Gas im 2. Weltkrieg???

Ich stimme dir absolut zu, aber mir ist grade die Frage durch den Kopf geschossen, ob ein Einsatz in den V-Waffen möglich gewesen wäre?

Kaum, damit war im März 1945 auch Schluss. Die letzte A4 wurde am 25.3. auf Antwerpen gefeuert. Es hätte gedauert, die umzurüsten, zumal vorher keine entsprechenden Erfahrungen und Experimente gemacht wurden. London lag schon lange außer Reichweite.
 
Ein anderer Grund, warum Gas nicht eingesetzt wurde, bestand wohl auch in der Kriegsführung. Der Stellungskrieg war überwunden und für den Bewegungskrieg war das Gas einfach zu "langsam". Ein mit C-Waffen angegriffener Raum war für die eigenen Einheiten nicht sofort zu besetzen. Weiterhin war ein Angriff mit C-Waffen nicht jederzeit möglich. Das Wetter konnte einer solchen Unternehmung im Wege stehen. Und nicht zuletzt waren die Erfolgsaussichten vage, während man mit moderner Kriegsführung bessere Ergebnisse erwarten durfte.

Die wichtigste Frage, die sich in diese Zusammenhang stellt, ist doch, wie schnell die deutschen Gase sich wieder verflüchtigen, denn sollte dieser Zeitpunkt sehr schnell erreicht sein, so kann auch ein Einsatz im Bewegungskrieg sinnvoll sein.
Eine sowjetischer Angriffsplan gegen Westeuropa sah mW einen vorbereitenden chemischen Angriff mit einem schnell flüchtigen Gas vor. Dieses sollte den Gegner töten und sich dann innerhalb der ersten 24 Stunden wieder verflüchtigen. Vor allem bei einem solchen Einsatz in der Tiefe kann von einer nachhaltigen Schwächung der Verteidigungsfähigkeit des jeweiligen Gegeners ausgegangen werden, von der psychologischen Wirkung mal ganz zu schweigen. Allerdings bleibt auch hier immer die Vergeltungsfrage offen.
 
Kaum, damit war im März 1945 auch Schluss. Die letzte A4 wurde am 25.3. auf Antwerpen gefeuert. Es hätte gedauert, die umzurüsten, zumal vorher keine entsprechenden Erfahrungen und Experimente gemacht wurden. London lag schon lange außer Reichweite.

Ich hatte eigentlich auch mehr an die FI 103 gedacht, da diese doch deutlich mobiler und funktionssicherer war, im Vergleich zur A4/V2. Aber du hast recht, das ist ein reines Gedankenspiel und wäre in der Realität wohl nicht mehr umsetzbar gewesen, zumal das Befüllungsproblem ja immer noch bestanden hätte.
 
Der datiert vom 19.3.1945. Zu dem Zeitpunkt war die Wehrmacht gar nicht mehr in der Lage einem Gaskrieg zu führen. Dazu fehlten die personellen, strukturellen und logistischen Voraussetzungen. Bahnlinien zerstört, kein LKW tagsüber sicher - wie sollte das gehen?

waren aber ganz schöne Leistungen zu denen die Wehrmacht da noch fähig war, Oder bis Berlin, nochmals ein fürchterliches Massengrab.

Die haben, mangels Gußeisen, da sogar noch Handgranaten aus Glas gegossen, und eingesetzt.

Irgendwie war zum Schluss jedes Mittel recht. Und da, denke ich, zieht das Argument nicht, dass Logistische Probleme den Gas-Einsatz ausgeschlossen hätten.
 
Ich stimme dir absolut zu, aber mir ist grade die Frage durch den Kopf geschossen, ob ein Einsatz in den V-Waffen möglich gewesen wäre?
Durchaus, man plante wichtige Großstädte in England mit Tabun und ähnlichen Mitteln zu bombardieren die von der V1, V2 ins ziel gebracht worden wären, neben den konventionellen Bomben.

Churchill sah ebenfalls einen Plan vor wichtige Städte im Ruhrgebiet mit dem reichlich vorhandenen Chlorgas zu bombardieren aber wie die deutschen, fürchteten sich auch die Briten vor eventuellen Gegenschlägen.
 
Ich hatte eigentlich auch mehr an die FI 103 gedacht, da diese doch deutlich mobiler und funktionssicherer war, im Vergleich zur A4/V2. .

