Größte(r) absolutistische(r) Herrscher(in) ?

Größe(r) absolutistische(r) Herrscher(in)?


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Doppelter Ehebruch? Ist das so gemeint, dass der König seine Ehe brach und die maitresse die Ihrige?

Ich dachte, dass die maitresse en titre verheiratet sein muss?
Ich hab mich dabei an der Geschichte von der Madame du Barry orientiert.

Bloß was ist dann mit Marie de Fontanges? :grübel:
 
Doppelter Ehebruch? Ist das so gemeint, dass der König seine Ehe brach und die maitresse die Ihrige?

Ich dachte, dass die maitresse en titre verheiratet sein muss?
Ich hab mich dabei an der Geschichte von der Madame du Barry orientiert.
Dass die Mätresse des Königs, zumindest wohl die maîtresse-en-titre verheiratet sein musste, habe ich auch spätestens durch Frau Jurewitz-Freischmidt vor Augen, welche diese Notwendigkeit im Zusammenhang mit einer der Neslé-Schwestern erwähnt. Es stimmt aber, im Zusammenhang mit Madame du Barry wird diese Notwendigkeit sogar noch deutlicher.

Bei der kleinen Fontanges scheint da eine Ausnahme gewesen zu sein. Zum einen wird sie zwar unter die offiziellen Mätressen von Louis XIV wohl geführt, zum anderen vermochte Madame de Montespan aber auch noch länger in der Umgebung des Königs auf, was wohl auch von dessen Zuneigung gegenüber ihren gemeinsamen Kindern rührte. So ganz klar ist mir also die Rolle der Montespan zu dieser Zeit der doch recht kurzen Konkurrenz durch die Mlle. de Fontanges leider nicht.
 
So ganz klar ist mir also die Rolle der Montespan zu dieser Zeit der doch recht kurzen Konkurrenz durch die Mlle. de Fontanges leider nicht.

Ich habe mal etwas gesucht und hoffe @ Brissotin dir weiterhelfen zu können.

Am 17. März des Jahres 1679 wurde Marie de Scoraille von Madame Scarron in einem Brief als des Königs „Abgrund“ bezeichnet.
Jean-Baptist Primi Visconti, Comte de Saint-Mayol meint, dass zu diesem Zeitpunkt die Montespan am Zenit ihrer Macht und ihres Einflusses stand. Weiterhin schrieb er, dass die Montespan zu jener Zeit eine „Art Beherrschung“ über den König gehabt hätte und dass dieser (der König) zeigte, dass er Interesse an Marie de Scoraille hatte, auch weil er ihr Appartements neben seinen Räumen gab. Doch in der Öffentlichkeit tat er als kenne er sie (Marie de Scoraille) nicht.
Roger de Bussy-Rabutin schrieb am 22. März 1679 an Erard du Chatelet, Marquis de Trichateau, dass Madame de Montespan am 15. des Monats von Saint-Germain nach Paris gefahren wäre, weil es Streit zischen ihr und dem König wegen Marie Angélique gegeben hätte. Doch Bussy-Rabutin denkt, dass die Scoraille genauso eine schnelle Liebe wäre, wie die Affäre des Königs zu Marie Élisabeth de Ludre.
Aus Bussy-Rabutin´s „Histoire amoureuse des Gaules“ erfährt man, dass der König immer weniger bei Francoise de Montespan ist, was diese wütend macht und sie veranlasst Marie Angélique öffentlich zu denunzieren.
Anfang April bekommt Madame de Montespan ihren Abschied, doch wird sie die Oberintendantin des Hauses der Königin. Das Amt, welches vorher die Comtesse de Soisson inne hatte.
Ende August ist die Herzogin von Osnabrück, die Tante der Liselotte von der Pfalz, anlässlich der Heirat von Marie Louise de Bourbon-Orléans und des Spaniers Karl II. in Versailles und sie bemerkt eine niedergeschlagene Madame de Montespan, die in der Kapelle zwar in der ersten Reihe sitzt, aber nachlässig gekleidet ist und eine bestickte Haube trug.
Madame de Montespan wurde immer gereitzter, doch sie kämpfte um ihre Stellung an der Seite des Königs und blieb noch bis 1686 in seiner Gunst.
 
