Frühjahrsoffensive 1918 - verschenkte Chance oder aussichtsloses Unterfangen?

Meines Erachtens nach wäre nur die (1) Defensive in Frage gekommen. Mit den beachtlichen personellen Verstärkungen für die Front in Frankreich, wäre es für die Alliierten nicht leicht und vor allem verlustreich geworden, diese Front zu durchbrechen. (2) Und der U-Bootkrieg war den Alliierten auch ziemlich unangenehm. (3) Es wäre möglicherweise, ist natürlich rein spekulativ, mehr drinnen gewesen, als die bedingungslose Kapitulation.
@Turgot ich habe drei Markierungen zur Orientierung in deinen Text eingefügt - und ich warne gleich, weil der Festungsfreak dazu ein paar Überlegungen anstellt. (wem Festungen auf den Keks gehen, der sollte ab hier nicht weiterlesen)

zu (1)
Mit einem Blick auf die Karte kann man sich einen Überblick zu den massiven Verteidigungsanlagen verschaffen - und diese waren massiv (!)
- a) an der Nordseeküste, die wegen Tiden, Außensänden, Flachwasser, wenigen Fahrrinnen und Watt ohnehin für Landungstruppen ungünstig - also zur Verteidigung günstig - beschaffen ist, drohte eigentlich nichts. Der etwas ins Meer vorgeschobene Außenposten "Gibraltar des Nordens", die "Hochseefestung" Helgoland samt Düne sichert und dient zugleich als Flottenstützpunkt. Die Küstenverteidigung selber (Festungen Borkum, Norderney, Wangerooge, Festungsviereck Langjüten, Fort Kugelbake (Cuxhaven), Festung Sylt) reichte völlig aus.
- b) an der Ostfront herrschte erstmal Ruhe (? wenn ich das noch richtig erinnere), und falls nicht, bieten die Festungen Swinemünde, Boyen/Lützen (Schumannsches Festungsarreal), Graudenz, Thorn, Posen eine günstige Verteidigungsposition (Kontrolle der Verkehrsknoten etc)
- c) Exkurs in die Alpen, wo in Sachen Gelände ganz eigene Bedingungen herrschen: den Militärs blieb nicht verborgen, wie widerstandsfähig die Betonforts/Panzerforts auch bei heftigem Beschuss waren (dass vereinzelt Sperrforts älterer Bauweise, die nur halbherzig modernisiert waren, zusammengeschossen wurden sagt nichts über die vielen anderen, die nach schwerstem Beschuss innerhalb kurzer Zeit wieder verteidigungsfähig waren)
- d) "im Westen nichts neues", sondern bewährtes und für enorme Ausgaben ungeheuer stark ausgebautes! Man muss sich vor Augen halten, dass Anlagen wie Festung Istein, "Feste Kaiser Wilhelm II" (heute "Position de Moutzig" im Elsass) zusammen mit Festung Strassbourg/Kehl, die gigantische "Selztalstellung" (Festung Mainz), die Rheinbatterien bei Germersheim und Breisach, Festung Köln, Festung Metz, Festung Diedenhofen/Thionville zu Beginn des ersten Weltkriegs die modernsten und am stärksten befestigten Verteidigungsstellungen waren. Man erinnere, welche prominente/relevante Rolle Metz und Mainz im Schlieffenplan*) spielten. Und man erinnere: die russ. Festungen Osowiec (kleine, moderne Festung, konnte nicht erobert werden), Zegrze (wurde kampflos "übergeben"/geräumt) und Modlin (keine nennenswerten Schäden durch Artilleriebeschuss zum erstaunen der Militärs) waren zwar dem deutschen Festungsbau nachempfunden, aber nicht ganz so stark ausgebaut wie das Vorbild Metz und "KW II" - sie zeigten, dass moderne Befestigungen sehr wohl schwerstem Beschuss mindestens zeitweilig standhielten. Der französische "eiserne Riegel" (eine Kette von Sperrforts und einzelnen größeren Festungen) war teilweise modernisiert worden, die integrierte Festung Verdun war - wie die meisten Großfestungen nach der Brisanzkrise 1885 - teilweise modernisiert (Beton-, Stahlbetondeckungen, Panzerfortifikation) und teilweise mit neuen "modernen" Panzerforts/Zwischenwerken (Ouvrage) / Panzerbatterien versehen (vergleichbar dem Ausbau der Festung Köln um 1914) - die Materialschlacht "Hölle von Verdun" war prinzipiell nichts anderes als eine Belagerung, und obendrein eine ziemlich ungeschickte, denn die Festung Verdun konnte nicht eingeschlossen werden. Der "beschleunigte Angriff", eingeleitet von punktuellem schwerstem Artilleriebeschuss auf einen Festungsbereich gefolgt vom Sturm, hatte bei der veralteten (!) Festung Antwerpen Erfolg**) hier bei Verdun, das doch einiges stärker befestigt und von rückwärts stets versorgt war (weil nicht umschlossen), klappte das nicht. Auch das Projekt "ausbluten" (Materialschlacht) führte nicht zur Eroberung, auch wenn einige Ouvrages und Forts in Trümmer gelegt waren.
==> das alles war den verantwortlichen Militärs nicht unbekannt! Man hatte in den teils monströsen, in ihrer Zeit stärksten (!!) Festungen an der Westgrenze die damals besten Voraussetzungen für eine Defensive, und man hatte im Festungskrieg gegen Betonfestungen und lineare Stellungen ("Grabenkrieg") mehr als genug Erfahrungen gesammelt.

