Sandkastenspiele
In der Klio blätterte ich vor mich hin und nichts zu suchen war mein Sinn (frei nach Goethe), zumindest nichts für's Forum Relevantes. Ich stieß dabei aber auf den Aufsatz Germanische 'Gefolgschaften' und Germanicus-Horizont: Zur Aussagekraft des Leichenfundes im Halterner Töpferofen Nr. 10. ....
[FONT="]Das ist eine interessante Übersicht in dem Beitrag. Es spricht also offensichtlich nichts dagegen, dass in Haltern Männer getötet worden sind, die vom Schwarzwald oder Böhmen her gekommen sind. Das passt wirklich gut zum germanischen Gefolgschaftswesen und macht daher Sinn. Im Übrigen waren germanische Gefolgschaftskrieger in gewissem Sinne „Berufssoldaten“, da sie ihrem Fürsten ständig zur Verfügung standen. Ein abenteuerlustiger Krieger aus Böhmen, der in die Gefolgschaft eines bruttischen Adeligen aufgenommen worden war musste also nicht „extra zur Varusschlacht“ schnell mal an den Rhein durch das okkupierte Germanien anreisen. Ein solcher Mann dürfte sich bereits seit einiger Zeit bei seinem Fürsten aufhalten, bevor der Krieg ausbrach. Gefolgschaften waren im Vergleich zu „Stammesaufgeboten“ relativ klein und gewiss in der Lage auch schnellere Märsche durchzuführen – bei Bedarf wohl auch „versteckt“ zu marschieren… [/FONT]
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[FONT="]Berke’s Zitat würde ich in diesem Zusammenhang trotzdem nicht als völlig entkräftet ansehen: Er spricht ja eindeutig von Stammesaufgeboten und nicht von Gefolgschaften, denen er nicht zutraut, bis zu 200 km unbemerkt zum Ort der Schlacht gegen die Okkupationsarmee marschieren zu können.
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[FONT="]Mir drängen sich dadurch aber mehr Fragen als überzeugende Antworten auf:[/FONT]
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[FONT="]Ich bin kein Gegner der Kalkriese-Verortung und kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass die Römer ein starkes Überwachungssystem bereits etabliert hatten um solche Aufmärsche sicher rechtzeitig entdecken zu können. [/FONT]
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[FONT="]Nun fiel mir wieder ein in den Berichten gelesen zu haben, dass Varus sich habe dazu verleiten lassen, vielen Stämmen kleinere Gruppen seiner Soldaten geschickt zu haben, um auf die vorgebrachten (vorgeschobenen) Nöte der Stämme einzugehen. Es wird ihm dabei der Vorwurf gemacht (Suggeriert?), damit sein Heer unnötig geschwächt zu haben. Falls tatsächlich die Verschwörer derartiges angeregt haben sollten, hätten sie sich damit denn nicht einen unbemerkten Anmarsch der Aufgebote zum späteren Kampfort erschwert?! Dass mögliche Meldungen dieser Abordnungen generell immer abgefangen hätten werden können, klingt für mich wenig glaubwürdig. Dann wäre auch die Gefahr erheblich gestiegen, die Römer vorzeitig zu misstrauisch zu machen, weil Berichte oder rückkehrende Legionäre ausgeblieben wären. Weiter berichten aber die antiken Quellen, dass diese vereinzelten Römer durch die Germanen scheinbar ziemlich gleichzeitig niedergemacht worden seien (Nach Beginn der Kämpfe oder als deren Einleitung?). All das suggeriert einen Grad von präziser Organisation auf Seiten der Aufständischen, die kaum regulären Armeen vor Erfindung schneller Nachrichtenübermittlung der Neuzeit zuzutrauen ist. Irgendwie fehlt mir da ein Puzzleteil…[/FONT]
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[FONT="]Sollte man es so verstehen, dass entweder zu Beginn der Schlacht nur Gefolgschaften der Adeligen gemeinsam mit wenigen, regionalen Aufgeboten (?) gegen die Römer vorgingen? Dann hätte es auch keine „sperrigen Stammesaufgebote“ zu entdecken gegeben.[/FONT]
[FONT="]Oder sollte man besser annehmen, dass die Abordnungen der Römer eher in vom Schauplatz entfernt liegende Gebiete gelockt worden sind, wo sie dann nach Ausbruch des Aufstandes schon von einem entschlossenen Mob hätten niedergemacht werden können? [/FONT]
[FONT="]Bei beiden Annahmen hätten die von antiken Autoren gescholtenen Abordnungen der Römer nicht als zusätzliches „Überwachungsinstrument“ gegen den frühen Aufmarsch der Verschwörer wirken können. Falls der Beginn der Varusschlacht auf germanischer Seite fast nur von Gefolgschaften getragen worden wäre, hätte den abgeordneten Römern dies eigentlich ebenfalls auffallen müssen. Ich gehe dabei davon aus, dass solche Detachements gewiss im Umkreis der bedeutenderen germanischen Personen zu erwarten wären.
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[FONT="]Diese Überlegungen drängten sich mir auf, obwohl in der Überlieferung den Germanen besonders hinterlistiges Vorgehen attestiert worden ist. Die Anführer der Aufständischen hätten ihre Truppen (Gefolgschaften?) unter dem Vorwand versammelt und in Marsch gesetzt, diese der römischen Armee als Hilfstruppen zuführen zu wollen. Dann freilich brauchten sie weder Überwachungssysteme, noch verstreute Detachements, noch das eigentliche römische Heer zu fürchten, bevor die Kämpfe nicht begonnen hätten. Falls die angeblich als Hilfstruppen für die Römer versammelten Männer, aus brauchbaren Teilen des Stammesaufgebots bestanden hätten (als Ergänzung für die von mir ins Spiel gebrachten Gefolgschaften, die sich bereits vor Ort befunden hätten…), wäre die Täuschung der Römer perfekt gewesen….
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[FONT="]…Wie gesagt sind das alles nur Sandkastenspiele meinerseits…[/FONT]