Frühe Christenmission in "Germanien"

Ein Nachtrag zum Teufel...

... den ich noch hinzufügen muß, auch wenn die Diskussion inzwischen weitergelaufen ist...
:sorry:



Der springende Punkt an den genannten Wörtern ist, dass sie die althochdeutsche Lautverschiebung bereits mitgemacht haben. Das heißt, der Diabolus muss schon im 5. oder 6. Jahrhundert entlehnt worden sein, sonst wäre er kein Teufel geworden.
Um dem Teufel ein wenig auf die Spur zu kommen...

griechisch: diabolos = "Verleumder"
lateinisch: diabolus bzw. (regionale Varietät) diuvalus

altniederdeutsch (altsächsisch): diabol diubul diubal
altenglisch (angelsächsisch): deofol deoful deofel
altfriesisch: diovel divel
altnordisch: diöfull diofl
althochdeutsch: tiuval diuval tiufal diufal tiefal tievel tiefel

Anm.: Die (Zweite) Lautverschiebung d -> t legt in der Tat den Gedanken gotischer Vermittlung nahe.
...

Im Gotischen wurde das lateinische Originalwort übrigens nahezu unverändert bzw. nur wenig verändert übernommen: diabaulus bzw. diabulus
Vgl. dazu auch Gotisches Wörterbuch - Google Buchsuche



@all: Laßt Euch aber bitte von diesem Einwurf meinerseits nicht in der aktuellen Diskussion stören...

Ich habe zudem noch etwas Lesestoff bzgl. Missionsgeschichte gefunden: Mission und Christianisierung ... - Google Buchsuche
 
Wulfila war der Missionar - Fritigern der (Stammes-)König des christlichen Teils der Westgoten, welcher nach meinen bisherigen Recherchen als der größere Teil ins Römische Reich zog, während Athanarich vom größten Teil der Goten verlassen wurde.

Dahn gibt in seiner Urgeschichte (Bd. 1, S 427 f.) folgende Darstellung:

Von den beiden benachbarten Gaukönigen sei Athanarich mächtiger gewesen als Fridigern. Jedenfalls besiegte A. den F., und dieser musste über die Donau zu den Römern fliehen, denen er sich anschloß und deren christliche Religion er übernahm.
Im Jahre 370 kam F. mit den römischen Verbündeten siegreich zurück: "A. muss flüchtig mit Wenigen das Land räumen und alsbald nimmt die Bekehrung immer größere Verhältnisse an".
Nach einiger Zeit wendete sich das Kriegsglück abermals, und A. verfolgte seinerseits die christlich Gewordenen, wobei er sich ein nationales Motiv zunutze machte: Er wollte "aus Haß gegen die Römer den Namen der Christen austilgen [...] in seinem Volke."
Wenig später "machte die hunnische Ueberfluthung den kleinen politischen und religiösen Conflicten der westgothischen Fürsten ein gewaltiges Ende."
 
Im Gotischen wurde das lateinische Originalwort übrigens nahezu unverändert bzw. nur wenig verändert übernommen: diabaulus bzw. diabulus
Vgl. dazu auch Gotisches Wörterbuch - Google Buchsuche

Aber warum lateinisches Lehnwort? Ich sehe hier eine griechische Entlehnung.
Im Übrigen, als Empfehlung für Gotisch-Studien: Wulfila.be
Ist leider nicht immer ganz problemlos abzurufen, aber vom Material her top!
 
Vermutlich. Wulfila hat aber aller Wahrscheinlichkeit aus dem Griechischen, nciht aus dem Lateinischen übersetzt.
 
El Quijote (sinngemäß): Wulfila war Gote aber kein König. Daran hinkt die These von der hierarchischen Mission.
Barbarossa (sinngemäß): Wulfila war der Missionar. Fritigern der König.
 
