1. Das Foto ist absolut nicht aussagekräftig und nur im Kontext zu interpretieren. Das setzt fundiertes Fachwissen über die beiden Akteure voraus.
2. Eine brauchbare Interpretation ließe sich über die Körpersprache oder die Symbolik des arrangierten Kontextes gewinnen. Beides ist nicht brauchbar.
3. Die - kommunikationspsychologische - Analyse des Fotos ist unergiebtig, da aus technischen Gründen - Belichtungszeit - die damaligen Fotos in der Regel durch den Fotografen "arrangiert" worden sind. Das gilt vor allem auch im Fall von KW II., der aufgrund seiner Behinderung - Arm - nur in ganz bestimmten "Posen" abgebildet / fotografiert werden durfte.
4. Ansonsten wäre zu fragen, wer der Auftraggeber des Fotos war, da dieser in der Regel die mit dem Foto verbundene politische Intention vorgibt bzw. die Interpretation des Bildes bestimmt.
5. Interessant wäre zudem, ob das Foto in einem der damaligen politischen Diskurse benutzt worden ist und die damaligen Akteure es aus ihrem Blickwinkel kommentiert haben.
Aus einem anderen Thread die Bewertung des Verhältnisses.
http://www.geschichtsforum.de/thema/bismarck-der-groesste-politiker.54450/
"Die Person von Bismarck wurde aber bereits auch durch die Zeitgenossen sehr kritisch betrachtet, wie Steinberg es in seiner Schlussbetrachtung (S. 640ff) ausführlich darlegt. Und die Beschreibung der kalten und machiavellistischen Persönlichkeit von Bismarck wirkt nicht besonders sympathisch, um es vorsichtig zu formulieren.
Gerade in der letzten Phase seines politischen Wirkens geriet er zunehmend in Konflikt mit dem monarchischen System. Gall (S. 824ff) verweist darauf, dass KW II. wiederholt erwogen haben soll, Bismarck den Prozess wegen Hochverrats zu machen, um der durch Bismarck selber geförderten "Idolisisierung" bzw. Heroisierung im Rahmen eines einsetzenden "Bismarck-Mythos" zu begegnen.
Gall, Lothar (2013): Bismarck. Der weiße Revolutionär. Berlin: Ullstein
Steinberg, Jonathan : Bismarck. Magier der Macht. Berlin: Propyläen."
Es ist jedoch eine zentrale Anmerkung zu machen, damit der Fehler vermieden wird, den Konflikt als einen "persönlichen" zu begreifen. Es ist vielmehr ein politischer, der die Struktur der Herrschaft im Deutschen Reich betraf.
In diesem Sinne schreibt Röhl, der vorher den erweiterten wilhelminischen Hof zum mentalen Gravitationszentrum der Ausübung politischer Macht erklärt hatte: "In diesem ganz entscheidenden Punkt unterscheidet sich das wilhelminische Regierungssystem also von der Kanzlerdiktatur Bismarck`s....." In dem Anspruch des Regenten und seines Hofes, einen entscheidenden Anteil an der Formulierung von Politik zu haben und somit in die Regierungsgeschäfte des Kanzlers zu intervenieren.
Trotz und gerade wegen der 1882 von Bismarck verkündeten Formel: "Bei uns.....regiert der König selbst." (Röhl, S. 11) Die für KW II. geradezu die Formel für die "Selbstermächtigung" zur Fiktion des "persönlichen Regiments" war.
Und aus dieser verfassungspolitischen Problematik, die den Kaiser, den Kanzler und seine Minister und den Reichstag betraf, resultierten die Spannungen zwischen Kaiser und Bismarck. Verstärkt durch generationsspezifische Unterschiede bzw. Sichten zweier "Alpha-Tiere".
Röhl, John C. G. (2007): Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik. München: Beck