Sogar mit Leichtigkeit. Denn der offenbar mit Amphetamin bis Oberkante Hypothalamus abgefüllte Guderian befand sich so weit vorne, dass man beim besten Willen nicht mehr von einer auseinander gezogenen Nachschublinie sprechen konnte. Da gab es seine Panzerspitze und dahinter durch halb Frankreich nichts mehr. Darum war es je nachdem ein psychologischer Sieg oder Ergebnis schlampiger französisch-britischer Nachrichtendienste.
Es war weder das Eine noch das Andere, sondern letztendlich war im Besonderen das französische Oberkommando nicht in der Lage die Vorteile einer einigermaßen eigenständig und konzentriert eingesetzte Panzerwaffe gegenüber einer Rolle als Infanterieunterstützungswaffe zu erkennen und, auf dieser Folie das deutsche Vorgenen zu analysieren und rechtzeitig zu reagieren.
Das hat weder etwas mit Psychologie zu tun, sondern viel mehr damit, dass entsprechend der falschen Grundannahmen überhaupt nicht das Material am Platz war die Panzerspitzen sinnvoll zu bekämpfen,
An mangelnder Feindaufklärung lag es auch nicht, die Luftbilder, die die Lichterketten in den Ardennen zeigten, gab es ja. Das die Generalität das nicht hinreichend ernst nahm und dass nicht weitere Untersuchungen im größeren Stil rechtzeitig angeordnet wurden, ist nun nicht die Schuld der entsprechenden Aufklärungsabteilungen.
Für seine Einkesselung hätten möglicherweise die Kräfte ausgereicht, die sich in Dünkirchen auf die Einschiffung vorbereiteten. Aber offenkundig wusste man nichts davon. Man ging von einer durchgehenden Nachschublinie aus, weil alles Andere zu verrückt gewesen wäre. Das war es auch und darum wurde Guderian trotz dieses fulminanten Erfolges nicht geehrt und befördert, sondern durch ein rasendes OKW auf der Stelle in eine Truppenschule "zwischenpensioniert". Mit dem Vorwurf, durch ihn hätte man um ein Haar den Panzerbestand des 3. Reiches verloren. Das ist alles historisch evident.
Nein, dass bei Dünkirchen stehende Kräfte hingereicht hätten um die deutschen Panzerspitzen einzukesseln, abzuschneiden und auszuschalten, ist reine Mutmaßung deinerseits.
Nehmen wir mal an, dass diese Mutmaßung fehlgeht und diese Kräfte nicht ausgereicht hätten, man es aber trotzdem versucht hätte, wäre das Ergebnis der vollständige Verlust der BEF gewesen, weil damit potentielle Ausschiffungshäfen dann überannt hätten wärden können, weil ungeschützt.
Mal abgesehen davon, dass eine Panzertruppe immer recht gute Chancen hat aus einem Kessel auszubrechen (und wenn rückwärts).
Woher nun die Annahme kommte, dass die Einkesselung und das Aufreiben der Panzer möglich gewesen wären, bevor deutscherseits die nicht motorisierten Formationen rückwärtig hätten auftauchen und den potentiellen Kessel von Osten her wieder hätten sprengen können, belegst du auch nicht.
Da ist nichts, aber auch wirklich nichts evidentes drann, das ist rein spekulativ.
Natürlich ging Guderian bei seinem Vorgehen größeres Risiko, aber man muss weder so tun, als wäre das vollkommen irrational gewesen, noch als wäre der Verlust der gesamten Panzerwaffe die einzig mögliche, logische Konsequenz gewesen, wenn man von interalliierter Seite hier anders gehandelt hätte.
Da sind wesentlichere Fehler wirklich bei der Dislozierung und der Mangelnden Aufstellung von Reserven zwecks Deckung des Hauptheeres gegen Osten gemacht worden, die im wesentlichen beruhten auf:
1. Falsche Interpreatition des deutschen Umgangs mit der Panzerwaffe.
2. Unterschätzen der deutschen logistischen Fähigkeiten, große Verbände schnell durch die Ardennen zu manövrieren.
3. Überschätzen des Magino-Linie
4. Sträfliche Ignoranz der eigenen Luftaufklärung
Und dazu kam dann noch die Schwierigkeit nicht zu wissen, von italienischer oder spanischer Seite Agressionen folgen würden. Hätte man gewusst, dass seitens Italiens zunächst nichts passierte und die in Richtung der Seealpen und der Pyrenäen dislozierten Truppen anders verwenden können und noch mal mehr Potential für eine entsprechende strategische Reserve gehabt.