Das führt jetzt
zu (3)
Das sollte man meinen, dass mehr hätte möglich sein können als die bedingungslose Kapitulation: wie oben ausgeführt, hätte sich eine Defensive auf die eigenen mächtigen Festungsanlagen stützen können***) - - aber jetzt kommen zwei Hindernisse ins Spiel:
1. Material-, Nachschub- und Kommunikationsprobleme großflächiger Art nach über drei Jahren Krieg
2. Der lange Bewegungs- und dann Stellungskrieg außerhalb des eigenen Territoriums (!) hatte es nötig gemacht, die eigenen Festungen ihrer Artillerie und Munition weitenteils zu entledigen, um diese Mittel weit weg im Fronteinsatz zu verwenden! Die Festungsartillerie war überwiegend salopp gesagt im Außendienst. Eine Rückwärtsbewegung, um die Kampfmittel in den Festungen zu konzentrieren und auf diese gestützt eine lineare Verteidigung zu organisieren, hätte für die Dauer der "Umgruppierung" die kompletten Truppen schutzlos gemacht - und das wegen kriegsbedingt teilweise zerstörter Wege und Bahnlinien für einen recht langen Zeitraum. Dieser hätte den gegnerischen Truppen Zeit genug gewährt, um die in Rückzug und "Umgruppierung" befindlichen Truppen/Armeen fürchterlich zu beuteln.
...aus der Perspektive des Festungsfreaks: da hatte man im euphorischen Vorwärts- und Siegesdrang die eigene Rückendeckung sträflich vernachlässigt, das rächte sich nun. Denn Festungen ohne Besatzung, ohne Bewaffnung, ohne Munition, ohne Vorräte sind nur eine bestenfalls architektonische Drohgebärde ohne jeden Nutzen.

zu (2)
nur eine kurze Anmerkung: trotz Helgoland als Stützpunkt (es gibt Fotos aus der Zeit des ersten Weltkriegs mit Ubooten im Festungshafen von Helgoland) und der Tatsache, dass der Ausbau Helgolands massiv war und offenbar dem Kaiser Wilhelm II ein quasi persönliches Anliegen war, das eher flache Randmeer Nordsee war und ist kein sonderlich geeignetes "Terrain" für Uboote.

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*) das hatten wir vor ein paar Jahren mal ausführlich diskutiert, vielleicht weiß @silesia welcher Faden das war
**) einer der Gründe, weshalb Festungsbau zeitweilig in Misskredit kam
***) als kuriose scheinbare Parallele: der idiotische Irrsinn am Ende des Zweiten Weltkriegs, Berlin zur Festung zu erklären... die Militärs wollten sich in die nur sehr schwer eroberbaren Allgäu- & Alpenstellungen retirieren, und von dort aus dann in der Position von einiger Stärke zu verhandeln (ein Angriff bzw niederringen dieser Stellungen wäre äußerst aufwändig und verlustreich ausgefallen) - aber nein, diese Okkasion blieb ungenutzt, stattdessen der Irrsinn in Berlin.
 
