Falsch übersetzt?

Philippos II schrieb:
Hallo !
Sorry das ich mich einmische, aber soweit ich weiß wurde das Matthäus- Evangelium ursprünglich in aramäisch verfasst. Dort soll es wohl zum " Übersetzungsfehler " gekommen sein, wie Einige meinen. Andere wiederum verneinen es, dass es sich dabei um ein Fehler handelt, und stellen es als eine bewusst gewählte Abstraktion dar.
Gruß
Diese Version stammt vom Bischof Papias von Hierapolis (um 130).
Diese Auffassung wird heute in der wissenschaftlichen Exegese aber nicht mehr vertreten. Dagegen spricht der gute griechische Stil und die Abhängigkeit vom Markusevangelium. Man geht davon aus, dass ein Judenchrist der 2. Generation der Verfasser ist, er aber Griechisch schrieb, was Verkehrssprache war.
 
fingalo schrieb:
Und die Evangelien wurden von vornherein auf Griechisch geschrieben. Es lag also gar kein aramäischer Text vor, der hätte falsch abgeschrieben werden können.
Da genau setzte vor ca 20 Jahren Pinchas Lapide ein. Gesprochen aramäisch, geschrieben griechisch. Er übersetzte als Arbeitshypothese den Text ins Aramäische zurück und verglich das mit bekannten Redewendungen.
Ergebnis: Übersetzungsungsfehler.
Seine Frau Ruth Lapide erläutert das bei BRalpha auch heute immer wieder gern.
vgl. hierzu: Pinchas Lapide: "Ist die Bibel richtig übersetzt?" Band 1 + 2, Bechtermünz 1999

Lapide will die Heilige Schrift wieder in ihr Gesprochensein zurückführen, d.h. in ihren ursprünglichen sprachlichen, situativen und kulturellen Kontext: ins Hebräische, ins von der Römern besetzte Galiläa und in die jüdische Kultur und Denkweise.
So übersetzt Lapide den griechischen Text versuchsweise zurück ins Hebräische und kommt dabei immer wieder zu alternativen Übersetzungen. ...
Berühmt geworden ist Lapides Berichtigung von Mt 19,24: "Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Himmelreich kommt." Wahrscheinlich hat Jesus sich hier ganz einfach einer bekannten aramäischen Redewendung bedient, die da lautet: Leichter geht ein Schiffstau durch die Öse, als ein Reicher in das Himmelreich kommt. Lapide vermutet einen Schreibfehler, der aus "gamta" ("Tau") "gamal" ("Kamel") werden ließ.


http://parapluie.de/archiv/worte/etymologie/
 
was Verkehrssprache war

Ja gut, aber nicht die Sprache der Juden. Ich meine, warum sollte sich ein " Judenchrist " nicht die Mühe gemacht haben dies auf Aramäisch zu verfassen, um auch die anderen, die " untere " hebräische Klientel zu erreichen ?

Ist schon ein bißchen merkwürdig, man findet allerlei Widersprüchliches. Scheint als wäre nicht jede Literatur und Veröffentlichung auf dem neuesten Stand der Dinge.

Wissenschaftlichen Exegese

Meinst Du hier eine bestimmte Methode, oder ist das allgemeiner Konsens ?
 
In dem besagten Artikel steht noch mehr Schaum:
"Jesus benutzt auf der einen Seite häufiger Ausdrücke wie "Sohn des Menschen" oder "Menschensohn", andererseits bezeichnet er sich als "Gottes Sohn" und nennt Gott seinen "Vater". "

"Anders gesagt: Als die Synoptiker den Begriff "bar dahala" hörten, haben sie ihn falsch übersetzt. Jesus hat sich niemals wirklich als Sohn Gottes bezeichnet! Wenn man "bar dahala" im Aramäischen Sinne benutzt, dann kann man dies für jeden Menschen tun, denn laut Bibel schuf Gott den Menschen nach seinem Ebenbild. Wir alle sind "bar dahala" - Gott ähnlich. Manche von uns sind auch "bar dahala" im Sinne von fromm. "

