. Wenn Du nicht immer gar zu viel aus den Texten herausinterpretieren würdest, was nicht drinsteht, könnte Deine Galle öfters da bleiben, wo sie hingehört.//
Dass das lateinische Text der Germania sich nur auf das Aussehen der Bastarnen bezieht, das ist klar. Aber ich mache ja Tacitus keinen Vorwurf, sondern beschuldige die Übersetzer den Text entstellt zu haben. “Wesen” ist die Übersetzung von “Natura”, und nach Meinung dieses Übersetzers sind die Sarmaten eben “von Natur aus garstig, d.h. hässlich, abstossend, ekelhaft, böse”. Das stammt aus der gleichen Giftküche wie “Am Doitschen Wesen soll die Welt genesen”, was blos ein paar Glatzköpfe heute noch glauben. Aber die Situation ist nicht immer so klar wie hier. Gerade auf diesem sensiblen Gebiet gibt es eine ganze Reihe von “wissenschaftlichen Fakten” die , geht ma ihnen nach, sich als Topoi aus gerade diesem Geiste entpuppen.
Koreaner mögen darüber hinwegsehen, ich kann's Hallonicht.

Alles Gute, Hyokkose

Boiorix


P.S.. Ich habe “nonnihil” mit “einige” übersetzt, und Du anrwortest mir: //"Nonnihil" heißt nicht "einige", aber das weißt Du eigentlich selber."// Ich weiss es nicht, denn in meinem Wörterbuch heisst es: “Nihil non =Alles”, aber “non nihil = Etwas” ( “non nihil temporis = einige Zeit”)
 
Nun, ich hätte auch statt “scheint” schreiben können “ist”, denn alle Wörterbücher die der Herkunft nachgehen, sind der Meinung, dass “Basterna” und “Bastaga” auf griechisch “bastidzein= tragen” zurückzuführen sei.


Bestens, dann liegt ja die Etymologie "Trage" -> "Sänfte" auf der Hand. Ob sich hieraus etwas für die Bedeutung des Namens der Bastarnen erhellen läßt, ist zweifelhaft - die "Kärrner" können wir jedenfalls abheften.


Die Bastarnen wären also demnach “Träger”.


Wer sagt denn eigentlich, daß der Name aus dem Griechischen stammen muß?
Und sogar wenn das der Fall wäre:
Während man "Kärrner" zur Not noch für eine Gruppe aufgrund ihrer Lebensweise gelten lassen könnte, würde ich mit "Trägern" allenfalls Sklaven oder Kulis assoziieren, die für andere niedere Tätigkeiten verrichten.

Ein Zusammenhang mit dem Nomadentum ist doch hier wirklich nur noch an den Haaren herbeigezogen.


(Wirst Du nun wieder feststellen: //Ich empfehle Dir, Deine Phantasie einzuschränken...... Damit ersparst Du Dir nutzlose Spiegelfechtereien.// , welches letztere Wort übrigens nicht so ganz der richtige Ausdruck für die Äusserung einer heterodoxen Meinung ist. Du hast mich bei Gelegenheit auf den Duden verwiesen. Ich kann Dir hier nur diesen Rat zurückgeben.)


Das Äußern von heterodoxen Meinungen habe ich - ganz im Gegenteil zu der von Dir soeben geäußerten unsachlichen Unterstellung - noch nie als Spiegelfechterei bezeichnet.
Als "Spiegelfechterei" bezeichne ich es, wenn Du mir Äußerungen unterschiebst, die ich gar nicht gemacht habe. Das soeben wiedergegebene Zitat könnte hierfür ebenfalls als Beispiel dienen.


Nun, ich meine ( wieder eine unbewiesene Behauptung meinerseits), dass der gebildete Tacitus Strabo gelesen hat, auch wenn er ihn nicht nennt.( Von irgendwo müssen seine Nachrichten ja stammen, nicht nur vom Hörensagen.) Sehen wir also zu, was er dort finden konnte:


Sein können täte das schon. Da er aber anderweitige Informationen verwertete (die sonstigen Nachrichten über die Bastarner sind ja offensichtlich nicht von Strabo), läßt sich aus dieser Vermutung kein gültiger Schluß ziehen.


Dass das lateinische Text der Germania sich nur auf das Aussehen der Bastarnen bezieht, das ist klar. Aber ich mache ja Tacitus keinen Vorwurf, sondern beschuldige die Übersetzer den Text entstellt zu haben.


Und der Übersetzer schreibt: "... in ihrem Aussehen neigen die Peukiner ... zu dem garstigen Wesen... ".

Wenn ich mich an diesen Text halte, betrifft das "Wesen" das Aussehen, sonst nichts. Wenn Du sonst noch etwas hineininterpretierst, was dort gar nicht drinsteht, ist das Dein Problem.