Sehr interessante Ausführungen.

Eine Defensive wurde ja an den relevanten Stellen auch nicht einmal in Betracht gezogen. Es kam nur der Angriff in Frage.
Die fehlende Beweglichkeit des deutschen Heeres wäre schon bei der reinen Verteidigung mit Schwierigkeiten verbunden gewesen. Das deutsche Heer war im Frühjahr 18 einfach zu schwach, um ein Großoffensive erfolgsversprechend durchführen zu können.

Franzosen und Briten, sehr zum Verdruss von Haig, waren entschlossen in der Defensive zu verharren, bis die Amerikaner in nennenswerter Zahl an der Westfront vertreten sind.

Es fehlte dem deutschen Heer nicht an Maschinengewehren, Geschützen, Minenwerfern oder Munition, nein es war einfach die Beweglichkeit! Und ab Sommer wohl auch der fehlende personelle Ersatz. Die numerische Überlegenheit war sicher auch zu gering. Franzosen und Engländer hatten in den vergangenen Jahren mit deutlich größerer Überlegenheit angegriffen und sind gescheitert.

Vielleicht hätte man die Front im Westen so weit es geht verkürzen sollten und dann massive ausbauen sollen. Die Deutschen hatten in den vergangenen Jahren mehr einmal bewiese, das sie auch in Unterzahl gut verteidigen konnten.

Aber das ist alles spekulativ.
 
Man möge es mir verzeihen, aber ich dachte in Punkto Festungskrieg an die napoleonische Kriegsführung - ich kann mich an keinen Feldzug entsinnen, bei dem Festungen kriegsentscheidend waren oder hätten sein können, mit einer Ausnahme: die Alpenregion mit Festungen mit Sperrfunktion - mit denen bestimmte Alpenpässe schlicht und ergreifend unpassierbar ohne die Einnahme der entsprechender Sperrfestung. Gerade 1813/1814 waren die frz. Festungen von Danzig bis ins frz. Landesinnere m.E. ohne große Bedeutung: Gerne als frz. Propaganda-Instrument benutzt, hat es die Alliierten im Grunde nicht interessiert. Sie banden letztendlich frz. Kräfte - auch meist von minderwertiger Qualität - , die dann aber im "normalen" Kriegsgeschehen fehlten.
Was ich sagen will:
Was interessieren Festungen, wenn man sie umgehen kann? Das Einschließen derselben war angesichts der schwachen/kaum vorhandenen Kräften in den Festungen nicht das Problem. Dekumatland hat die Situation der dt. Festungen gegen Ende des Krieges ja sehr schön geschildert - aber ich glaube, dass auch unter besseren Bedingungen die dt. Festungen nichts hätten bewirken können: einfach ignorieren und gut ist.
M.E. kriegsentscheidend 1918 war, ob die dt. Kräfte physisch und psychisch in der Lage und Willens waren, frische amerikanische Kräfte und die vergleichsweise weniger geschwächten Franzosen und Briten aufzuhalten. Wäre man bereit gewesen, sich "bis zum Äußersten" zu verteidigen, oder wäre ein strategischer Rückzug in ein mehr oder weniger ungeplantes Fliehen ausgeartet?
Ich glaube, dass das dt. Heer 1918 bereits am Anschlag war.

Gruss, muheijo
 
Was interessieren Festungen, wenn man sie umgehen kann?
gute Frage - - aber warum hat die keiner vor Verdun gestellt? oder vor Osowiec?

gewiß: kriegsentscheidend war Verdun nicht - aber was da an Material verpulvert wurde, das hatte Kraft und Ressourcen gekostet, und nicht wenig (zu schweigen von Verlusten an Menschenleben!) - - dass sich das auf den weiteren Verlauf auswirkte, nehme ich stark an.

