Das hängt davon ab, von welchen Voraussetzungen man ausgeht.Was Ihr völlig außer Acht lasst ist, dass nur Algerien für eine industrielle Produktion geeignet war, und dort auch nur in dem Küstenstreifen um Oran, Algier und Constantine. Dort war jedoch unter der europäischen wie der arabischen Bevölkerung ein höherer Anteil an Industriearbeitern.
Wenn man davon ausgeht, dass es prinzipiell möglich gwesen wäre einzelne Fertigungsstädten und Facharbeiter nach Nordafrika zu verlegen und davon, dass zumindest Versorgungsgüter, Rohmaterialien, Halbzeug und Brennstoffe via Großbritannien oder über die Vereinigten Staaten gesichert zugeführt werden konnten, hätten sich auch andere Kolonien in diese Richtung ausbauen lassen.
Wir haben gesehen, dass die USA am Ende selbt bereit war Vichy-Frankreich materiell zu unterstützen um es möglichst aus der Kollaboration herauszulösen.
Die Neigung ein weiterkämpfendes freies Frankreich, dessen Protagonist dann nicht der als schwierig/problematisch empfundene de Gualle, sondern die bisherige Regierung oder die Spitzen der bisherigen französischen Armee gewesen wären, wäre wahrscheinlich größer gewesen, außerdem wäre, wenn nicht ausgelastete Produktionskapazitäten vorhanden gewesen wären effektive Unterstützung ganz gut machbar gewesen.
In den USA bestanden nach wie vor die Neutralitätsgesetze, seit 1939 allerdings in der abgeschwächten Form, dass, Waffen mittlerweile an Kriegsparteien verkauft, aber nicht auf amerikanischen Schiffen geliefert werden durften. Außerdem war es auf Grund der Rechtslage in den USA stand 1940 noch untersagt einer Kriegspartei Kredite zu gewähren.
Allerdings gab es nach meinem Kenntnisstand keine legislativen Beschränkungen für die Ausfuhr von Rohstoffen oder Halberzeugnissen nach Großbritannien und Frankreich.
Das bedeutet, sofern Devisen dafür aufgebracht werden konnten, wären Zufuhren von Input für Waffenfabriken aus den USA ohne weiteres möglich gewesen.
Hier hätten dann sicherlich Frankreichs Goldreserven ins Spiel kommen können, sofern man sie rechtzeitig in Sicherheit gebracht hätte.
Wahrscheinlich hätte sich unter diesen Umständen vor allem Nord-West-Marokko als Ziel für demontierte Rüstungsbetriebe und zu transferierende Facharbeiter angeboten und zwar auf Grund der Überlegung, dass Nachschubwege aus GB und den USA für den industriellen Input da vergleichsweise kurz gewesen wären und weil die "Regia Marina" sehr viel schlechtere Möglichkeiten hatte den Seeverkehr außerhalb des Mittelmeeres zu stören, im besonderen wenn Teile der französischen Flotte die britischen Kräfte bei Gibraltar noch hätten unterstützen können.
Das wäre logistisch nicht einfach gewesen, aber da wäre auf andere Tansfer- und Infrastrukturleistungen zu verweisen, die innerhalb dieses Krieges erbracht wurden, im Besonderen die großen logistischen Leistungen bei der Demontage und beim Transfer von Teilen der sowjetischen rüstungsrelevanten Betriebe.
Vor dem Hintergrund wäre es sicherlich nicht undenkbar gewesen, genügend Kapazitäten zu verlegen um ein 200.000-250.000-Mann-Heer zu versorgen und kampfbereit zu halten.
Die Befreiung Frankreichs konnte vor dem Ausbruch eines Krieges zwischen NS-Deutschland und der UdSSR, den USA oder beiden Mächten ohnehin kaum als realistisches Ziel betrachtet werden.Jeder französische Soldat mit beruflicher Erfahrung in der metallverarbeitenden Industrie oder im Bergbau hätte in Großbritannien sinnvoller für die Befreiung Frnkreichs kämpfen können.
Nordafrika war keine Option.
Allenfalls konnte man darauf hoffen, mit Nadelstichen, Bombardements und Seeblockade Hitler so lange zu nerven, bis der ein irgendwie brauchbares Friedensangebot auf den Tisch legen würde, um den leidigen Krieg im Westen los zu werden, oder dass er sich neue Feinde schaffen und damit die Lage zu Gunsten der Westmächte verändern würde.