P.S.. Ich habe “nonnihil” mit “einige” übersetzt, und Du anrwortest mir: //"Nonnihil" heißt nicht "einige", aber das weißt Du eigentlich selber."// Ich weiss es nicht, denn in meinem Wörterbuch heisst es: “Nihil non =Alles”, aber “non nihil = Etwas” ( “non nihil temporis = einige Zeit”)


Also ist "etwas" die korrekte Übersetzung, "einige" ist nicht korrekt, sondern ergibt einen deutlich anderen Sinn. Wenn Du schon auf dem "Wesen" so herumhackst, müßte Dir hier die "Entstellung" erst recht auffallen...
 
Zuerst einmal zu den Bastarnen. Ich kann hyokkose nur Recht geben, wenn er darauf hinweist, daß eine Erklärung des Bastarnennamens nicht recht möglich ist, da wir gar nicht wissen aus welcher Sprache deren Name kommt. Auch ihre ethnische Zuordnung ist nicht sicher. Im Allgemeinen hält man sie für Germanen oder Kelto-Germanen. Letztlich sicher ist wohl nur ihre ethnische Heterogenität. Führend in der Gruppe der Bastarnen scheinen aber wohl Verbände gewesen zu sein, die ihren Ursprung im Bereich der Germanen gehabt haben. Ob sie Germanen waren hängt von der Definition "Germanen" ab. Vielleicht hatten sie auch venetische Wurzeln, nein, ganz sicher hatten sie auch venetische Wurzeln, sofern wir Veneter und Lausitzer gleichsetzen. Allerdings haben wir wiederum keine Kenntnis über die Ethnie der Veneter. Es gibt drei Venetervölker in Europa. Dies sind die keltischen Veneter in der Bretagne, die italischen Veneter in Venezien und die "balto-slawischen" Veneter irgendwo östlich der Weichsel. Was erlaubt uns anzunehmen, die Veneter wären Slawen? So wie die Veneter Kelten oder Italiker wurden, können sie auch Slawen geworden sein. Wem stehen die Veneter, und zwar die der Lausitzer Kultur, also nahe? Was berechtigt manche sie als Slawen anzusehen. Genausogut könnten sie den Germanen nahe verwandt gewesen sein.
Die Bastarnen zwischen Bistrita und Dnjestr waren also den Germanen gleich, in Rede, Kult, Sitzen und Wohnbau. Da bleibt aber nicht mehr viel für andere! Nun, zumindest im Aussehen glichen sie den Sarmaten. Toll! Welchen? Denen, die als blond beschrieben waren? Die Bastarnen stammen relativ sicher aus dem Bereich der Pommerschen Kultur. Es ist als sicher anzunehmen, daß sie im Verlauf ihrer Wanderung auch Einflüsse anderer Ethnien in sich aufgenommen haben, nicht zuletzt allein dadurch, daß sich die Landschaft in der sie nun lebten deutlich von der alten unterschied.

Nun zur Wielbark-Kultur. Träger der Wielbark-Kultur sind die Goten? Jein!. Ich bin mir nicht sicher, wie oft ich das schon dahingesagt habe. Das ist natürlich eine grobe Vereinfachung, wenn nicht sogar falsch. Natürlich lebten auch andere Völker, gentes im Bereich der Wielbark-Kultur. Ich nenne da nur Rugier und Lemovier, vielleicht auch Helvaeconen, aber u.U. auch Heruler. Nicht zu vergessen die Gepiden, sollte es sich hierbei nicht um einen Spottnamen für bestimmte "Goten"-Gruppen gehandelt haben. Nun kann man all diese gentes unter der Bezeichnung "gotische Völker" vereinen, um die Goten als Träger der W_Kultur zu belassen, das macht es natürlich nicht richtiger. An die in der neueren Literatur angenommenen Kleingruppen als Gründer der "gothischen Völker" scheint Boiorix nicht zu glauben. Doch immerhin dauerte die Zuwanderung aus dem west- bzw. nordgermanischen Bereich in diese Gebiete schon mehrere Jahrhunderte an, so daß dieser Theorie nichts entgegen steht.