Und sicher: wir heute, mit Handy und Internet, wissen vieles besser als die Leute vor 110 Jahren - die waren der Meinung, das Festungen durchaus interessieren und bauten welche; gönnen wir ihnen, wenn auch vielleicht kopfschüttelnd, ihre Meinung ;)
 
Man möge es mir verzeihen, aber ich dachte in Punkto Festungskrieg an die napoleonische Kriegsführung - ich kann mich an keinen Feldzug entsinnen, bei dem Festungen kriegsentscheidend waren oder hätten sein können, mit einer Ausnahme: die Alpenregion mit Festungen mit Sperrfunktion.
Wenn wir die Linien von Torres Vedras als Festung betrachten wollen, wären die zumindest feldzugsentscheidend gewesen. Des Weiteren würde ich tatsächlich Festungen, die eben NICHT angegriffen wurden, weil es eben Festungen waren, durchaus als kriegswichtig bis kriegsentscheidend betrachten. Die großen Flottenstützpunkte im Süden Englands, in der Bretagne, Toulon oder in Cadiz wurden, da schwer befestigt, vom Feind nie ausgehoben (wie z. B. Kopenhagen 1807), weil ein Angriff auf diese schlichtweg als aussichtslos bewertet wurde. Der britische Angriff auf Antwerpen war ein kolossaler Fehlschlag. (Ähnliches dürfte für Wilhelmshaven und Kiel im WK I gegolten haben.)


Was ich sagen will:
Was interessieren Festungen, wenn man sie umgehen kann?
Ich täte das umdrehen: Festungen interessieren, weil man sie umgehen MUSS, will man sie nicht von ihnen ausbremsen lassen. Sie verändern damit die Geographie des Operationsschauplatzes, indem sie Teile davon komplett sperren oder in schwer passierbares Gelände verwandeln.
  • Sie zwingen zum Verlassen des kürzesten (und leistungsfähigsten) Verkehrsweges. Wenn ich meine Truppen und meinen Nachschub auf einen Umweg schicken muss - ganz unidealerweise noch durch schwieriges Gelände, dann erhöhe ich Verschleiß und Anfälligkeit des umgeleiteten Heeres.
  • Sie zwingen zum Abkneifen eigener Truppen zum Schutz gegen Angriffe aus der Festung heraus auf die eigenen Truppen bzw. deren Nachschub.
  • Sie versperren einen Ausweichweg. M. W. basierte der Schlieffenplan darauf, dass ein vor dem schwenkenden rechten Flügel des deutschen Aufmarsches zurückweichendes französisches Heer eben nicht nach Elsaß-Lothringen bzw. Süddeutschland ausweichen konnte, da der Weg dorthin durch die dt. Festungen versperrt war.
  • Sie deckten eigene Magazine und Depots und gewährten Flankenschutz.
Ich denke schon, dass Festungen gerade dann relevant sind, wenn sie NICHT in den täglichen Heeresberichten auftauchen, weil um sie rum einfach kein Krieg stattfindet. Sie stellen quasi ein schwarzes Loch für Angriffsoperationen dar.
 
Zuletzt bearbeitet:
b) an der Ostfront herrschte erstmal Ruhe (? wenn ich das noch richtig erinnere), und falls nicht, bieten die Festungen Swinemünde, Boyen/Lützen (Schumannsches Festungsarreal), Graudenz, Thorn, Posen eine günstige Verteidigungsposition (Kontrolle der Verkehrsknoten etc)
Hier muss ich ergänzen: Breslau wurde ab 1912/14 mit einem riesigen Gürtel aus Betonwerken versehen, konzipiert als Armierungsstellung - genau aufgedröselt wird das, wie auch die unterschiedlichen Festungskonzepte an Ost- Westgrenze und Nord-Ostsee in "Der Festungsbau auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg". Wenn ich am Wochenende wieder daheim bin, kann darüber berichten (gestern das Buch erhalten, aber nur kurz überflogen)
 
Hatten wir schon Lüttich?
Immerhin wurden dessen Forts 9 Tage lang belagert und hielten den zeitlich auf Kante genähten Schlieffen-Moltke Plan überraschend etwas auf.
 
Die deutsche Ostpolitik 1918 war letzten Endes eine erbitterte Auseinandersetzung zwischen der OHL und dem Auswärtigen Amt.
Entscheidend für den Fortgang der Ereignisse war der Kronrat in Bad Homburg. Kühlmann wollte nach der Erklärung von Trotzki den Frieden eben nicht mit militärischer Gewalt erzwingen. Kühlmann wollte sich mit dem entstandenen Schwebezustand begnügen. Wenn Kühlmann sich durchgesetzt hätte, dann wären Ludendorffs Ideen bezüglich des Machtumbaus im Osten erledigt gewesen. Nach Kühlmanns Überlegungen hätten so deutlich mehr Truppen für die Westoffensive 1918 bereitgestanden. Ende März 1918 standen noch über 1 Million deutsche Soldaten im Osten; just zu dem Zeitpunkt wo Ludendorff sich über personelle Ersatzlage beklagte.
 
