Freizeitgestaltung während des ersten Weltkrieges

cj210389

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Hallo,
ich suche jetzt schon seit ewigen nach quellen, die mir etwas über die Freizeitgestaltung während des ersten Weltkrieges in Deutschland sagen können. Bin schon hunderte seiten durchgegangen, in drei bibliotheken gewesen --> nix gefunden. Könnt ihr was vielleicht dazu sagen bzw. mir weiter helfen?
Danke schonma
 
Wohl so ziemlich die gleichen, wie in Friedenszeiten, sofern man nicht zu sehr mit der Organisation von Nahrungs- und Genußmitteln zubringen mußte. wenn auch viele Aktive einberufen wurden, wurde doch weiterhin geangelt, gejagt, gekegelt oder auch Golf gespielt.

In den Schützengräben wußten sich deutsche und britische Offiziere durchaus einzurichten. Es gab Unterstände mit Möbeln, Grabensysteme mit fließend Wasser und elektrischem Licht.

Es gab erhebliche Unterschiede in der Qualität der Offiziers- und Mannschaftsversorgung. Traditionsreiche Beschäftigungen von Soldaten waren Kartenspiele und Alkohol. Schnaps oder Wein war sozusagen das Schmiermittel des Krieges. Die Deutschen und Briten bekamen reichlich Rum, Gin oder Korn, bei den Franzosen war es "le pinard", der Fusel, ein billiger Rotwein.

Auf allen Frontschauplätzen gab es natürlich auch Truppenbordelle. Getrennt in Mannschafts-, Unteroffiziers- und Offiziersetablissements. Für die Belegung und Nutzungserlaubnis gab es umfassende Dokumente der Militärbürokratie.
 
Die Zivilbevölkerung außerhalb der eigentlichen Kampfzonen merkte in der Tat wenig vom Krieg; es gab ja noch keine Bombenabwürfe oder schwerwiegende Rationierungen. Die "Dolchstoßlegende" konnte deshalb auch auf fruchtbaren Boden fallen. "Wieso haben wir den Krieg eigentlich verloren?" So eine Frage war nach 1945 eher rhetorisch...

Große Probleme setzten erst nach 1917 ein, beginnend mit der "Spanischen Grippe", die bedeutend mehr Opfer kostete als der ganze Krieg, dann Inflation, Demontage, Ruhrgebietsbesetzung....
 
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Wie sah es mit Fußballvereinen aus ? Die Spieler waren ja im Krieg, sowas fiel dann wohl ins Wasser...
Aber allgemein wird es wohl gleich geblieben sein, Bombenterror über dt. Städten gabs zu der Zeit ja nicht.
 
@deSilva: Die Zivilbevölkerung außerhalb der eigentlichen Kampfzonen merkte in der Tat wenig vom Krieg; es gab ja noch keine Bombenabwürfe oder schwerwiegende Rationierungen.

Es gab aber Hunger (Kohlrübenwinter) und als neues Massenphänomen berufstätige Frauen - wenn das kein Einschnitt in das Alltagsleben ist...
 
Jau, ich dachte das wäre erst später gewesen:

Also, die (einige) zivilen Katastrophen:
Ende 1916: Ausfall der Kartoffelernte (Kartoffelfäule) -> "Steckrüben"
Anfang 1917 besonder strenger Winter
Herbst 1918 "Spanische Grippe"-Epidemie

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Edit: Frauen im WW I
Es gibt da Literatur von Ute Daniels... Habe ich aber nicht.
Ich war der Meinung, dass - jedenfalls "offiziell" - der Vormarsch der Frauen erst nach 1918 begann, mit einem Höhepunkt in den 20er Jahren, und nach 1929 wegen der hohen Arbeitslosigkeit wieder zurückgedrängt! Nach 1940 dann wieder zwangsverpflichtet....

Edit2:
Es gab seit 1915 grundsätzlich Rationierung von Brot später auch von Milch, Fleisch, Fett (Butter/Margarine) und Seife
 
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.....
Edit 3:
Es gab natürlich die "Stummfilme" (= Spielfilme), aber:
Während des I. Weltkrieges erlebte auch der Dokumentarfilm seine Geburtsstunde. Mit "The Battle of the Somme" kam 1916 ein Film in die britischen Kinos... Auch die deutsche Heeresleitung erkannte den Film als propagandistische Waffe: So kam 1917 der Film "Bei unsern Helden an der Somme" zur Uraufführung.
DeutschlandRadio Berlin - Schwerpunkt 1. Weltkrieg - Der 1. Weltkrieg und die Erfindung des Dokumentarfilms

Edit 4:
"Sammelt Obstkerne"
DeutschlandRadio Berlin - Schwerpunkt 1. Weltkrieg - "Sammelt Obstkerne"

Aus der Sauce Hollandaise wird "Holländertunke"
DeutschlandRadio Berlin - Schwerpunkt 1. Weltkrieg - Man spricht national
 
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Ich versuche gerade herauszubekommen, was für Filme wohl in Berlin gespielt wurden. Nach 1918 ist alles klar, davor nicht:
Henny Porten
1911 wurde nach dem Drehbuch ihrer Schwester Rosa Porten Das Liebesglück der Blinden gedreht, der erste Film mit einer in sich geschlossenen Handlung. In den gesamten 1910er Jahren war sie aktiv beim Film tätig und avancierte zur beliebtesten Darstellerin des deutschen Publikums.
..bis 1914 verboten große Theater des deutschsprachigen Raums ihren Schauspielern in Filmen mitzuwirken
Eines der ersten Kinos in Deutschland war Knopfs Lichtspielhaus am Spielbudenplatz der Hamburger Reeperbahn. Eberhard Knopf kaufte 1900 für sein „Konzert- und Automatenhaus“ einen Vorführapparat. Das erste Programm bestand aus drei Teilen, „1. Ankunft eines Eisenbahnzuges,
2. Einschiffung auf hoher See und
3. Ein Bauern-Wettreiten“ .
1906 zog das Theater wegen des großen Erfolges in den eigens neu errichteten Anbau um. Der älteste noch im Betrieb befindliche Kinozweckbau Deutschlands ist das 1911 erbaute Filmtheater Weltspiegel, in Cottbus.
 
Welche Bevölkerungsschicht konnte sich denn vor und nach dem ersten Weltkrieg Freizeitvergnügen gönnen?
Die Orts-Chroniken verraten mir dazu nix.
 
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