Darf die Cernjachov-Kultur nun nicht slawisch sein? Wenn ich Boiorix richtig verstehe, dann dürfen wohl auch die Przeworsk- und die Wielbark-Kultur nicht slawisch sein. Wo immer uns Vertreter beider Kulturen entgegentreten erscheinen diese als Germanen, schon ein kurioser Zufall, oder? Nun soll nach Jordanes das Gebiet Donaumündung, obere Weichsel, Dnjepr slawisch sein, wenn nicht UR-Slawisch und dies gilt für die erste Hälfte des 4. Jhds. Bei der gotischen Wandersage war Jordanes noch unglaubwürdig, hier ist er verlässlicher Gewährsmann? Nun, für die Zeit um 200 scheint es tatsächlich einen Vorstoß oder besser eine Abwanderung aus der Mittel-Süd-Bug-Gruppe der Zarubinsky-Kultur zur Donaumündung gegeben zu haben. Eine größere slawische Einwanderung, so dies denn Slawen waren, ist aber nirgends bekannt. Das Gebiet der balto-slawischen Gewässernamen bezieht sich jedenfalls auf einen Bereich nördlich der Steppe auf einer Linie von den Quellen der Flüsse Styr, Gtyn und Sluch bis zu den Flussläufen von Desna und Seim. Die Kulturen von Zarubinsky und seit 200 die Kiewer Kultur haben sich im Großen und Ganzen an diese Südgrenze gehalten. Und nur diese scheinen wirklich für die Ur-Slawen in Betracht zu kommen. Erst mit dem Zusammenbruch der Cernjachov-Kultur beginnt das Vordringen der Slawen, wohl beginnend mit der Penkovka-Kultur. Richtig ist wohl lediglich, daß die Goten nicht die Träger der Cernjachov-Kultur waren, sondern lediglich Anteil hatten an ihr. Richtig ist aber auch, daß die Goten (siehe Ermanarich-Reich) politisch dominierend waren, wenn auch nicht zwingend von Beginn der Kultur. Dieses Phänomen hatten wir schon bei der Przeworsk-Kultur.

Zuletzt noch zu den Herulern. Diese sind also keine Germanen sondern Eluri und wurden auch nicht von den Dänen, sondern von den Danie (Taniten) verdrängt. Das klingt zuerst einmal bestechend, zumal archäologisch die Anwesenheit der germanischen Heruler am Asowschen Meer nicht zu belegen ist. Nun erscheinen allerdings Heruler auch im Westen, an der Mündung des Rheins und der flandrisch-friesischen Küste und 512 wollen die Heruler nach Hause zurückkehren, nach Skandinavien, wo noch Reste von ihnen leben und von denen man sich einen König erbat. Alles nur Phantasie? Glauben wir da lieber, daß die Heruler es mit Männern und Esel trieben? Wer würde schon behaupten, daß es sich vielleicht einfach nur um eine üble Nachrede handeln könnte.
 
Beornas Kritik und der Begriff Ethnogenese

Mir scheint, ich muss etwas klarstellen, denn offenbar werden meine Formulierungen missverstanden. Bei Bartek kann ich das noch verstehen, so gut sein Deutsch auch ist, aber nun kommt Beorna und schreibt doch tatsächlich:
//:An die in der neueren Literatur angenommenen Kleingruppen als Gründer der "gothischen Völker" scheint Boiorix nicht zu glauben. Doch immerhin dauerte die Zuwanderung aus dem west- bzw. nordgermanischen Bereich in diese Gebiete schon mehrere Jahrhunderte an, so daß dieser Theorie nichts entgegen steht.......
Da die Cernjachov-Kultur nun nicht slawisch sein? Wenn ich Boiorix richtig verstehe, dann dürfen wohl auch die Przeworsk- und die Wielbark-Kultur nicht slawisch sein. Wo immer uns Vertreter beider Kulturen entgegentreten erscheinen diese als Germanen, schon ein kurioser Zufall,
://Ende
Wenn Du mich richtig verstehst ? Was ich schrieb #202 ist das da://: weshalb sollen die Träger der Wielbark-Kultur die Goten sein? Weil dort einerseits "Gothonen" verzeichnet sind, andererseits das so schön mit der Wandersage übereinstimmt?
Aber warum sollen die Gothonen eigentlich Goten sein? Sind die Pictonen des Poitou ein Zweig der schottischen Picten? Ich meine auch, die von Tacitus in der Germania erwähnten Oxionen sind doch wohl eher *Oka-Anwohner (bei Moskau) als Oxen
.://
Und in meinem Beitrag # 209 ( an “der Geist”) steht ://der ganze slavische Bereich (meinetwegen sprecht da von Protoslaven.Aber bitte dann auch "Protogoten") ist in der älteren Litteratur nur grade Jagdgebiet für westliche oder skandinavische Sklavenhändler.
Ein Rüchlein von diser Einstellung geht auch noch durch die modernere Litteratur...Und wenn Bartek von der politischen Selektion der Forschung unter dem Kommunismus berichtet, dann dürfen grade wir Deutsche uns an der eigenen Nase ziehen -und nicht nur wegen der “Forschung" 1933-45, sonder auch wegen Vorher -und auch Nachher !
....Eine Karte der Cernjachov-Kultur findet sich bei Heather <The Goths> und alle mir bekannten Arbeiten schreiben sie den Goten zu. Wie ich sehe, dank Deinem Beitrag, auch Bierbrauer. Es handelt sich um ein Dreieck: Donaudelta--Dnjepr- Unterlauf --Weichsel-Oberlauf.
Aber anscheinend halten es weder Wolfram und Giese, noch der Engländer Heather oder der Franko-Russe Kazanski für notwendig zu Getica §§34-35 Stellung zu nehmen, wo genau dieses Dreieck als Siedlungsgebiet der Slaven (Venether, Sclavenen, Anten) bezeichnet wird. Und zwar für die erste Hälfte des 4.Jh.( Getica§119)
Alle vier Autoren aber haben in den letzten Dezennien eine Geschichte der Goten verfasst und ihnen ... die Cernjachov-Kultur zugeschrieben. ://