Na, beim Abschuss war die V2 aber mobiler als die V1, die einen Katapult brauchte, oder vom Flugzeug abgeworfen wurde.
(Das Staustrahltriebwerk braucht Geschwindigkeit zum Zünden)
 
Na, beim Abschuss war die V2 aber mobiler als die V1, die einen Katapult brauchte, oder vom Flugzeug abgeworfen wurde.
(Das Staustrahltriebwerk braucht Geschwindigkeit zum Zünden)

Ach ja, du hast ja recht. Ich habe mich ein bißchen von der Größe bei meinen Überlegungen leiten lassen. Ich befürchte grade, dass ich mit meinem Kopf da nicht ganz bei der Sache war. Hat der Abschuss der A4/V2 vom LKW aus eigentlich funktioniert. Soweit ich weiß gab es ja eine ähnliche Konstruktion wie später für die SS 20.
 
Zum Nicht-Gebrauch von Gas im 2. Weltkrieg das Genfer Protokoll.

Es lag wahrscheinlich im Interesse aller Kriegsparteien kein Gas einzusetzen. Die militärischen Möglichkeiten auf allen Seiten wären verheerend gewesen und innere Unruhen bei allen Kriegsparteien wären die Folgen gewesen.

Meines Wissens hat nur Italien nach dem 1. Weltkrieg (und bis Ende des 2. Weltkrieges) Gas in Äthiopien 1936-ca. 1939 eingesetzt.

Ja, aber da Frage ich mich warum die Soldaten standartmäßig eine Gasmaske dabei hatten!?
"Gas-Paranoia" wg. der Einsätze und pers. Erfahrung vieler Militärs aus dem 1.Wk?!
 
Das Üben des "Schnuffi-Aufsetzen" und das Marschieren/Laufen damit in Kolonne war in der DDR fester Bestandteil der vormilitärischen Ausbildung in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik, mit 16 war man automatisch dabei). Jeder hatte sein persönliches Teil. Ich nehme mal, dass das bei RAD-lern und Flakhelfern im Dritten Reich genauso war.
In Dieter Nolls "Abenteuer des Werner Holt" wird es jedenfalls so beschrieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne das auch aus verschiedenen Publikationen zum Thema. Außerdem ist die Maske eine herrliche Schikane bei der Ausbildung, vor allem die älteren Modelle. Das ist doch heute auch noch nicht anders, jedenfalls machen 20 Liegestütze mit Maske sehr wenig Spaß, vor allem deswegen nicht, weil man dabei 20 Mal mit dem Rüssel im Dreck wühlt (erinnert mich irgendwie an das Schwäbisch-Hällische Landschwein).
Mal Spaß beiseite. Ich denke, es gab zu jeder Zeit die Gefahr eines Gas-Einsatzes, das geht schon aus der bisherigen Diskussion hervor und dann macht es auch Sinn eine Gasmaske mitzuführen, obwohl diese wahrscheinlich bei den grade entwickelten Nervengasen wie Tabun oder Sarin sowieso ohne Nutzen gewesen wären.
 
Wiki listet doch erstaunlich viele Einsätze auf. SU 1930 in China?:confused:
Lost ? Wikipedia

Wikipedia beruft sich mit 1930 auf einen Link, in dem allerdings das Jahr 1934 angegeben wird.
Es handelt sich um den Aufstand der Moslems unter Nijas Hodscha und Ma Shingjin (Ma Tschun-ying) in der chinesischen Provinz Xinijang, also im äußersten Nordwesten Chinas bei den Uiguren. Dieser wurde mit sowjetischer Beteiligung niedergeschlagen. China versuchte die Jahre vorher massiv die Sinisierung Xinijangs.
SPIEGEL Wissen :: Artikel - Artikel
Giftgas wird allerdings nicht erwähnt.
 
Ich kenne das auch aus verschiedenen Publikationen zum Thema. Außerdem ist die Maske eine herrliche Schikane bei der Ausbildung, vor allem die älteren Modelle. Das ist doch heute auch noch nicht anders, jedenfalls machen 20 Liegestütze mit Maske sehr wenig Spaß, vor allem deswegen nicht, weil man dabei 20 Mal mit dem Rüssel im Dreck wühlt (erinnert mich irgendwie an das Schwäbisch-Hällische Landschwein).
Mal Spaß beiseite. Ich denke, es gab zu jeder Zeit die Gefahr eines Gas-Einsatzes, das geht schon aus der bisherigen Diskussion hervor und dann macht es auch Sinn eine Gasmaske mitzuführen, obwohl diese wahrscheinlich bei den grade entwickelten Nervengasen wie Tabun oder Sarin sowieso ohne Nutzen gewesen wären.