Bezeichnenderweise steht in dem ganzen Absatz kein einziges Bibelzitat.
Wo hat Jesus bei den Synoptikern, von denen die Rede ist, von sich selbst gesagt "Ich bin der Sohn Gottes"? Nur bei Johannes, z.B. 10, 36. Aber da, wo er nach Johannes von sich als "Sohn Gottes" spricht, ist die Auslegung des Verfassers (frommer Mann) sinnwidrig, weil sie weder die helle Aufregung bei den Zuhörern erklärt noch zum jeweiligen außerordentlichen Ereignis (Auferweckung des Lazarus Joh 11, 4) passt.
In den Synoptikern bestätigt er nur mal die entsprechende Aussage des Petrus und eine Frage des Hohen Priesters. In der Auslegung des Verfassers hat der Hohn in Mt. 27,40 "Wenn Du der Sohn Gottes bist, dann steig herab vom Kreuz" ("Wenn du ein frommer Mann bist ...") keinen Sinn.
Und den "Menschensohn" hat er von Daniel (Dan 7, 13) übernommen. Sonst kommt dieser Ausdruck nur noch im Psalm 8 ("Was ist der Menschensohn, dass Du seiner gedenkst?") und bei Ezechiel 38, 2 ("Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn, richte dein Gesicht auf Gog im Lande Magog ...") vor, Stellen, auf die er sich sicher nicht bezogen hat.
 
Philippos II schrieb:
Ja gut, aber nicht die Sprache der Juden. Ich meine, warum sollte sich ein " Judenchrist " nicht die Mühe gemacht haben dies auf Aramäisch zu verfassen, um auch die anderen, die " untere " hebräische Klientel zu erreichen ?
Möglich ist alles. Aber wie gesagt, die Philologische Auswertung und die Abhängigkeit von Markus sprechen dagegen.

Philippos II schrieb:
Ist schon ein bißchen merkwürdig, man findet allerlei Widersprüchliches. Scheint als wäre nicht jede Literatur und Veröffentlichung auf dem neuesten Stand der Dinge.
Das ist zwar trivial, siehe nur den Zeitungsrtikel im Ausgangsposting, der in dieser Hinsicht kaum zu unterbieten ist. Aber oft kommt es auch vor, dass bei verschiedenen diskutierten Möglichkeiten die für wahr gehalten wird, die den persönlichen Anschauungen über den Lauf der Dinge am nächsten kommen - muss nicht gleich ein echtes Vorurteil sein.

Philippos II schrieb:
Meinst Du hier eine bestimmte Methode, oder ist das allgemeiner Konsens ?
Letzteres.
 
neulich sah ich im tv eine andere erklärung für dieses sprichwörtlich gewordene bibelzitat:

demnach soll es in der stadtmauer jerusalems einen kleinen durchgang gegeben haben, den nur ein mensch durchschreiten konnte, dieses soll öhr genannt worden sein.
 
"Die eine Interpretation besagt, daß "Nadelöhr" die Bezeichnung für eine kleine Mauerpforte in der Stadtmauer von Jerusalem war, durch die ein Kamel, wenn überhaupt, dann nur auf Knien durchrutschen konnte. (Also wenn er schön demütig ist, kommt der Reiche ja vielleicht doch in den Himmel.) Für die Existenz einer solchen Pforte scheint es aber keinen Beweis zu geben."

Aus dem obigen Link entnommen.
 