Dass Hyokkose meine rhetorische Frage nach der Sprache der Bastarnen entgegen meiner Absicht verstanden hat, nun, das kann ich noch verstehen, aber aus den vorstehenden Worten herauszulesen //:Darf die Cernjachov-Kultur nun nicht slawisch sein? Wenn ich Boiorix richtig verstehe, dann dürfen wohl auch die Przeworsk- und die Wielbark-Kultur nicht slawisch sein.://, das ist ein starkes Stück. Dabei hab ich's extra noch fett gedruckt, was ich sonst möglichst vermeide.
Nein, Beorna Du hast mich nicht richtig verstanden. Du hast noch nicht einmal das prinzipielle Problem verstanden, nämlich dass man archäologische “Kulturen” nicht einfach irgendwelchen sprachlich definierten Bevölkerungen oder “Ethnien” zuordnen kann. Es gibt nun einmal keine Satem-Schwerter, die sich von Kentum-Kwertern unterscheiden, und keine "lautverschobene" Keramik. Man kann nun einmal sprachliche Klassifikationen nicht auf archäologische Evidenz anwenden – nur weil einen das Resultat so befriedigt.
Die Wielbark-Kultur hat sich nach Süden ausgebreitet, lokal weiterentwickelt und hier und da durch Einflüsse von aussen her unterschiedliche Färbung angenommen. Ob es berechtigt ist, jeder lokalen Variante gleich einen neuen Namen zu geben, ohne Hinweis auf die Filiation, ist eine andere Frage.
Auf jeden Fall sind die Kultur-Elemente, die als “skandinavisch” aufgefasst werden, laut Bartek, in “Wielbark” sehr schnell verschwunden (Bootsgräber und Steinkreise).So etwas bedeutet normalerweise: Die einheimische Bevölkerung hat Neuankömmlinge/ Eindringlinge assimiliert. Nur bei den Goten soll es andersrum gewesen sein: Da haben angeblich diese “gotischen Steinkreisler” die Macht an sich gerissen, ihre neuen Untertanen gotische Sprache gelehrt und nicht nur ein Volk, sondern gleich ein Halbdutzend “Gotische Völker “ gegründet: Und diese Supermännerei war ansteckend, denn die Unterworfenen sind genau so geworden, (denn sonst wäre die weitere Geschichte anders verlaufen.). Odin sei's gedankt, hoiotoho!!
Dass die Wielbark-Kultur sich weiter entwickelt und nach Süden ausgedehnt hat, das bestreite ich ja nicht in Geringsten.Aber dass sie “Goten”, pardon, “Gotischen Völkern” zuzuschreiben sei, das beruht einzig und allein auf dem Zeugnis des Jordanes, denn ohne seine Erzählung wäre niemand auf die Idee gekommen, die sogenannten “Gotonen” nun tatsächlich für Goten zu erklären.Das waren vielleicht Anwohner des Flusses “Guttalus”, so wie die gallischen “Senones” Anwohner der der Sequana/Seine waren, die “Sequani “ aber die der Souconna/Saône. Bei den “Gutonen/ Gotonen” aber ist nicht einmal die Schreibweise sicher, denn Strabo schreibt 'Boutones”.Also ein Beweis für die Existenz von “Goten” oder “Gotischen Völkern” sind die nicht. Genau so wenig wie die falsch plazierten “Goutai” des Ptolemaeus. "wishfull thinking."
Bleibt also, wie gesagt, die gotische Wandersage des Jordanes. Dem Jordanes wird nun zwar so ziemlich aller Wahrheitsgehalt abgesprochen, aber wo man seine Behauptungen zur Stütze dieser Theorie verwenden kann, da wird er plötzlich zum glaubwürdigen Kronzeugen. Wenn er aber wiederum den ganzen Cernjachov-Bereich bereits für die Ermanarich-Zeit verschiedenen Slaven-Völkern zuschreibt, (siehe oben) dann schweigt man ihn tot.
Bei der Herkunft der Heruler soll er aber dann wieder glaubhaft sein. Aber nur mit den Teilaussagen die zu den nordischen Übermenschen passen. Meine Meinung über diese habe ich im Beitrag #216 geäussert, als Antwort auf Barteks Fragen. Nun wiederholt Beorna praktisch seine Fragen, ohne anderen eigenen Beitrag als den ironischen Tonfall.
Pardon, Beorna argumentiert tatsächlich:// Nun erscheinen allerdings Heruler auch im Westen, an der Mündung des Rheins und der flandrisch-friesischen Küste und 512 wollen die Heruler nach Hause zurückkehren, nach Skandinavien, wo noch Reste von ihnen leben und von denen man sich einen König erbat. Alles nur Phantasie ?://
Nun, zum ersten Halbsatz habe ich #216 bereits Stellung genommen . SO :// Das angebliche Auftreten von Herulern 287 an der gallischen Küste (Mamertinus Paneg.V) ist damit ohne Schwierigkeiten zu erklären: Es ist da keine Volkswanderung nötig, eine kleine Gruppe unter einem charismatischen Anführer genügt, um dort ein "Heer" von Herulern aufzustellen. Auch das Auftreten von Herulern in römischen Diensten ist so leichter verständlich.:// Niemand kann wissen, wie das damals war, aber meine Version ist leichter möglich und hat deshalb mehr Wahrscheinlichkeit als eine “Volkswanderung”.
Was aber den zweiten Halbsatz anbelangt, so bin ich Bartek gegenüber nicht auf die Frage eingegangen, weil die Antwort so umfangreich ist, dass sie einen eigenen Thread erfordert. Aber hier geht es um die Goten. Wo der von Procop erwähnte Teil der Heruler herkam oder im 6. Jh hinzog, das berührt nicht die Frage, ob sie nun ein “Gotisches Volk” oder ein Kriegerbund waren, und schon gar nicht die Frage nach dem “Wo, Wie und Wann der Ethnogenese der Goten”.
Die Frage nach der Identität der Goten, Gepiden, Vandalen etc. lässt sich auch nicht damit beantworten, dass man ihnen jeweils eine dieser lokalen Kulturen östlich der Karpathen zuschreibt, wie es anscheinend auch Dr. Magomedov tut, dessen Theorie Bartek in seinem Beitrag #214 wiedergibt. .Der Mann mag zehnmal ein eminenter Archäologe sein und Mitglied der Ukrainischen Akademie obendrein, diese Idee von der Einwanderung “Gotischer Völker” in “Wellen” und vor allem diese kulturellen Zuschreibungen verweisen auf einen Gebrauch der Begriffe “Ethnie” und “Gotische Völker”, der seit einem halben Jahrhundert überholt ist ( Denn ich zweifle nicht an Barteks Beschreibung). Aber diese Völker sind eben erst in der Pontide entstanden, nicht im Umkreis der Ostsee. Und wer wo zu welcher Zeit sass, das bleibt bei der vorliegenden Beweislage völlig zufällig.