Ich habe mal etwas gesucht und hoffe @ Brissotin dir weiterhelfen zu können.

1. Weiterhin schrieb er, dass die Montespan zu jener Zeit eine „Art Beherrschung“ über den König gehabt hätte und dass dieser (der König) zeigte, dass er Interesse an Marie de Scoraille hatte, auch weil er ihr Appartements neben seinen Räumen gab. Doch in der Öffentlichkeit tat er als kenne er sie (Marie de Scoraille) nicht.

2. Roger de Bussy-Rabutin schrieb am 22. März 1679 an Erard du Chatelet, Marquis de Trichateau, dass Madame de Montespan am 15. des Monats von Saint-Germain nach Paris gefahren wäre, weil es Streit zischen ihr und dem König wegen Marie Angélique gegeben hätte. Doch Bussy-Rabutin denkt, dass die Scoraille genauso eine schnelle Liebe wäre, wie die Affäre des Königs zu Marie Élisabeth de Ludre.

3. Aus Bussy-Rabutin´s „Histoire amoureuse des Gaules“ erfährt man, dass der König immer weniger bei Francoise de Montespan ist, was diese wütend macht und sie veranlasst Marie Angélique öffentlich zu denunzieren.

4. Anfang April bekommt Madame de Montespan ihren Abschied, doch wird sie die Oberintendantin des Hauses der Königin. Das Amt, welches vorher die Comtesse de Soisson inne hatte.

5. Madame de Montespan wurde immer gereitzter, doch sie kämpfte um ihre Stellung an der Seite des Königs und blieb noch bis 1686 in seiner Gunst.
1. Hm, das klingt eher nach einer inoffiziellen Mätresse.

2. Das bestätigt meine Vermutung.

3. Fragt sich, ob dies genügt, um sagen zu können, dass sie ihre Position als Mätresse eingebüßt hatte.

4. Ihren Abschied als maîtresse-en-titre? Wurde dann die Fontanges neue maîtresse-en-titre?

5. Was war sie dann so lange, wenn sie kämpfte, muss ja doch noch etwas vorhanden gewesen sein, was den Kampf darum rechtfertigte.

:grübel:

Mir selbst klingt das Ganze wie ein eher holperiger Übergang von einer Mätresse zur anderen. Vielleicht strahlte die aufkeimende Beziehung zu Madame Scarron schon vorraus. Klar war Mme. Scarron erschüttert, dass nun eine junge und blendende Dame an die Stelle von Mme. de Montespan trat, das erscheint ja auch als krasses Gegenteil zu der späteren Verbindung des Königs zu Mme. Scarron.

Ich grüble gerade, was mir Bernier mit seiner Biographie zu Louis XV sagen will. Will er sagen, dass Louis XV ohne die äußeren Einflüsse und seine schädliche Zurückhaltung durch seine guten Anlagen, persönlichem Mut usw. einer der größten Könige Frankreichs hätte werden können? Oder will er sagen, dass Louis XV der größte Herrscher Frankreichs war, nur dass dies außer ganz wenigen (wie der Duc de Croy) keiner erkannte? Bei der beherrschenden Rolle in Europa, welche Bernier Frankreich für die Mitte des 18.Jh. einräumt, hätte eine herrausragende Rolle des Königs in der Reihe der Könige seines Reiches bedeutet, dass er wohl auch der größte König des Absolutismus gewesen war.
:grübel:
 
Ich dachte, dass die maitresse en titre verheiratet sein muss?
Ich hab mich dabei an der Geschichte von der Madame du Barry orientiert.

Ursprünglich sollten Mätressen nicht verheiratet sein, um eben den doppelten Ehebruch zu vermeiden. Und der Titel maîtresse en titre taucht ja auch erst im 17. Jahrh. erstmals auf.

Erst Ludwig XIV. machte die maîtresse en titre zu einem regelrechten Hofamt und erst unter Ludwig XV. scheint man strikt Wert darauf gelegt zu haben, dass die tatsächlich verheiratet war. Aber unter L.XIV. und zuvor war unverheiratet sein - aus religiösen Gründen - die angestrebte Norm. Aber Norm besagt eben nicht, dass man sich immer daran hielt. Ich habe eher den deutlichen Eindruck, dass den frz. Königen inklusive L.XIV. herzlich egal war, ob ihre Angebetete einen Ehemann hatte oder nicht. Der hatte eh nichts zu melden, nur einen verärgerten Klerus hatte man eben zu ertragen.

Man kann ja mal die untere Liste durchgehen und gucken wer verheiratet war und wer nicht.

Liste der Mätressen der Könige von Frankreich – Wikipedia
 
4. Ihren Abschied als maîtresse-en-titre? Wurde dann die Fontanges neue maîtresse-en-titre?

Die Montespan behielt das Hofamt einer maîtresse en titre bis 1686, obwohl sie und der König wohl seit 1679 geschiedene Leute waren, nach 1686 gab es dieses "Amt" unter L.XIV. nicht mehr. Die Maintenon hat diesen Titel meines Wissens nie geführt, als heimliche Ehefrau brauchte sie das offensichtlich auch gar nicht.
 
Louis le Grand schrieb es treffender als ich, dass Madame de Montespan das Amt der maitresse en titre bis 1686 inne hatte, aber seit 1679 praktisch fast ihren gesamten Einfluss auf den König verloren hatte.

Ich bin der Meinung, dass Marie de Fontanges nicht über Madame de Montespan triumphieren konnte. Ich stimme Roger de Bussy-Rabutin teilweise zu. Er meint, dass die Fontanges eine so kurze Affäre zum König hätte, wie Marie de Ludre. Ich würde hingegen sagen, dass Marie de Fontanges Madame de Ludre, aber nicht Madame de Montespan, das Wasser reichen konnte.
Francoise de Montespan war vom Charakter her wie der König und es war für ihn immer wieder eine Herausforderung ihren Stolz, ihren Egoismus, ihre Klugheit, ihre Eifersucht zu bändigen.

Ich wage an dieser Stelle einen Vergleich zu Jeanne – Antoinette de Pompadour und Marie - Louise O’Murphy.

Ich grüble gerade, was mir Bernier mit seiner Biographie zu Louis XV sagen will. Will er sagen, dass Louis XV ohne die äußeren Einflüsse und seine schädliche Zurückhaltung durch seine guten Anlagen, persönlichem Mut usw. einer der größten Könige Frankreichs hätte werden können? Oder will er sagen, dass Louis XV der größte Herrscher Frankreichs war, nur dass dies außer ganz wenigen (wie der Duc de Croy) keiner erkannte? Bei der beherrschenden Rolle in Europa, welche Bernier Frankreich für die Mitte des 18.Jh. einräumt, hätte eine herrausragende Rolle des Königs in der Reihe der Könige seines Reiches bedeutet, dass er wohl auch der größte König des Absolutismus gewesen war.

Ich kenne das Buch nicht und gehe jetzt einfach mal ganz frech von meiner Meinung aus. :D
Ich denke in Beidem steckt ein Funke Wahrheit.
Was ich bisher über Louis XV. gelesen habe, sagt aus, dass er schüchtern und zurückhaltend gewesen sein soll, was seine Autorität gegenüber dem 2. Stand untergrub.
Ich finde, dass seine Mitmenschen in ihm schon einen König sahen, der dem Erbe seines Urgroßvaters gewachsen war und in der Lage war es mit gerechter Hand führen zu können.
Nur heute? In der Schule heißt es Frankreich + Absolutismus = Ludwig XIV., was ich nicht gut heiße. Den Sonnenkönig kennen die Meisten und ziehen daraus den Schluss, dass er der fähigste Herrscher Frankreichs war, ohne einen weiteren Gedanken an seine Vorfahren und Nachfolger zu "verschwenden". :nono:
 
Nur heute? In der Schule heißt es Frankreich + Absolutismus = Ludwig XIV., was ich nicht gut heiße.

Das ist ja das grundsätzliche Problem an der Schulbildung, besonders in Geschichte, allerdings sehe ich auch ein, dass es didaktisch und auch zeitlich vielleicht nicht anders geht.

Ich habe mich in dieser Abstimmung auch für Louis XIV entschieden, vielleicht sogar aus einem Reflex heraus...:S, doch im Vergleich mit seinem Enkel würde ich ihn dennoch als den grösseren absolutistischten Herrscher bezeichnen, da er nach meiner Kenntnis die Mechanismen für seine Herrschaft weitestgehend selbst entwickelte und strukturierte mit einem ziemlich guten Gespür dafür, wie weit er gehen konnte. Allein die Art und Weise wie er die ganze Selbstinszenierung auf eine höchst funktionelle Art auf die Spitze trieb, und seine Umwelt so geschickt in dieses Geflecht eingesponnen - also in Abhängigkeit gebracht - hat, ist schon eine echte Meisterleistung.
 
Das ist ja das grundsätzliche Problem an der Schulbildung, besonders in Geschichte, allerdings sehe ich auch ein, dass es didaktisch und auch zeitlich vielleicht nicht anders geht.

Ich glaube ihr missversteht Schule. Im Geschichtsunterricht wird Allgemeinwissen vermittelt, das Wichtigste. Leute, die sich wirklich interessieren, lesen noch Literatur nebenher, sind hier iM Geschichtsforum ;) und sind auch sonst sehr interessiert.
Wenn ich mich selber betrachte, ich mache gerade mein "Geschichte im Überblick" und ich muss sagen, es fällt schwer das wirklich Wichtige herauszufiltern und zu verpacken.
 
Genau das hatte ich eigentlich versucht auszudrücken.;) Ich halte es auch für wichtig, erst mal gewisse Begriffe und Entwicklungen zu lernen, also einen Überblick zu bekommen. Und da können so schultypische Zusammenfassungen mitunter ganz hilfreich sein. Wichtig wäre nur auch zu vermitteln, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Und das findet leider nach meiner Erinnerung nicht statt.
 
Wichtig wäre nur auch zu vermitteln, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Und das findet leider nach meiner Erinnerung nicht statt.

Bei uns im Schulbuch sind zum Beispiel weiterführende Literatur, Quellenangaben...
Ich will jetzt kein Verfechter des dt. Schulsystems sein, aber jedem Schüler ist es selber überlassen, inwiefern er sich mit Geschichte weiterbildet
 
Ich glaube ihr missversteht Schule.
Ich glaube nicht.
Natürlich kann es nur um einen kurzen Abriss gehen. Der Lehrplan sieht das nicht anders vor. Fatal finde ich es aber dann schon, wenn dadurch Missverständnisse auftreten. Das typische Beispiel für mich sind Schülerfragen nach einem Vergleich zwischen Louis XIV und Friedrich II.. Zum einen könnten diese immer wieder auftauchenden Vergleiche suggerieren, dass beide zeitgleich lebten, was außer der 3 Jahre (1712-15) nicht stimmt und diese 3 Jahre sind unwesentlich und zum anderen, dass wir auf der einen Seite ein Preußen mit einem aufgeklärten König, auf der anderen einen verhältnismäßig konservativen und religiösen Herrscher von Frankreich haben. Wenn man den einleuchtenderen Vergleich z.B. zwischen Friedrich I. und Louis XIV oder Friedrich II. und Louis XV untersucht, kommt man leichterdings zu einem weitaus korrekterem Bild und einem Bild welches durchaus Ähnlichkeiten zwischen den jeweiligen Herrschern liefert, welche bei dem anderen Vergleich auch recht unwahrscheinlich wären.
 
Also ist es fair im Geschichts-LK Peter den Großen komplett unter den Tisch fallen zu lassen? :motz:Ja, ich weiß doch, dass es wichtigere Themen für die Allgemeinbildung gibt. Aber muss man deswegen gleich mit der Heckenschere ankommen?!

@ Brissotin ich wollte mal vorsichtig anfragen, ob man einen Vergleich zwischen Madame de Montespan und Marie de Fontanges zu Madame de Pompadour und Marie - Louise O´Murphy ziehen kann. (#167) :red:
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Größter absoluter Herrscher??

Vorraussetzungen für den Aufbau eines absoluten Staates waren eine gewisse territoriale Größe; eine hohe Bevölkerung; eine stabile, florierende Wirtschaft und eine gefestigte Zentralgewalt.
Boten diese Vorrausetzungen nur die Großmächte auf dem europäischen Festland und die Kurfürstentümer Sachsen und Bayern?

Konnte nicht auch ein Graf ein guter/großer absoluter Herrscher sein oder waren Adelsvertreter, die nicht unmittelbar dem Hochadel angehörten nur Kopien der Könige und Kurfürsten?

Ich bitte um eure Meinungen. :winke:
 
@Brissotin: Da liegt der Hund begraben. Man merkt hier ganz genau, dass die Schüler zumeist die selben Aufgaben, Fragen bekommen: Ludwig mit Friedrich, Wie kamen die Nazis an die Macht...
Sind dann nicht die Lehrer Schuld, die ihren bewähren Unterrichtsstoff nach 10 Jahren nicht einmal ändern ? (Okay, das kann jetzt übertrieben sein, aber im Grunde wird jedem Schüler über die Jahre hinweg das gleiche abgefragt)
So kommt es dann natürlich zu solch Missverständnissen/Fehlern.
Zum Anderen sind ja solch Aufgaben wie bei Ludwig/Friedrich gedacht, dass Schüler ihr Wissen verknüpfen, anwenden.
Über den Lehrplan zu diskutieren geht über mein geschichtliches Hintergrundwissen hinaus, aber ist es in Biologie, Physik oder Chemie anders ?

... Vielleicht würde es sich anbieten daraus ein ganz neues Thema zu machen.
 
1. @ Brissotin ich wollte mal vorsichtig anfragen, ob man einen Vergleich zwischen Madame de Montespan und Marie de Fontanges zu Madame de Pompadour und Marie - Louise O´Murphy ziehen kann. (#167) :red:
________________________________________

2. Größter absoluter Herrscher??

Vorraussetzungen für den Aufbau eines absoluten Staates waren eine gewisse territoriale Größe; eine hohe Bevölkerung; eine stabile, florierende Wirtschaft und eine gefestigte Zentralgewalt.
Boten diese Vorrausetzungen nur die Großmächte auf dem europäischen Festland und die Kurfürstentümer Sachsen und Bayern?

3. Konnte nicht auch ein Graf ein guter/großer absoluter Herrscher sein oder waren Adelsvertreter, die nicht unmittelbar dem Hochadel angehörten nur Kopien der Könige und Kurfürsten?
1. Das ist für mich schwierig, weil ich Louis XIV zu wenig kenne. Die Position der Mme. de Pompadour war zur Zeit der Louise O'Murphy ja sehr unangefochten, vielleicht sogar noch sicherer als zu der Zeit, als die Pompadour vorerst den König v.a. wegen ihrer sexuellen Anziehungskraft an sich band. Wir wissen ja, dass dies dann ab der Mitte der 1750er nicht mehr gegeben war. Ich weiß leider nicht, ob sich die Montespan ähnlich mit der neuen Rolle, als maîtresse-en-titre mit abnehmenden sexuellen Kontakt zum König abfinden konnte, wie es die Pompadour vermochte. Von daher wäre ich da vorsichtig. Ich denke es ist ein bisschen was anderes. Ich weiß aber nicht, wie weit Louis XIV gegangen wäre, wenn die Fontanges länger gelebt hätte oder in wie weit zum Zeitpunkt des Todes der Fontanges schon der Weg für Mme. Scarron geebnet war. Grundsätzlich halte ich bei allem Geschick der Montespan die Marquise de Pompadour für anpassungsfähiger und daher als dauerhafte Partnerin für einen König als geeigneter.

2. Das ist eine gute Frage. Nicht umsonst hatte ich ja ein paar Beispiele gebracht.:fs:
Bei den geistlichen Kurfürstentümern kenne ich mich leider nicht so gut aus und weiß nicht inwieweit neben absolutistischer Selbstdarstellung auch eine erfolgreiche absolutistische Machtpolitik praktiziert wurde. Am ehesten ist mir das Beispiel Triers geläufig, aber auch nicht gut genug für eine halbwegs brauchbare Einschätzung.

Aus dem Bauch herraus würde ich mich an Kurhannover, Kurbrandenburg (v.a. unter dem Großen Kurfürst) und vielleicht Kurbayern halten.
Bei Kurbayern sind natürlich die außenpolitischen Vorgehensweisen von teilweise geradezu katastrophalen Folgen geprägt (Span. Erbf.krieg, Österr. Erbf.krieg), vielleicht war Max III. Joseph ein guter Potentat, aber da weiß ich zu wenig darüber. Mein erster Eindruck hier wäre, eher nicht, wenn er auch ein pflichtbewusster und unermüdlicher Arbeiter durchaus war.

3. Das vermag ich noch weniger einzuschätzen, denke aber dass eine absolutistische Politik in wirklichen Kleinstaaten wie Reichsgrafschaften außer der natürlichen Probleme mit dem Mangel an Ressourcen zum Landesausbau, Eroberungen etc. vielleicht weniger Hemmnisse durch z.B. rebellierenden Adel gegen sich hat. Aber ein Reichsgraf ist wohl auch bezüglich der Erfordernisse kaum mit einem König zu vergleichen, das persönliche Regieren eines kleinen Staatswesens aus dem kleinen (!) Kabinett herraus (wie von Friedrich II. in Preußen trotz Größe des Staates angestrebt) scheint weitaus machbarer.
 
Absolutismus August des Starken?

So war das absolutistische Sachsen sicher sehr verschieden von Frankreich. Also frz. Vorbild ja, getreue Kopie nein.
Ich habe endlich, die erste halbwegs brauchbare Historikermeinung zum Absolutismus unter Friedrich August I. gefunden. Ohne jetzt allzuweit auszuholen (mache ich vielleicht mal an anderer Stelle) und auf die Details der Herrschaft und das Verhältnis zu den Ständen einzugehen:

"Rudolf Vierhaus hatte drei verschiedene Ergebnismöglichkeiten der Auseinandersetzung zwischen Fürst und Ständen in den deutschen Territorien konstatiert, die übrigens alle drei realisiert worden sind: die Macht der Stände brechen, wobei die Repräsentation in jedem Fall bleibt, auch mit beschränkten Befugnissen, die ständische Repräsentation zu integrieren, was auf eine Art Machtbeteiligung oder Gleichgewichtung zwischen beiden Seiten hinauslief, und als dritte Möglichkeit, keine Einschränkung der ständischen Rechte, z.B. bei der Bewilligung von Finanzen, beim selbstständigen Zusammentreten, beim Einfluss auf zentrale Staatsorgane. Betrachtet man nüchtern die 39 Jahre der Regierung Friedrich August I., muß man das innenpolitische Kräfteverhältnis im Jahre 1733 der letztgenannten Variante zuordnen. ...

August wollte gern absolut regieren; er kam aber über dieses Wollen nicht hinaus, wie weit und welche bleibenden Folgen er in dieser Hinsicht hinterließ, müßte allerdings geklärt werden, ehe man sich solcher Epitheta wie "absoluter Herrscher" bedient!"

Aus Prof. Dr. Siegfried Hoyer (Uni Leipzig, Historisches Seminar): "Wie absolut war August?"
in "Saxonia - Schriftenreihe des Vereins für sächsische Landesgeschichte e.V. Band 1 - August der Starke und seine Zeit" Sächs. Druck- und Verlagshaus, Dresden, 1995



Darüber hinaus wendete sich Dr. Hoyer dem Problem des Absolutismusbegriffs grundsätzlich in der moderneren Betrachtung durch Historiker der Frühen Neuzeit zu. Diese Debatte wäre hier wohl etwas zu weitläufig, würde nicht nur den Rahmen des Thread sprengen, sondern auch diesen grundsätzlich in Frage stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus dem Bauch herraus würde ich mich an Kurhannover, Kurbrandenburg (v.a. unter dem Großen Kurfürst) und vielleicht Kurbayern halten.
Bei Kurbayern sind natürlich die außenpolitischen Vorgehensweisen von teilweise geradezu katastrophalen Folgen geprägt (Span. Erbf.krieg, Österr. Erbf.krieg), vielleicht war Max III. Joseph ein guter Potentat, aber da weiß ich zu wenig darüber. Mein erster Eindruck hier wäre, eher nicht, wenn er auch ein pflichtbewusster und unermüdlicher Arbeiter durchaus war.
Kurz etwas zu Kurbayern: Unter Kurfürst Maximilian und fortgeführt unter Ferdinand Maria wurde wohl Kurbayern auf die Bahnen eines absolutistischen Staates gelenkt. Allerdings sollen diese Betrebungen schon unter Maximilian II. Emanuel (wahrscheinlich durch den katastrophalen Ausgang des Span. Erbf.krieges), der aber immerhin die Regierung des Staates nach französischem Vorbild umbaute, um 100 Jahre zurückgeworfen worden sein.
 
August der Starke

Der Meinung von Brissotins Literatur kann ich mich anschließen...

August wollte gern absolut regieren; er kam aber über dieses Wollen nicht hinaus

Aus politischer Sicht war der Wettiner kein absoluter Monarch.
Mir persönlich zeigt das schon wie viel Einfluss Jakob von Flemmig auf den Kurfürsten ausübte.
Zwar wechselte August den Glauben, aber im Prinzip nur, um alle Vorraussetzungen für den polnischen Thronanwärter erfüllen zu können.
August der Starke war, meiner Meinung nach, in politischen Entscheidungen beeinflussbar, sei es durch Aussichten auf Machterweiterung oder durch sonstige Vorteile.
Ein absoluter Herrscher nahm den "Kampf" um Hegemonie auf, wenn er dies selbst für richtig hielt und nicht wann eine Gegebenheit sein Handeln bestimmte.

Doch das Fazit, dass August generell kein absoluter Herrscher war, dem stimme ich gewiss nicht zu...

Er war ein absoluter Herrscher, wenn es um die Hofhaltung und dergleichen ging. Man denke beispielsweise an seine vielen Mätressen.
Prunk und Selbstinszenierung stand schlichtweg im Vordergrund. Zudem erinnern die Bauwerke Dresdens oder bspw. das Grüne Gewölbe an den berühmtesten Wettiner.
 
Doch das Fazit, dass August generell kein absoluter Herrscher war, dem stimme ich gewiss nicht zu...

Er war ein absoluter Herrscher, wenn es um die Hofhaltung und dergleichen ging. Man denke beispielsweise an seine vielen Mätressen.
Prunk und Selbstinszenierung stand schlichtweg im Vordergrund. Zudem erinnern die Bauwerke Dresdens oder bspw. das Grüne Gewölbe an den berühmtesten Wettiner.
Bei den Mätressen würde ich nicht mitgehen. Ich würde nicht sagen, dass dies ein originär absolutistischer Wesenszug ist. Auch einige Herrscher, die keine absolutistische Politik wie Friedrich August I. betrieben (und Privatleute, keine Herrscher sowieso) hatten Mätressen.

Mitgehen würde ich in der Meinung, dass seine Selbstdarstellung, seine Lust am Bauen und deren Auswirkungen deutlich absolutistische Ziele verfolgten bzw. vom Absolutismus z.B. Frankreichs, mit dem er besonders innig während seiner Grand Tour in Berührung kam, geprägt wurde. Wie der Blick auf die Projekte Friedrich August I. verdeutlicht, war aber auch in dieser Hinsicht seinen Taten finanzielle Grenzen gesetzt. So blieben viele seiner eigenen Entwürfe in der Schublade. Mit eigenen Entwürfe meine ich eigene Zeichnungen, denn Friedrich August I. hatte tatsächlich einige Begabung auf dem Gebiet der Planung, Projektierung etc. von Bauwerken, welche ihm von Klengel sicherlich u.a. mitgegeben wurde. Das dazu gehörige Interesse lebte natürlich auch nach dem Scheiden von Klengel fort und konnte sich dann nach der Übernahme der Herrschaft mit etwas zeitlichem Abstand voll entfalten.
 
Bei den Mätressen würde ich nicht mitgehen. Ich würde nicht sagen, dass dies ein originär absolutistischer Wesenszug ist.

Ich habe nicht behauptet, dass die "Unterhaltung" von Mätressen alleinig gegenwärtig im absolutistischen Zeitalter gewesen sei bzw. lag und liegt mir dies fern, falls dieser Verdacht aufkam.

Ich hatte in Bezug auf die Mätressen des Sachsen hinweisen wollen, dass es doch markant für einen absoluten Herrscher war, dass er neben seiner Gemahlin, welche ihm durch dynastische Verbindungen angetraut wurden war, Mätressen am Hofe und in seiner Nähe hatte.
In der Zeit des Absolutismus wird auch immer wieder von Mätressenwirtschaft gesprochen, was meiner Meinung gerecht wird und, in meinen Augen, beweist, dass die Mätresse ein wichtiges, populäres Amt begleitete.

Vielen sind Namen wie Madame de Pompadour oder Gräfin Cosel geläufiger als bspw. Diane de Poitiers, die Mätresse des frz. Königs Heinrich II. de Valois.
Dies veranlasst mich zu behaupten, dass die Mätressenwirtschaft am Ehesten mit dem 17./18. Jh. in Verbindung gesetzt wird, doch wie Brissotin sagte, ist Diese nicht einzig in genannter Zeit vorzufinden.

Was ich eigentlich schreiben wollte ist, dass die Mätressenwirtschaft wohl schon bei aufgeklärten absoluten Herrschern out war.
Mir ist nicht bekannt, dass Friedrich II. oder Kaiser Joseph II. eine Mätresse hatte.
Vor ein paar Wochen stand auch die Diskussion zur Debatte, ob Katharina II. eine aufgeklärte Herrscherin gewesen sei. Ich ereiferte mich dafür zu sprechen, doch wenn man bedenkt, dass Katharina II. mehrere Geliebte, wie Fürst Potjomkin, hatte, gleicht Sie doch dem "Ideal" eines Herrschers nach dem reinen Absolutismus, welchem auch August der Starke im gesellschaftlichen Bereich entspricht.
 
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