Hemmingen-Wilkenburg: Mal wieder ein neues Römerlager entdeckt...

Ob das Marschlager von Wilkenburg in die Jahre 4-5 datiert, ist bislang reine Vermutung. Grundlage für die zeitliche Einordnung ist die Datierung der Schlußmünze, bei der es sich um einen Denar vom Typ Caius-Lucius handelt. In den meisten Handbüchern wird diese Prägung in die Jahre 2 v.Chr. bis 4 gelegt.

Ihrem Aufsatz entnehme ich, dass insgesamt 62 Münzen im RL Wilkenburg gefunden wurden?
 
Es sind heute wohl schon etwas mehr. Die Publikation wird von Friedhelm Wulf und Frank Berger vorbereitet.
 
Hallo,

hier geht es zum Link über die Kleingeldversorgung in Gallien und Germanien:

Die Kleingeldversorgung augusteischer Zeit in Gallien und Germanien - Überlegungen zu den Kleinerzen aus dem römischen Marschlager von Wilkenburg

Allerdings hat U. Werz das Kleinerz aus dem Jahr 1999 vom Typ Scheers 217 class. II bzw. dlT 8868 aus Altenzaun/Elbe in seiner Arbeit bzw. Kartierung nicht mit berücksichtigt (FMRD Abteilung X Sachsen-Anhalt, S. 78 Nr. 1094) oder berücksichtigen wollen. Mittlerweile gibt es von dort 7 Kleinerze, nebst halbierten augusteischen Assen, Dupondien etc... Desweiteren fehlt mir in der Arbeit der entscheidende Hinweis zur Matrize der AVAVCIA-Prägungen auf dem Kops Plateau. Siehe dazu S.13 von Roymans/Aarts:

Een nederzetting uit de Romeinse tijd te Tiel-Bedrijvenpark: Medel-Rotonde (vindplaats 6)

Der sogenannte "Typ III" ist ein spätlaténezeitliches Kleinerz vom Typ DT 523 und wurde bisher rechtsrheinisch noch gar nicht gefunden. Es ist der älteste Typ und kein Tungrer(!), sondern ein Ambianer, welcher sogar mehrfach in Südengland vorkommt (Spätlaténe mit anderen archäologischen Funden). Dessen Nachfolger könnte die Prägung vom Typ DT 522 sein, welche man u.a. im Heiligtum von Chilly auffand (siehe Anhang). In England kommen die DT 522 nicht vor bzw. konnte ich noch keine ausfindig machen. Es gibt nicht nur 3, sondern 7 verschiedene Kleinerztypen (siehe dazu auch die Abbildungen aus Anreppen - P. Ilisch). Ich selbst besitze 2 Kleinerze vom Typ DT 523 und 217 class. II (siehe Anhang). Vom Typ Scheers 217 class. II gibt es sogar bleihaltige Prägungen aus einem Hortfund in Haltern (P. Ilisch). Diese können sogar im Gewicht etwas leichter sein, wie ein Stück aus Altenzaun/Elbe zeigt (ca. 1,8 Gramm ! - unveröffentlicht Archiv LDA Halle).

Bei Vegetius steht, dass die Socii kein Geld erhielten. Ob das in älterer Zeit ebenfalls so war, kann nur vermutet werden. Jedoch liegt der Verdacht sehr nahe, dass die Bundesgenossen (nicht die Söldner) ihr Geld selbst herstellten, um sich mit ihren römischen Kameraden austauschen zu können. Das Fragment vom Kops Plateau könnte in so einem Zusammenhang stehen.

Grüße
 

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Am Anfang kurz die Abkürzungen:

DLT = de la Tour, Henri: Atlas des monnaies gauloises, Paris 1892.

Scheers = Scheers, Simone: Traité de Numismatique Céltique II. La Gaule Belgique, Paris 1977.

FMRD = Fundmünzen römisches Deutschland

FMRNl = Fundmünzen römische Niederlande


Lieber Hermanudure

danke für den Hinweis auf das Stück aus Altenzaun (FMRD X, 1094,1), aber ich habe nur das Material von ausgewählten Fundorten kartiert und nicht alle Einzelfunde eines bestimmten Münztyp. Insofern habe ich nichts vergessen oder unberücksichtigt gelassen.