“Ethnogenese” ist ein fortdauernder dynamischer Prozess, nicht Etwas, das irgendwann in grauer Vorzeit geschehen ist, um Ein für Alle mal eine Ethnie zu begründen. Die spanischen “Godos” waren Erben eines (kleinen)Teils der Kultur der pontischen Tervingen, aber nicht identisch mit ihnen, und diese wiederum haben mit den noch früher genannten “Vesii” nur ein Teil dessen gemein was eine Ethnie definiert. Es wäre an der Zeit, dass die Historiker, - speziell wenn es sich um Wanderungen handelt, - endlich die Erkenntnisse der modernen Anthropologie zur Kenntnis nähmen.

Ich ziehe mit meinen Feststellungen lediglich die Konsequenz aus Bemerkungen wie “...man sollte – scheinbar paradoxerweise - erst von Goten sprechen, nachdem hier (= in der Pontide) die gutonischen Einwanderer zu “Skythen” geworden waren.” (Wolfram “Gesch. d. Goten” Kap.3).
“MAN SOLLTE...”. Traut sich da Wolfram nicht, die Konsequenz zu ziehen? Ich tue es, aber ich wette, dass ich da nur wieder eine Neuauflage der gleichen Einwände kriege: “...aber die Dingsbums-Kultur...”

Schöne Tage für Euch Alle
Boiorix
 
Zuletzt bearbeitet:
Zitat Boiorix: "Meine Antwort: Icch habe vielleicht in Deinen Beitrag etwas "hineingelesen", was Du nicht geschrieben hast, aber tatsächlich habe ich nur meine Meinung ausdrücken wollen, nämlich dass der gesamte Wielbark-Bereich und der grösste Teil der Cernjacov-Kultur den Slaven zuzuschreiben ist, oder, wenn ma vorsichtig sein will, den Protoslaven (obwohl ich solche Ausweich-Begriffe nicht schätze). Ich halte zum Beispiel die Vandalen-Siling für eine Bevölkerung, die man je nach Wahl der Kriterien, als Germanen oder Slaven klassifizieren kann. Ende."

Vielleicht bin ich ja beschränkt, aber du scheinst doch tatsächlich Wielbark, Cernjachov und auch die Vandalen (also vermutlich auch Przeworsk) den Slawen zuzuschreiben oder doch zumindest zum allergrößten Teil. Zudem würde mich brennend interessieren, wie das mit der Einordnung, je nach Kriterien, in Slawen und Germanen ist.

