Gefangenenerschießung in "Band of Brothers"

Hi!
In der TV-Serie "Band of Brothers" (präsentiert von Tom Hanks und Steven Spielberg) wird in einer Szene gezeigt, wie ein US-Soldat fernab irgendwelcher Kampfhandlungen kaltblütig eine ganze Gruppe deutscher Kriegsgefangener erschießt. Der Vorfall wird, obwohl unter Zeugen in aller öffentlichkeit ausgeführt, offenbar nicht gemeldet, jedenfalls gibt es keine Untersuchung, und der betreffende US-Soldat ist auch in späteren Folgen noch dabei.
Diese Szene irritiert mich sehr, denn meines Wissens haben die US-Truppen gefangene Europäer hinter der Front stets mustergültig behandelt (diverse Ausschreitungen gegen SS-Leute und die Gefangenenlager auf den Rheinwiesen will ich wegen der besonderen Umstände mal unberücksichtigt lassen) und wurden derart schwere Verstöße gegen das Kriegsrecht in der US-Army auf dem europäischen Kriegsschauplatz schwer geahndet.
Meine Frage hierzu: Ist die Szene irgendwie historisch? Oder haben wir es hier mit einem "Soldier-Blue-Phänomen" zu tun? (wo das Massaker an den Indianern als Medium für eine Kritik am Vietnamkrieg diente)
PS: Googlen hat mich bisher immer nur auf SEHR obskure Seiten gebracht
 
In diese Szene ging es um einen Offizier von dem erzählt wurde, dass er zuerst den Gefangenen Zigarreten gegeben hat und sie dann erschossen haben soll.

Dies wurde unter den US-Soldaten erzählt und keiner der Erzählenden war dabei. Während die Soldaten das erzählen, wird diese Szene gezeigt. Ob das wirklich geschehen ist, weiss ich nicht. Es kann sich dabei aber auch um ein Gerücht innerhalb der Soldaten handeln.

Dieser Offizier, hatte den Ruf als "harter Hund". Die Figur des Offiziers ist historisch, ich muss aber nachsehen was er nachdem Krieg gemacht hat.
 
In diese Szene ging es um einen Offizier von dem erzählt wurde, dass er zuerst den Gefangenen Zigarreten gegeben hat und sie dann erschossen haben soll.

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War das die Szene, wo er dem dann noch die Uhr abgenommen hat, obwohl er schon ein paar am Handgelenk hatte?

Ich denke, so eine Szene ist gewollt so hart dargestellt, um zu zeigen, dass keiner so richtig "sauber" aus dem Krieg gegangen ist.
 
War das die Szene, wo er dem dann noch die Uhr abgenommen hat, obwohl er schon ein paar am Handgelenk hatte?

Nein das ist eine andere Szene und ein anderer Soldat.

Ich denke, so eine Szene ist gewollt so hart dargestellt, um zu zeigen, dass keiner so richtig "sauber" aus dem Krieg gegangen ist.

Man kann sich die Szene auf You Toube ansehen.

Der Offizier hies Ronald Speirs

Ronald Speirs - Wikipedia, the free encyclopedia


Hier gib es ein Interview mit Dick Winters:

Dick Winters: Reflections on the Band of Brothers, D-Day and Leadership HistoryNet - From the World's Largest History Magazine Publisher
 
War das die Szene, wo er dem dann noch die Uhr abgenommen hat, obwohl er schon ein paar am Handgelenk hatte?

Ich denke, so eine Szene ist gewollt so hart dargestellt, um zu zeigen, dass keiner so richtig "sauber" aus dem Krieg gegangen ist.

Ist auch ne interessante Szene, aber die mit der "Erschiessung" ist etwas früher.

Und ich glaube Ursi hat recht, so wie sie es schildert, so denke ich auch, dass es gemeint war. Also nur theoretisch, um diese mysteriöse Geschichte in Bilder zu fassen.
 
