Germanische Namen

Mein Vorname ist Gilbert. Ist auch germanischen Ursprungs, hab aber noch nirgends die wörtliche Übersetzung herausbekommen. Weiß dazu jemand was?
 
Mein Großvater hieß Johann, wurde aber Jean gerufen, was vermutlich sein richtiger Name war. Da er Geburtsjahr 1900 war, kam Jean vielleicht nicht so gut an.
Seine Töchter und Söhne bekamen vermischt von Ludwig (Lutz) über Hans bis Roswitha christliche wie germanische Namen. Bei bestimmten Konstellationen wie einer großen Familie oder christlich-religiöser Prägung der Eltern bzw. deren Familie scheinen solche unterschiedlichen Namen üblich gewesen zu sein.

Interessanter allerdings finde ich die Namen des 18.Jh.. Mir ist hier in der Nähe von Freiburg der Name Johann Baptist schon sehr oft vorgekommen, Jean Baptiste sind auch zwei beliebte französische Namen, die gern zusammen vorkommen. Durch Tradition blieb dieser Name vom Vater auf den ältesten Sohn in der Familie meiner Freundin bis ins frühe 20.Jh..
 
Brissotin schrieb:
Mir ist hier in der Nähe von Freiburg der Name Johann Baptist schon sehr oft vorgekommen, Jean Baptiste sind auch zwei beliebte französische Namen, die gern zusammen vorkommen. Durch Tradition blieb dieser Name vom Vater auf den ältesten Sohn in der Familie meiner Freundin bis ins frühe 20.Jh..

"Johann und Baptist" sind nicht zwei Namen, sondern nur einer. Zwei der beliebtesten Namenspatrone heißen Johannes, nämlich Johannes der Evangelist = Johann Evangelist(a) und Johannes der Täufer = Johann Baptist. Der Name "Baptist" kommt als Einzelname m. W. nicht vor.
 
Die päpstliche "Datsche" heißt Castel Gandolfo und Blandine kommt aus dem Lateinischen, hat nichts mit blond zu tun, sondern heißt ungefähr die Reizende. Vermutlich hieß die Oma auch eigentlich nicht Blondina, sondern Blandina. Wenn man das nämlich französisierend ausspricht (was zu Zeiten ähnlich beliebt war wie heute anglizisieren) und dann noch die in der Bukowina (auch) gebräuchliche kyrillische Schrift in Betracht zieht, in der man (fremdsprachliches) gern schreibt, wie man spricht, scheint mir das durchaus vorstellbar.
(Ui das war jetzt aber ein langer Satz. Hoffentlich versteht ihn noch wer.)
 
Pfeiferhans schrieb:
Vermutlich hieß die Oma auch eigentlich nicht Blondina, sondern Blandina. Wenn man das nämlich französisierend ausspricht (was zu Zeiten ähnlich beliebt war wie heute anglizisieren) und dann noch die in der Bukowina (auch) gebräuchliche kyrillische Schrift in Betracht zieht

Mit der Bukowina hat das nichts zu tun. Die Namensform "Blondina" war auch in Westeuropa sehr verbreitet.
 
Nicht dass ich unbedingt widersprechen will, aber eine Blondina war mir bisher noch nicht begegnet, dafür gab's aber die berühmte Schauspielerin Blandine Ebinger (die mir allerdings auch nicht persönlich begegnet ist).
 
Pfeiferhans schrieb:
Nicht dass ich unbedingt widersprechen will, aber eine Blondina war mir bisher noch nicht begegnet

Mir persönlich auch nicht, aber auf zahlreichen genealogischen Webseiten findet sich dieser Name wieder. Wie Strupanice oben geschrieben hat, muß der Name vom 17. - 19. Jahrhundert ziemlich verbreitet gewesen sein.
 
Solidarnosc schrieb:
Das schlimmste was ich jemals gehört habe ist, dass Herr-der-Ringe-Freaks ihre Kinder Fros oder sogar Gandalf nennen wollten.

Ein Kollege von mir heisst mit 2. Vornamen Elrond. Passt gar nicht so schlecht zu ihm. Zumindest weitaus besser als das "Lilifee" im Namen eines mir bekannten jungen Mädchens von 6, das wahrscheinlich mit 18 eine Namensänderung beantragen wird.