Zitat Boiorix: "Nein, Beorna Du hast mich nicht richtig verstanden. Du hast noch nicht einmal das prinzipielle Problem verstanden, nämlich dass man archäologische “Kulturen” nicht einfach irgendwelchen sprachlich definierten Bevölkerungen oder “Ethnien” zuordnen kann."

Also die o.g. Kulturen mit germanischen Völkern gleichzusetzen ist falsch. Aber sie den Slawen zuzuordnen ist richtig?

Natürlich gibt es keine Satem-Schwerter, mal abgesehen davon, daß die Unterteilung in Satem und Kentum heute nicht mehr ganz aktuell ist, aber wenn ich in einem bestimmten Zeitraum eine bestimmte Kultur habe und dann noch aus dem selben Zeitraum Quellen besitze, die für diese Räume Völkernamen nennen, dann scheint mir doch wenigstens ein Fünkchen der Hoffnung zu bestehen, hier Zuordnungen zu treffen.

Zudem kann ich es nicht mehr hören, daß man die Slawen so weit nach Westen setzen will. Ich werde dazu in nächster Zeit noch etwas mitteilen.
Ich bezweifele gar nicht, daß es eine venetische Komponente in Glockenbecher-, Wielbark-, Przeworsk- und Cernjachov-Kultur gibt, aber KEINE slawische.

Zitat Boiorix: "Pardon, Beorna argumentiert tatsächlich:"
Oh, danke. Nennst du deine Erklärung für die westlichen Heruler ein Argument? Eine kleine Schar aus "ele" segelt die Nordseeküste entlang. Wie sind sie dorthin gekommen, vom Asowschen Meer?

Zitat Boiorix: “Ethnogenese” ist ein fortdauernder dynamischer Prozess, nicht Etwas, das irgendwann in grauer Vorzeit geschehen ist, um Ein für Alle mal eine Ethnie zu begründen.

Ja, tatsächlich. Und, wer hat das bestritten? Wer von uns hat behauptet, die Goten in Skandinavien seien identisch mit denen in Spanien? Trotzdem sprachen die spanischen Godos, wie du sie nennst, eine germanische Sprache und keine skythische oder slawische. Und du selbst siehst sie als Splitter der Tervingen.
 
"Ich bezweifele gar nicht, daß es eine venetische Komponente in Glockenbecher-,......gibt, aber KEINE slawische."
Zitat "Beorna"
Wie kommst du darauf ?
Und findest du nicht das du hier Kulturen zusammenbringst die zeitlich und/oder kulturell doch sehr unterschiedlich sind.
 
Es ist durchaus richtig, daß eine Kultur nicht auch zwangsläufig einer Ethnie zuzuordnen ist. Die Lausitzer Kultur ausschließlich den Venetern zuzuordnen ist daher natürlich richtig, genauso wie es überhaupt unklar ist, ob die Träger der Lausitzer Kultur sich überhaupt so nannten. Da es aber so ziemlich der einzige Name ist werden Veneter und Lausitzer mehr oder weniger gleichgesetzt, was zur Vereinfachung sicherlich dienlich ist. Wir könnten natürlich genausogut von einer Lausitzer Komponente sprechen. Sicher ist, das die Pommersche oder Glockenbecher-Kultur an die Stelle der Lausitzer Kultur tritt. Genauso wie sich die Przeworsk-Kultur innerhalb der Pommerschen Kultur entwickelte. Daher erscheint es mir zwangsläufig, daß es auch weiterhin eine Lausitzer/venetische Komponente in diesen Kulturen gegeben hat. Natürlich mit der Zeit eine immer schwächere. Sicher ist aber auch, daß die eben genannten Kulturen die Lausitzer Nachfolgekulturen weiter nach Osten verdrängten. Hierbei handelte es sich dann um die dann auch tatsächlich als Veneter bezeichneten Gruppen. Mit dem Vordringen der Wielbark-Kultur nach SW hat diese dann zweifellos wiederum diese Komponenten mehr oder weniger in sich aufgenommen.

Dies ist der Grund, warum ich von einer venetischen (oder auch Lausitzer)Komponente in diesen Kulturen sprach. Dein Einwand hinsichtlich der Zeit ist natürlich richtig. Auch die Lausitzer werden mit ihrer Genese nicht Schluß gemacht haben.
Wichtig ist mir nur, daß endlich gebrochen wird mit dieser These, die Veneter und Slawen wären identisch. Das stimmt nicht. Und sie waren auch keine Proto-Slawen oder sonst irgendsowas.
 