Der explizite Hinweis auf die Form vom Kops Plateau erübrigt sich, da sie aus sich selbst heraus m.E. nicht mit der Herstellung der Aduatuci verbunden werden kann. Der Umstand, dass die Vertiefungen der Tüpfelplatte zu den Münzen, die wir als „Aduatuki“ bezeichnen, passen könnten, lies vermuten, dass sie vielleicht zur Herstellung der Schrötlinge dieses Münztypus benützt wurde. In FMRNL S. 37 ist von Harry van Enckevort und Ineke Joosten zu lesen: „Anfang der neunziger Jahre wurde während eines Spaziergangs am Kops Plateau vom Amateurarchäologen Gerrit Bothof (Leusden) ein Randbruchstück einer Tonplatte (Abb. 9) mit muldenförmigen Vertiefungen gefunden. In Anbetracht des Durchmessers der Löcher (16 mm.) kann diese Formplatte wohl nur als Gussmodel für Schrötlinge von keltischen Münzen verwendet worden sein. In der näheren Umgebung der Fundstelle am südöstlichen Rand des Ausgrabungsgeländes sind keine weiteren Hinweise darauf gefunden worden, dass in dieser Gegend eine Bronzewerkstätte zu lokalisieren wäre. Wegen des charakteristischen Brandes dieser Tüpfelplatte glauben wir, dass diese nicht vor Ort hergestellt worden ist, sondern dass es sich um ein Importstück handelt. Vermutlich ist die Platte im Gepäck eines Bronzegießers der Hilfstruppen auf das Kops Plateau gelangt.“

Tüpfelplatten können wohl auch verwendet werden, um Legierungen herzustellen. Diese so hergestellten und dadurch normierten „Barren“ sind dann Ausgangspunkt für die Herstellung etwa von Fibeln etc. Vgl. Egger, Michael: "Keltische Münzfunde aus Manching III", in: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 34 (1984), S. 135-161. (http://www.bngev.de/wp-content/uploads/2013/07/1984-Band-XXXIV.pdf); Hanoue, Roger: "Les plaques à alvéoles de Bavay et d'ailleurs : moules à flans monétaires ou creusets-lingotières d'orfèvre ? ", in: Revue du Nord 82 (2000), S. 9-12. (https://www.persee.fr/docAsPDF/rnord_0035-2624_2000_num_82_338_3041.pdf)

Selbst wenn die Tüpfelplatte unzweideutig mit der Münzherstellung zu verbinden ist, so würde es sich um eine sogenannte Wanderwerkstatt handelt. Mir geht es ja nicht um die Zuweisung der Prägungen an einen bestimmten Stamm oder einer ethnischen Gruppierung, sondern um das Umlaufgebiet dieser Münzen.


Das mit dem Typus III (Scheers 217 III) ist so eine Sache. Was die Funde betrifft, so finden sich etwa in Anreppen, welches rechtsrheinisch liegt, 8 (acht) Stücke. Letztendlich sind die Zuweisungen an die Serien Scheers I, II und III meist nichts weiter als Konvention.


Gruss

Uli Werz
 
Hallo,

@UliWerz

die Umstände der auf dem Kops Plateau aufgefundenen Tüpfelplatte sind mir bekannt (Korrespondenz mit Joris Aarts vor Jahren). Aus welchem Grund sollte es sich um eine Wanderwerkstatt handeln? Es spricht nichts dafür. Und nochmal, Typ III ist nicht DT 523. Typ III Pferd nach rechts (Abb. 22) und DT 523 (Abb. 25). Es gibt aber noch eine unbekannte Variante, welche weder bei Simone Scheers, noch bei Joris Aarts abgebildet ist (siehe Anhang ein Foto von CGB). Die Pferdeprotomen sind zu einem Kreuz verkümmert und unterhalb des Pferdes befindet sich ein übergroßer Kringel.

Grüße
 

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