In dem Zusammenhang steht auch der "Haltebefehl" vor Dünkirchen. Der ja unlogisch gewesen wäre, ohne diese realistische Befürchtung. Die dachten eben nicht daran, die Briten am Strand zu vernichten, sondern fürchteten um ihren vereinsamten Panzerbestand. Also eigentlich ein interessanter Irrtum beider Seiten. Hätten die Franzosen sich die Mühe gemacht, Guderians Hinterland auszuloten wäre der Krieg möglicherweise dort zu Ende gekommen. Bin kein Experte aber sieht so aus als hätten die Briten schneller Kräfte hinüber gebracht, als Hitler das Nirvana zwischen G und seinem Nachschub hätte schließen können.
Der Haltebefehl von Dünkirchen
war jeder militärischen Logik folgend völliger Unsinn, denn er wurde ja auch noch aufrecht erhalten, als keine Gefahr mehr bestand dass die deutschen Spitzen abgeschnitten würden. Wenn das streng militärischer Logik gefolgt wäre und Hitler nicht davon ausging, dass die Luftwaffe das alleine würde hingebkommen, war das Durchziehen des Haltebefehls über diesen Zeitraum militärisch unlogisch und es wesentlich sinnvoller gewesen, unter entsprechender Bedeckung wenigstens die Artillerie direkt an die Küstenlinie zu ziehen um den Hafen jederzeit unter effektives Sperrfeuer nehmen zu können und die interalliierten Truppen da auszuhungern oder eben direkt gegen die Stadt vorzugehen und zu versuchen diesen Haltepunkt zu überrennen.
Denn die Wehrmacht bestand aus einer hochtechnologischen Blitzkrieg-Spitze aber der "Corpus" war damals schon hinten nach. Das war eine sehr klassische Armee, die wie zu Zeiten Napoleons von Pferdekraft und Fußmärschen abhing. Der Karabiner 98k, eine hervorragende Waffe, hat trotz seiner Neuerungen dem Stand von 1898 entsprochen. Mit 15schüssiger Kadenz/Min, und 5 Patronen im Magazin. Das gerühmte MG34 (da krieg ich gleich eine am Deckel...) war schon längst nicht mehr state of the art und das "Panzeranklopfgerät" PaK 36 sowieso. Ja, dann wurde nachgerüstet aber im Westfeldzug war noch keine Rede von MG42 und 8,8 in der Panzerbekämpfung. Und auch die Nachrüstungen kamen schon zu spät für den gesamten Kriegsverlauf. Im Grunde ist das alles leicht erklärbar. Denn vergessen wir nicht, Deutschland lag in den 30ern wirtschaftlich völlig am Boden und die "Ostmark" von der man sich Aufschwung erhoffte, noch mehr. Also woher nehmen....zudem war der Kriegsbeginn noch von dem Material dominiert, dass die alliierten Kontrollmächte bewusst schwach hielten. Kadenz unter 1000/Min, das waren ja alles Vorgaben der Inspektoren. Darum hätte man 1934 kein MG42 bauen können. Und so zog man recht pfiffig in den Westfeldzug und hatte Glück.
Das der größte Teil der Wehrmacht nicht motorisiert war und man nicht über das Material der späteren Jahre verfügte, ist hinlänglich bekannt.
Aber das ging den interalliierten Armeen ja auch nicht anders. Auch die brauchten entsprechned lange, um den Großteil ihrer Truppen effektiv verlegen zu können, auch die hatten Nachrichtendienste, die weitgehend noch in den Kinderschuhen steckten, auch die hatten Nachschub an Ort und Stelle zu bringen etc. etc.
Und deswegen begreife ich nicht so ganz, warum auf diesen technischen Schwierigkeiten auf der deutschen Seite herumgeritten wird, diese Frage für die französische und britische Seite aber nicht aufgeworfen wird.
Dann wird davon phantasiert mit für Garnisonszwecke ausgerüstete Truppen mehrere Panzerdivisionen einzukesseln und aufzureiben und daraus werden Vorwürfe konstruiert etc. etc. während der offensichtlichste und gravierendste Fehler von französischer Seite, das Vorgehen des Hauptheeres nach Belgien ohne eine entsprechende Resveve zurück zu halten, bevor der deutsche Angriffsschwerpunkt durch entsprechenden Feindkontakt evident wurde, wird dabei außer Acht gelassen.
Das ist mir ein bisschen zu spekulativ.