Also die Lausitzer Kultur ist eine Bronzezeitliche Kultur die dann auch bis ins 5 Jhr v. chr exestierte (auch Billendorfer Kultur genannt in der EZ)
Glockenbecher Kultur ist eine endneolitische Kultur.
Przeworsk-Kultur ist eine EZ-Kultur die von ca. 1 Jh v.chr. - 5 Jh.n.chr bestand
Das worauf du dich beziehst sind die Veneter
aus Wikipedia:
  • Ein um 350 von den Ostgoten unterworfenes Volk an der mittleren Weichsel (vgl. Jordanes). Dieses Volk wurde von antiken Schriftstellern als VenedaeLausitzer Kultur im heutigen Polen in Verbindung gebracht. Von Venedae leitet sich das Wort Wenden ab, mit dem im Mittelalter die Slawen im heutigen Deutschland bezeichnet wurden.
Worauf die hinaus willst ist eine lange Traditionsgeschichte die schließlich zu den Venetern führt.
Ich hoffe ich hab das richtig verstanden:rotwerd:
Dabei übersiehst du aber das der Zeitraum den du umspannen willst viel zu groß ist (vom Endneol. bis in die röm. Kaiserzeit) und das Menschen vielfach in Bewegung waren selbst wenn man nur den Zeitraum der Lausitzer Kultur bis zu den Venetern betrachtet.
Gerade solche Ethnogeneseprozesse sind sehr schwer wissenschaftlich nachzuweisen, meist bleiben nur die Schriftquellen aber einen archäologischer Nachweis gelingt so gut wie nie.
Ich denke man sollte antike Schriftquellen nicht immer zu direkt interpretieren, sondern sie immer zuerst auf den Kontext ihrer Enstehung, den Verfasser, den Auftraggeber etc. hin überprüfen. Gerade Jordanes kann man durchaus als politisches Werk einstufen.
Also ein venetisches Element in der Lausitzer-, Glockenbecherkultur ist abzulehnen.
Wenn es denn die Veneter tatsächlich gegeben haben sollte, so sind sie vermutl. erst in der römischen Kaiserzeit entstanden.

Sebastian Brather hat zu diesen Problem folgendes veröffentlicht.

Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen. Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Ergänzungsband 42 (Berlin, New York 2004).

Ethnische Identitäten als Konstrukte der frühgeschichtlichen Archäologie. Germania 78, 2000, 139-177.
 
Ich frage mich gerade, will mich der Kerl nicht verstehen oder was? Und wieso endneolithisch? Hat der denn gar keine Ahnung. Sorry, ich bin mir aber gerade noch klar geworden wo der Fehler liegt. Ich habe keine Ahnung was mich geritten hat. Streich die Glockenbecherkultur aus deinem Kopf und verzeih mir. Natürlich rede ich die ganze Zeit nicht über die Glockenbecherkultur, sondern über die Gesichtsurnenkultur bzw. die Pommersche Kultur. Frag mich jetzt aber nicht wie ich plötzlich auf die Glockenbecherkultur gekommen bin. Keine Ahnung. Wo immer also Glockenbecher steht - streichen.
Ich denke, nun kannst du mir zumindest etwas besser folgen.
Was nun die Veneter als Träger der Lausitzer-Kultur oder als Teil der GESICHTSURNENKULTUR angeht, so ist es natürlich richtig, daß eine ethnische Zuordnung schwierig, wenn nicht unmöglich ist. Früher nannte man die Lausitzer sogar Illyrer. Dies war mit Sicherheit absolut falsch. Ich denke, es ist nur natürlich, daß man bestimmte Kulturen mit Völkern gleichsetzen möchte. Schließlich möchte man die Bodenfunde mit Leben füllen. Daher sehe ich die Bezeichnung dieser Völker als Veneter weniger kritisch, kann dir aber zustimmen, daß eine 100%ige Gleichsetzung der Venedae der RKZ mit denen der Lausitzer oder Teilen der Gesichtsurnenkultur - jetzt hätte ich beinahe wieder Glockenbecher geschrieben - nicht richtig wäre. Diese ist aber kein anderes Problem als bei anderen Volksgruppen. Sind die Iberer alles Iberer, die Kelten alles Kelten, die Germanen alles Germanen, die Skythen alles Skythen? Es ist eine grobe, behelfsmäßige Sammelbezeichnung. Ob daher der Venetername ideal ist, da laß ich gerne mit mir streiten, doch auch eine Bezeichnung als Lausitzer würde dieses allgemeine Problem nicht lösen.
 
