Frauenrechte in der Politik vor dem 20. Jhd.

1) Warum ist der Einfluss der Frauen auf die Politk in der Geschichte im Vergleich zu dem der Männer eher gering geblieben?
Stichwort Lex Salica, welche(s) die Machtvererbung über die weibliche Linie verbot (und nur dann und wann aufgrund bestehender Möglichkeiten aufgrund momentaner Machtstrukturen und Interessen informell außer Kraft gesetzt wurde).

2) Warum kam dem in der Antike begründeten demokratischen Prinzip erst wieder in der Neuzeit wahre Bedeutung zu?
Weil die Antike Demokratie ein regional und zeitlich begrenzter Sonderfall ist: Attika im 5. und 4. Jahrhundert.

Noch einige Überlegungen zum Thema:
Macht, besonders in stark hierarchisch geprägten Gesellschaften, ist häufig auch durch das informelle soziale Gefüge unter den Mächtigen organisiert. Der König steht zwar an der Spitze des Staates, aber er muss sich immer wieder rückversichern, in dem er denen, die seine Macht stützen im Gegenzug attraktive Angebote macht.

Bei einigen Herrscherinnen tritt das stärker zutage - obwohl die Mechanismen die gleichen sind: So sind etwa Kleopatra oder Katharina die Große zunächst durch Usurpation an die Macht gekommen, indem sie ihren Bruder oder Ehemann (Im Falle der Kleopatra beides, da Ptolemaios Bruder und Ehemann war) beseitigten oder beseitigen ließen. Beide stützten dann ihre Macht auf Sex, was die Phantasien von Zeitgenossen oder Nachwelt anregte.

http://www.geschichtsforum.de/f90/so-toll-sah-kleopatra-gar-nicht-aus-10980/
http://www.geschichtsforum.de/f55/w...auf-die-geschichte-maennlich-dominiert-12919/
http://www.geschichtsforum.de/f24/ansichten-zu-kleopatra-106/

1762 - 1796: Das missverstandene Liebesleben einer Zarin - NachrichtenWissenschaft - History - WELT ONLINE
Das große Begehren: Ein Fernsehfilm erforscht das ausschweifende Liebesleben von Katharina der Großen Von Mirja Rosenau | ZEIT online

Im Prinzip machten aber Kleopatra und Katharina nichts anderes, als andere Mächtige zu allen Zeiten: sie versicherten sich der Gefolgschaft anderer Mächtiger - bloß dass das eingesetzte Mittel ihren männlichen Kollegen etwas eingeschränkter zur Verfügung stand: der Sex.
 
Im Prinzip machten aber Kleopatra und Katharina nichts anderes, als andere Mächtige zu allen Zeiten: sie versicherten sich der Gefolgschaft anderer Mächtiger - bloß dass das eingesetzte Mittel ihren männlichen Kollegen etwas eingeschränkter zur Verfügung stand: der Sex.
Bei Kleopatra mag es stimmen, bei Katharina II. halte ich es für etwas maßlos überzogen. Dabei sind die beiden Damen auch schwerlich zu vergleichen, die eine regierte ein Reich, welches in der Einflusssphäre einer damaligen Supermacht lag und sich dieser erwehren musste und da dies Ägyten nicht konnte, musste man sich mit dem großen Nachbarn arrangieren. Hingegen war Russland selbst die Supermacht und Katharina hatte viele Mittel, eben die einer absolutistischen Herrscherin, ihre Macht zu erhalten. Sicherlich war Potjemkin für sie ein Glücksgriff, aber sie musste eher diejenigen emporheben, die mit ihr das Bett teilten, als dass diese ihr ohne ihre Hilfe hätten nützlich werden können. Eine Ausnahme mag der Graf Orlow gewesen sein, es fragt sich, wie sie ihn hätte abgesehen von einer u.a. sexuellen Bindung, für sich gewinnen können.

Es gibt wirklich einige welche durch Usurpation an die Macht kamen, vor Katharina schon Elisabeth Petrowna, welche auch sicherlich zum Aufstieg Russlands und zur weiteren Etablierung unter den Supermächten der Welt beitrug.

Andererseits haben wir in zwei Jahrhunderten im anglophonen Raum viele mächtige Damen:
Jane (1553) weniger mächtig E
Mary I. (Bloody Mary) E
Elizabeth I. E
Mary I. Stuart von Schottland
Mary II. E und Schottland (zwar zusammen mit William III., aber dennoch nicht zu unterschätzen)
Anne E GB (dann schon 18.Jh.)

In Frankreich zogen gleich zwei weibliche Sprosse der Medicis im 16. und 17. Jh. entscheidend die politischen Zügel an.
 
Ich denke, eine Unterscheidung zwischen den Möglichkeiten Macht zu erlangen, diese zu manifestieren und damit (Macht- )Politik zu leben und tatsächlich festgeschriebenen Rechten als politisches Programm wäre an dieser Stelle für mich hilfreich.
Das wäre m. E. eine mögliche Strukturierung.
 