Mercy schrieb:
Da genau setzte vor ca 20 Jahren Pinchas Lapide ein. Gesprochen aramäisch, geschrieben griechisch. Er übersetzte als Arbeitshypothese den Text ins Aramäische zurück und verglich das mit bekannten Redewendungen.
Ergebnis: Übersetzungsungsfehler.
Ich kenne einige Bücher von ihm. Seine Methode ist hochinteressant, aber nicht ungefährlich. Denn er arbeitet mit velen unbewiesenen und unbeweisbaren Prämissen über die Muttersprache der Verfasser und der Sprachkenntnisse der hinsichtlich der jeweilgen Zweitsprache. Es handelt sich ja nicht um die 1. Generation, die mit Jesus herumgewandert ist. Es handelt sich um Verfasser, die sich bereits nicht mehr in Jerusalem befanden, weder sie noch die Adressaten.
Da kommen dann unzutreffende Theorien über den Spracherwerb hinzu. Der Verfasser eines fremdsprachigen Textes arbeitet völlig anders als ein Übersetzer. Ich merke das ganz deutlich an meiner Frau: Der Text, der entsteht, wenn sie von vornherein auf Deutsch schreibt, ist im Stil völlig anders, als wenn sie ihn zunächst auf Isländisch schreibt und dann ins Deutsche übersetzt. Im ersten Fall hat sie einen guten Stil, im zweiten ist der Stil fast unerträglich geschraubt. Sie sagt, umgekehrt gehe es gar nicht - der deutsche Duktus sei im Isländischen so unerträglich, dass sie den Text neu verfassen müsse. Nun sind diese Sprachen ähnlicher als Hebräisch und Griechisch. Der von allen Philologen gepriesene gute griechische Stil spricht hier eindeutig gegen eine Übersetzung - trotz vieler Hebraismen (Islandizismen kommen auch bei deutschen Texten meiner Frau vor: Etwas ist "nicht Vogel noch Fisch" statt "nicht Fisch noch Fleisch".). Als sie Griechisch schrieben, dachten sie Griechisch, so wie heute einer, der gut französisch kann, in Frankreich französisch denkt, wenn er spricht, und nicht deutsch und das dann übersetzt. Das berücksichtigt Lapide nach meiner Auffassung nicht in ausreichendem Maße.
Der Verfasser hatte also bei der Niederschrift nicht "gamta" oder "Gamal" in seinem Kopf, sondern das Bild, den Vorgang, so als ob Jesus griechisch gesprochen hätte. So wie der im Beispiel des Fransösischkönners bei der Wiedergabe eines vor langer Zeit auf Deutsch gesprochenen Textes über ein Erlebnis das Erlebnis und nicht den deutschen Text im Sinn hat, und das schildert (anders eben, als ein Dolmetscher).
 
Philippos II schrieb:
Hmm.., von der Sache her natürlich unwichtig, aber jetzt interessiert mich das schon.:grübel:

Hast Du vielleicht einen Tipp, wo ich eventuell eine Diskussion oder eine fachliche Gegenüberstellung dazu lesen kann ?
Im Netz nicht.
Aber in der etwas altertümlichen Hardware findet sich was, z.B. im Stuttgarter Kommentar zum NT. Meist muss man aber in den Fachzeitschriften suchen.
 
fingalo schrieb:
Kannst Du das mal ein bisschen untermauern?
Jesus lehrte keine Bibel, denn das ist ein Buch.
Die Behauptung, das Buch gebe nicht seine Lehre wieder, setzt voraus, dass man seine eigene Lehre kennt, um Unterschiede festzustellen. Hast du da eine Privatoffenbarung?:rolleyes:
es gibt nicht mehr GENAU seine lehre wieder. darauf würde ich bestehen: manchmal ist es mir zu stark auf "ja keine sünden begehen" gerichtet und ich glaube, er hat liebe verbreitet und nicht vom negativen geredet...
aber lassen wir das ethische ;)
naja, villeicht hab ich in diesem fall zu viel meiner meinung preisgegeben :) :autsch:
also bitte nicht zu ernst nehmen! entschuldigung =)
Die bekannten Fassungen der frühesten Texte der Bibel sind sich ungemein ähnlich. Hieronymus im 4. Jh. sammelte mit großer Zähigkeit Handschriften, sowohl altlateinische als auch griechische. Er hatte jede Mennge davon. Auf jeden Fall hatte er einen Text von Eusebius von Cäsarea aus dem Ende des 3. Jh., der auch heute noch erhalten ist. Bei Zweifeln über die Richtigkeit einer Stelle verglich er sorgfältig die Handschriften. Es ist sogar ein Briefwechsel mit Augustinus erhalten, wo über seine philologische Methode, den richtigen Text und die richtige Übersetzung ins zeitgenössische Latein diskutiert wird. Also viel Zeit für freie Dichtung hat's da nicht gegeben.

interessant, der mann hat sich viel mühe gegeben!
seien wir ihm dankbar!

in gottes namen, gute nacht! :)
 
Ich habe noch was:
Herders Theologischer Kommentar zum NT: Rudolf Pesch, Markusevangelium Bd. II S. 141.
Dort hinweis auf rabbinische Texte, die statt Kamel "Elephant" schreiben.
Und P. Billerbeck, Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 9. Aufl. München: C.H: Beck, 1986, Bd. I, S. 817;
Meyers Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament, KEK: Lohmeyer, Markusevangelium S. 214.