Name der Bastarnen

Hallo Hyokkose
Zur Übersichtlichkeit, besonders für Mitleser:
Meine heutigen Bemerkungen sind im Nachfolgenden in Kursive:
Ich habe also behauptet:
Boiorix Beitrag # 221
1.Tatsächlich scheint Basterna ein Lehnwort mit griechischer Wurzel zu sein, was vermuten lässt, dass die Bastarnen ihre Bezeichnung von diesen und nicht von Lateinern erhielten..............
Unter diesen Umständen darf ich doch wohl die Vermutung äussern, dass Bastarnen wenigstens ein Hirtenvolk mit Sommer- und Winterweide waren, wenn auch vieleicht keine echten Nomaden......://
Und ich hattr sie mit Herodots "Georgoi" (Viehzüchter) verglichen, die weder "Aratores" (Ackerer) sind, noch echte "Nomaden".
Hyoccose # 222
... würde ich Dir empfehlen, nach der griechischen Bedeutung zu suchen, bevor Du Vermutungen äußerst, welche auf Vermutungen basieren, die wiederum auf Vermutungen basieren.//
Aber ich war dieser Bezeichnung schon nachgegangen :
Boiorix # 223
//:.........alle Wörterbücher die der Herkunft nachgehen, sind der Meinung, dass “Basterna” und “Bastaga” auf griechisch “bastidzein= tragen” zurückzuführen sei. ......
Die Bastarnen wären also demnach “Träger”. Das ist eine Gruppenbezeichnung, kein ethnischer Name..........Das rechtfertigt nach meiner Meinung die Annahme, dass es sich hier nicht um echte “Wagenbewohner-Nomaden” handelt, sondern um Hirtenvölker..........Eine derartige “Transhumance” findet dort statt, wo unterschiedliche topographische Verhältnisse herrschen, also nicht in der einheitlich ebenen Steppe. Ich schliesse also aus der Bezeichnung der Bastarnen, dass sie mit Saumtieren zu wandern pflegten, auf Wegen, die für Karren ungeeignet waren.
Hyoccose # 224
Bestens, dann liegt ja die Etymologie "Trage" -> "Sänfte" auf der Hand. Ob sich hieraus etwas für die Bedeutung des Namens der Bastarnen erhellen läßt, ist zweifelhaft - die "Kärrner" können wir jedenfalls abheften....//
Boiorix: Und dann zitierst und kommentierst Du meinen Alternativ-Vorschlag ,die “Bastarnen” in Hinblick uf das erwähnte griechische Verb mit “Träger” zu üersetzen, in Erinnerung an Herodots Unterscheidung von “Georgoi” und “Nomaden” gleich darauf auf einmal:
Hyoccose :/# 224 /Wer sagt denn eigentlich, dass der Name aus dem Griechischen stammen muß? Und sogar wenn das der Fall wäre?
Während man "Kärrner" zur Not noch für eine Gruppe aufgrund ihrer Lebensweise gelten lassen könnte, würde ich mit "Trägern" allenfalls Sklaven oder Kulis assoziieren, die für andere niedere Tätigkeiten verrichten. Ein Zusammenhang mit dem Nomadentum ist doch hier wirklich nur noch an den Haaren herbeigezogen.......//
Boiorix: Also für das spätlateinische “Basterna” ist die griechische Ableitung akzeptabel. Aber dass die Griechen in den Kolonien am Schwarzen Meer wandernde Nachbarn, die mit Tragtieren umherzogen, vieleicht die “Packträger” nannten, das ist ausgeschlossen, ?
Na, Dir zu Liebe nenn ich sie dann “Säumer”, laut Wahrig sid das die Leute, die mit “Saumtieren” durch diue Gegend ziehen, das sind Tiere, die einen (ahd) “Souma” oder (vulg.lat.) “Sauma” tragen, einen “Packsattel”.
Im Übrigen kannten die Griechen noch zwei Völker, die zweifellos Tragtiere benutzten, nämlich in “Arabia Deserta” die “Bastanei' und in den Ufergebirgen Iberiens, zwwischen Gibraltar und Carthagena die “Bastetani”. (Weder im Wüstensand noch in den Bergen benutzt man Räderfahrzeuge)
Schliesslich sollte man auch nicht vergessen, dass eben diese Griechen ihre Nacbarn in der Steppe auch “Pferdemelker” und “Molkenfresser” nennen (Hippomolgen, Galaktophagen), beides Namen vom selben semantischen Niveau wie “Bastarnen”

// Hyoccose: Ein Zusammenhang mit dem Nomadentum ist doch hier wirklich nur noch an den Haaren herbeigezogen......Zitat-Enfr.

Ich hoffe, wir sind jetzt einer Meinung, oder haben die Bastarnen am Ende doch arabisch bzw iberisch gesprochen?
Gruss
Boiorix






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Zuletzt bearbeitet:
A jeder trägt halt sei Päckle

Hallo Hykkose
Einverstanden, aber ich habe nie behauptet, dass das lateinische Wort nicht vom Griechischen herkäme, sondern habe das griechische Verb selber geliefert.
Ich bin nur der meinung, das dieser Gebbrauch auch anderswo geschehen konnte,, wo Griechen mit Fremden Kontakt hatten. Gleich nebenan in der Steppe zum Beispiel, oder da woher man den Weihrauch her bezog, oder nahe eines alten griechizchen Handelsplatzes nahe den Säulen des Herkules.j
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Gute Nacht
Boiorix
 
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