:eek:fftopic:

Ok, zurück zum Thema, tut mir sehr leid aber ich musste das loswerden …
 
hyokkose schrieb:
"Johann und Baptist" sind nicht zwei Namen, sondern nur einer. Zwei der beliebtesten Namenspatrone heißen Johannes, nämlich Johannes der Evangelist = Johann Evangelist(a) und Johannes der Täufer = Johann Baptist. Der Name "Baptist" kommt als Einzelname m. W. nicht vor.
Heute scheinbar schon: http://skatelog.com/skaters/baptiste-grandgirard/
http://meilleursprenoms.com/site/Garcons/B.htm
Aber früher natürlich nicht. Hier begegnen wir wohl wieder einigen Phänomenen der Neuzeit. :winke:
 
Mann-Fried

Da habe ich ja einen richtigen germanischen Vor- und Nachnamen...

Manfred Reinnarth

Den Vornamen habe ich von meinem falschen Großvater bekommen, der gleichzeitig mein Pate ist, und den Nachnamen haben die Preußen 1821 in der Schreibweise verhunzt... Das ändert natürlich nichts an der Herkunft. Reinnarth war um 1700 noch Renard, und ganz früher (so um 1500) vermutlich auch Regnard. Und daran sieht man, dass es wahrscheinlich auf Regenhard hinausläuft. Übrigens intressant, dass mein Name mit der alten Schreibweise für "d" endet, wie das germanische Thing...

Vielleicht hätte man nur aus dem ei ein aî machen sollen, und für das doppelte "n" habe ich gar kein Verständnis. Das "i" wäre ja schon ein Dehnungs-i gewesen. Warum also noch ein zweites "n"? Im Deutschen führen Doppelkonsonanten doch zu einer beschleunigten Aussprache. Aber hier ist eher wie im Italienischen eine Sprechpause beabsichtigt...

Ein Vorteil: Kein anderer Mensch auf der Welt hat diesen Namen in der Schreibweise :D
 
Da habe ich ja einen richtigen germanischen Vor- und Nachnamen...

Manfred Reinnarth

Den Vornamen habe ich von meinem falschen Großvater bekommen, der gleichzeitig mein Pate ist, und den Nachnamen haben die Preußen 1821 in der Schreibweise verhunzt... Das ändert natürlich nichts an der Herkunft. Reinnarth war um 1700 noch Renard, und ganz früher (so um 1500) vermutlich auch Regnard. Und daran sieht man, dass es wahrscheinlich auf Regenhard hinausläuft. Übrigens intressant, dass mein Name mit der alten Schreibweise für "d" endet, wie das germanische Thing...

Vielleicht hätte man nur aus dem ei ein aî machen sollen, und für das doppelte "n" habe ich gar kein Verständnis. Das "i" wäre ja schon ein Dehnungs-i gewesen. Warum also noch ein zweites "n"? Im Deutschen führen Doppelkonsonanten doch zu einer beschleunigten Aussprache. Aber hier ist eher wie im Italienischen eine Sprechpause beabsichtigt...

Ein Vorteil: Kein anderer Mensch auf der Welt hat diesen Namen in der Schreibweise :D

Nee, Doppelkonsonanten führen nicht zu einer beschleunigten Aussprache, sie sind nur ein willkürliches graphisches Zeichen dafür, dass der Vokal kurz ist.
Da Rein- und -narth klarerweise zwei Silben sind, finde ich die Aussprache des Namens gar nicht verwudnerlich. Eher dass das Standesamt das zugelassen hat ;)
 
Aussprache

interessante Sichtweise zu dem, was Doppelkonsonanten bewirken.

Wenn ich mir Worte wie rennen, rollen, wippen anschaue, dann stimmt es natürlich, dass der Vokal kurz ist, aber der Doppelkonsonant führt auch zu einer beschleunigten Aussprache an dieser Stelle. So empfinde ich das zumindest.

In der Tat macht das aber bei meinem Familiennamen gar keinen Sinn, weil vor dem Doppel-n ein Umlaut steht, und zwar einer, der ursprünglich aus einem e in Verbindung mit einem Dehnungs-i bestand. An der stelle sollte das Wort also bewusst gedeeeehnt werden.

Da der Name nachweislich von Renard kommt, sollte er hier zunächst Reee'nard gesprochen worden sein. Daraus wurde dann in den Kirchenbüchern zunächst Reinard mit allen erdenklichen Beigaben von "h"s.
Rheinharthß zum Beispiel (hab ich jetzt nicht extra erfunden...).

1821, als der Name im Brohltal (an der Sprachgrenze zwischen dem Moselfränkischen und dem Ripuarischen) standesamtlich meist zu Reinnarth wurde sollte er Rai'naaad ausgesprochen worden sein. Das erklärt zum Beispiel, warum mein Ur-Ur-Urgroßvater 1821 mit "johan reinadh" unterschrieb. Vermutlich hatte er als Schafhirt auch nicht mehr gelernt...

Seine Kinder unterschrieben alle verschieden.