Aber ich denke, dass in jedem größeren Kommentar dazu Stellung genommen wird.
 
fingalo schrieb:
Ich kenne einige Bücher von ihm. Seine Methode ist hochinteressant, aber nicht ungefährlich. Denn er arbeitet mit velen unbewiesenen und unbeweisbaren Prämissen über die Muttersprache der Verfasser und der Sprachkenntnisse der hinsichtlich der jeweilgen Zweitsprache. )
Das unbeweisbar betont er selbst. Bedenkenswert bleiben solche Hypothesen gleichwohl.
 
Herders Theologischer Kommentar zum NT: Rudolf Pesch, Markusevangelium Bd. II S. 141.
Dort hinweis auf rabbinische Texte, die statt Kamel "Elephant" schreiben.
Und P. Billerbeck, Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 9. Aufl. München: C.H: Beck, 1986, Bd. I, S. 817;
Meyers Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament, KEK: Lohmeyer, Markusevangelium S. 214.


Na das ist doch mal was .:hoch:

Danke für die Mühe.:winke:

Gruß
 
Rictig spannend wird der Gebrauch der überspitzenden Rede (hier ein Adynaton - wer nicht weiß, was es ist, gebe Adynaton bei Wikipedia ein, Erklärung mit Beispielen) Jesu (Balken im Auge / Kamel - Nadelöhr / oder Mt 23, 24: "Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele"), wenn man diese Erkenntnis auf die Bergpredigt anwendet!
Da fliegen gleich die Fetzen!
Aber das hat nun nix mit Geschichte sondern mit Exegese zu tun. Drum führe ich das nicht weiter aus.
 
fingalo schrieb:
Der Verfasser hatte also bei der Niederschrift nicht "gamta" oder "Gamal" in seinem Kopf, sondern das Bild, den Vorgang, so als ob Jesus griechisch gesprochen hätte. So wie der im Beispiel des Fransösischkönners bei der Wiedergabe eines vor langer Zeit auf Deutsch gesprochenen Textes über ein Erlebnis das Erlebnis und nicht den deutschen Text im Sinn hat, und das schildert (anders eben, als ein Dolmetscher).

Von dem Standpunkt aus ist deine Argumentation ja absolut nachvollziehbar. Nur stellt sich diese Variante ja bei Lapide nicht, da er von der Unkenntnis des aramäischen/hebräischen Sprichwortes ausgeht. Bei einer reinen Unkenntnis des Verfassers, oder besser des Übersetzers, denn das ist ja ein Grundgerüst der Vermutung, ist es doch völlig egal ob er in griechisch dachte oder in aramäisch. Es zählt dabei nur die falsche Verwendung des Begriffs Gamla. Ich halte das für plausibel. Wenn jemand einen Text vom Aramäischen ins Griechische überträgt und dabei auf ein Sprichwort stößt, daß er nicht kennt, dann liegt es für mich nahe, daß dort eine fehlerhafte Übersetzung entsteht, wenn der Übersetzer nur eine Bedeutung des Wortes kennt. Man müßte natürlich dabei davon ausgehen, daß dem Übersetzer die Bedeutung "Tau" für Gamla nicht geläufig war. Das ist absolut hypothetisch, das gilt aber für die gesamte Argumentation. Interessant ist es trotzdem, oder? ;)
 