El Quijote (sinngemäß): Wulfila war Gote aber kein König. Daran hinkt die These von der hierarchischen Mission.
Barbarossa (sinngemäß): Wulfila war der Missionar. Fritigern der König.
Ach - jetzt verstehe ich.
Ich mußte gerade noch mal was nachlesen:
Wenn auch Wulfila wohl kein König war, so mußte er auf Grund seiner Stellung aber zumindest dem Adel angehört haben und allem Anschein nach hatte auch Wulfila ein Gefolge: http://books.google.de/books?id=E268TW_Z1qMC&pg=PA84&dq=Wulfila&lr=#PPA84,M1
 
Zuletzt bearbeitet:
Wulfia war ein Bischof, natürlich hatte er ein Gefolge.:winke:

Ansonsten möchte ich anmerken, dass "von unten" erfolgende Mission der Goten eine Ausnahme unter den germanischen Völkern.
Ansonsten ist eher so, dass König und Adel den ersten Schritt machen. (Naja, König Chlodwig folgt ja mit seinem Übertritt zur römischen Kirche auch nur dem Beispiel seiner romanischen Untertanen.)

Zum Thema arianische Kirchen:
Im Alamannenmuseum Ellwangen läuft zur Zeit die Ausstellung "Die Ostgoten - Schutzherren der Alamannen. Neue Forschungen zum ostgotischen Militär in Kärnten". Nach der Beschreibung der Ausstellung auf der Homepage wurde in Hemmaberg, Kärnten, eine Höhensiedlung aus dem 4. bis 6. Jahrhundert ausgegraben. Dort fand sich auch eine "Doppelkirche", nach Ansicht der Archäologen bestand diese aus einer katholischen und einer arianischen Kirche, die "einträchtig nebeneinander standen".
 
Zuletzt bearbeitet:
Maglor danke für den Tipp mit Ellwangen wir waren im September dort, es ist eine super Museum, leider glaube ich nicht, dass wir die Sonderausstellung sehen können. L

Das mit der Christianisierung von oben und unten ist immer so eine Sache.
Zu einem werden die Könige oft beeinflusst, entweder von einem Missionar oder dem Umfeld, hier wurden die Frauen oft als treibende Kraft angesprochen.

Ich denke es ist anzunehmen, dass es kleine christliche Grüppchen dementsprechend gab.
Der Hofbiograph oder Heiligenvitenchreiber wird natürlich, seine Sichtweise präsentieren, wo der Heilige oder Herrscher am besten wegbekommt.

Eine christlich / heidnisches Nebeneinander wird schön deutlich in der Vita des heiligen Severin,
wo Severin durchaus als „Berater“ für Barbaren fungiert.

Auch das Eintreffen von Lebuin bei dem Markloher Thing scheint zumindest von Sympathisanten eingefädelt zu sein, auch wenn er wunderlich entflieht
 
Hinkt die These nicht gerade an Wulfila, der als zu den gothae minores gehörig eben kein König war? Im Übrigen ist es falsch, dass die christlichen Goten zum damaligen Zeitpunkt der größere Teil waren. Im Gegenteil: Sie waren in der Minderheit.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Wulfila bei der Übersetzung der Bibel die Bücher "Könige" aus dem AT weg ließ. Angeblich, um durch die Texte nicht den kriegerischen Geist der Goten noch mehr anzuheizen. Die Goten sollten ein friedliebendes Volk werden. Gelungen ist ihm das nur bei den Gothi minores, von deren Friedensliebe noch Isidor de Sevilla schreibt.
 
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Wulfila bei der Übersetzung der Bibel die Bücher "Könige" aus dem AT weg ließ. Angeblich, um durch die Texte nicht den kriegerischen Geist der Goten noch mehr anzuheizen.

Diese kleine Anekdote hat Philostorgius in die Welt gesetzt. Sie gefällt mir auch, ist aber wohl ungeschichtlich (siehe den "Wulfila"-Artikel von Schäferdiek in der Theologischen Realenzyklopädie, Bd. 36 [2004], S. 374-378 [375]).
 
Diese kleine Anekdote hat Philostorgius in die Welt gesetzt. Sie gefällt mir auch, ist aber wohl ungeschichtlich (siehe den "Wulfila"-Artikel von Schäferdiek in der Theologischen Realenzyklopädie, Bd. 36 [2004], S. 374-378 [375]).
Seine Bücher sind allerdings nicht erhalten geblieben. Von daher kann auch von den Autoren der Zusammenfassungen etwas eingeflossen sein. Man hat offensichtlich nach einer Erklärung gesucht, weshalb die Übersetzung fehlt. Die Wahrheit wird uns wohl verborgen bleiben.
 
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