Ich spreche einen Namen heute meist Rei'nard aus - oder zum mitschreiben höchstens Rein'nard

Außer meinem Vater, der Günter heißt und meinem großvater Heinrich, tragen übrigens alle meine Vorfahren im Namensstamm biblische Namen: Michael, Josef oder/und Johann
 
In der Tat macht das aber bei meinem Familiennamen gar keinen Sinn, weil vor dem Doppel-n ein Umlaut steht, und zwar einer, der ursprünglich aus einem e in Verbindung mit einem Dehnungs-i bestand. An der stelle sollte das Wort also bewusst gedeeeehnt werden.

@ Reinnarth: hier muss ich El_Quijote zustimmen. Ei stellt einen eigenen Laut da, und da es im Deutschen keine weiteren Varianten davon gibt, wird er immer kurz gesprochen, so dass das zweite "N" phonetisch gesehen in jedem Falle überflüssig ist. Ein schönes Beispiel für die Fallstricke des Deutschen: Egal, ob der Name Reinnarth, Reinarth, Reinart oder Reinardt geschrieben würde, die Aussprache wäre immer die gleiche.
 
Wenn ich mir Worte wie rennen, rollen, wippen anschaue, dann stimmt es natürlich, dass der Vokal kurz ist, aber der Doppelkonsonant führt auch zu einer beschleunigten Aussprache an dieser Stelle. So empfinde ich das zumindest.

Im Hochdeutschen nicht. Was sprichst Du für einen Dialekt?

Da der Name nachweislich von Renard kommt, sollte er hier zunächst Reee'nard gesprochen worden sein.

Warum eigentlich? Das französische e ist m. W. kurz und kaum hörbar.
Ich denke eher, daß man den Namen bewußt eingedeutscht hat.
 
Da habe ich ja einen richtigen germanischen Vor- und Nachnamen...

Manfred Reinnarth

Den Vornamen habe ich von meinem falschen Großvater bekommen, der gleichzeitig mein Pate ist, und den Nachnamen haben die Preußen 1821 in der Schreibweise verhunzt... Das ändert natürlich nichts an der Herkunft. Reinnarth war um 1700 noch Renard, und ganz früher (so um 1500) vermutlich auch Regnard. Und daran sieht man, dass es wahrscheinlich auf Regenhard hinausläuft. Übrigens intressant, dass mein Name mit der alten Schreibweise für "d" endet, wie das germanische Thing...

Vielleicht hätte man nur aus dem ei ein aî machen sollen, und für das doppelte "n" habe ich gar kein Verständnis. Das "i" wäre ja schon ein Dehnungs-i gewesen. Warum also noch ein zweites "n"? Im Deutschen führen Doppelkonsonanten doch zu einer beschleunigten Aussprache. Aber hier ist eher wie im Italienischen eine Sprechpause beabsichtigt...

Ein Vorteil: Kein anderer Mensch auf der Welt hat diesen Namen in der Schreibweise :D

Ich finde, das ist gar nicht so ungewöhnlich. Die Familiennamen wurden bis zur einzeitlichen Schreibung Ende des 19. Jh. so geschrieben, wie man es gehört hatte. Da in den meisten Fällen die Schreiber der Namen aus den unterschiedlichsten Landesteilen als Amtsleute eingesetzt waren, hatte es jeder nach seiner Erfahrung geschrieben. In den seltendsten Fällen wussten die Namenträger selbst genau, wie sie geschrieben wurden. Das nahm zwar im Zuge der Reformation und der allgemeinen Schulpflicht ab dem 16. Jh. nach und nach ab. Doch setzte sich eine relativ einheitliche Schreibweise erst im späten 18. Jh. durch. Gesetzlich festgelegt war sie erst um 1875. Je nachdem wie zu diesem Zeitpunkt gerade der Name geschrieben wurde, so wurde er mit der Einführung der Standesämter "eingefroren".
Die Herkunft Reginhart/Reginhard ist sehr wahrscheinlich. Der Familienname stammt von einem Vornamen ab. Ob das "d" nun was mit dem germanischen Thing gut 1000 Jahre vor Entstehung der Familiennamen zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
Wir wissen heute um ein Vielfaches mehr (wenn auch immer noch verschwindend wenig) über die Germanen der Völkerwanderungszeit und davor, als es die Menschen im 12. oder im 15. Jh. oder im 18. Jh. wussten. Daher war eine bewusste Entscheidung für ein "d" oder ein "t", was sich sowieso dauernd änderte, kaum anzunehmen. Mein Name z.B existierte seit dessen Endstehung in ca. 25 unterschiedlichen (bislang mir bekannten) Schreibweisen. Und alle führen auf die selbe Bedeutung zurück.
 
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