Film über Alt-Nazi

Bei jungen Nazis - wenn sie denn die einen oder anderen Sachen vom Stapel lassen - fällt mir immer nur wieder die sich wiederholenden Phrasen ein, die im Grunde auf Nichtwissen (-WOLLEN!) hinweisen. Zutiefst romantisierte Vorstellungen, die in ihren Überlegenheitsphantasien den Freispruch für die eigene Familie und jeglicher Involvierung in Verbrechen bedeuten. Hat etwas von zwanghaftem Verhalten.

Diese Neonazis haben doch meist soziale Probleme, wenn sie in die Szene geraten (bei den meisten). Schlechte Erziehung kann ein Grund sein, Arbeitslosigkeit (mit eins der Hauptprobleme) und vielleicht auch, dass man von anderen ausgeschloßen wird, nicht akzeptiert.

In der Neonazi Szene (nebenbei bemerkt, in anderen Szenen auch) gibt es einen extremen Gruppenzusammenhalt. Und dass am Anfang der Rassenhass und das Nationale nicht im Vordergrund stehen, sondern erst später langsam einverleibt werden, wenn der Ausstieg durch Druck innerhalb der Gruppe undenkbar wird, ist praktisch erwießen. Junge Heranwachsende werden durch den Gruppenzusammenhalt, das Zusammensein und so weiter gelockt.

Man könnte es ähnlich der Hitlerjugend setzen (natürlich gibt es Parallelen, aber auch Gegensätze!). Auch dort standen Spiel und Spaß im Vordergrund, gewürzt mit einem ordentlichen Schuss Propaganda. Die HJ-Zeitung "Pimpf" zeigt doch, dass die Nazis sich in die Köpfe der Kinder und Heranwachsenden hineinversetzen konnten. Man lernt von Kindesbeinen auf "Heil Hitler", das berüchtigte SA-Lied...

Kinder/Jugendliche die diese Propaganda ihre gesamte Kindheit über ausgesetzt waren, verinnerlichen soetwas. Es ist Kriegsende, '45, die Amerikaner/Russen/Engländer marschieren in das verhasste Deutschland ein. Auf einmal ist diese ganze Propaganda falsch, diese unglaublichen möderischen Verbrechen werden aufgedeckt. Kann ein Kind derart schnell gelerntes aus Hitlertagen als nichtig abtun ? Gewiss nicht.

Es trifft jetzt nicht auf den Fall des "Alt-Nazi" zu tun, doch ich denke hier liegt ein Punkt den man betrachten muss.
Inwieschnell und -weit kann ein Mensch Ideologien und Gedankengut ablegen, das ihn ein halbes Leben lang begleitete und immer angeprießen wurde.

Dazu noch eine Frage: Führten die Alliierten nach Kriegsende eine Umfrage durch, in der ermittelt wurde, wie viel Prozent der deutschen zivilen Bevölkerung von den Greueltaten in den KZ's wussten ?, und eine Umfrage inwieweit die Deutschen mit Hitler als Führer zufrieden waren.
Ich weiß, dass bei so einer Umfrage der Wahrheitsgehalt sehr niedrig liegen muss, die meisten Menschen hätten sich nicht getraut die Wahrheit zu sagen und damit als "Nazi" abgestempelt zu werden.
 
Dazu noch eine Frage: Führten die Alliierten nach Kriegsende eine Umfrage durch, in der ermittelt wurde, wie viel Prozent der deutschen zivilen Bevölkerung von den Greueltaten in den KZ's wussten ?, und eine Umfrage inwieweit die Deutschen mit Hitler als Führer zufrieden waren.

Spezielle Umfragen hierzu fallen mir spontan nicht ein. Ganz allgemein gab es im Rahmen der "Entnazifizierung" Versuche, die Bevölkerung gemäß bestimmter Schemata danach zu erfassen, inwiefern sie dem NS-Regime zugestimmt hatten - so wurden z. B. in der amerikanischen Besatzungszone Unterteilungen in Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Entlastete vorgenommen.

Nähere Info dazu in diesem Beitrag: http://www.geschichtsforum.de/216772-post2.html
 
Bei jungen Nazis - wenn sie denn die einen oder anderen Sachen vom Stapel lassen - fällt mir immer nur wieder die sich wiederholenden Phrasen ein, die im Grunde auf Nichtwissen (-WOLLEN!) hinweisen.

Horch mal in heutige Wahlkämpfe bei allen politischen Farben. :cool:
 
Wenn man es noch bekommt, dann ist Ernst von Salomons "Der Fragebogen" vom 1951 ein unterhaltsames Buch zu diesem Thema... Ich glaube, es ist vor einigen Jahren wieder als Paperback erschienen...
 
ich erlaube mir, diesen alten Thread wieder zu beschreiben:

gestern abend habe ich eine eine Wiederholung von "Hafners Paradies" gesehen. Ich hatte nicht den Eindruck, daß Hafner in irgendeiner Weise senil war. In seiner spanischen Heimat, in der er seit 1954 lebte, ist er anscheinend von jeder Vergangenheitsbewältigung unbeeinflußt und unbeeindruckt geblieben. Dort bewegte er sich immer noch im Kreise von alten und neuen Kameraden. Bei einem Besuch bei der Tochter eines ehemaligen spanischen Generals wagte er sogar noch die Behauptungen, daß die Juden zum Schutz vor amerikanischen Luftangriffen nach Auschwitz evakuiert worden seien.

Auch in einem Treffen mit einem Überlebenden des KZ Dachau war er nicht bereit zuzugeben, daß das Dritte Reich Verbrechen begangen hat. Konfrontiert mit Bildern von den Leichen aus dem KZ kann er nur noch etwas von "Propaganda, Propaganda" murmeln.

Übrigens ist Paul Hafner im Jahre 2010 verstorben (lt. Wikipedia).
 
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