Musste man der BW auch machen. Zurück zu Thema, das hätte ganz mies enden können. Die Briten haben eine Milzbrandbombe gebaut, ich glaube eine schottische Insel ist heute noch deswegen gesperrt. Die Wehrmacht hatte auch noch genügend C-Waffen gelagert. In unserer Nachbarschaft lag eine so genannte Muna, die nie bombardiert wurde und bei Kriegsende voll mit dem Zeug war, das später ins Meer gekippt wurde.

Wen es interessiert

http://muna.mdsol.de

Ich durfte ein bisschen zur Aufarbeitung beitragen, habe aber nichts mit der Seite zu tun.
 
Durchaus, man plante wichtige Großstädte in England mit Tabun und ähnlichen Mitteln zu bombardieren die von der V1, V2 ins ziel gebracht worden wären, neben den konventionellen Bomben.

Churchill sah ebenfalls einen Plan vor wichtige Städte im Ruhrgebiet mit dem reichlich vorhandenen Chlorgas zu bombardieren aber wie die deutschen, fürchteten sich auch die Briten vor eventuellen Gegenschlägen.


C- Waffen sind heute noch sozusagen die Atombombe des kleinen Mannes und relativ einfach und billig herzustellen. Ein "totaler" Gaskrieg im 2. Weltkrieg wäre ein Horrorszenario gewesen, fast wie ein Atomkrieg, zumal sich das vor allem gegen die Zivilbevölkerung gerichtet hätte und ein auch nur improvisitärer Schutz kaum möglich gewesen wäre. Davor schreckten offenbar selbst die rücksichtslosesten Militärs zurück, zumal man selbst Gegenmaßnahmen schutzlos preisgegeben gewesen wäre.

Meines Wissens setzten allerdings die Italiener im Abessinienfeldzug und die Japaner in China Giftgas ein.
 
Der Schutz war vor allem deswegen unzureichend, da die neuen Nervengifte der Deutschen nicht eingeatmet werden müssen um tödlich zu sein, Aufnahme über die Haut oder Schleimhäute genügt völlig, das gilt natürlich auch für den direkten Kontakt in flüssiger Form. Das Hauptproblem entsteht aber durch die weitaus geringeren Dosen, die zur letalen Wirkung benötigt werden. Bei Losten musste man ja (als Kontaktgift) noch relativ große Mengen (im Vergleich) abbekommen. Inwieweit die damaligen Gasmasken vor den neuen Giften schützten weiß ich leider nicht.
 
Die wichtigste Frage, die sich in diese Zusammenhang stellt, ist doch, wie schnell die deutschen Gase sich wieder verflüchtigen, denn sollte dieser Zeitpunkt sehr schnell erreicht sein, so kann auch ein Einsatz im Bewegungskrieg sinnvoll sein.
Eine sowjetischer Angriffsplan gegen Westeuropa sah mW einen vorbereitenden chemischen Angriff mit einem schnell flüchtigen Gas vor. Dieses sollte den Gegner töten und sich dann innerhalb der ersten 24 Stunden wieder verflüchtigen. Vor allem bei einem solchen Einsatz in der Tiefe kann von einer nachhaltigen Schwächung der Verteidigungsfähigkeit des jeweiligen Gegeners ausgegangen werden, von der psychologischen Wirkung mal ganz zu schweigen. Allerdings bleibt auch hier immer die Vergeltungsfrage offen.

