Hallo
Hindenburg hat sie unterzeichnet und somit gebilligt. Das hätte er durchaus nicht tun müssen, zumal ja bis heute nicht klar ist, wer für den Brand im Reichstag verantwortlich war, folglich konnte auch Hindenburg das seiner Zeit nicht wissen.
Wozu die Regierung Hitler diese Verordnung benutzen würde, musste ihm ebenfalls klar sein.
Grundsätzlich war Hindenburg einem Schlag gegen die politische Linke nicht abgeneigt und Grundsätzlich war das Konzept einer solchen Maßnahme auch nicht neu, sondern kursierte bereits unter den vorrangegangenen Präsidialregierungen.
Schau dir dazu mal Beitrag #7 in folgendem Thread:
Reichstagsbrand 1933
Als ergänzender Literaturhinweis wäre zu nennen:
"Noch in der Nacht wurden in Preußen aufgrund von umfangreichen Listen, die bereits unter den Regierungen Papen und Schleicher für den Fall eines kommunistischen Aufstandsversuches angelegt worden waren, tausende Funktionäre der KPD verhaftet, die übrigen Länder zogen bald nach."
Zitiert nach:
Longerich, Peter: Hitler, Biographie, Verlag Siedler , Kindle-Edition , Position 6551 (Erstauflage der Print-Version München, 2015).
(Er war ja zunächst nicht angetan von der Idee Hitler zum Reichskanzler zu ernennen)
Das ist allerdings etwas differenzierter zu sehen, weil in diesem Punkt bei der späteren Rezeption gerne Hindenburgs persönliche Interessen und sachliche Gründe miteinander vermischt werden.
Tatsache ist, Hitler und seine Partei waren zu dem Zeitpunkt, als sich die Frage zum ersten mal stellte eine extremistische Vereinigung ohne jegliche Regierungserfahrung, deren schnauzbärtiger Vorturner sogleich außerordentliche Vollmachten forderte.
Wenn Hindenburg sich demgegenüber zu Beginn sehr reserviert zeigte, hat es auch mit diesem Umstand zu tun, nicht lediglich mit einem persönlichen Misstrauen Hitler gegenüber, wie auch mit Hitlers Weigerung zunächst Abstriche zu machen und sich in einer anderen rechtsgerichteten Regierung zu beteiligen.
Kommt hinzu, dass zuvor ja Schleichers Versuch vermittels der Einbeziehung des Strasser-Flügels die NSDAP zu spalten noch nicht vom Tisch war.
Das war zunächst noch eine valide Option, die wenn sie erfolgreich verlaufen wäre Hitlers Position massiv geschwächt und ihn somit kontrollierbarer gemacht hätte.
Die Reichstagsbrandverordnung wäre in diesem Kontext eine erstaunliche Entwicklung gewesen, hätte das vormalige Ablehnen einer kanzlerschaft Hitlers vollständig auf persönlichem Misstrauen Hindenburgs gegen die Person Hitler und die von diesem angeführte Partei basiert.
Nimmt man allerdings an, dass dies nur zum Teil der Fall ist und es zu Teil mit den genannten sachlichen Gründen zu tun hatte, wird man davon ausgehen können, dass Hindenburg im verlauf der zweiten Jahreshälfte 1932, begünstigt sicherlich auch durch das Ausscheiden anderer Optionen, Sinne des Scheiterns Schleichers, in dieser Frage zu einer anderen Auffassung kam und dieser Sinneswandel sich bereits an Hitlers Ernennung zum Kanzler feststellen lässt.
Nimmt man dieses Erklärungsmodell an, ist die billigung der Reichstagsbrandverordnung durch Hindenburg sicherlich nicht so überraschend, wie sie auf den ersten Blick vielleicht scheint.
Siehe u.a.:
Pyta, Wolfram: Hindenburg, Berlin, 2007