Hatte der Widerstand in der NS-Zeit Aussicht auf Erfolg

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Es muß sich gefragt werden, ob der Widerstand zu Beginn des NS-Regimes, oder zumindest am Ende, überhaupt Aussicht auf Erfolg gehabt hatte. Angesichts der breiten Unterstützung der konservativen Schicht zu Beginn der NS-Diktatur war der Widerstand ziemlich schwer: zum Einen durch das Traumata, was im Ersten Weltkrieg dem Volk widerfuhr und nun aus dieser Lethargie gerissen wurde: Ende der Reparationszahlungen, Erlangung der Wehrhoheit, im Großen und Ganzen die Revision der nach dem Weltkrieg geschlossenen Verträge. Zum anderen die breite Unterstützung des Systems durch den normalen Bürger, der Widerständler denunzierte und somit einen Beitrag zum Erhalt des Systems leistete.
Als sich die militärischen Niederlagen häuften, war bereits schon zwei Jahre vor Kriegsende die bedingungslose Kapitulation beschlossene Sache durch die Großen Drei. Für Verhandlungen wurde dadurch der Grundsatz entzogen und somit auch für die Widerständler, nach der Beseitigung des NS-Systems wenigstens einen Teil der Annexionen bis vor dem Polenfeldzug von 1939 und insofern die Souveränität des Deutschen Nationalstaates zu retten.
 
Hm, bei den Gesichtspunkten, die Du anführst, wäre es interessant, was "Erfolg" für Dich heißt? Beseitigung Hitlers oder Ende des Krieges oder günstige Bedingungen für den Frieden?

Dabei aber würden solch kleine "Erfolge" wie das zeitweise Einstellen des Euthanasie-Programms nach kirchlichen Protesten unter den Tisch fallen.

Es ist richtig, dass die Forderung nach bedingungsloser Kapitulation den Widerstand gegen Hitler schwieriger machte. Aber: ein erfolgreiches Attentat (und ja, das hatte eigentlich Aussicht auf Erfolg) hätte den Krieg um ein oder zwei Jahre verkürzt und tausende von Menschenleben gerettet.

Und der letzte Satz gefällt mir gar nicht - denn ich denke nicht, dass es den Widerständlern um Sicherung irgendwelcher eroberten oder besetzten Gebiete ging - und auch ohne diese Gebiete gab es einen souveränen deutschen Staat.

Dass der Widerstand schwierig war bestreitet auch keiner - dennoch gab es ihn.
 
aussicht auf einen umfassenderen erfolg hatte sicherlich von den verschiedensten arten von widerstand nur der militärisch-politische - der schliesslich zum attentat des 20.7. führte, aber bereits lange vorher in planung war und grösstenteils an mehreren gescheiterten attentasversuchen scheiterte, denn ohne die unterstützung der wehrmacht hätte ein staatsstreich nicht durchgeführt werden können.

bei einer gelungenen beseitigung hitlers wären die aussichten auf einen gelungenen staatsstreich und eine damit verbundene frühere beendigung des krieges vermutlich gar nicht so schlecht gestanden.
 
Es ist ja auch so, dass der Kreisauer Kreis, Mitglieder des nationalkonservativen Widerstandes mehrere Gespräche mit den Alliierten fürhten. Um sich bei einem Staatsstreich Aussenpolitisch Abzusichern. Ein Beispiel ist da Carl Friedrich Goerdeler der von 1937 bis 1939 im Ausland tätig war und hier versuchte auf die Politik Deutschland aufmerksam zu machen. 1939 nimmt er mit Beck Kontakt auf, den er seit 1935 kennt, er arbeitet aktiv in der Gruppe um Ulrich von Hassell, die 1940 einen Staatstreich planen mit. Und zusammen mit Generalmajor Henning von Tresckow und Beck plannt er eine Regierung für nachdem Sturz des NS-Regimes. Goerdeler hatte immer Kontakt zum Ausland.
 
ein nicht zu unterschätzendes dilemma des widerstandes waren die vielen erfolge hitlers.

für den fall eines einmarsches in die tschechei 1938 stand schon ein überfallkommando aus jungen offizieren nationalkonservativer gesinnung bereit, um die reichskanzlei zu stürmen (darüber, was man mit hitler gemacht hätte, bestand in der gruppe keine einigkeit), woraufhin die wehrmacht eine übergangsmässige militärdiktatur hätte stützen/an die macht bringen sollen.
dann kam die münchner konferenz dazwischen - propagandistisch ein grosser erfolg. somit hätten viele kein verständnis und keine unterstützung für einen putsch aufgebracht.
dann mit beginn des krieges die anfänglichen siege an allen fronten - auch ´42 hätte wohl noch die unterstützung der massen gefehlt.

somit war ein handeln ohnehin erst halbwegs sicher, was den erfolg einer verschwörung anbelangte, als die wehrmacht sich auf dem rückzug befand.

dennoch befürchteten die verschwörer des 20.7. auch im falle eines gelingens ihres staatsstreichs als verräter angesehen zu werden. die einigkeit im volk und der glaube an hitler waren nach wie vor gross.
mit ein grund, warum der putsch als reaktion auf einen putschversuch und den führermord durch die waffen-SS dargestellt werden sollte.
 
Meister schrieb:
ein nicht zu unterschätzendes dilemma des widerstandes waren die vielen erfolge hitlers.


Nicht zuletzt aber auch der "Mythos Hitler" und dessen offen zelebrierte Hybris. Das grenzte (extrem gesagt) beinah an einen Unsterblichkeitsmythos....


@Meister: Weils interessiert.....Ich hätte gerne Quellen zu der "Tschechienfrage".....(das kannte ich bisher nicht)
 
zu finden bspw. in:

Mehringer, Hartmut. Widerstand und Emigration: Das NS-Regime und seine Gegner. München 1997.

ich hab´ das buch nicht mehr, kann dir daher keine seitenzahlen angeben, aber das inhaltsverzeichnis ist recht übersichtlich und das werk an sich relativ chronologisch aufgebaut.
 
Meister schrieb:
ein nicht zu unterschätzendes dilemma des widerstandes waren die vielen erfolge hitlers.

für den fall eines einmarsches in die tschechei 1938 stand schon ein überfallkommando aus jungen offizieren nationalkonservativer gesinnung bereit, um die reichskanzlei zu stürmen (darüber, was man mit hitler gemacht hätte, bestand in der gruppe keine einigkeit), woraufhin die wehrmacht eine übergangsmässige militärdiktatur hätte stützen/an die macht bringen sollen.
dann kam die münchner konferenz dazwischen - propagandistisch ein grosser erfolg. somit hätten viele kein verständnis und keine unterstützung für einen putsch aufgebracht.
dann mit beginn des krieges die anfänglichen siege an allen fronten - auch ´42 hätte wohl noch die unterstützung der massen gefehlt.

somit war ein handeln ohnehin erst halbwegs sicher, was den erfolg einer verschwörung anbelangte, als die wehrmacht sich auf dem rückzug befand.

dennoch befürchteten die verschwörer des 20.7. auch im falle eines gelingens ihres staatsstreichs als verräter angesehen zu werden. die einigkeit im volk und der glaube an hitler waren nach wie vor gross.
mit ein grund, warum der putsch als reaktion auf einen putschversuch und den führermord durch die waffen-SS dargestellt werden sollte.

Deshalb hatte ja auch Mommsen die These vom Widerstand ohne Volk aufgestellt.
 
auf die schnelle hab ich nur diesen link gefunden: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,2053930,00.html

meiner meinung nach wäre ein putsch 38 der "erfolgreichste" gewesen, aller wahrscheinlichkeit nach wäre der krieg in europa vermieden worden und natürlich auch die vernichtung von juden und anderen völkern. allerdings wäre der nationalsozialismus dadurch nicht verschwunden und wer weiß, ob sich nicht sogar so etwas wie ein bürgerkrieg hätte entwickeln können: regimetreue wehrmachtsteile und ss/sa-verbände gegen putschende wehrmachtseinheiten...

nach diesem versuch wären alle anderen aktionen zum scheitern verurteilt gewesen. hitler hätte einem attentat wie dem von elser zum opfer fallen können, das regime wäre geblieben.

der 20 juli hätte sicher zu einem früheren kriegsende geführt, aber ich glaube nicht, dass die alliierten sehr viel "gnade" gezeigt hätten. die forderung nach bedingungsloser kapitulation wäre erhalten geblieben, auch um stalin zu besänftigen. aber natürlich wären noch millionen von opfern allen seiten erspart geblieben, die letzen monate des krieges waren schliesslich die blutigsten.
 
Zuletzt bearbeitet:
collo schrieb:
nach diesem versuch wären alle anderen aktionen zum scheitern verurteilt gewesen. hitler hätte einem attentat wie dem von elser zum opfer fallen können, das regime wäre geblieben.

Haffner befürchtet gar, dass Hitler in dem Fall als "einer der größten Staatsmänner" in die deutsche Geschichte eingezogen wäre.....


collo schrieb:
der 20 juli hätte sicher zu einem früheren kriegsende geführt, aber ich glaube nicht, dass die alliierten sehr viel "gnade" gezeigt hätten. die forderung nach bedingungsloser kapitulation wäre erhalten geblieben, auch um stalin zu besänftigen. aber natürlich wären noch millionen von opfern allen seiten erspart geblieben, die letzen monate des krieges waren schliesslich die blutigsten.


Vermutlich wäre es bei einer bedingungslosen Kapitulation geblieben....allerdings wäre

a) das "Ansehen" wenigstens minimal berichtigt worden.

b) wären, wie du sehr richtig bemerkst, längst nicht so viele Menschen umgekommen (eine Großzahl der Soldaten und Zivilisten starb "erst" in den Jahren 44/45)
 
Den Widerstand sollte man nicht daran festmachen, ob er Erfolg haben würde oder nicht.
Wenn das Regime gegen die elementarsten Menschenrechte verstieß und man davon wußte, dann war Widerstand einfach Pflicht, egal ob dadurch ein besserer Frieden herauskam oder nicht.
Natürlich ist es heute einfach so etwas zu schreiben, Der Fehler war doch schon der, dass versucht wurde von allen Seiten mit dem Diktator Kopromisse zu schließen und man Hitler somit hoffähig machte.Die konservativen Kreise wollten ihn 1933 in ein konservatives System einbinden, was nicht gelang. Die Alliierten, egal ob West oder Ost schloßen Verträge mit ihm ab. Mir einem Verrückten kann man einfach nicht verhandeln. :(
 
Genau die Unvernünftigen muss man aus dem Diskurs ausschließen, denn ansonsten kommt kein idealer Diskurs zustande.
 
Lieber Easy Rider, schön, dass Du mir zustimmst. Mit Feinden der Demokratie und der Freiheit kann man einfach keine Kompromisse schließen. :(
 
Easy Rider schrieb:
Genau die Unvernünftigen muss man aus dem Diskurs ausschließen, denn ansonsten kommt kein idealer Diskurs zustande.

was ist ein "idealer" diskurs? wenn man durch sachliche argumente vom anderen konzept überzeugt werden kann, wenn alle zum schluss einer meinung sind??
 
collo schrieb:
was ist ein "idealer" diskurs? wenn man durch sachliche argumente vom anderen konzept überzeugt werden kann, wenn alle zum schluss einer meinung sind??

Also ich habe das als Satire aufgefasst.. :confused:
Wenn man die aus der Diskussion ausschließt, mit denen man nicht einer Meinung ist, sitzt man also einig beieinander und stimmt sich gegenseitig zu. Das ist dann eine ideale Diskussion? Ach nö...wie langweilig. ;)
 
collo schrieb:
nach diesem versuch wären alle anderen aktionen zum scheitern verurteilt gewesen. hitler hätte einem attentat wie dem von elser zum opfer fallen können, das regime wäre geblieben.


Eine etwas gewagte These. Leopold Bloom hat bereits darauf hingewiesen, dass der Hitler-Zentrismus ein wesentliches Merkmal der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war und dass die Popularität der NSDAP im Wesentlichen auf dem Personenkult um Hitler basierte.

Auch die außenpolitischen Erfolge (Münchener Konferenz, Remilitarisierung des Rheinlandes) wurden im Wesentlichen der Person Hitlers und seiner politischen Unbeirrbarkeit zugeschrieben.

Bei der - zugegeben stark hypothetischen- argumentativen Erschließung der vorangestellten These Collos erscheint mir die Erörterung des Rückhalts eines nationalsozialistischen Regimes ohne Hitlers als existentiell wichtig.

Da aus der Zeit nach 1933 leider keine ernstzunehmenden Umfragen existieren kann über diese Frage nur spekuliert werden. Ich würde jedoch die These aufstellen, dass der Rückhalt des nationalsozialistischen Regimes in erster Linie auf die Person Hitlers, die mit ihm verknüpften politischen Erfolge und die ebenfalls auf Hitlers Person fixierte Propaganda (vgl. "Die Marke Hitler") basierte. Der ideologische Rückhalt des Regimes war - betrachtet man vor allem die weitverbreitete ablehnende Haltung zum aggressiven Antisemitismus - nicht besonders stark ausgeprägt.

Die für unsere Problematik entscheidende Frage ist nun nicht, wie sich die Beziehung zwischen Volk und NSDAP darstellte und ob diese von ein positiven Grundstimmung geprägt war - hier kann man durchaus von einer (in ihren Ursprügen nicht vollends zu erschließenden) ausgeprägten Unterstützung des Regimes durch die Bevölkerung sprechen. Zentral ist hier die strukturelle Verankerung dieser Unterstützung und ihre Stabilität bei Abstinenz des nationalen Erfolges bzw. ihres Repräsentanten, Hitler.

M. E. wäre ein Einstehen für das Regime im Falle des Todes seines höchsten Repräsentanten kaum zu erwarten gewesen. Die Unterstützung der Bevölkerung war zu labil, als dass sie im Falle eines militärischen Putsches und eines erfolgreichen Attentats auf die nationale Identifikationsfigur, die Basis einer breiten Front für den Nationalsozialismus und gegen die "nationalen Verräter" hätte sein können.

Der Widerstand "scheiterte" nicht an der Unmöglichkeit des Widerstandes nach 1938, sondern an spezifischen Defiziten, die nicht pauschal für alle Widerstandsaktionen zu benennen sind, die jedoch in ihrer Gesamtheit auf spezifische Grunddefizite des national-militärischen Widerstand hinweisen.

Neben vielen anderen ist hier vor allem das ausgeprägte Vaterlandsbewusstsein zu nennen, das wichtigen Exponenten des nationalen Widerstandes in schwerwiegende Gewissenskonflikte stürzte und die Entscheidung für oder gegen den Widerstand zu einer nahezu unlösbaren Entscheidung werden ließ. Ihr miltärischer Eid band die militärischen Führer -trotz moralischer Hemmungen- fest an die politische Führung;das Bewusstsein die Expansion deutscher Militärmacht und den nationalen Wiederaufstiegs Deutschland (auf den v. a. das Militär nach 1918 hingearbeitet hatte) zu gefährden ließ für viele Militärs den Widerstand als unvereinbar mit ihren individuellen Interessen erscheinen und blockierte über Jahre hinweg ihren Willen zum Widerstand.

Natürlich war auch das Überleben Hitlers am 20. Juli `44 ein zentrales Defizit der an diesem Tag kumulierenden Widerstandsbestrebungen. Die Nachricht vom Überleben Hitlers verstärkte noch dessen Personenkult und ermöglichte eine weitere Verankerung des Nationalsozialistischen Gedankenguts in der Bevölkerung, die sicherlich einen Anteil beim fanatisch geführten totalen Krieg besaß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deinen Ausfürhungen kann ich nur zustimmen.

Es war ja auch so, dass vor allem die nationalkonservative Elite ein stark geprägtes Nationengefühl besass. Und nachdem Hitler an der Macht war, dieses Deutschland ihre Nation war und ein Ablehnen Hitlers bedeutete auch ein Ausscheiden aus der eigenen Nation. Es war ja nicht so wie z.B. in Frankreich wo es eine Exil-Regierung gab und man sich mit dieser Identifizieren konnte. Das zu erkennen brauchte eine lange Zeit bei den Nationalkonservativen die vor wiegend mit diesem Nationengefühl aufgewachsen waren.

Es gab aber genügend Ideen und Versuche Hitler zu entmachten, sei es in der frühen Vorkriegsphase, ihn zu verhaften oder später ihn zu töten.

Ich habe in einem anderen Thread mal eine Zeitliste reingestellt über den Militärischen Widerstand: http://212.227.62.226/geschichtsforum/showpost.php?p=69147&postcount=10
 
Zurück zu Ausgangsfrage...

Wie bereits andere Beiträge verdeutlichen, ist der Erfolg des Widerstands stark von der subjektiven Erwartungshaltung an diesen abhängig und entzieht sich in Bezug auf seine Wertigkeit weitesgehend objektiven Kriterien.

Ich möchte nur einen weiteren Aspekt anfügen.
Besitzt der Widerstand gegen den Nationalsozialismus (hierbei ist die Form des Widerstands eher sekundär) nicht auch -zumindest auf ideeler Ebene- für unsere Demokratie eine konstituierende Wirkung?
Unsere Republik gründet auf den Werten, für die der Widerstand eintrat und deren Pervertierung im Nationalsozialismus er bekämpfte: Freiheit, Menschenwürde und Demokratie.
Selbst in einer derart dunklen und von menschenunwürdigen Verhältnissen geprägten Zeit wie dem Nationalsozialismus gab es Idealisten, die für Werte eintraten, die sich als Basiselemente unseres Rechtstaates bewährt haben und für deren Erhalt wir bei der Auseinandersetzung mit der NPD kämpfen.
Der 20. Juli 1944 bietet nicht nur politische Lehren, sondern stellt einen menschlichen und moralischen Wegweiser dar, dessen Vermächtnis es -bei aller Kritikwürdigkeit der Vergangenheit und Ziele seiner Urheber- zu bewahren gilt.
Auch anderen Staaten bewies der 20. Juli 1944 (aber auch nahezu jede andere Form des Widerstands), dass neben dem Hitler-Deutschland ein anders Deutschland existiert, dass Freiheit und friedliche Koexistenz mit anderen Staaten anstrebt.

Häufig sind Klagen darüber zu hören, dass die deutsche Geschichte Patriotismus und einen gesunden Nationalstolz verbietet. Kaum jemand beachtet, dass der Widerstand in Form mannigfaltiger Ereignisse und Bewegungen eine Quelle darstellen aus der sich Patriotismus und demokratischer Idealismus schöpfen lassen.
Auch vom Kreisauer Kreis zur Europäischen Union lassen sich zwar keine reell-politischen, aber ideel-theoretischen Verbindungen ziehen, die in die Zukunft wiesen und dem Widerstand eine moderne Dimension verleihen. (Noch heute arbeiten wir an der Vollendung Europas und der Weiterführung europäischer Integration)

Allein aufgrund dieser -zugegebnermaßen stark theoretischen- Wertigkeit des Widerstandes, verbietet es sich von einem Misserfolg zu sprechen. Der Erfolg des Widerstand lag nicht in einem reelen politischen Durchbruch, sondern in der Durchsetzung seiner Ideale in der Nachkriegszeit. Die Attentäter des 20. Juli starben nicht nur für ihre eigene Zukunft, sondern vor allem für die Zukunft ihrer Kinder und Kindeskinder.

Gruß,
Christoph
 
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Vielleicht müsste man mal über die verschiedenen Formen von Widerstand sprechen. So wird vor allem vom Militärischen Widerstand gesprochen, weil dieser mit dem Attentat am 20. Juli 44 endete. Dies hat vor allem damit zu tun, dass man dieses Attentat isoliert anschaute und daraus ein "anders" Deutschland schaffen wollte. Dies war für die Aussenpolitik nach Hitler wichtig.
So hat man in Westdeutschland nur sehr selten über die Rote Kapelle gesprochen oder geschrieben, weil sie dem Kommunistischen Widerstand zu gesprochen wurde. Auch die Forschung war hier dem Kalten Krieg ausgesetzt.

Heute werden alle Formen des Widerstandes erfasst.

Bevor man über Erfolg oder Misserfolg sprechen kann, sollte man darüber Diskutieren wer hat denn Widerstand geleistet? Welche Personen? Oder welche Gruppierungen?
 
ursi schrieb:
...Bevor man über Erfolg oder Misserfolg sprechen kann, sollte man darüber diskutieren wer hat denn Widerstand geleistet? Welche Personen? Oder welche Gruppierungen?
Diese Auffassung teile ich völlig. Zu wissen, dass in allen nennenswerten Teilen der Bevölkerung Widerstand gegen die Nazis geleitstet worden ist, ist alleine schon ein Erfolg.

Der Rheinschiffer, der Flugblätter aus Holland eingeschmuggelt hat, der Arbeiter, der sie vom Förderturm per "Luftpost" verteilt hat, der Bäcker, der sie in der Brotfabrik Germania in Duisburg ins Brot eingebacken hat, der Student, der Handzettel mit Infos über Stalingrad in Telefonzellen verteilt hat und die Hausfrau, die die BBC oder Radio Moskau abgehört hat, der Gewerkschafter, der einen Judenjungen in der Kleiderkammer eines KZ versteckt hat - diese Leute dürfen nicht vergessen werden, ebensowenig wie der Soldat, der übergelaufen ist und der Schriftsteller, der in Spanien gegen Franco gekämpft hat; diese Leute darf man nicht vergessen.
Das liest sich vielleicht etwas pathetisch, aber ohne Emphase kann man diese Frage m.E. nicht diskutieren.

Diskutiert werden muss aber auch, warum es Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten und Gewerkschafter (und-innen) 1932/3 nicht geschafft haben, die Nazis zu verhindern. Das war nicht naturgesetzmäßig so. Und es muss diskutiert werden, was daraus für heute für Schlüsse zu ziehen sind!

Konstitutiv für die BRD war übrigens der Widerstand z.B. ganz konkret in der Formulierung des Art. 20.4 des GG (=Widerstandsrecht).
 
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