Es bleibt ja über alle Folgen hinweg unklar, ob diese Erschießung stattgefunden hat. Ich schließe mich einfach den hier geäußerten Meinungen an, v.a. Ursi.
Ich weiß aber von einzelnen US-Einheiten, die in der Ardennenschlacht eingesetzt waren, dass diese keine Gefangenen gemacht haben. Ich kann mich da an einen Zeitzeugenbericht in einem Dokumentarfilm erinnern, der angab, dass seine Einheit, nachdem sie eine Gruppe US-Gefangener aufgefunden hatten, die von einer SS-Einheit erschossen worden waren, keine Gefangenen (mehr) gemacht haben. Die Aussage deutet darauf hin, dass hier entweder Erschießungen stattgefunden haben oder einfach eine Gefangennahme verweigert wurde, das Ergebnis ist dasselbe.

Zu den Uhren: Das war wohl eine übliche Marotte der GIs. Mein Großvater hat immer wieder von ganzen Unterarmen voller Armbanduhren bei US-Soldaten berichtet. Außerdem zeigt eine Szene bei "Band of Brothers" eindeutig, dass er die Uhr einem bereits toten deutschen Soldaten abnimmt.
 
Bei der Erstellung einer Chronik habe ich einige Literatur zu den Kriegsgeschehnissen im April '45 gesichtet. Ist allerdings schon ein wenig her, ich kann daher nicht die Titel und Autoren nennen. Es kam in meinem Dorf zu keinerlei Kriegsverbrechen von Seiten der Amerikaner. Zum Glück war keine SS-Einheit im Dorf stationiert und die, die stationiert waren haben sich rasch unter einigen Verlusten rechtzeitig abgesetzt. In den Gemeinden westlich der Weser war das zum Teil anders. SS-Einheiten leisteten hier bis zuletzt teils verbitterten Widerstand. Hier wurden nachweislich SS-Soldaten, Wehrmachtssoldaten aber auch Zivilisten von GI's ermordet. Wenn ich noch an die Literatur komme, kann ich gerne noch mal hierzu posten.

Ich finde es nicht gut, daß solche Verbrechen gerne verschwiegen werden. Dennoch muß man zur Verteidigung der Amerikaner doch anführen, daß jede Armee immer mehr oder weniger Querschnitt der Bevölkerung ist. Man muß sogar davon ausgehen, daß der Anteil "schlechterer" Menschen in einer Armee eher höher ist, als in der Bevölkerung. Zudem enthemmt der Krieg und bringt nicht unbedingt die positivsten Eigenschaften der Menschen zu Tage. Das sollte allerdings für alle Soldaten gelten, auch für Wehrmacht und SS. Im Allgemeinen verhielten sich die Soldaten der US-Armee im Rahmen.
 
Die von mir geschilderte Szene spielt aber in der Normandie, lange vor dem Malmedy-Massaker, und die Erschiessung hat - im Film - definitv stattgefunden. Und mit "fernab irgendwelcher Kampfhandlungen" meine ich hinter der Front. Unter Bewachung friedlich herumhockend. Eigentlich zielt meine Frage eh in eine Richtung, die in diesem Forum vielleicht gar nichts zu suchen hat: ob die Macher des Films vielleicht eine ganz seltene Ausnahmehandlung in die Handlung einbauen um versteckt Kritik am Irak-Krieg zu üben
 
...oder ob da etwa, vielleicht aus demselben Grund, etwas frei erfunden wurde (der Täter wird noch nicht einmal von einem Vorgesetzten darauf angesprochen, noch nicht einmal, um kumpelhaftes Verständnis auszudrücken! Ist das vorstellbar?)
 
Eigentlich zielt meine Frage eh in eine Richtung, die in diesem Forum vielleicht gar nichts zu suchen hat: ob die Macher des Films vielleicht eine ganz seltene Ausnahmehandlung in die Handlung einbauen um versteckt Kritik am Irak-Krieg zu üben

Am Iraqkrieg (2003) oder am Golfkrieg (1990/1991)? Ersteres wäre nämlich schlechterdings unmöglich, da die Serie 2000/01 produziert wurde.
 
Das ist wohl wahr, sieht man von ihrer Vorliebe für German Souvenirs einmal ab. Die Russen waren da, milde ausgedrückt, wesentlich rabiater.

Stimmt. Ich erinnere mich an dieses nachgestellte Bild, das um die Welt gegangen ist. Ein Rotarmist hisst die Flagge auf dem Reichstagsgebäude.
Der Soldat, der ihn stützt, hatte 2 Uhren am Handgelenk. Der Fotograph musste eine wegretuschieren.
 