Indess, was Großbritannien und Frankreich überhaupt nicht gebrauchen konnten, war die Perspektive, dass sich weitere Akteure Hitler und seinem Pakt anschließen würden.
200.000 französische Soldaten im Mittelmeer-Raum und die Präsenz auch der französischen Marine wären natürlich für alle Mittelmeer-Anrainer ein Grund gewesen sich sehr genau zu überlegen, wie weit man Zusammenarbeit mit den Achsenmächten treiben konnte, ohne sich Probleme Einzuhandeln.
Auch hätten sich die Achsenmächte selbst dann eventuell bestimmte Schritte noch einmal überlegt.
Z.B. hätte anhaltende einigermaßen starke französische Präsenz im Mittelmeerraum die Italiener dazu bringen können, sich das mit der Invasion Griechenlands nochmal zu überlegen.
Mit 100.000 oder 200.000 Mann der französischen Stritkräfte, die sich natürlich auch nach Syrien hätten verlegen lassen, wäre es sicherlich auch möglich gewesen erheblichen Druck auf die Türkei in Sachen Meerengen und Zugang zum schwarzen Meer auszuüben um damit potentielle Handlungsfreiheit gegen den Ostbalkan (Rumänien, Ölfelder von Ploiesti) zu erhalten.
Wenn wir mal davon ausgehen, dass eine Befreiung Frankreichs bis auf weiteres ohnehin komplett unrealistisch gewesen wäre, Stand 1940, musste jeder Versuch den Krieg fortzusetzen, sofern damit auf Befreiung Frankreichs hätte abgezielt werden sollen, ohnehin auf die Wette abgestellt sein, dass sich Hitler neue mächtige Feinde schaffen oder mit jemandem aneinander geraten würde.
Hier wäre es durchaus plausibel gewesen möglicherweise anzupeilen den Kriegszustand ein paar Jahre aufrecht zu erhalten, mit der Vorstellung, dass dann die Rote Armee möglicherweise hoch genug gerüstet wäre, dass Stalin es wagen könnte sich aus dem Pakt zu lösen, zumal wenn Deutschland wegen des Krieges im Westen stark auf Luft- und Seerüstung umstellen und die Landrüstung vernachlässigen würde.
Hier auf Zeit zu spielen wäre sicherlich eine plausible Strategie gewesen um Hitler mittelfristig unter Druck zu setzen irgendein Friedensangebot auf den Tisch zu legen um nicht mehr von Stalin abhängig zu sein, während der seinerseits rüstete, oder den Pakt selbst zu brechen und die UdSSR als letzte relevante Macht auf dem Festland auszuschalten und sich danach komplett auf den Krieg im Westen konzentrieren zu können, selbst wenn man Hitlers Absichten betreffend der UdSSR und seine Lebensraum-Vorstellungen nicht kannte oder nicht ernst nahm.
Im Falle einer Auseinandersetzung zwischen NS-Deutschland und der Sowjetunion, wäre eine zusätzliche französische Streitmacht, die jedenfalls in der Lage gewesen wäre Süditalien und den Balkan massiv zu behaken und damit die hochsensible Sicherheit der deutschen Treibstoffverorgung zu bedrohen, einiges Wert gewsen.
Das hätte Deutschland und ggf. Teile seiner Verbündeten gezwungen Truppen zur Sicherung Südeuropas zurück zu halten und damit die für einen Krieg gegen die Sowjetuinion zur Verfügung stehnden Kräfte auszudünnen.
Möglicherweise hätte es Hitler sogar dazu veranlassen können, zu dem Schluss zu kommen weitere Teile des Balkans (Ungarn/Rumänien/Bulgarien) sicherheitshalber selbst besetzen zu müssen, um die Öl- und Ressourcenzufuhr vom Balkan gegen die Westmächte abzusichern.
Das hätte dann noch weitere Truppen binden und Hitler ggf. noch einen Teil seiner Alliierten kosten können.
Von dieser Warte aus, wäre es vermutlich durchaus vorteilhaft gewesen eine weitere Armee im Mittelmeerraum stehen zu haben, im Besonderen, wenn man relativ schnell in Zusammenarbeit mit den Briten wenigstens Lybien und idealerweise Sizilien hätte wegnehmen können um die Seeroute im Südlichen Mittelmeer zu sichern und im gesamten Mittelmeer Handlungsfreiheit zu haben.
Dito um mit den eigenen (vor allem britischen) Luftstreitkräfen mittelfristig die auf einen modernen Luftkrieg nicht eingestellten Italiener nerven zu können.
Zuletzt bearbeitet: