Hängende Gärten! In Babylon?

Es gibt unter anderem einen Holzschnitt von Sebastian Münster aus dem Jahr 1598,

Sebastian Münster hat ja einiges von der Welt gesehen und daher sind seine Schnitte durchaus interessant, jedoch der von den hängenden Gärten ist als Quelle für ihr Aussehen nun wirklich nicht zu gebrauchen, da er wie wir von den historiograpischen Texten und Beschreibungen der Antike abhängig war und eher weniger Texte zur Verfügung hatte, als wir. Der Schnitt verrät allenfalls wie Münster sich die hängenden Gärten vorstellte.
 
Als Frau von Nebukadnezar ist eine Semiramis nicht bekannt. Er war vermutlich mit einer Amythis verheiratet.
Berossos und Ktesias behaupten das, einen inschriftlichen Beleg gibt es für Nebukadnezars Ehefrau Amythis nicht. Amythis soll eine Mederprinzessin gewesen sein, aber die Angaben zu ihrer Filiation sind widersprüchlich und teils chronologisch kaum möglich. Berossos zufolge sei sie die Tochter des Mederkönigs Astyages gewesen, der jedoch selbst vermutlich um einiges jünger als Nebukadnezar war. Trotzdem soll Nebukadnezar das Mädchen schon vor seinem Regierungsantritt geheiratet haben.

Diodorus Siculus erwähnt das erste Mal den Namen Semiramis und nennt ihn in Zusammenhang mit den Gärten.
Der Erste, der Semiramis erwähnte, war Herodot. Er schreibt in seinem 1. Buch, dass unter den Herrschern Babylons auch zwei Frauen gewesen seien, Semiramis und Nitokris. (Letztere nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen ägyptischen Königin!)
Diodorus Siculus schreibt übrigens ausdrücklich, dass die Hängenden Gärten NICHT von Semiramis erbaut worden seien.

Die Assyrerkönigin Sammuramat wird von den Griechen Semiramis genannt.
Woher hast Du das? Meines Wissens ist die Gleichsetzung nur eine neuzeitliche Theorie, reichlich spekulativ.
 
Als Frau von Nebukadnezar ist eine Semiramis nicht bekannt. Er war vermutlich mit einer Amythis verheiratet.

Diodorus Siculus erwähnt das erste Mal den Namen Semiramis und nennt ihn in Zusammenhang mit den Gärten.
Die Assyrerkönigin Sammuramat wird von den Griechen Semiramis genannt. Hatte sie etwas damit zu tun?

Semiramis wird nicht in Zusammenhang mit den Gärten genannt, sondern als Bauherrin der Stadtmauer (Ktesias, Kleitarchos) oder bei Herodot, weil sie einen Deich errichtet habe. Laut Brodersen ist es eine neuzeitliche Vorstellung, dass Seramis die Gärten errichtet haben soll.


A. Antike Quellen zur Gestalt der Gärten


Ktesias bei Quintus Curtius Rufus:


  • Pfeiler aus Naturstein von Steinquadern abgeschlossen, darüber eine Erdschicht.

  • Ein König von Syrien für seine Gemahlin als Erbauer
Onesikritos bei Strabon:

  • Quadratische Fläche mit 400 Fuß Seitenlänge. Gewölbe, Bogenkonstruktionen und würfelförmige Pfeiler aus gebrannten Ziegeln, die hohl und mit Erde gefüllt sind, sodass Bäume darin wurzeln können.

  • Der Garten liegt am Euphrat. Mittels einer „Schnecke“ wird Wasser nach oben getragen.
Kleitarchos bei Diodor:

  • Garten beim Palast.

  • Ausdrücklich nicht von Seramis, sondern einem syrischen König errichtet.

  • Quadratische Fläche mit 400 Fuß Seitenlänge. Bergterrassen über mehrere Stockwerke

  • Vergleich mit den Zuschauerrängen im griech. Theater.

  • Etwa von derselben Höhe wie die Stadtmauern (ca. 50 Ellen).

  • 22 Fuß dicke Stützmauern, abgeschlossen von Steinquadern (14x4 Fuß). Darüber eine Schicht Schilf mit Asphalt, doppelte Schicht gebrannter Ziegeln, dann Bleiplatten und schließlich eine Schicht Erde, tief genug für „zehn größte Bäume“.

  • Maschinen zum Heraufholen des Wassers (aus dem Euphrat).
Berossos bei Flavius Josephus:


  • Steinerne Anhöhen mit bergähnlicher Gestalt.

  • "Hängende Gärten"

  • Nebukadnezar wird namentlich genannt.
Philon von Byzanz:
Die Beschreibung Philons ist auch interessant. Zum Glück kann ich hierauf verweisen und muss sie nicht abtippen. Seinen Schlusssatz möchte ich hier zitieren, da er den Begriff „hängend“ zu erläutern versucht:
„… ,dass es die Arbeit des Landbebauens gleichsam über die Häupter der Betrachter aufhängt.“

B. Position in Babylon:

Mir ist jetzt auch klar, wie Koldewey seinen Gewölbefund für die Gärten halten konnte: Eine Schöpfvorrichtung, die Gewölbereste und Natursteinpfeiler, die in Mesopotamien so nicht vorhanden waren. Andererseits wird gegen ihn vorgebracht, dass die Mauerreste eben nicht am Euphrat liegen. Außerdem scheint, worauf bereits Amiet hinweist, die Fläche nicht für die Gärten auszureichen. Daher verortet Amiet die Gärten im Nordpalast oder auf Aufschüttungen direkt am Euphrat.

C. Sind die Gärten jünger als angenommen?

Es gibt auch die These, dass die Gärten erst nach Herodots Besuch in Babylon errichtet wurden und dass es sich bei dem „König aus Syrien“ um einen Seleukidenherrscher handelte. Besonders die Erwähnungen der archimedischen Schraube („Schnecke“) werden als Argument angeführt.
Da aber Berossos deutlich Nebukadnezar nennt, sein Werk aber einem Seleukiden widmete, ist dieses Szenario höchst unwahrscheinlich.

D. Inschrift Nebukadnezars

Hinzu kommt ein Selbstzeugnis Nebukadnezars in Form einer Inschrift auf einer Steinplatte.

Ich formte gebrannte Ziegel in der Art eines Berges und errichtete einen großen, stufenweise terrassierten „kummu“ Bau als königlichen Aufenthaltsort für mich, hoch zwischen den Mauern von Babylon.

Die Bedeutung von „kummu“ ist bisher unbekannt geblieben, bekannt ist aber, dass Herrscher über Privatgärten zur Erholung verfügten.

E. Lageplan:
Der Plan gleicht dem, der mir von Amiet vorliegt. Aber dieser ist aus dem Netz und die Eintragungen zur Position der Gärten nicht von mir!


Quelle: Kai Brodersen: Die Sieben Weltwunder, Beck Wissen
 
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Ausdrücklich nicht von Seramis, sondern einem syrischen König errichtet.
[....]
Es gibt auch die These, dass die Gärten erst nach Herodots Besuch in Babylon errichtet wurden und dass es sich bei dem „König aus Syrien“ um einen Seleukidenherrscher handelte.
Was ich mit dieser Stelle anfangen soll, weiß ich nicht so recht, aber im antiken Schrifttum wurden mitunter die Ausdrücke "syrisch" und "assyrisch" durcheinandergebracht bzw. synonym verwendet. Bei Diodorus scheint mir das aber nicht der Fall zu sein, da er die Ausdrücke sonst korrekt verwendet.

Woher hast Du das? Meines Wissens ist die Gleichsetzung nur eine neuzeitliche Theorie, reichlich spekulativ.
Ergänzung: Bei dem überaus geringen und obendrein fehlerhaften Wissen, das die Griechen über die Assyrer hatten, ist es absolut hochspekulativ, vermuten zu wollen, dass mit Semiramis Schammuramat gemeint sein soll, zumal Letztere auch keine bedeutende Gestalt der assyrischen Geschichte war und es kaum Parallelen zwischen ihr und Semiramis gibt. Ich weiß nicht, worauf sich die Hypothesen einer Gleichsetzung stützen, aber viel mehr als die vage Namensähnlichkeit kann es nicht sein.
 
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Was ich mit dieser Stelle anfangen soll, weiß ich nicht so recht, aber im antiken Schrifttum wurden mitunter die Ausdrücke "syrisch" und "assyrisch" durcheinandergebracht bzw. synonym verwendet. Bei Diodorus scheint mir das aber nicht der Fall zu sein, da er die Ausdrücke sonst korrekt verwendet.

Bringe ich da was durcheinander? Ich kenne mich mit den Diadochenstaaten nicht besonders aus, aber ein Blick in den Wikitikel zeigt doch, dass Syrien Teil des Seleukidenreiches war.
Das gerade der Titel "König von Syrien" benutzt wird, obwohl es sich nur um einen Teil des Herrschaftsgebietes handelt (wenn ich Dich so verstehen darf), ist wohl ein weiteres Argument gegen die These, die ja eh auf schwachen Beinen steht.
M. E. handelt es sich um einen Versuch, das Fehlen einer Beschreibung bei Herodot und den Anachronismus, es habe so etwas wie eine archimedische Schraube zu Zeiten Nebukadnezars II. gegeben. Daher finde ich die Umschreibung "paternosterartig" im Reallexikon für die Entdeckung Koldeweys auch interessant. Da denke ich eher an die von den Bewäserungsanlagen Mesopotamiens (und heute noch benutzten) Schaufelräder, die ich mal in einer Doku gesehen habe.
 
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Bringe ich da was durcheinander? Ich kenne mich mit den Diadochenstaaten nicht besonders aus, aber ein Blick in den Wikitikel zeigt doch, dass Syrien Teil des Seleukidenreiches war.
Das gerade der Titel "König von Syrien" benutzt wird, obwohl es sich nur um einen Teil des Herrschaftsgebietes handelt (wenn ich Dich so verstehen darf), ist wohl ein weiteres Argument gegen die These, die ja eh auf schwachen Beinen steht.
Da interpretierst Du in meinen Beitrag zu viel hinein. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die antiken Autoren begrifflich nicht immer scharf zwischen "Syrern" und "Assyrern" trennten, siehe z. B. Herodot 7,63. Daher ist es durchaus möglich, dass, wenn ein antiker Autor von einem "syrischen König" schreibt, er einen assyrischen König meint. Aber bei Diodor halte ich das für unwahrscheinlich, da er die beiden Begriffe ansonsten sauber verwendet.

Übrigens schrieb Ktesias zu einer Zeit, als es noch gar keine Seleukiden gab, die Theorie, dass ein Seleukidenherrscher der Erbauer gewesen sei, ist also schon deshalb hinfällig.
 
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Wie stellt ihr euch das vor?
Künstlich aufgeschichtete, terassierte Lehmhügel, seitlich abgestützt und bepflanzt? Was ist daran hängend? Vielleicht hingen Pflanzen von den Terassenstufen herunter, wie von einem Balkon.

Ich stelle mir das als die Erfindung des Dachgartens vor. Dazu braucht es Erde auf dem Dach - und natürlich Bewässerung.
 
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