@ El Quijote
Oha! Damit dürfte sich diese Frage wohl geklärt haben

Betr. Armbanduhren
Stimmt, das Sammeln von Uhren war unheimlich beliebt. Mein Vater hat übrigens mal erzählt, er hätte an der Autobahn Salzburg-München (zumindest an der Autobahn, die man benutzt, wenn man von einem Ort zum anderen will) ganze Haufen davon gesehen. Militärische Gründe dürfte es dafür keine geben. Ist aber übrigens immer noch besser als das Sammeln von Zahngold.
 
Stimmt. Ich erinnere mich an dieses nachgestellte Bild, das um die Welt gegangen ist. Ein Rotarmist hisst die Flagge auf dem Reichstagsgebäude.
Der Soldat, der ihn stützt, hatte 2 Uhren am Handgelenk. Der Fotograph musste eine wegretuschieren.

Das mit dem "mitnehmen" wertvoller Gegenstände, ist in fast allen Zeitabschnitten ein "Hobby" aller Soldaten gewesen. Perönliche Bereicherung wird dann wohl gerechtfertigt, mit dem blutigen Kampf, den man überstanden hat und sich somit eine "Belohnung" verdient hatte.
 
Kurze Präzisierung bezüglich der "Hinter der Front"-Situation:

Die dargestellte Einheit ist eine Fallschirmjägereinheit, die tatsächlich in diesem Moment hinter der Front ist, aber eben hinter der deutschen Front.
In dieser Situation haben die Fallschirmjäger das Problem, dass sie eingebrachte Gefangene nicht einfach "nach hinten" in ein Gefangenenlager bringen können, sich aber andererseits nicht mit ihnen belasten wollen oder können.
Ein ähnliches Problem hatten auch diverse Partisanen, die aus diesen Gründen recht selten Gefangene machten.

Ob die Szene verbürgt ist, weiß ich nicht. Allerdings ist bemerkenswert, dass sich vor der Erschießung einer der Fallschirmjäger mit einem der gefangenen Deutschen unterhält und ihn fragt, woher er denn komme. Dieser antwortet in fließendem Englisch, er käme aus irgendeiner Stadt in den USA, deren Namen ich jetzt leider vergessen habe. Seine Eltern seien Ende der 30er Jahre mit ihm in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Der GI ist verblüfft und beginnt, sich mit dem Deutschen anzufreunden. Dann kommt ein amerikanischer Offizier hinzu und schnauzt den GI an, er solle sich nicht mit dem Feind verbrüdern und schickt ihn zu seiner Einheit. Während der verwirrte GI zu seiner Einheit geht, hört er hinter sich (aus dem Off) Schüsse, die darauf schließen lassen, dass die Gefangenen erschossen wurden. Die Erschießung selbst wird aber nicht explizit gezeigt, sie drängt sich nur auf.
Das ist eine der Schlüsselszenen in der Serie und dramaturgisch wohl bewusst so gewählt, um die Absurdität dieses Krieges zu zeigen. Die Serie heißt ja "Band of Brothers" und in diesem Falle steht quasi ein amerikanischer "Brother" auf Seiten des Feindes. Ihn als Feind zu sehen fällt dem GI, wie auch dem Zuschauer, in diesem Moment sehr schwer. Es wird deutlich, wie der Krieg die Schicksale der Menschen durcheinanderbringt und dass viele Unschuldige sterben, eben auch auf Seiten der Deutschen.

Zu dem Offizier, der dafür bekannt ist, Deutsche zu erschießen:
Er macht das in dieser Serie öfters. Er begründet es damit, dass sein Bruder, soweit ich mich richtig erinenre, im Kampf gegen die Deutschen gefallen sei (war's in Afrika oder in Italien) und er nun Rache üben wolle. Er erschießt mehr als einmal deutsche Soldaten, die sich gerade ergeben wollen, ohne, dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihn hätte.
Ob dies alles verbürgt ist, weiß ich nicht, es ist aber auch nicht relevant. Denn die Serie gibt sich, für eine amerikanische Serie sogar viel, Mühe, zu zeigen, dass im Krieg kein Volk sauber bleibt und auch kein Volk nur aus Bösen besteht. Die Szenen und Charaktere sind also aus dramaturgischen Gründen so gewählt.
Leider kommt das in der deutschen Synchronisation stellenweise nicht rüber.