Marbod schrieb:
Von dem Standpunkt aus ist deine Argumentation ja absolut nachvollziehbar. Nur stellt sich diese Variante ja bei Lapide nicht, da er von der Unkenntnis des aramäischen/hebräischen Sprichwortes ausgeht. Bei einer reinen Unkenntnis des Verfassers, oder besser des Übersetzers, denn das ist ja ein Grundgerüst der Vermutung, ist es doch völlig egal ob er in griechisch dachte oder in aramäisch. Es zählt dabei nur die falsche Verwendung des Begriffs Gamla. Ich halte das für plausibel. Wenn jemand einen Text vom Aramäischen ins Griechische überträgt und dabei auf ein Sprichwort stößt, daß er nicht kennt, dann liegt es für mich nahe, daß dort eine fehlerhafte Übersetzung entsteht, wenn der Übersetzer nur eine Bedeutung des Wortes kennt. Man müßte natürlich dabei davon ausgehen, daß dem Übersetzer die Bedeutung "Tau" für Gamla nicht geläufig war. Das ist absolut hypothetisch, das gilt aber für die gesamte Argumentation. Interessant ist es trotzdem, oder? ;)
Sehe ich nicht so. Erstens handelt es sich bei Gamta / Gamal ja nicht um ein echtes Homonym (wenn ich mal Mercys Zitat von Lapide heranziehe). Zweitens ist es bislang in der Wissenschaft unstreitig, dass das NT keine Übersetzung aus dem Aramäischen ist, sondern von vornherein auf Griechisch geschrieben wurde. Die Verfasser übersetzten also nicht, sondern gaben in griechischer Sprache die wesentlichen Inhalte der auf aramäisch gehaltenen Ansprache Jesu wieder. Die mündliche Weitergabe vor der schriftlichen Fixierung mag ja auch auf Aramäisch gewesen sein. Aber diese Menschen wussten sehr wohl zwischen Gamta und Gamal zu unterscheiden. Nach den ehernen Gesetzen der "lectio difficultior" wäre es dann plausibler, ein im Zusammenhang unverständlich überliefertes Kamel durch ein plausibleres Tau zu ersetzen, als umgekehrt. Dass also bei einer gewissen Lautähnlichkeit das Kamel erhalten blieb, spricht dafür, dass den Aramäisch sprechenden Zwischenüberlieferern dieses Kamel gar nicht so unplausibel vorkam, weil man solche Übertreibungen gewohnt war.
Die Verfasser der griechischen Niederschrift fanden es ebenfalls nicht unplausibel. Dass sie die Bedeutung von gamta nicht gekannt haben sollen, halte ich bei Judenchristen für ausgeschlossen.
Und ob die Theorie interessant ist?
Ach, es ist ja sooo vieles interessant, wenn nur was anderes rauskommt, als man bisher meinte.=)
 
Ich finde bei der ganzen Argumentation das Phänomen "Sprichwort" nicht genug berücksichtigt. Es gibt ja schon in Deutschland regional unterschiedliche Sprichwörter, deren Sinn sich einem Außenstehenden nicht ergibt. Noch viel deutlicher wird das für mich im internationalen Vergleich, was es alleine an recht unverständlichen amerikanischen bzw. englischen Sprichwörtern gibt... du kennst das sicherlich auch aus anderen Sprachen. Es ist jedenfalls für mich durchaus nachvollziehbar, wenn man hier argumentiert, daß der Verfasser sich in den Vokabeln geiirt hat, gerade wenn man deine Argumentation heranzieht, daß man sich ob der üblichen Übertreibung gar nicht gewundert hätte. Insofern muß hier gar keine "lectio difficilior" angewandt werden.
Der Schwachpunkt der ganzen Argumentation liegt aber sicherlich in der Überlieferungskette, da bietet sich kein gescheiter Ansatz wie du ja dargestellt hast. Jedenfalls wenn man sich nicht auf den lediglich hypothetischen Ansatz einer aramäischen Überlieferung stützen kann. Sicherlich ließe sich auch hier eine Fehlüberlieferung per "Stille-Post-Prinzip" konstruieren, aber das würde jetzt definitiv zu weit führen.
 
Ich bin bewusst nicht auf den Begriff "Sprichwort" eingegangen, weil wir ja mangels anderer Texte gar nicht wissen, ob Jesus ein bestehendes Sprichwort benutzt hat, oder eine besonders griffige Redewendung erst später zum Sprichwort wurde.

Das ist überhaupt eine Krux in der gesamten biblischen Philologie, dass es keine parallelen zeitgenössischen Schriften aus dem gleichen Personenkreis (Verfasser + Adressaten) gibt, aus denen sich ablesen ließe, wo die Verfasser stehende Redewendungen mit speziellem Sinn verwendet haben.
Dann dürfte man nämlich den Text gar nicht wörtlich nehmen, sondern müsste die analoge Redewendung der heutigen Sprache einsetzen.
Es fehlen also Informationen über die außerbiblische Konnotation von in der Bibel gebrauchter Ausdrücke.
Aber damit müssen wir halt leben:(
 
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