Ich denke, eine Unterscheidung zwischen den Möglichkeiten Macht zu erlangen, diese zu manifestieren und damit (Macht- )Politik zu leben und tatsächlich festgeschriebenen Rechten als politisches Programm wäre an dieser Stelle für mich hilfreich.
Das wäre m. E. eine mögliche Strukturierung.
Das sind in der Tat zwei verschiedene Paar Schuhe. Gerade im Zeitalter der Aufklärung, als zwei mächtige Herrscherinnen, die eine durch den Wunsch des Vaters (Pragmatische Sanktion), die andere durch den Mord am Gemahl und Putsch an die Macht gekommen, begann wieder ein Rückschritt, was die Rechte der Frauen anbelangt, welcher dann in der Revolution ein absurdes Finale fand, wobei nochmals beides möglich schien, mehr Einfluss für Frauen und das Gegenteil. Eine Olympe de Gouges ließ sich vielleicht allzusehr verleiten, den Männern mehr Humor und Vertsändnis zuzugestehen.

Ich beschränke jetzt einmal meine Ausführungen auf das 18.Jh., auch wenn ich Beispiele mächtiger und auch legal an die Macht gelangter Frauen aus früheren Zeiten darstellte.

Die Politik im HRR wurde von Männern gemacht. Schauen wir auf die obersten Institutionen des alten Reiches, haben wir den immerwährenden Reichstag, worin nur Kurfürsten, Herzöge, Grafen etc. allesamt Herren vertreten waren. Ausnahmen bilden hierbei die Regentinnen für minderjährige Söhne, wobei mir bei einem recht mächtigen Staat, allerdings neben ihrem Schwager Kuradministrator Xaver gesetzt die Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis von Sachsen (1724-1780). Die Regentschaft währte von 1763 bis 1768, als Friedrich August III. dann 18 wurde. Innerhalb des Reiches war dann noch die Erzherzogin von Österreich und Kaiserin des HRR Maria Theresia natürlich von enormer Bedeutung, ich führte sie schon an.
Nachtrag: Ich vergaß unter denjenigen mit Wort und Stimme im Reich die Fürstäbtisinnen, das waren ja stets Damen und diese hatten in der Reichspolitik wenngleich ein bescheidenes aber doch ein gesichertes Wort mitzureden. Die bekanntesten im 18.Jh. dürften sein:
Maria Kunigunde von Sachsen (1740-1826) Fürstäbtissin von Essen und Thorn
Anna Amalie Prinzessin von Preußen (1723-1787) Äbtissin von Quedlinburg (allerdings fast ausschließlich in Berlin residierend).

Wir haben bei der männlichen Thronfolge im monarchischen Europa also nur ganz kleine Nischen, in denen es möglich wurde, dass die Frauen an die Macht gelangen konnten. In einem auf eine kleine scheinbare Elite, die zumindest dem Anspruch nach gebildet sein sollte, begrenzten Bereich der Herrschenden ist diese Beschränkung der Chancen der Frauen einer direkten politischen Macht wenig erstaunlich. Dabei ist es eben um so bemerkenswerter, wie oft dennoch Frauen große Mächte regierten, wobei Russland dabei das Paradebeispiel im 18.Jh. und wohl auch ein ausgesprochene Ausnahme sein muss. So haben wir im 18.Jh. dort 4 allein regierende Kaiserinnen bei 9 Herrschern insgesamt, die Kaiserinnen eingeschlossen.

Bei den Rechten muss man zwischen den einzelnen Staaten diferenzieren, wobei wir bei dem HRR vor einer Herkulesaufgabe gestellt sind, da eine übergeordnete Rechtsordnung des Reiches selten angewendet wurde, da diese von den Reichsfürsten als Eingriff in ihre Macht empfunden und von diesen zurück gedrängt wurde. Ziehen wir einmal die Masse an abhängigen und eigentlich für eine Beteiligung an der Politik zu ungebildeten Personen ab, kommen wir zu der Menge, welche eventuell über Rechte von Frauen diskutierte. Interessant sind sicherlich die Städte, in welchen die Zünfte gehöriges Mitspracherechte hatten und einige Handwerke waren ausschließlich in Frauenhänden. Da sollte man schauen, in wie weit die Meisterinnen dieser Handwerke Mitspracherechte genossen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant sind sicherlich die Städte, in welchen die Zünfte gehöriges Mitspracherechte hatten und einige Handwerke waren ausschließlich in Frauenhänden. Da sollte man schauen, in wie weit die Meisterinnen dieser Handwerke Mitspracherechte genossen.

Zu den Frauen in den Zünften gab es in Zürich letztes Jahr eine Ausstellung (wir haben uns beim Forentreffen diese Ausstellung angeschaut):

Zunfthaus zur Meisen schrieb:
Der Anlass

Zwei Steinmetz-Witwen sorgten 1752 für einigen Wirbel in der Stadt Zürich. Sie reichten beim Neubau des Zunfthauses zur Meisen eine günstigere Offerte ein als ihre männlichen Kollegen und erhielten prompt den Auftrag.

Zunfthaus zur Meisen Zürich- Sonderausstellungen
 
@ursi@Brissotin: So wird das Ganze für mich durchsichtiger und ich habe neue Anhaltspunkte für die weitere Lektüre in diesem hochinteressanten und teils auch brisanten Themenfeld bekommen.
 
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