Wäre es nicht auch eine Option gewesen 1918 eine Offensive in Italien zu starten, das ja zu diesem Zeitpunkt stehend k.o. war, um Italien aus den Krieg zu kegeln, was dann ja natürlich bedeutend mehr freie Kapazitäten für die Westfront bedeutet hätten.
Man hätte "nur" so lange bis dieser Fall eingetreten wäre die Westfront halten müssen.
Ist diese Variante von deutscher Seite überhaupt in Betracht gezogen worden?
 
Mit der Operation Michael sollte ja die Kriegsentscheidung herbeigeführt werden und zwar bevor die USA an der Westfront entscheidend eingreifen konnten.
Eine Kriegsentscheidung wäre an der italienischen Front wohl nicht herbeizuführen gewesen.
 
Mit der Einschätzung dürfte Turgot recht haben. Außerdem denke ich mal, das mit einer Ausdehnung der Front in Italien (Versuch der Niederringung), die Versorgungsprobleme für die Truppe zugenommen hätten, da die Verkehrswege über die Alpen einfach ein bestimmtes Limit hatten.

Zu den Festungen ist zu sagen, das dieser Punkt schwer zu beurteilen ist. Dabei kommt es schon darauf an welchen taktischen oder strategischen Wert sie darstellen, welche Besatzungsstärken, Kampfmittelausstattungen und Vorräte
vorhanden sind.
Militärisch sind die meisten Festungen für den Angreifer eher ein Hindernis für den Nachschub oder durch die Gefahr eines Ausbruchs, sie binden im allgemeinen gegnerische Angriffstruppen.
Allerdings darf der Verteidiger nicht den Fehler zu großer Besatzungen machen, bewegliche Einheiten zwischen Festungsanlagen sind normalerweise notwendig.

Zur Offensive 1918 denke ich mal, die Chance durchzubrechen war vorhanden, aber eher gering, der Vormarsch war
mit den damaligen Mitteln kaum schnell genug voranzubringen.
Und dann, hätte die Entende kapituliert?
Ich zweifle daran und an einem eventuellen Verhandlungsfrieden.

Eine Verteidigung über 1918 hinaus wäre kaum möglich gewesen!
Die Verbündeten waren am Ende, Mangelrohstoffe gab es immer weniger und die Bevölkerung war am verhungern.
Insbesondere letzteres war der entscheidende Grund gegen die Möglichkeit einer weiteren Kriegsfortsetzung.
 
Mit der Einschätzung dürfte Turgot recht haben. Außerdem denke ich mal, das mit einer Ausdehnung der Front in Italien (Versuch der Niederringung), die Versorgungsprobleme für die Truppe zugenommen hätten, da die Verkehrswege über die Alpen einfach ein bestimmtes Limit hatten.

Die Frage ist, wie weit hätte man denn nach Italien hinein gemusst um das Land zum Friedensschluss zu zwingen?

Der Löwenanteil von Italiens Industrie liegt in er Po-Ebene und um die Zu erreichen, hätte die Front nicht so weit ausgedehnt werden müssen.
Italiens Situation Ende 1917 war alles andere als rosig und wenn man bereit gewesen wäre Italien einen relativ günstigen Frieden ohne Gebietsabtretungen, vielleicht mit zeitweiliger Besetzung des Veneto als Garantie für italienisches Wohlverhalten bis zum Ende des Konflikts anzubieten, hätte ein Hineinstoßen in die Po-Ebene möglicherweise schon ausgereicht das zu bewirken.

Natürlich wäre das logistisch schwierig geworden, andererseits hatten die Italiener chronisch zu wenig Maschinengewehre und einen Großteil ihres Artillerieparks hatten sie bei Caporetto eingebüßt.

Für so unmöglich halte ich ein Szenario Italien im Frühjahr 1918 zum Frieden zu zwingen nicht, wenn man es wirklich darauf angelegt und dafür auf die Offensive in Frankreich verzichtet hätte.