Pläne gab es viele. Aber sehen wir den Tatsachen ins Gesicht:
-auch ein "schnell" verflüchtigendes Gas braucht seine Zeit, bis es sich verflüchtigt hat; ein Grund dafür ist ja, dass es sich, um wirksam zu sein, auch nicht zu schnell verflüchtigen darf; somit geht unterm Strich wertvolle Zeit verloren
- wie sich das Gas verhält, hängt mitunter vom Wetter ab; die Wettervorhersagen waren damals noch wenig ausgereift; somit ist ein solcher Einsatz damals nur schlecht planbar gewesen; die aus dem ersten WK bekannten Schwierigkeiten waren immer noch nicht behoben; Wirkung und Verflüchtigung ließen sich nur unter optimalen Bedingungen sicher bestimmen, die selten gegeben waren
- erschwerend kommt hinzu, dass man allseits von einem C-Waffen-Krieg ausging und diesen Aspekt bei der Vorbereitung auf den nächsten Krieg bei Ausbildung und Ausrüstung nachdrücklich berücksichtigte; folglich stellt sich die Frage, inwieweit eine hinreichend tödliche Wirkung des Gases überhaupt zu erreichen gewesen wäre
- abschließend muss man berücksichtigen, dass die Fronten im Gegensatz zum 1. WK weit weniger stabil waren; Angriffe und Gegenangriffe, Kessel und Ausbrüche aus diesen bringen für einen Gasangriff zusätzliche Probleme; die Gasgeschosse müssen an die Front herangebracht und dort gelagert werden; diese Lager sind aber infolge der Art der Kriegsführung auch immer der Gefahr ausgesetzt, dem Feind in die Finger zu fallen; Treibstoff- und Munitionslager konnten oft genug nicht rechtzeitig verlegt werden
- allenfalls um Kessel auszuräuchern, hätte man mit Gas operieren können; andererseits warum das Gas verschleudern, wenn der Hunger dieselbe Leistung kostenfrei liefert und man zudem Kriegsgefangene erhält, die man zur Arbeit zwingen kann?

Man könnte noch zahlreiche andere Gründe anführen.
Jedenfalls ergibt sich aus solchen Überlegungen für mich die Schlussfolgerung, dass Gas für den Krieg, wie er im 2. WK geführt wurde, kein taugliches Mittel darstellt.
 
Was wäre egtl gewesen, hätte Deutschland die Lufthoheit gehabt?Also ich meine insbesonders gegen England,dann hätte doch Gas eingesetzt werden können, ohne irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen zu fürchten,oder sehe ich das falsch?
 
Was wäre egtl gewesen, hätte Deutschland die Lufthoheit gehabt?Also ich meine insbesonders gegen England,dann hätte doch Gas eingesetzt werden können, ohne irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen zu fürchten,oder sehe ich das falsch?

Dann hätten alle Gegner Deutschlands auch Gas gegen deutsche Zivilbevölkerung eingesetzt. Diese Verlagerung des Krieges frühzeitig auf deutsches Territorium hätte kein Nazi den Deutschen erfolgreich vermitteln können.
 
Was wäre egtl gewesen, hätte Deutschland die Lufthoheit gehabt?Also ich meine insbesonders gegen England,dann hätte doch Gas eingesetzt werden können, ohne irgendwelche Vergeltungsmaßnahmen zu fürchten,oder sehe ich das falsch?

Auch mit der Lufthoheit ist ein Gegenschlag niemals auszuschließen. Die Luftwaffe hat es sogar 1945 noch geschafft an der Westfront Bomber zum Einsatz zu bringen oder bei der vollkommen misslungenen Operation Bodenplatte doch eine erheblich Anzahl Jäger für einen Bodenangriff bereitstellen können. Ein entschlossenes Bombergeschwader hätte also auch in diesem Fall zumindest einige Gasbomben bis Berlin bringen können. Damit ist das Risiko eines Gaseinsatzes sehr hoch. Vor allem wenn man an die psychologische Wirkung auf die Zivilbevölkerung denkt, wie es Hurvinek schon angesprochen hat.

ME ist ein wichtiger Grund dafür, dass die C-Waffen im WK II nicht zur Anwendung kamen, dass jede kriegführende Nation eine weitere Eskalation bzw. eine Gewaltspirale befürchtete. Es war ja hinreichend bekannt, dass die Gasarsenale aller Beteiligten gut gefüllt waren. Was die Deutschen (zum Glück) nicht wußten, war, dass die Alliierten über keine Nervenkampfstoffe verfügten. Ansonsten hätte ein Einsatz wesentlich risikoloser erscheinen können. Bezeichnend ist, dass Hitler immer Angst vor einem Gegenschlag der Alliierten mit C-Waffen hatte und deshalb auch den Einsatz der deutschen Kampfstoffe verhinderte.
 
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