Gruß,

Panzerreiter
 
@Panzerreiter

Ich kann mich an gar keine weitere Szene erinnern, in der Captain Speirs Gefangene erschießt, kokettiert er nicht eher oft mit der Zigarettenszene, die unter den Soldaten die Runde macht?

Ansonsten bin ich absolut deiner Meinung. Vor allem was die Darstellung der kriegsführenden Parteien betrifft und die deutschen Truppen sind nicht wie in einigen anderen Filmen vollkommen unfähig, denn es ist eine historische Tatsache, dass das nicht so war. Auch die Requisitenauswahl zeugt von historischer Nähe, es tauchen zum Beispiel auch mal andere Panzer wie der Pz.Kpfw. VI (Tiger) auf.

Zu den Souvenirs kann man noch anführen, dass bei den GIs Orden und Flaggen sehr beliebt waren. Bei Band of Brothers zieht sich ja auch die Suche des Corp. Hoobler nach der Luger 08 durch einige Folgen hindurch, bis er am Ende einer der gefürchteten Fehlfunktionen der Waffe erliegt.
 
Lehmann schreibt in "Gefangenschaft und Heimkehr" dass es in der britischen Armee wohl Fälle gab, wenn die Gegner zu lange zögerten sich zu ergeben, diese mit den Worten "too late boy" niedergemacht wurden.

Der Stab des 8. württ. Infanterie-Regiments Nr. 196 geriet bei einer der Flandern-Schlachten in britische Gefangenschaft, als der Stab entwaffnet wurde, trat ein britischer Soldat heran, und erschoss den Regimentskommandeur.

Also diese Vorfälle gab es, die Augenzeugen haben dies anscheinend auch gar nicht als so "Ungeheuerlich" empfunden, kurz zuvor war man ja eh mit gegenseitig umbringen beschäftigt.
 
Ich glaube, dass er diese deutsche Soldaten in Tat erschossen hat. Interessant, dass die franzosischsprachigen Kanadier fur speziell grausam gehalten wurden. Uber ihren "Taten" wurden die Legenden gesprochen. Stephen Ambrose erklart das, dass sie neben Polen die einzige allierte Armee waren, wo ausschlieslich die Freiwiligen gediennt haben. Der selbe Steven Ambrose schreibt auch, dass zB die Polen aus 1. Panzer-Division (Gen. Maczek) nach dem Schlacht im Chambois 1500 deutsche Gefangene gewacht haben, die die Amerikaner spater nehmen sollten. Der amerikanische Offizier hat aber nur 200 von Polen genomen, als er endlich gekommen ist. Sie waren noch lebendig, weil die Polen nicht so viel Ammunizion gehabt haben, um diese auch zu erschiessen, wie ihm ein polnischer Hauptmann ohne Emozione gesagt hat. Ich habe keine Quelle ausser dieser Erzahlung von S. Ambrose daruber gefunden. Ein alter Feldwebel hat mir gesagt, dass in 1945, als er in Westpommern gekampft hat, haben die Polen, Russen und Deutsche Gefangene nur als Informazionsquell genommen. Jeder, der seine Hande hoch aufgehoben hat - wurde mommentmal erschossen. Und die Amerikaner waren nicht besser.
 
Wenn ein geschlossener Truppenverband sich ergab, dürfte es einigermaßen geordnet abgelaufen sein. Einzelne oder kleine Gruppen, mit denen gab man sich offenbar öfters "nicht weiter ab".

Erbarmungslos wurde der Kampf 1945, nachdem die deutschen Soldaten im Osten mit eigenen Augen sahen, was der Zivilbevölkerung widerfuhr. Von da ab mussten Offiziere förmlich darum kämpfen, gefangene Russen überstellt zu bekommen.

Aber auch im Ersten Weltkrieg hatte ein Maschinengewehrschütze, der erst im letzten Moment die Hände hob und vorher noch ordentlich Schaden angerichtet hatte, meist sein Leben verwirkt.
 
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