Zur Offensive 1918 denke ich mal, die Chance durchzubrechen war vorhanden, aber eher gering, der Vormarsch war
mit den damaligen Mitteln kaum schnell genug voranzubringen.
Und dann, hätte die Entende kapituliert?
Ich zweifle daran und an einem eventuellen Verhandlungsfrieden.

Nun, wenn der Durchbruch in der Art und Weise gelungen wäre, wie sich Ludendorff das vorstellte, wäre die britische Armee dabei von den Franzosen getrennt, an die Kanalküste gedrängt und dort vernichtet worden.

In dem Fall hätten die Franzosen kaum eine andere Wahl gehabt, als den Rückzug anzutreten, weil ihr linker Flügel dann nicht mehr zu verteidigen gewesen wäre und jederzeit hätte überrannt werden können, womit der Weg nach Paris im Prinzip frei gewesen wäre.

Wenn das passiert wäre, bevor die Amerikaner genug Truppen nach Europa hätten bringen können um so etwas zu stabilisieren, wäre Frankreich sehr wahrscheinlich gezwungen gewesen zu kapitulieren und ohne Frankreich hätten Großbritannien und die Vereinigten Staaten keinen Landzugriff mehr auf Deutschland gehabt.

An und für sich, hätte das funktionieren können, wenn man über motorisierte Streitkräfte verfügt hätte, die tatsächlich in der Lage gewesen wären in die Lücke hinein zu stoßen, den Briten die rückwärtigen Verbindungen zu nehmen und die Franzosen nach Süden abzudrängen.
Hatte man aber eben nicht. Hätte man die gehabt, wäre die Idee möglicherweise sogar ganz gut gewesen, würde ich meinen.
So lange man nur im Marschtempo der Infanterie vorrücken und den Briten genug Zeit für den Rückzug blieb, war das einfach nur ein sinnloses Gemetzel ohne Erfolgsaussichten.

Eine Verteidigung über 1918 hinaus wäre kaum möglich gewesen!

In der Art und Weise, wie es faktisch gelaufen ist, mit 3 aktiven Fronten war das nicht zu machen.
Wäre es gelungen die Fronten in Italien und am Balkan Anfang 1918 auszuschalten und man hätte sich ganz auf das Halten der Westfront verlegen können, hätte das möglicherweise anders ausgesehen.
Nicht zuletzt deswegen, weil das ermöglicht hätte Teile der Mannschaften nach Hause zu schicken, die in der zivilen Wirtschaft fehlten.
 
Moin
Frankreich, GB und die USA hätten meiner Meinung nach Italien gestützt, die Truppen waren vorhanden, so das ich nicht denke, Italien hätte einen Separatfrieden geschlossen.

Ich frage mich, wie Deutschland über 1918 hinaus noch hätte kämpfen sollen?
Das war zu dem Zeitpunkt keine Frage der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft mehr, es war schier unmöglich, die Ernährungslage entscheidend zu verbessern.
Ich verweise hier z.B. auf den Phosphatdüngermangel. Ohne Phosphor läßt sich auch bei ausreichender N und K Düngung kaum eine Ertragssteigerung erreichen.
Natürlicher Dünger war ebenfalls nur noch in zu geringer Menge vorhanden, da die dazu notwendigen Viehbestände
nicht genug Futtermittel bekamen. Hinzu kam die kaum noch zu füllende Fettlücke.
 
Wenn Falkenhayn 1916 auf seine abartige Blutmühle verzichtet hätte, stattdessen den besseren Ansatz Conrads, nämlich der Offensive gegen Italien, unterstützt hätte, hätte man Italien vielleicht aus den Krieg nehmen können.
Die Franzosen und Engländer hätten die Westfront schwächen müssen, um den Verbündeten zu unterstützen.
Wer weiß wo das möglicherweise hingeführt hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, 1916 wäre das eventuell noch möglich gewesen, allerdings auch im deutschen Heer war "die Decke überall zu kurz".

Verdun war meiner Meinung nach ein mehr als fataler taktischer und vor allem strategischer Fehler.
Der Angriff auf den Festungskomplex hat sicherlich, trotz der riesigen Verluste, die Moral der Franzosen gestärkt.
 
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